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Da in den FCK-Foren immer mal wieder die Frage aufkommt, wie einst die Bezeichnung "Rote Teufel" für die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern zustande kam, hat der heutige Rheinpfalz-Artikel denke ich einen eigenen Thread verdient. Viel Spaß beim Lesen!
Die roten Fritzen
Ihren Namen haben die „Roten Teufel" dem Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu verdanken. Weil Fritz Walter während des Kriegs im Team der „Roten Jäger" kickte, kam ihm später die Idee, die Farbe beim FCK auch zu verwenden. Die bunten Trikots setzten sich durch und fortan verbreiteten die Pfälzer darin auf Fußball-Plätzen Angst und Schrecken.
Von Heiner Breyer
Vor mehr als einem halben Jahrhundert tauchten die „Roten Teufel" auf - und spukten fortan in den Köpfen vieler Fußballanhänger herum. Sie galten als schmückendes Kennzeichen des 1. FC Kaiserslautern und halfen mit, den Ruhm der Walter-Elf in den letzten deutschen Winkel zu tragen. Zunächst traten die „Roten Teufel" im Sportteil südwestdeutscher Tageszeitungen auf, vor allem in der „Rheinpfalz". Dann entdeckten auch, weil Fritz und Ottmar Walter durch ihren Vater halbe Berliner waren, die Gazetten in der viergeteilten Stadt ihre bewundernde Liebe zu den „Roten Teufeln". Und diese nahmen von da aus den direkten Weg in den ganzen deutschen Blätterwald. Daran hat sich bis heute nichts geändert - allerdings hat ihr derzeitiger „Ruhm" völlig andere Hintergründe als früher.
Die roten „FCK-Teufel" brannten sich jedenfalls in den tristen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg fast unauslöschlich in die Gedanken mehrerer Generationen von Fußballfreunde ein - und dies ohne jegliche Fernseh- „Hilfe". Der Begriff stand unverwechselbar für 1. FCK und seine Walter-Elf. Bei den Fußballfreunden der näheren Umgebung galt auch schlicht „der Betze" als einprägsame Umschreibung für Fußball-Kaiserslautern.
„Rote Teufel" gerieten zu universalen Markenzeichen und Gütesiegeln. Ihre Erwähnung klang ohne geringste Spur nach Abscheu, viel eher nach Anerkennung und auch Stolz. Eine ganze Region fühlte sich, auch wenn das Herz vielleicht für FK 03 Pirmasens, Phönix Ludwigshafen, Wormatia Worms, TuS Neuendorf oder den 1. FC Saarbrücken schlagen mochte, mit dem „Eff-Ce-Ka" auf eine besondere Art verbunden. An den „Teufeln" nahm keiner Anstoß - im Gegenteil: Jeder wollte sie sehen, wenn sie irgendwo in der Nachbarschaft aufspielten. Tatsächlich brachten sie die zugkräftigste Mannschaft im viergeteilten Deutschland auf die Beine.
Die Zuschauer feierten die „Teufel" in den Spielen der Südwest-Oberliga, bei den jährlichen Endrunden zur Deutschen Meisterschaft - und in den zahlreichen Gastspielen, die sie zwecks Aufbesserung ihrer Kalorien-Rationen, ihres Heizmaterials und auch ihrer spärlichen Finanzen durch alle vier Besatzungszonen führten. Sie demonstrierten dem staunenden Fußball-Volk mit Fritz-Walter-Tempo und wirbeliger Angriffsart eine moderne, attraktive Form des Spiels. In Leipzig stellten sie zudem einen innerdeutschen Zuschauer-Rekord für Freundschaftsspiele auf, der wohl noch heute Gültigkeit besitzt: Weit über 100.000 Besucher schwärmten noch jahrzehntelang (!) von dem himmlischen Flug-Absatz-Tor des roten Oberteufels Fritz Walter.
Die „Teufel" verbreiteten zwar Schrecken in den gegnerischen Abwehrreihen, verströmten jedoch mit ihrer Spielkunst sehr viel mehr Freude in der damals so armseligen, hungrigen Nachkriegszeit. In dem neuen Staatsgebilde Rheinland-Pfalz erwies sich die Mannschaft als die stärkste Klammer in diesem „fremden Land", in dem der Süden und der Norden keine Gemeinsamkeiten zu haben schienen. Für diese Walter-Elf vom Betzenberg, für diese „Roten Teufel" aber schwärmten alle. Rheinland-Pfalz und die Rheinland-Pfälzer hatten eine wunderschöne Gelegenheit, erstmals auf etwas Eigenes stolz zu sein.
So schön und erfolgreich wie diese Mannschaft spielte, hatte sich zuvor noch keine andere jemals präsentiert. Sie ersetzte den in den dreißiger Jahren so viel bewunderten „Schalker Kreisel" mit dem zeitraubenden „Stoppen-Schauen-Passen" durch Fritz Walters temporeiche Technik-These „Schauen-Direktspiel". Sepp Herberger, der damals arbeitslose Ex-Reichstrainer, schaute bis zu seiner Berufung zum Bundestrainer sehr oft auf dem Betzenberg bei seinem Lieblingsschüler Fritz Walter vorbei und tüftelte mit ihm an diesem speziell auf den 1. FCK zugeschnittenen System. 1953 eroberte der 1. FCK mit seiner souveränen Elf die zweite Deutsche Meisterschaft. Und fünf Spieler aus dem Team bildeten ein Jahr später die Korsettstangen in der ersten deutschen Weltmeister-Mannschaft, die das System mit Erfolg übernommen hatte.
Die Lauterer spielten „teuflisch" mit einem „höllischen" Tempo. Diese Anhängsel drängten sich den Beobachtern, Anhängern und Gegnern gleichermaßen auf. Aber woher stammten die „Roten"? Die Farben des 1. FCK waren seit Gründung Rot-Weiß. Aber in den ersten Oberliga-Jahren 1946/47 trat die „Walter-Elf" sogar komplett in weißer Spielkleidung auf. Das hatte seinen einfachen Grund: In der damaligen Zeit gab es die weißen Trikots und Hosen, die von den Spielern anfänglich immer selbst mit nach Hause genommen und gewaschen werden mussten, eher irgendwo zu kaufen oder zu „ergattern", als farbige. Sie waren auch pflegeleichter. Als sich die Situation etwas besserte, erinnerte sich Fritz Walter daran, dass er während des Krieges mit einer „roten" Mannschaft Aufsehen erregt hatte, wo immer sie aufgetreten war: die „Roten Jäger"!
Diese Fußball-Elf gehörte zu einem deutschen Jagdgeschwader, in dem Hermann Graf, einer der erfolgreichsten und einer der am höchsten dekorierten Flieger, etwas zu sagen hatte. Der Süd-Schwarzwälder Graf war ein begeisterter Fußballer, der selbst gerne im Tor spielte und dort sogar eine gute Figur machte. Er gründete jedenfalls die „Roten Jäger" und holte dafür aus allen Wehrmachtsteilen bekannte Fußballer zu sich, darunter auch vier Nationalspieler. Fritz Walter wurde als Infanterie-Gefreiter zur Luftwaffe versetzt - und Star der „Roten Jäger". Übrigens: Diese Luftwaffenzeit war nicht ausschlaggebend für die spätere, lebenslange Scheu Fritz Walters vor dem Fliegen - er ist auch damals schon nicht geflogen ...
Wie auch immer: Die „Roten Jäger" erreichten als freischaffende Künstler in ihrer von oben bis unten roten Kluft einen hohen Bekanntheitsgrad! Erfahrene und psychologisch geschulte Werbespezialisten wissen heutzutage, dass Rot die wirksamste Signalfarbe ist. So etwas schwante wohl auch Fritz Walter - denn er war es, der bei seiner FCK-Mannschaft das Komplett-Rot durchsetzte und bei diesem Vorhaben kaum auf Widerstand stieß. Natürlich hatte er auch da den richtigen „Riecher". Übrigens: Hermann Graf, der ehemalige Chef der „Roten Jäger", war nach dem Krieg mehrfach als Gast des 1. FCK auf dem Betzenberg und freute sich am Spiel der „Roten Teufel" und ihres Chefs Fritz Walter.
An diesen „Roten Teufeln" nahm kein gläubiger Christ jemals ernsthaft Anstoß. Ein hoher, geistlicher Herr mit einem großen Fußballherzen präsidierte sogar mutig und ohne Gewissenskonflikte die „Roten Teufel". Es waren keineswegs die schlechtesten, gemessen am heutigen Standard sogar gesegnete Jahre des 1. FCK. Die Walter-Elf hatte guten Teufels-Nachwuchs hinterlassen, der dem Namen seiner Vorgänger alle Ehre machte. Der europäische Eliteklub Real Madrid verließ damals mit einer wahrhaft teuflischen 5:0-Packung die „Hölle Betzenberg".
Das waren halt noch himmlische Zeiten!
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau
Ausgabe: Nr.24
Datum: Sonntag, den 15. Juni 2008
Seite: Nr.13
Die roten Fritzen
Ihren Namen haben die „Roten Teufel" dem Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu verdanken. Weil Fritz Walter während des Kriegs im Team der „Roten Jäger" kickte, kam ihm später die Idee, die Farbe beim FCK auch zu verwenden. Die bunten Trikots setzten sich durch und fortan verbreiteten die Pfälzer darin auf Fußball-Plätzen Angst und Schrecken.
Von Heiner Breyer
Vor mehr als einem halben Jahrhundert tauchten die „Roten Teufel" auf - und spukten fortan in den Köpfen vieler Fußballanhänger herum. Sie galten als schmückendes Kennzeichen des 1. FC Kaiserslautern und halfen mit, den Ruhm der Walter-Elf in den letzten deutschen Winkel zu tragen. Zunächst traten die „Roten Teufel" im Sportteil südwestdeutscher Tageszeitungen auf, vor allem in der „Rheinpfalz". Dann entdeckten auch, weil Fritz und Ottmar Walter durch ihren Vater halbe Berliner waren, die Gazetten in der viergeteilten Stadt ihre bewundernde Liebe zu den „Roten Teufeln". Und diese nahmen von da aus den direkten Weg in den ganzen deutschen Blätterwald. Daran hat sich bis heute nichts geändert - allerdings hat ihr derzeitiger „Ruhm" völlig andere Hintergründe als früher.
Die roten „FCK-Teufel" brannten sich jedenfalls in den tristen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg fast unauslöschlich in die Gedanken mehrerer Generationen von Fußballfreunde ein - und dies ohne jegliche Fernseh- „Hilfe". Der Begriff stand unverwechselbar für 1. FCK und seine Walter-Elf. Bei den Fußballfreunden der näheren Umgebung galt auch schlicht „der Betze" als einprägsame Umschreibung für Fußball-Kaiserslautern.
„Rote Teufel" gerieten zu universalen Markenzeichen und Gütesiegeln. Ihre Erwähnung klang ohne geringste Spur nach Abscheu, viel eher nach Anerkennung und auch Stolz. Eine ganze Region fühlte sich, auch wenn das Herz vielleicht für FK 03 Pirmasens, Phönix Ludwigshafen, Wormatia Worms, TuS Neuendorf oder den 1. FC Saarbrücken schlagen mochte, mit dem „Eff-Ce-Ka" auf eine besondere Art verbunden. An den „Teufeln" nahm keiner Anstoß - im Gegenteil: Jeder wollte sie sehen, wenn sie irgendwo in der Nachbarschaft aufspielten. Tatsächlich brachten sie die zugkräftigste Mannschaft im viergeteilten Deutschland auf die Beine.
Die Zuschauer feierten die „Teufel" in den Spielen der Südwest-Oberliga, bei den jährlichen Endrunden zur Deutschen Meisterschaft - und in den zahlreichen Gastspielen, die sie zwecks Aufbesserung ihrer Kalorien-Rationen, ihres Heizmaterials und auch ihrer spärlichen Finanzen durch alle vier Besatzungszonen führten. Sie demonstrierten dem staunenden Fußball-Volk mit Fritz-Walter-Tempo und wirbeliger Angriffsart eine moderne, attraktive Form des Spiels. In Leipzig stellten sie zudem einen innerdeutschen Zuschauer-Rekord für Freundschaftsspiele auf, der wohl noch heute Gültigkeit besitzt: Weit über 100.000 Besucher schwärmten noch jahrzehntelang (!) von dem himmlischen Flug-Absatz-Tor des roten Oberteufels Fritz Walter.
Die „Teufel" verbreiteten zwar Schrecken in den gegnerischen Abwehrreihen, verströmten jedoch mit ihrer Spielkunst sehr viel mehr Freude in der damals so armseligen, hungrigen Nachkriegszeit. In dem neuen Staatsgebilde Rheinland-Pfalz erwies sich die Mannschaft als die stärkste Klammer in diesem „fremden Land", in dem der Süden und der Norden keine Gemeinsamkeiten zu haben schienen. Für diese Walter-Elf vom Betzenberg, für diese „Roten Teufel" aber schwärmten alle. Rheinland-Pfalz und die Rheinland-Pfälzer hatten eine wunderschöne Gelegenheit, erstmals auf etwas Eigenes stolz zu sein.
So schön und erfolgreich wie diese Mannschaft spielte, hatte sich zuvor noch keine andere jemals präsentiert. Sie ersetzte den in den dreißiger Jahren so viel bewunderten „Schalker Kreisel" mit dem zeitraubenden „Stoppen-Schauen-Passen" durch Fritz Walters temporeiche Technik-These „Schauen-Direktspiel". Sepp Herberger, der damals arbeitslose Ex-Reichstrainer, schaute bis zu seiner Berufung zum Bundestrainer sehr oft auf dem Betzenberg bei seinem Lieblingsschüler Fritz Walter vorbei und tüftelte mit ihm an diesem speziell auf den 1. FCK zugeschnittenen System. 1953 eroberte der 1. FCK mit seiner souveränen Elf die zweite Deutsche Meisterschaft. Und fünf Spieler aus dem Team bildeten ein Jahr später die Korsettstangen in der ersten deutschen Weltmeister-Mannschaft, die das System mit Erfolg übernommen hatte.
Die Lauterer spielten „teuflisch" mit einem „höllischen" Tempo. Diese Anhängsel drängten sich den Beobachtern, Anhängern und Gegnern gleichermaßen auf. Aber woher stammten die „Roten"? Die Farben des 1. FCK waren seit Gründung Rot-Weiß. Aber in den ersten Oberliga-Jahren 1946/47 trat die „Walter-Elf" sogar komplett in weißer Spielkleidung auf. Das hatte seinen einfachen Grund: In der damaligen Zeit gab es die weißen Trikots und Hosen, die von den Spielern anfänglich immer selbst mit nach Hause genommen und gewaschen werden mussten, eher irgendwo zu kaufen oder zu „ergattern", als farbige. Sie waren auch pflegeleichter. Als sich die Situation etwas besserte, erinnerte sich Fritz Walter daran, dass er während des Krieges mit einer „roten" Mannschaft Aufsehen erregt hatte, wo immer sie aufgetreten war: die „Roten Jäger"!
Diese Fußball-Elf gehörte zu einem deutschen Jagdgeschwader, in dem Hermann Graf, einer der erfolgreichsten und einer der am höchsten dekorierten Flieger, etwas zu sagen hatte. Der Süd-Schwarzwälder Graf war ein begeisterter Fußballer, der selbst gerne im Tor spielte und dort sogar eine gute Figur machte. Er gründete jedenfalls die „Roten Jäger" und holte dafür aus allen Wehrmachtsteilen bekannte Fußballer zu sich, darunter auch vier Nationalspieler. Fritz Walter wurde als Infanterie-Gefreiter zur Luftwaffe versetzt - und Star der „Roten Jäger". Übrigens: Diese Luftwaffenzeit war nicht ausschlaggebend für die spätere, lebenslange Scheu Fritz Walters vor dem Fliegen - er ist auch damals schon nicht geflogen ...
Wie auch immer: Die „Roten Jäger" erreichten als freischaffende Künstler in ihrer von oben bis unten roten Kluft einen hohen Bekanntheitsgrad! Erfahrene und psychologisch geschulte Werbespezialisten wissen heutzutage, dass Rot die wirksamste Signalfarbe ist. So etwas schwante wohl auch Fritz Walter - denn er war es, der bei seiner FCK-Mannschaft das Komplett-Rot durchsetzte und bei diesem Vorhaben kaum auf Widerstand stieß. Natürlich hatte er auch da den richtigen „Riecher". Übrigens: Hermann Graf, der ehemalige Chef der „Roten Jäger", war nach dem Krieg mehrfach als Gast des 1. FCK auf dem Betzenberg und freute sich am Spiel der „Roten Teufel" und ihres Chefs Fritz Walter.
An diesen „Roten Teufeln" nahm kein gläubiger Christ jemals ernsthaft Anstoß. Ein hoher, geistlicher Herr mit einem großen Fußballherzen präsidierte sogar mutig und ohne Gewissenskonflikte die „Roten Teufel". Es waren keineswegs die schlechtesten, gemessen am heutigen Standard sogar gesegnete Jahre des 1. FCK. Die Walter-Elf hatte guten Teufels-Nachwuchs hinterlassen, der dem Namen seiner Vorgänger alle Ehre machte. Der europäische Eliteklub Real Madrid verließ damals mit einer wahrhaft teuflischen 5:0-Packung die „Hölle Betzenberg".
Das waren halt noch himmlische Zeiten!
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau
Ausgabe: Nr.24
Datum: Sonntag, den 15. Juni 2008
Seite: Nr.13
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)
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