DBB fragt nach

Was macht die Betze-Anleihe, Herr Grünewalt?

Was macht die Betze-Anleihe, Herr Grünewalt?


Nachdem anfangs eine groß angelegte Kommunikationsoffensive zur Betze-Anleihe, der Fananleihe zum Ausbau des FCK-Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), gefahren wurde, ist es um dieses Thema in den letzten Monaten sehr ruhig geworden. Wir haben beim FCK nach dem aktuellen Stand der Dinge gefragt.

Fritz Grünewalt gibt sich nicht sehr auskunftsfreudig. In Fußballersprache könnte man sagen: Er mauert. „Grundsätzlich gibt es zur Betze-Anleihe nichts wirklich neues zu berichten“, antwortet der Finanzvorstand des 1. FC Kaiserslautern auf den ausführlichen Fragenkatalog von „Der Betze brennt“. Wir haben uns trotzdem umgehört und die verfügbaren Informationen zusammengetragen.

Aktueller Stand der Dinge: NLZ-Ausbau liegt vorerst auf Eis

Zunächst zum Status Quo: Auf Initiative des FCK-Vorstands (Link) soll das geplante neue Pachtmodell für das Fritz-Walter-Stadion (vereinfacht dargestellt: 2,4 Millionen Euro Stadionmiete in der zweiten Liga, 3,6 Millionen Euro in der ersten Liga) von der Europäischen Union geprüft werden.

Solange die EU kein grünes Licht gegeben hat, liegt der Rückkauf des Fröhnerhof-Geländes und damit auch der weitere Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums auf Eis. Der Haken an der Sache: Ohne Fröhnerhof kein Ausbau und ohne Ausbau keine Verwendung für die Betze-Anleihe. Laut Wertpapier-Prospekt kann der Verein die Anleihe kündigen und zurückzahlen, falls bis zum Stichtag 31. Dezember 2014 (anschließende Kündigung bis 31. März 2015 möglich) keine verbindliche Vereinbarung über den Rückerwerb des Fröhnerhof getroffen wurde – ob bis dahin jedoch ein Ergebnis der EU-Prüfung vorliegt, ist offen.

Die EU-Prüfung wird nicht nur seitens der FCK-Verantwortlichen, sondern auch von anderen Vereinen sowie von der Politik aufmerksam beobachtet. Immerhin geht es hierbei nicht nur um die Stadionmiete, sondern letztendlich auch um einen Teil der Subventionsvorwürfe seitens des Bundes der Steuerzahler. Wenn der FCK, ähnlich wie zuvor schon der Flughafen Zweibrücken oder der Nürburgring, zur Rückzahlung von Steuergeld verdonnert würde, könnte das eine Kettenreaktion auf viele weitere deutsche Stadionbauten der letzten zehn Jahre auslösen. Stefan Kuntz wurde schon im Frühjahr mit einer möglichen Rückzahlung der Betze-Anleihe konfrontiert und nahm dabei sogar das Wort „Konkurs“ in den Mund (Link), was er dann aber noch am selben Tag relativierte: Eine Rückzahlung der Anleihe sei nur „die letztmögliche Option“ (Link).

Fritz Grünewalt sagt zur DBB-Anfrage bezüglich dieser undurchsichtigen Gemengelage lediglich: „Das Prüfverfahren geht seinen normalen Gang. Wenn es hier etwas zu vermelden gibt, werden wir darüber informieren.“ Erstmal heißt es also: Weiter abwarten.

In der Zwischenzeit möchten wir uns an dieser Stelle mit den Informationen befassen, die uns vorliegen, sowie mit den Fragen, die uns beantwortet wurden. Der aktuelle Stand der Betze-Anleihe lässt sich, unterteilt in vier Checkpunkte, wie folgt zusammenfassen:

1) Die Chancen? Verlockend.

Fünf Prozent Zinsen pro Jahr, im Idealfall sogar bis zu sieben Prozent. Klingt gut, oder? Mit diesen verlockenden Ertragsaussichten hatten die FCK-Verantwortlichen vor rund 20 Monaten um investitionsfreudige Fans und Anleger geworben. Seitdem sind schon zwei Mal die jährlichen Zinsen fällig geworden. Auf der Homepage der Betze-Anleihe sind zwar keine neueren Details verfügbar, aber Fritz Grünewalt weist auf DBB-Anfrage darauf hin, wo man mit aktuellen Zahlen versorgt wird: „Im Bundesanzeiger haben wir die Auszahlungszinssätze, wie üblich bei Anleihen, ordnungsgemäß und für alle Zeichner zentral und zugänglich veröffentlicht.“ Auch dort sucht man zwar tiefgründige Details, etwa zur bisherigen Verwendung der Gelder, vergeblich, aber die zwei Einträge von 2013 und 2014 listen noch einmal die bekannten Zinssätze auf: Für 2013 erhielten demnach alle Zeichner 5% auf ihre Einlage (bzw. heruntergebrochen 2,5%, weil die erste Rate schon nach einem halben Jahr floss) (Screenshot), 2014 dank der Sonderprämie für's Pokal-Halbfinale sogar 5,5% an Zinsen (Screenshot). Bei einer Anlagesumme von mindestens 6.000.000 Euro und unter der Annahme, dass alle Anleger ihre Zinsscheine schon eingelöst hätten, wären bis jetzt also bereits satte 480.000 an Zinsen ausgezahlt worden. Das ist für jeden Anleger lukrativ!

2) Die Kommunikation? Rückläufig.

Doch nicht nur beim Thema Zinsen wurde die Kommunikation auf den Pflichtanteil zurückgefahren, sondern bei fast allen Themenbereichen der Betze-Anleihe. „Wir wollen nicht ständig Schleifchen drehen“, antwortet Fritz Grünewalt auf ein zweites Nachhaken von „Der Betze brennt“ und verweist auf die öffentliche Berichterstattung rund um die letzte Mitgliederversammlung im Dezember 2013. Wie sich die Sache im Jahr 2014 weiterentwickelt hat, wird dadurch freilich nicht beantwortet.

Fakt ist: Am Anfang wurde sehr ausführlich über die Betze-Anleihe und alles, was dazugehört, informiert, aber mittlerweile wurde die Kommunikation fast auf Null zurückgefahren. Der letzte Newsletter für Zeichner der Anleihe wurde am 29. Juli 2013 verschickt und informierte u.a. über die Höhe der damaligen Zinsen. Der letzte Zwischenbericht auf der FCK-Homepage liegt sogar noch länger zurück und stammt vom 25. März 2013 (Link). Mehrere Zeichner beanstanden außerdem, dass ihre E-Mails nicht beantwortet wurden (Link u.a.). Und die eigens eingerichtete Homepage der Betze-Anleihe weist seit über acht Monaten ein abgelaufenes Sicherheitszertifikat aus, das gängige Internetbrowser wie folgt interpretieren: „Dieser Verbindung wird nicht vertraut.“ (Screenshot)

3) Die Transparenz? Mangelhaft.

„Die Fans müssen sicher sein, dass das Geld nicht dazu dient, Löcher zu stopfen.“
Stefan Kuntz (Vorstandsvorsitzender des FCK) im Januar 2013

„Ich kann jedem Fan und jedem Mitglied versichern: Diese sechs Millionen werden nicht angetastet - dafür stehe ich mit meinem Wort.“
Prof. Dr. Dieter Rombach (Aufsichtsratsvorsitzender des FCK) im September 2013

Zwei Zitate von den beiden höchsten Funktionären des Vereins, die wie in Stein gemeißelt über dem Start der Betze-Anleihe im vergangenen Jahr standen. Mittlerweile weiß man, dass die Gelder temporär sehr wohl für andere Zwecke genutzt wurden (Rombach dazu auf der JHV 2013: „Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt, aber nicht gelogen“). Wie oft und in welchem Umfang nach der JHV auf die Betze-Anleihe zugegriffen wurde, beantwortet Fritz Grünewalt auf DBB-Anfrage hin nicht. Im Umfeld des Vereins wird gemutmaßt, dass es trotz der Kritik vor einem Jahr noch viele weitere Entnahmen von kleineren und größeren Beträgen aus der Anleihe gegeben habe. Als gesichert gilt, dass beispielsweise im April zeitweise zwischen vier und fünf Millionen Euro, also fast die komplette Anlagesumme, aus der Betze-Anleihe entnommen waren.

Worauf Finanzvorstand Grünewalt in diesem Zusammenhang lediglich wert legt, ist die Feststellung, „dass die Gelder jederzeit für die Ausbaustufen des NLZ zur Verfügung stehen.“ Die Argumentation lautet, man nutze die Betze-Anleihe zwar gelegentlich auch für anderweitige Ausgaben, dies sei aber nur vorübergehend und stets durch anstehende Einkünfte (z.B. TV-Gelder) abgesichert.

4) Das Risiko? Undurchsichtig.

Nicht nur die laufende EU-Prüfung schwebt über der Betze-Anleihe, sondern auch die Erfahrungen von anderen Vereinen. Beim Hamburger SV beschäftigt derzeit beispielsweise eine Strafanzeige gegen die ehemalige Vereinsführung die Staatsanwaltschaft, laut der die Einnahmen einer Fananleihe dort zweckentfremdet worden sein sollen: Verdacht auf Untreue. In erster Instanz wurde diese Anzeige abgewiesen, eine Beschwerde gegen diese Entscheidung läuft aktuell noch (Link). Unter anderem an der HSV-Anleihe (Link) hatten sich ursprünglich auch die externen Berater vom Betze orientiert. Fritz Grünewalt erläutert auf die zweite Nachfrage von „Der Betze brennt“ hin den Unterschied zum FCK aus seiner Sicht wie folgt: „Beim HSV stehen die Gelder aus der Anleihe nach Berichten gar nicht mehr für den Ausbau eines HSV-Campus zur Verfügung. Beim FCK hingegen stehen die Gelder jederzeit für alle Ausbaustufen zur Verfügung.“

Ein anderes Gerücht: Der FCK habe die Gelder der Betze-Anleihe als liquide Mittel in die Saisonplanung eingestellt, was sich vorteilhaft auf die Lizenzerteilung ausgewirkt habe. Grünewalt will auch das im Detail weder bestätigen noch dementieren, sondern sagt nur kurz und knapp: „Es gibt diesbezüglich keine Vor- oder Nachteile für die Lizenz.“

Fazit:

Was bleibt festzuhalten? Rund um die Betze-Anleihe gibt es noch so manches Fragezeichen und es ist schwierig, an genauere Informationen zu gelangen. Spätestens im Jahr 2015 sind aber Antworten fällig: Bis dahin ist mit der EU-Entscheidung zu rechnen, nach der endlich richtig mit dem Fröhnerhof-Ausbau begonnen oder aber – im Worst Case – die Rückzahlung der Anleihe fällig werden könnte. Wenn alles läuft wie geplant und das Geld komplett in das NLZ investiert wird, ist ab 2015 außerdem die Bildung von Rücklagen vorgesehen (500.000 Euro pro Jahr), aus denen der Grundstock für die 2019 fällige Rückzahlung der Investitionssumme in Höhe von sechs Millionen Euro bestehen soll.

Alles in allem bleibt die Betze-Anleihe mit sämtlichen dazu gehörenden Nebenschauplätzen ein Thema, über das nach der Ruhe in den letzten Monaten wieder mehr geredet werden sollte. Und vor allem: Ein ganz wichtiges Thema für die Zukunft des FCK!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Redaktion

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