Im Blickpunkt: Jahreshauptversammlung 2015 beim 1. FC Kaiserslautern

Viel Gesprächsstoff für die FCK-Mitglieder

Viel Gesprächsstoff für die FCK-Mitglieder


Von der Jahreshauptversammlung 2015 (JHV) des 1. FC Kaiserslautern e.V. am kommenden Samstag wird auf „Der Betze brennt“ wie gewohnt in einem Live-Ticker berichtet. Vorab geben wir Euch einen Überblick zu den wichtigsten Themen des Tages.

„Im Grunde genommen ist beim FCK heute noch alles genauso wie damals: Vor allem die Mitgliederversammlungen sind eine einzige Inszenierung, ich habe das ja schon von beiden Seiten aus miterlebt. Wenn du diese Veranstaltung organisierst, dann kannst du sie lenken, kannst zum Beispiel Redezeiten geschickt verteilen und die wichtigen Diskussionen nach hinten schieben, wenn die meisten Leute schon ungeduldig werden.“

Dieses Zitat stammt von Hans-Peter Briegel, der als Spieler, Sportdirektor, Aufsichtsrat und Ehrenringträger schon so manche JHV bewältigt hat. Und er trifft den Nerv vieler Mitglieder, die schon im Vorfeld wutschnauben: „Die Versammlung ist eine reine Propagandaveranstaltung.“ Oder: „Man hat eh keine Chance, richtig zu diskutieren.“ Wie wird es diesmal ablaufen? Werden sich die Mitglieder auf Augenhöhe in die Diskussionen einbringen können, ohne Redezeitbegrenzung oder abgedrehte Mikrofone? Wird der Umgang respektvoll bleiben zwischen „denen da oben“ und „denen da unten“?

Fest steht, dass seitens der Vereinsoffiziellen auch in diesem Jahr wieder eine große PR-Offensive gestartet wurde mit vielen Interviews, Vereinsmedien, Besuchen in den Fanregionen usw. Das ist natürlich legitim und Informationen im Vorfeld machen auch grundsätzlich Sinn. Aber auch die Kritiker kamen hier und da zu Wort. Ein Auszug verschiedener Stimmen und Berichte:

- 18.11.2015, Der Betze brennt: Kritische Fragen an Fritz Grünewalt
- 21.11. & 05.12.2015, FAZ: Lauterns kleine Portokasse / Widersprüche um Einladung
- 22.11.2015 / SWR: Stefan Kuntz zu Gast bei Flutlicht
- 02.12.2015 / Der Betze brennt: Vom Aufstieg 2016 und Schecks in die Schweiz
- 08.12.2015 / fck.de: Abel & Riesenkampff: „Haben einen guten Mix im Aufsichtsrat“
- 09.12.2015 / Rheinpfalz: Solide Zahlen und viel Redebedarf
- 09.12.2015 / Rheinpfalz: Zur Sache: Kritik an Vorstand und Aufsichtsrat
- 09.12.2015 / FCK-Wochenschau: Von Seilschaften, Filz und Hängepartien
- 10.12.2015 / Mannheimer Morgen: FCK-Fans proben den Aufstand
- 10.12.2015 / Allgemeine Zeitung: Kuntz: „Müssen mehr Konstanz reinkriegen“
- 10.12.2015 / SWR: Fröhnerhof: Baubeginn im Spätsommer 2016
- 10.12.2015 / fck.de: Grünewalt: „Die strategischen Weichen sind gestellt“
- 10.12.2015 / dpa: Streit um Finanzen, Frust über Platz 9

Außerdem wurde erstmals den Mitgliedern die Gelegenheit gegeben, alle möglichen Fragen zur JHV schon im Vorfeld einzureichen. Die Antworten wurden auf der FCK-Homepage veröffentlicht: FAQ zur JHV.

Sehr viel Lesestoff also für alle Vereinsmitglieder, die sich ausgewogen und möglichst fundiert über den Zustand des Vereins informieren möchten – und sich aus den teils gegenteiligen Interpretationen („Dem FCK geht es gut“ vs. „Dem FCK geht es schlecht“) dann auch noch ihre eigene Meinung ableiten müssen. Und dabei ist die sehr umfangreiche Neufassung der Vereinssatzung noch nicht mal inbegriffen – dazu später mehr.

Finanzielle Zukunft: Konsolidierung oder Bankrott?

Während die Vereinsmitglieder – zumindest soweit man das aus den eingereichten Anträgen ablesen kann – vor allem sportliche und finanzielle Misserfolge, Vetternwirtschaft und Vertrauensverlust kritisieren werden, haben Aufsichtsrat und Vorstand noch einige andere Themen geplant. Neben den üblichen Berichten und den Antworten auf offene Fragen wird beispielsweise über den Planungsstand im Nachwuchsleistungszentrum, Gutachten von Wirtschaftsprüfern oder über Vorwürfe in den Medien, beispielsweise zur viel diskutierten Panne bei der JHV-Einladung, gesprochen.

Sportlich rennt der FCK nun im vierten Jahr der Bundesliga hinterher, was für die meisten Fans und Mitglieder der wichtigste Kritikpunkt ist. Finanziell wurden vorab schon einige Zahlen veröffentlicht, die von den verhärteten Fronten wahlweise positiv oder negativ ausgelegt werden, so wie man es eben mit jeder Statistik machen kann: Der Verein hat die Saison 2014/15 mit einem Gewinn von 811.000 Euro abgeschlossen. Allerdings sind auch die Verbindlichkeiten von zuvor 15 auf rund 17 Millionen Euro gestiegen. Dem sollen rund 20 Millionen Euro aus Umlauf- und Anlagevermögen gegenüberstehen. 5,8 Millionen Euro Transfereinnahmen haben unter dem Strich für den kleinen Gewinn gesorgt, auch weil nur 1,8 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben wurden. Viele Fans fragen sich: Warum? Dass die Diskrepanz aus Transfereinnahmen und -ausgaben zum sportlichen Absturz beigetragen hat, wird kaum jemand abstreiten. Nun soll in der Winterpause personell nachgebessert werden – sicher ebenfalls ein Thema für die Mitgliederversammlung.

Möglicherweise auch brisant: Werden die Mitglieder der Vereinsführung noch ihr Vertrauen erweisen oder es durch eine Nichtentlastung entziehen? Entsprechende Anträge sind gestellt, Spruchbänder waren im Stadion zu sehen. Immerhin stehen bald wegweisende Zukunftsentscheidungen an, für die volles Vertrauen gegeben sein sollte, etwa die vom Aufsichtsrat angekündigte Einstellung von zwei neuen Vorstandsmitgliedern.

Wichtiges Thema: Neufassung der Vereinssatzung

Satte 52 Seiten umfasst die Neufassung der Vereinssatzung im Begleitheft zur JHV. Der allergrößte Teil wurde einvernehmlich im Satzungsausschuss vorbereitet, dessen ehrenamtliche Arbeit in den letzten zwei Jahren man gar nicht groß genug hervorheben kann. In manchen Punkten herrschte dann aber doch keine Einigkeit – einige dieser Vorschläge haben wir unter die Lupe genommen und möchten sie, wie schon die letzten Änderungsanträge vor zwei Jahren, an dieser Stelle kommentieren:

Neufassung Art. 2 Abs. 6 ff. sowie Art. 13 Abs. 5 c der Vereinssatzung im Hinblick auf weitere Vorgaben für derzeitige und künftige Beteiligungsgesellschaften des Vereins
Hier geht es prinzipiell um die Themen Ausgliederung und 50+1: Wenn der FCK einen Teilbereich in eine Kapitalgesellschaft ausgliedert (z.B. die Fußballprofis), dann muss er laut diesem Vorschlag immer mehr als 50% der Stimmanteile behalten und auch der Aufsichtsrat einer neuen Tochtergesellschaft muss mehrheitlich von den Vereinsmitgliedern gewählt werden.

Symbol: Daumen hochBewertung: Feindliche Übernahme? Nicht beim FCK! Auch im Fall einer Ausgliederung muss das Mitspracherecht der Vereinsmitglieder gewahrt bleiben und genau darauf zielt dieser Antrag ab.

Neufassung Art. 6 Abs. 4 (neu) im Hinblick auf das Ruhen der Mitgliedsrechte von Vereinsmitgliedern, die zum Verein in einem bezahlten Dienstverhältnis stehen
Vor einem Jahr kritisierten viele Mitglieder, dass überraschend hunderte FCK-Angestellte von der Geschäftstelle und den (Nachwuchs-)Fußballmannschaften an der JHV teilnahmen und unter anderem den neuen Aufsichtsrat wählten. Um derartige „Geschmäckle“ in Zukunft zu vermeiden, soll zukünftig für FCK-Angestellte für die Dauer ihres Dienstverhältnisses die Mitgliedschaft ruhen.

Symbol: Daumen hochBewertung: Sinnvoll! Wer vom Vorstand eingestellt, befördert oder entlassen werden kann, steht in einem Abhängigkeitsverhältnis und kann deshalb nicht unvoreingenommen an Abstimmungen teilnehmen.

Neufassung Art. 11 Abs. 1 b) hinsichtlich des Quorums zur Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung
Diesen Vorschlag gab es vor zwei Jahren schon mal und er wurde von den Mitgliedern damals mit klarer Zwei-Drittel-Mehrheit abgelehnt: Aufsichtsrat und Vorstand beantragen, dass für eine Außerordentliche Mitgliederversammlung nicht mehr die Unterschriften von 400 Mitgliedern, sondern dann von 5% aller Mitglieder benötigt werden. Das entspräche zurzeit ca. 1.000 Unterschriften, Tendenz steigend. Zum Vergleich: Mehr als 1.000 Mitglieder kommen fast nie zur Versammlung, 2013 waren es beispielsweise sogar nur 600.

Symbol: Daumen runterBewertung: Muss man verstehen, warum eine schon abgelehnte Satzungsänderung erneut vorgeschlagen wird? Die Gegenargumente sind die gleichen wie vor zwei Jahren: Das Interesse an den Mitgliederversammlungen ist gar nicht so groß und somit ist es nicht nachvollziehbar, warum eine Außerordentliche Mitgliederversammlung nur möglich sein soll, wenn quasi alle interessierten Mitglieder dafür unterschreiben.

Neufassung Art. 13 Abs. 5 b) bezüglich der Regelung zu den zustimmungspflichtigen Geschäften
Ein entsprechender Antrag von Aufsichtsrat und Vorstand ist im Begleitheft angekündigt, aber bisher weder im Satzungsentwurf noch auf der FCK-Homepage zu finden. Bei den zustimmungspflichtigen Geschäften geht es darum, wofür der Vorstand die Zustimmung des Aufsichtsrates braucht und wofür nicht (z.B. Spielertransfers oder andere Investitionen). Ein ehemaliges Aufsichtsratsmitglied kippte diesen schon vor drei Jahren mal eingereichten Antrag mit dem Appell an seine Ex-Kollegen: „Was ihr hier beantragt, ist weitgehend eure Selbstentmachtung!“

Symbol: Daumen seitlichBewertung: Hier muss man die genaue Begründung abwarten, mit der dieser Antrag am Samstag vorgetragem wird – falls er überhaupt noch eingereicht wird. Die Erfahrung vom letzten Mal und die zu kurzfristige Bekanntmachung, die den Mitgliedern die Möglichkeit zur Vorbereitung raubt, lassen allerdings eher zur Ablehnung tendieren.

Neufassung Art. 21 in Bezug auf die Einführung eines weiteren Absatzes betreffend die Organisation der Fußballabteilung und die Durchführung von Abteilungsversammlungen
Die Abteilung Fußball, welcher der allergrößte Teil der rund 20.000 FCK-Mitglieder angehört, ist schon seit Jahren ein Streitpunkt: Eigentlich existiert diese Abteilung gar nicht, es gibt keinen gewählten Abteilungsleiter und keine Abteilungsversammlung, so wie es etwa bei den Basketballern, Boxern oder Leichtathleten des FCK üblich ist. Per Satzungsänderung soll nun die Abteilung Fußball dem Vorstand unterstellt werden und beispielsweise die Abteilungsversammlung „im Ermessen“ des selbigen liegen.

Symbol: Daumen runterBewertung: Keine gute Idee. Ausgerechnet die größte Abteilung im Verein hätte dann keinen eigenen Vertreter (nämlich den Abteilungsleiter) mehr im Vereinsrat und somit kein Mitspracherecht. Die schon seit längerem geforderte Fan- und Förderabteilung wäre die bessere Lösung für die seit langem in der Luft hängenden Fußball-Mitglieder.


Zusätzlich zu den Satzungsänderungen wurden auch bisher 22 Dringlichkeitsanträge zu verschiedensten Themen eingereicht, über die wir bereits vor ein paar Tagen das Augenmerk berichtet haben: Anträge zur JHV 2015: Vom Aufstieg 2016 und Schecks in die Schweiz.

Wenn alle Tagesordnungspunkte objektiv und gewissenhaft abgehandelt werden sollen – was eigentlich eine Selbstverständlichkeit ist – dann wird den Vereinsmitgliedern am Samstag ein sehr langer Abend bevorstehen. Beginn der JHV 2015 ist um 15:30 Uhr in der Nordtribüne des Fritz-Walter-Stadions, der Einlass erfolgt ab 13:30 Uhr. Der FCK weist in seinen Anreiseinfos auf mögliche Verkehrsprobleme rund um Kaiserslautern hin.

Abschließend noch ein Hinweis in eigener Sache: Am Samstag ab ca. 15:00 Uhr werden wir Euch hier auf Der Betze brennt wie gewohnt in einem ausführlichen Live-Ticker über die Jahreshauptversammlung des 1. FC Kaiserslautern informieren. Wir freuen uns auf Euren Besuch!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Themenseite: Alle Meldungen rund um die JHV 2015

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