Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Hannover 96 0:4

Warum es trotzdem gut war

Warum es trotzdem gut war


Mit 0:4 kommen die Roten Teufel gegen Aufstiegsfavorit Hannover unter die Räder. Und trotzdem verlassen die FCK-Fans nicht mit einem durchweg schlechten Gefühl den Betzenberg.

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Kaiserslautern, Freitagabend, 18:00 Uhr. Bis zum Saisonauftaktspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Hannover 96 sind es noch zweieinhalb Stunden. Und der Betze brodelt! Schon jetzt pilgern erste Menschenmassen zum Fritz-Walter-Stadion hinauf, an den Kassenhäuschen herrscht längst Hochbetrieb, und auch die Innenstadt am Fuße des Betzenbergs ist rot-weiß gefärbt. Es kann wieder losgehen!

Nach den Ernüchterungen der vergangenen Saison(s) haben die FCK-Fans wieder Mut gefasst. Am Hauptbahnhof sammeln sie sich zu Hunderten und machen sich zwei Stunden vor dem Anpfiff unter dem Motto „Ewig Vereint“ auf den Weg hinauf. Auf halber Strecke wird kurz angehalten und der Mannschaftsbus empfangen, den Spielern Mut zugesprochen für das Spiel gegen den Absteiger und Topfavoriten.

Oben angekommen das gleiche Bild: Rot hier, rot da, rot überall. Einen solchen Andrang hat der Betze schon seit über einem Jahr nicht mehr gesehen. 40.021 Zuschauer werden später durchgesagt, die erhoffte Marke wurde geknackt. Zum Einlaufen der Mannschaften gibt es – nach der mit einem gellenden Pfeifkonzert bedachten Eröffnungszeremonie der DFL – in der Westkurve eine große Choreographie: „Wir leben für unseren Verein“, steht auf großen Lettern geschrieben. Welches Motto könnte für diesen Tag besser passen? Auf der riesigen Blockfahne vor rot-weißem Hintergrund stehen drei Personen einträchtig nebeneinander und erst beim zweiten Block fällt auf, dass es sich um drei Stilrichtungen aus der Fankurve handelt, nämlich Ultra, Supporter und Kutte. Auch dies könnte symbolhaft stehen für das gelebte Motto der FCK-Familie an diesem Tage: Wir sind alle Betze-Fans. Zusammen Lautern!

Und dann geht es los. Der mit Spannung erwartete Saisonauftakt mit neuem Trainer, neuer Mannschaft und gefühlt mit einer neuen Zeitrechnung. Die Roten Teufel legen los wie die Feuerwehr und vor allem Osayamen Osawe weiß das Publikum zu begeistern. In der 6. Minute legt der Neuzugang aus Halle den Ball quer auf Marcel Gaus, dieser bewahrt die Nerven und knallt das Leder an Hannover-Torwart Philipp Tschauner vorbei in die Maschen und lässt den Betze explodieren – nicht! Gaus scheitert mit dieser „Hundertprozentigen“ an Tschauner, es steht weiter 0:0. Die FCK-Fans sind trotzdem schon jetzt angetan, man spürt förmlich die Aufbruchstimmung und der Betze geht langsam in Richtung seiner alten Lautstärke. Selbst auf der Nord- und auf der Südtribüne stehen die Fans schon nach wenigen Minuten auf ihren Sitzen.

Das Team von Tayfun Korkut hat den deutlich stärker eingeschätzten Absteiger in der ersten Viertelstunde voll im Griff und probiert es ein ums andere Mal nach vorne. Doch dann verliert Christoph Moritz den Ball in der gegnerischen Hälfte, die neuformierte FCK-Defensive lässt sich von den 96ern überlaufen, Naser Aliji fälscht eine Hereingabe leicht ab und plötzlich steht Phillipp Mwene mitten im eigenen Strafraum alleine gegen zwei Gegenspieler. Hannovers Artur Sobiech lässt clever durch und Sebastian Maier erzielt das 0:1 aus Sicht des FCK (16.). Und von dem forschen Beginn des FCK ist nun von Minute zu Minute weniger zu sehen.

75 Minuten später sind die Roten Teufel mit 0:4 unter die Räder gekommen. Klar, es war Hannover, der Aufstiegsfavorit mit doppelt so hohem Etat wie der FCK. Trotzdem ist das zweifellos eine große Ernüchterung nach der Euphorie im Vorfeld – und ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl, dass die Mannschaft noch dringend Verstärkung benötigt. Auch sollten bei den nächsten Spielen in Würzburg und in Halle nicht unbedingt weitere Nackenschläge folgen, wenn das zarte Pflänzchen „Aufbruchstimmung“ nicht sofort wieder zertreten werden soll.

Und doch bleibt nach knapp drei Monaten Fußballpause vor allem diese eine Erkenntnis aus dem Heimspiel, die auf den Tribünen auch nach den vielen Gegentoren noch spürbar ist: Die FCK-Fans haben wieder Bock. Und das macht Mut.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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