Neues vom Betzenberg

Gegner-Check BTSV: Treffen der Ballbesitz-Verweigerer

Gegner-Check BTSV: Treffen der Ballbesitz-Verweigerer


Erwartet den 1. FC Kaiserslautern nach dem Spektakel gegen Heidenheim bei Eintracht Braunschweig nun ein eher ereignisloser Nachmittag? Könnte sein, sagen die Statistiken. Wir sagen: Niemals - wenn die Roten Teufel genug Betze-Spirit mitbringen.

So lief's seit dem Hinspiel: Die Braunschweiger rückten am 10. Spieltag als Tabellen-16. an, Lautern war 7. - und erstmals in der bislang so erfreulich verlaufenen Runde machte sich auf dem Betzenberg ein bisschen Enttäuschung breit, als gegen den Mitaufsteiger am Ende nur ein 1:1 heraussprang. Dabei hatten sich die Niedersachsen nach ihrem schwachen Saisonstart - in den ersten sechs Partien hatten sie nur einen Punkt geholt - gerade gefangen, von den drei Partien zuvor zwei gewonnen. Auch nach ihrem Gastspiel in der Pfalz punkteten sie ordentlich weiter, ehe sie im November ins nächste Wellental segelten. Zwischen dem 15. und dem 24. Spieltag hagelte es sieben Niederlagen, glückte nur ein Sieg - der aber immerhin gegen den 1. FC Heidenheim. Zuletzt aber berappelten sich die Löwen wieder. Ein 1:0-Sieg im Niedersachsen-Derby gegen Hannover 96, ein 1:1 beim Karlsruher SC. Somit ergibt sich nun eine ähnliche Ausgangslage wie vor dem Hinspiel: Die Betzebuben kommen als Tabellen-7., die Eintracht empfängt als 15., punktgleich mit dem 16., befindet sich aktuell aber im Aufwind.

Das hat sich geändert: Ursächlich für das Auf und Ab im Braunschweiger Saisonverlauf ist offenkundig ein außergewöhnliches Verletzungspech. Nahezu alle Leistungsträger verabschiedeten sich vorübergehend in den Krankenstand. Mal über längere, mal über kürzere Phasen. Entsprechend oft musste Trainer Michael Schiele seine Elf umkrempeln und mit den Grundformationen variieren. Hinten bevorzugte er meist die Dreierkette, zuletzt aber agierten die Blaugelben wieder mit vier Mann auf der Linie. Sturmtank Luc Ihorst wird diese Saison womöglich gar nicht mehr zurückkehren, Innenverteidiger Brian Behrendt gehört seit der Länderspielpause wieder zum Kader, saß beim 1:1 zuletzt in Karlsruhe jedoch nur auf der Bank. Dennoch näherte sich Schieles Startelf in den jüngsten Partien dem an, was sich, zumindest einigermaßen, als Bestbesetzung bezeichnen lässt. Aber: Stammkeeper Jasmin Fejzic kassierte in Baden Gelb-Rot, wird am Samstag fehlen. Der 1,98-Meter-Hüne hat Lautern schon oft zur Verzweiflung gebracht. Ersetzt werden dürfte er von Ron-Thorben Hoffmann, der in Lautern noch als Keeper des FC Bayern II aus Drittliga-Zeiten bekannt ist.

Gewinner und Verlierer: Sollte FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen einen neuen Mann für die defensive linke Seite suchen, dann könnte er bei Braunschweigs Anton Donkor mal genauer hinschauen. Der 25-Jährige, vergangenen Sommer vom Waldhof gekommen, hat den Sprung von der Dritten in die Zweite Liga blendend gemeistert und soll zu Saisonende für eine überschaubare Ablöse zu haben sein. Allerdings baggern gerüchteweise auch Augsburg und Stuttgart schon an dem schnellen Deutsch-Ghanaer. Ebenso dürfte sich der Zehner Immanuel Pherai Richtung Bundesliga verabschieden, auch wenn sein Stern in dieser Runde nicht durchgehend leuchtete. Nach einer Verletzung zum Hinrundenfinale brauchte der 21-Jährige im neuen Jahr eine Weile, bis er wieder auf Touren kam. Seit fünf Spieltagen gehört er jedoch wieder zur Startelf. Mit sechs Treffern ist Pherai gemeinsam mit dem erfahrenen Mittelstürmer Anthony Ujah auch der treffsicherste Schütze der Eintracht. Stürmer Lion Lauberbach dagegen kommt in Liga Zwei nicht annähernd auf die Trefferquote, die er im Aufstiegsjahr schaffte. Allerdings netzte er zuletzt in Karlsruhe und auch beim Sieg in Heidenheim. In der Winterpause lieh der BTSV, um seiner Verletzungsmisere zu trotzen, Stürmer Manuel Wintzheimer vom 1. FC Nürnberg. Der begann stark, beim 2:0 gegen Heidenheim und beim 1:2 in Darmstadt traf er, in den jüngsten beiden Partien kam er aber nur noch von der Bank. Zu Viktoria Köln verabschiedet hat sich nach der Hinrunde der ehemalige Lautrer U23-Spieler Michael Schultz.

Zahlen, Daten, Fakten: Im Niedersachsen-Derby gegen Hannover gewannen die Braunschweiger 1:0, nach xGoals sogar 2,64 : 0,18. Und das mit nur 43 Prozent Ballbesitz. In Karlsruhe holten sie mit nur 31 Prozent Ballbesitz einen Punkt. Das sind Werte, die an den FCK erinnern. Und in der Tat: Im Ranking der durchschnittlichen Ballbesitz-Werte unterbietet die Eintracht mit 39,3 Prozent die 39,8 Prozent der Roten Teufel nur knapp (Quelle: Wyscout). Durchschnittlich schaffen sie 1,45 xGoals (FCK: 1,63). Sie vermögen aber auch gegen den Wert der erwarteten Treffer zu punkten. Gegen Heidenheim unterlagen sie nach xGoals 0,74 : 078, gewannen aber 2:0. Und die Art, wie sie in diesem Spiel zuschlugen, erinnert ebenfalls an Schuster-Style: Einmal erlief Wintzheimer einen langen Ball aus der Abwehr, einmal eroberten sie den Ball an der Mittellinie, schalteten direkt über drei Stationen um, Lauberbach vollstreckte. Allerdings setzen die Braunschweiger mehr auf Sprints, in diesem Ranking sind sie Fünftbester der Liga. Lautern dagegen ist da nur Vorletzter (Quelle: Bundesliga.de). Ihr Problem ist die oftmals umgekrempelte Defensive: 44 Gegentreffer fielen bislang, acht mehr als beim FCK, das ist der drittschwächste Wert der zweiten Klasse. Und noch eine kleine Kuriosität am Rande: Die Braunschweiger sind Liga-Spitze in Sachen Pfosten- oder Lattentreffer, trafen schon zwölf Mal Aluminium. Das darf man auch als Warnung interpretieren.

Fazit: Wenn zwei Mannschaften aufeinandertreffen, die sich nicht um Ballbesitz reißen, drohen lange Nachmittage - oder sagen wir lieber: Geduldsspiele. Beim 1:1 im Hinspiel wollten die Roten Teufel es soweit nicht kommen lassen, ergriffen die Initiative, versuchten es entgegen ihren sonstigen Gewohnheiten mit langen Passstafetten gegen den Abwehrblock ihrer Gäste, verzeichneten am Ende 54 Prozent Ballbesitz - und die sahen über weite Strecken gar nicht mal so schlecht aus. Das xGoals-Ergebnis von 1,90 : 0,71 belegt, dass ein Sieg drin gewesen wäre. Die Frage ist nun: Sind die Pfälzer bereit, auch in der Fremde gegen diesen Gegner den dominanten Part zu übernehmen? Dann wird Schuster wohl nicht noch einmal auf die starken Passspieler Philipp Klement und Hendrick Zuck verzichten. Oder aber will der Coach weiter den Spirit kultivieren, der nach der Ergebnisflaute zuletzt beim 2:2 gegen Heidenheim wieder ins Team zurückkehrte? Dann sind weder in der personellen Besetzung noch in der Grundordnung viele Änderungen zu erwarten: Also weiter mit dem offensiven Marlon Ritter, der gegen den Ball sogar in die Spitze zu Terrence Boyd aufrückt. Weiter mit dem robusten, aber auch spielstarken Sechser-Doppel Nicolai Rapp und Boris Tomiak und weiter mit dem auch in der Rückwärtsbewegung aufmerksamen Flügelpärchen. Und auch wenn tippen, was Schuster sich denken könnte, selten lohnt: Diese Variante halten wir für wahrscheinlicher. Abzuwarten bleibt, wer sich für die Flügel anbietet: Steckt hinter dem Pferdekuss, der Aaron Opoku am Dienstag das Training abbrechen ließ, nichts Ernsteres? Hat Kenny Redondo nun langsam wieder den Fitnesslevel für die Startelf? Darf Philipp Hercher nach seinem erneuten Joker-Treffer wieder mal von Beginn an ran? Und wann dürfen wir dem Feinmotoriker Nicolas de Préville mal länger zusehen als nur ein paar Minuten? Das sind Fragen, die sich zur Stunde noch nicht beantworten lassen.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Samstag, 13:00 Uhr: Auf Punktejagd im Eintracht-Stadion (Der Betze brennt)

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