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Gegner-Check FCM: Favorit sein kann auch Fluch sein

Gegner-Check FCM: Favorit sein kann auch Fluch sein


Zuletzt setzte es eine 0:4-Heimklatsche, in der Tabelle steht nur Platz 16 zu Buche. Der 1. FC Magdeburg steckt tief im Schlamassel. Dennoch: Im Aufsteigerduell einen "Pflichtsieg" vom 1. FC Kaiserslautern einzufordern, wäre zu hoch gegriffen.

Kunst gegen Handwerk: Der 1. FC Magdeburg in der Saison 2021/22 - das was hohe Fußballkunst, die das Team so filigran umsetzte, wie es so in der 3. Liga wohl noch nie zu sehen war. Der 1. FC Kaiserslautern in der Saison 2021/22: Das war fußballerischer Pragmatismus, ausgerichtet an dem, was Trainer Marco Antwerpen im Rahmen der Fähigkeiten seiner Jungs als machbar erachtete. Aufgestiegen sind am Ende beide. Die Magdeburger Künstler souverän, die Pfälzer Handwerker über die Relegation. Im Großen und Ganzen sind beide auch in der 2. Bundesliga ihren Ansprüchen treu geblieben. Die Mannschaft von Christian Titz beansprucht nach wie vor im Schnitt rund 65 Prozent Ballbesitz für sich, der von Dirk Schuster genügen 44 Prozent - Hauptsache, hinten herrscht Ordnung. Die Realität nach fünf Spieltagen: Lautern zehn Punkte, Magdeburg drei Punkte.

Die defensive Katastrophe: 13 Gegentreffer hat das Titz-Team bereits kassiert, so viel wie kein anderes der Liga. Die Gründe liegen auf der Hand. Abwehrchef Tobias Müller wechselte im Sommer zum aktuellen Tabellenführer SC Paderborn, ebenso der starke Außenbahnspieler Raphael Obermair und Sturmpfeil Sirlord Conteh. Die Nachverpflichtungen haben noch nicht eingeschlagen, insbesondere das von den Bayern ausgeliehene Abwehrmonster Jamie Lawrence nicht. Bei der 0:4-Klatsche gegen Hannover 96 ragten seine 2,01 Meter Körpergröße nur von der Reservebank in die Höhe. Dazu verhindern permanent Verletzungssorgen das Einspielen einer stabilen Abwehrformation. Zuletzt kehrten die Stammkräfte Mohammed El Hankouri und Alexander Bittroff in die Viererkette zurück. An den vier Gegentreffern vermochten freilich auch sie nichts zu ändern.

Das Sorgenkind: Weshalb es vorne beim FCM zurzeit nicht besser läuft, lässt sich an einem Namen festmachen. Baris Atik, der überragende Spieler der 3. Liga in der vergangenen Spielzeit, kommt nicht in die Puschen. Er laboriert an einer Bänderverletzung, die ihm ausgerechnet Neuzugang Lawrence im Training verpasste. Bezeichnend, dass beim bislang einzigen Saisonsieg, einem 3:2 gegen den Karlsruher SC, Atik entscheidend beteiligt war. Die jüngsten beiden Spiele war dem 27-Jährigen eine Pause verordnet. Die Bilanz seines Teams: Null Punkte, null Tore, sieben Gegentreffer. Ob Atik am Sonntag wieder dabei sein kann, ist noch nicht geklärt. Immerhin: Gegen Hannover kehrte Luca Schuler in die Startelf zurück, der Zwölf-Tore-Stürmer der vergangenen Saison.

Fürchtet die Ghanaer: Nicht bei allen Magdeburgern läuft es zurzeit schlecht. Der bewegliche Offensiv-Allrounder Moritz-Broni Kwarteng weist im "Kicker" einen Noten-Durchschnitt von 2,83 auf - das ist stark für einen Spieler, in dessen Team sonst nicht viel geht. Gegen Hannover zuletzt kam der 24-Jährige allerdings nur von der Bank. Kwarteng ist Deutsch-Ghanaer, ebenso wie Kapitän Amara Condé. Der Mittelfeldspieler wurde vergangene Saison von den Trainern und Kapitänen der 3. Liga zum zweitbesten Spieler der Klasse gewählt - hinter Atik. Auch in dieser Spielzeit ist der 25-Jährige eine feste Größe im Titz-Team. Viele sehen in ihm sogar noch Potenzial "für mehr".

Das Mittelfeld-Trio steht weiter stabil: Und so viel der Trainer bislang auch durchwechseln musste - seine Zentrale steht noch. Neben Condé komplettieren nach wie vor Connor Krempicki und Andreas Müller sein Dreier-Mittelfeld. Auch die flinken Flügelspieler Tatsuya Ito und Jason Ceka sind dem Verein treu geblieben. Wer sich noch an das 2:2 zwischen FCK und FCM im Frühjahr auf dem Betze erinnert, wird bestätigen können: Dieses Quintett sollte man nicht ins Spiel kommen lassen.

Fazit: Es kann nicht der Anspruch eines solchen Beitrags sein, dem 1. FC Magdeburg nach fünf Spieltagen einfach nur "Fehler in allen Teilen" zu attestieren und einen "Pflichtsieg" vom FCK einzufordern. Diese so gern strapazierte Vokabel werden die Schuster-Jungen in den nächsten Tagen sicher öfter zu hören bekommen. Fakt ist: So, wie die Saison für beide bislang gelaufen ist, gehen die Roten Teufel als Favoriten in dieses Spiel, und das zum ersten Mal in dieser Spielzeit. Und das kann sich schnell eher als Fluch denn als Segen erweisen. Wichtig: Wer die Instabilität einer Abwehrreihe ausnutzen will, muss sie zum Fehler machen erst einmal zwingen. Klingt banal, aber gerade in Fürth hat die Mannschaft lange gebraucht, bis sie es verinnerlicht hatte. Diesmal darf sie sich dafür gerne weniger Zeit nehmen.

Quelle: Der Betze brennt

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