Nachlese zur Jahreshauptversammlung

"Wir wollen etwas verändern und verbessern"

"Wir wollen etwas verändern und verbessern"


Die Jahreshauptversammlung 2017 ist Vergangenheit. Wir haben mit allen neugewählten Aufsichtsräten gesprochen, bringen Euch zudem mit einer Presseschau und einer kurzen Einschätzung auf den abschließenden Stand.

- Fotogalerie | Jahreshauptversammlung 2017 des 1. FC Kaiserslautern

Mit dem Betze-Lied war die Jahreshauptversammlung des 1. FC Kaiserslautern gerade zu Ende gegangen, da bildete sich auf dem Podium in der Fanhalle Nord ein kleiner Kreis. Wie eine Mannschaft kurz vor dem Anpfiff standen die fünf frischgewählten Aufsichtsräte beisammen, als ob sie sich noch einmal vor den kommenden Aufgaben einschwören mussten. Tatsächlich warten auf das Gremium große Herausforderungen.

Wir stellen die fünf gewählten Kandidaten an dieser Stelle noch einmal vor, werfen danach einen Blick auf die Pressestimmen und geben eine Einschätzung zum Verlauf und Inhalt der Versammlung.

Patrick Banf: "Mitglieder wieder einfangen"

Patrick Banf, der mit den meisten Stimmen gewählt wurde, sieht den Aufsichtsrat gut aufgestellt, merkte aber zugleich an: "Es gab Probleme im Bereich Sport. Und jetzt haben wir keine sportliche Kompetenz im Aufsichtsrat." Entsprechend sei es nun die Pflicht des Aufsichtsrates, die notwendige Fachkenntnis in den Vorstand zu bringen.

Zudem will Banf den Verein wieder einen, um den nötigen Zusammenhalt in der gegenwärtigen Krise zu erzeugen. "Wir müssen die Mitglieder wieder einfangen, das wird ganz entscheidend", sagte der 52-Jährige. "Es ist wichtig, dass wir Transparenz zeigen." Auf das weitere Vorgehen wollte der Unternehmer aber vorerst nicht eingehen, denn zunächst müsse er sich mit seinen Kollegen verständigen und die wichtigsten Leitlinien festlegen.

- Interview mit Patrick Banf: "Wieder kompetent und nachhaltig planen"

Paul Wüst: "Jetzt nehme ich mir noch mehr Zeit"

Bis dahin müssen sich die neuen Aufsichtsräte schon einmal mit ihren neuen Aufgabenfeldern vertraut machen. "Ich bin ja jetzt jemand, der nicht mehr beruflich unterwegs ist. Ich habe viel Zeit für den FCK, wie schon in den letzten Monaten. Jetzt nehme ich mir noch mehr Zeit", kündigte Paul Wüst an, der sich zuletzt vor allem durch seine Arbeit in der "Zukunftsinitiative FCK" einen Namen gemacht hat.

Diese Arbeit will er fortsetzen. "Ich bin sogar überzeugt, dass es Möglichkeiten gibt, sie über das Mandat zu befeuern. Wie genau, wissen wir aber jetzt noch nicht", sagte der 65-Jährige, der sich im Aufsichtsrat mit vollem Einsatz für den FCK einbringen will: "Wir wollen etwas verändern und etwas verbessern."

- Interview mit Paul Wüst: "Meine gesamte Zeit und Energie für den FCK"

Michael Littig: "Immer dranbleiben und auch nie aufgeben"

Aus gleicher Motivation hatte sich auch Michael Littig zur Wahl gestellt - nicht das erste Mal, denn der 52-Jährige hatte schon vor drei Jahren kandidiert. "Ich habe in den letzten Wochen so viele Signale und Zuspruch bekommen", erklärte Littig seine erneute Kandidatur für die diesjährige Wahl, die ihn schließlich mit 595 Stimmen in den Aufsichtsrat beförderte.

"Immer dranbleiben und auch nie aufgeben", lautet sein Motto, mit dem er nun auch mithelfen will, den FCK aus der Krise zu führen. Lange Einarbeitungszeit braucht der Kommunalpolitiker nicht. "Ich habe mich in den vergangenen Wochen aus verschiedenen Rollen heraus mit unheimlich vielen Fragen beschäftigt", so Littig, der sich zum Beispiel mit dem Flächennutzungsplan auf dem Betzenberg auseinandersetzte.

- Interview mit Michael Littig: "Der FCK ist als Imageträger für die Stadt unbezahlbar"

Jürgen Kind: "Die Zeit drängt"

Am Donnerstag wird der neue Aufsichtsrat seine erste Sitzung abhalten. Bis dahin und auch in den Tagen danach erwartet die vier neuen Aufsichtsräte ein großer Berg Arbeit, wie Jürgen Kind weiß. "Sie müssen jetzt die Verträge und Protokolle sichten, um sich eine Vorstellung davon zu machen, was in den vergangenen Jahren gelaufen ist", sagte der einzige verbliebene Kontrolleur im Gremium.

In der ersten konstituierenden Sitzung wird das Gremium auch seinen Vorsitzenden bestimmen. Spätestens dann läuft die Arbeit der fünf Gewählten auf Hochtouren. "Die Zeit drängt", weiß Kind, der zugleich von einer guten Zusammenarbeit mit seinen vier neuen Kollegen ausgeht: "Die Zusammensetzung finde ich insgesamt gut."

- Interview mit Jürgen Kind: "Ich bin da, wenn es drauf ankommt"

Jochen Grotepaß: "Das eine oder andere noch besser verstehen"

Jochen Grotepaß ist sich derweil bewusst, dass dem neuen Aufsichtsrat viel Verantwortung übertragen wurde. Doch der 60-Jährige schreckt davor nicht zurück, auch wenn er nach seiner Wahl erst einmal kurz durchschnaufen musste. Nun erwartet er eine "hochspannende" Aufgabe. Eine lange Einarbeitungszeit dürfte Grotepaß davor aber nicht benötigen, schließlich hatte er sich in den vergangenen Jahren immer wieder detailliert mit strukturellen Fragen und wirtschaftlichen Zusammenhängen auseinandergesetzt, zudem die Bilanz immer genau analysiert.

"Mein Name dürfte auf der Liste ganz oben stehen", antwortete der später zum Kontrolleur gewählte Kandidat noch vor seiner Wahl auf die Frage eines Mitglieds, ob er sich die Bilanz angesehen habe. Trotzdem wird es nun noch tiefer in die Materie einsteigen und dabei auch von seinem Recht auf Einsicht Gebrauch machen. "Das hilft mir hoffentlich, das eine oder andere vielleicht noch besser zu verstehen", sagte Grotepaß.

- Interview mit Jochen Grotepaß: "Ich will zeigen, dass es auch anders geht"

Auswahl: Das sagt die Presse

Die "Rheinpfalz" hatte "gesittete Debatten kurz vor dem Abgrund" erlebt. "Die befürchtete Schlammschlacht fand nicht statt", konstatierte die Tageszeitung und machte dies ein Stück weit an der prekären Tabellensituation des FCK fest: "Allen ist klar: Es geht jetzt um den Klassenerhalt in der Zweiten Bundesliga. Dafür braucht der FCK den Schulterschluss von Mannschaft und Fans."

Holger Wienpahl vom "SWR" verwies ebenfalls auf die ruhige Atmosphäre. Von Temperament und Emotionen haben wir in den siebeneinhalb Stunden wenig gespürt. Die Jahreshauptversammlung ging sehr, sehr schnell zu Ende, so ein bisschen lethargisch war es - fast so, als hätten die Mitglieder den Verein fast schon aufgegeben", sagte der Moderator in einer Live-Schalte.

Der "Kicker" hingegen sieht nun den neu gewählten Aufsichtsrat in der Pflicht, ergänzt aber: "Viel Arbeit kommt nicht nur auf das neu zusammengestellte Gremium, sondern vor allem auch auf den Vorstand zu." Dieser müsse sich zwangsläufig mit dem Drittliga-Szenario auseinandersetzen: "Es scheint dringender denn je."

Auch der FCK fasste eine insgesamt ruhige Mitgliederversammlung zusammen. "Trotz der sportlichen Krise verlief die Jahreshauptversammlung des 1. FC Kaiserslautern in konstruktiven Bahnen", teilt der Verein auf seiner Website mit.

Einige Pressestimmen im Überblick:

- Rheinpfalz | Gesittete Debatten kurz vor dem Abgrund
- Rheinpfalz | Kampf statt Resignation
- Rheinpfalz | Kommentar: Mit Stil und Weitblick
- SWR | Live-Schalte von Holger Wienpahl in die SWR-Nachrichten
- Kicker | Schwierigste und unerträglichste Situation in der Geschichte des FCK"
- FCK.de | JHV 2017: Konstruktiver Sammlungsverlauf

Kommentar: Den FCK für die Zukunft ausrichten


von Thomas

Die Jahreshauptversammlung des 1. FC Kaiserslautern verlief insgesamt ruhig und sachlich - damit war aufgrund der gegenwärtigen Mega-Krise des Fritz-Walter-Klubs nicht unbedingt zu rechnen. Die Vereinsmitglieder haben aus ihren Reihen einen neuen Aufsichtsrat bestimmt und dabei eine gute Wahl für die Zukunft getroffen. Mit Patrick Banf, Paul Wüst, Michael Littig, Jürgen Kind und Jochen Grotepaß wurden fünf von 16 Kandidaten ausgewählt, die mit ihrer Gesamtkompetenz überzeugen konnten und nach ersten Eindrücken auch als Team gut funktionieren dürften. Aber auch allen anderen Bewerbern gilt Respekt und Anerkennung für ihre Bereitschaft, sich für dieses schwierige Ehrenamt beim FCK bereiterklärt zu haben. Was im neuen Kontrollgremium noch fehlt, ist ein tatsächlicher Fußballexperte, aber ohne Eigeninteressen, der auf Augenhöhe mit den sportlich Verantwortlichen bestimmte Themen diskutieren kann. Der Aufsichtsrat könnte laut Satzung einen entsprechenden Experten zusätzlich zu berufen - und sollte diese Möglichkeit dringend auch wahrnehmen!

Daneben stehen für das neue Team direkt viele kurzfristige und mittelfristige Themen auf der Tagesordnung. Schnell (und gut) entschieden werden muss jetzt erstmal über die Personalie des neuen Sportvorstands, danach wohlüberlegt über die weitere Planung der Ausgliederung. Die beiden amtierenden Vorstände Thomas Gries und Michael Klatt erhielten mit "nur" 74,9 Prozent Entlastung einen spürbaren Warnschuss - mit dieser Prozentzahl würden sie auch die erforderliche Dreiviertelmehrheit für die Ausgliederung verfehlen. Dieser Nebenaspekt verdeutlicht auch eine weitere Aufgabe des neuen Aufsichtsrates, nämlich einen in sich zerstrittenen Verein zu befrieden und wieder alle Beteiligten auf dieselbe Seite zu ziehen. Wie gespalten die FCK-Gemeinde immer noch ist, zeigte zum Beispiel die Abstimmung über einen internen Untersuchungsausschuss zur Ära Kuntz/Grünewalt, die nahezu Fünfzig-Fünfzig ausging. Auch darum sollten Banf und Co. sich kümmern. Der neue Aufsichtsrat steht wie der gesamte FCK vor einer Mammutaufgabe - aber es könnte funktionieren.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas, paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Live-Ticker: Jahreshauptversammlung des 1. FC Kaiserslautern am 03. Dezember 2017

Kommentare 61 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken