Allgemeine Fan-Themen und Fragen zu selbigen.

Beitragvon Thomas » 31.10.2013, 16:00


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Rezension: Fanzine „Paranoid #6“
„Wie wird man eigentlich Ultra?“

Die sechste Ausgabe des FCK-Fanzines „Paranoid“ ist erschienen. Auf 228 Seiten blicken die Ultras vom Pfalz Inferno (PI) auf die vergangene Saison zurück und über den Tellerrand der Westkurve hinaus.


„Teilweise kann ich die Kritik von anderen Fans aus der Kurve schon nachvollziehen. Ich kann verstehen, wenn bei einer Torchance eine Fahne vorm Gesicht nerven kann und auch mir gefällt nicht jedes Lied, das vom Vorsänger angestimmt wird“, sagt M. Er ist seit einigen Monaten Mitglied beim Pfalz Inferno und gibt im Interview einen Einblick in das Innenleben der geschlossenen Gruppe. Wie wird man eigentlich Ultra? Welches Selbstverständnis hat man als einer der Hardcore-Fans? Was beschäftigt einen über die 90 Stadionminuten hinaus?

Es sind diese authentischen Blicke in die Gedankenwelt der Ultras, welche nicht immer jener der „normalen“ Fans entspricht, die ein solches Fanzine gerade interessant machen. In der sechsten Ausgabe des „Paranoid“ haben sich die Macher einiges einfallen lassen. Zu den Neuerungen gehört die Rubrik „Wir ham' euch was zu erzählen“, in der die Stadionverbotler der Gruppe von ihren Erlebnissen erzählen. Die „Sektion SV“ des PI war in der vergangenen Saison bei allen (!) Spielen anwesend, obwohl sie ihren Verein nicht von den Rängen aus unterstützen durften. So kam es dann zu kurz-knackig dargestellten Anekdoten wie dem Schauen der FCK-Spiele auf dem Laptop - mit Live-Atmosphäre direkt hinter dem Gästeblock in Dresden und Rostock - oder gar mit Blick ins Stadion in den Wäldern von Aue. Aber auch von den alltäglichen Repressionen gegen die oft nicht erwünschten Jugendlichen wird berichtet.

Den Hauptteil des „Paranoid #6“ bildet wie gewohnt der Rückblick auf die vergangene Spielzeit, in dem von Berlin bis Hoffenheim auf alle Partien der Saison 2012/13 eingegangen wird. Untermalt von vielen Fotos sowie Berichten der gegnerischen Fans betrachten die PI-Schreiber hier die vergangenen zwölf Monate aus der Sicht der Ultras. Wie schon in der vorigen Ausgabe ist dabei erneut auch der Gefühlsverlauf einer langen Saison dokumentiert, von viel Lust am Anfang über Frust am Ende bis hin zur Gänsehaut in der Relegation

Nicht fehlen dürfen ein paar Seitenblicke vom Groundhopping, in denen mit Besuchen unter anderem bei Roter Stern Belgrad und Dinamo Zagreb zwei der lautesten Stadien Europas abgehakt wurden. Hinzu kommt ein ausführliches Reisetagebuch von der Europameisterschaft 2012, das neben lustigen Anekdoten auch über die medialen Hochglanzbilder hinaus vom Turnier in der Ukraine und Polen berichtet.

Mit Dinamo Zagreb beschäftigt sich auch das zweite große Interview im Heft, wo mit der deutschen Sektion der Bad Blue Boys eine der bekanntesten Fangruppen der Welt vorgestellt wird. Ein Mitglied der BBB erzählt von der für deutsche Stadiongänger unglaublichen Geschichte seiner Gruppe im ehemaligen Bürgerkriegsland Kroatien - eine völlig andere Welt, und doch haben die heißblütigen Südländer durchaus auch ähnliche Probleme wie viele Ultras in Deutschland.

Mit dem „Paranoid #6“ ist dem PI erneut ein Heft gelungen, dem man den dahinter steckenden Aufwand beim Durchblättern der 228 Seiten sofort ansieht. Das Fanzine ist zum Selbstkostenpreis von 5,- Euro erhältlich bei FCK-Heimspielen am Infostand des PI (Eingang Westkurve) online unter paranoid (at) pfalz-inferno.com.

Quelle: Der Betze brennt
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon TDFCK » 31.10.2013, 17:07


„Wie wird man eigentlich Ultra?

Ab 5 Pyrozündungen ist man Ehrenmitglied 8-)



Beitragvon Martin S-H » 31.10.2013, 17:35


TDFCK hat geschrieben:„Wie wird man eigentlich Ultra?

Ab 5 Pyrozündungen ist man Ehrenmitglied 8-)


Die Überschrift ist wohl nicht ganz glücklich gewählt, der obige Kommentar hierzu - auch wenns ironisch gemeint ist - aber absolut überflüssig.

Das Leute Ihre Freizeit opfern, um so ein Fanzine auf die Beine zu stellen verdient größten Respekt - und sicherlich keine weitere Ultra / Pyro Diskussion...
“You can change your wife, change your politics, change your religion. But never, never can you change your favourite football team!” Eric Cantona



Beitragvon rot_weißer_Partybus » 31.10.2013, 18:10


Ja das ist meiner Meinung nach das beste Fanzine in unserer Fanszene. Vom Umfang, Inhalt und auch vom guten und amüsanten Schreibstil her ist das Paranoid bisher unübertroffen (wobei WegbeGLeiter und UdH auch nicht schlecht sind).

Daher ein großes Kompliment und Dankeschön an die Macher vom PI.



Beitragvon salomon » 31.10.2013, 18:51


Martin S-H hat geschrieben:
TDFCK hat geschrieben:„Wie wird man eigentlich Ultra?

Ab 5 Pyrozündungen ist man Ehrenmitglied 8-)


Die Überschrift ist wohl nicht ganz glücklich ...

verdient - ...sicherlich keine weitere Ultra / Pyro Diskussion...


@ Überschrift: D'accord - da hast du absolut Recht.

@ Pyro u. "Diskussion verdient": Das liegt wohl vielmehr an einem >mehr-oder-minder Fortsetzungsthread<, aber wohl weniger an TDFCK.

Nachdem wir gestern dbzgl. den "Infight-Diskurs" hatten, begegnet TDFCK heute dem Ganzen mit entspanntem - vor allem trefflichen (!) - Humor. So ist's recht. :wink:



Beitragvon TDFCK » 31.10.2013, 19:47


Danke Salomon,
das du wenigstens den Gag bzw. Spass erkannt hast.
z.Z. ist hier eine ganz normale Diskussion leider nicht möglich.

Natürlich ist das geil, wenn sich die Ultras eine schöne Choro ect. ausdenken, aber es gibt auch die dunkle Seite der Macht....



Beitragvon Yves » 01.11.2013, 11:19


"Welches Selbstverständnis hat man als einer der Hardcore-Fans?"

Es sind diese authentischen Blicke in die Gedankenwelt der Ultras, welche nicht immer jener der „normalen“ Fans entspricht, (...)"


Hardcore-Fans? Normale Fans? Muss denn wirklich eine Differenzierung in der Güte des Fanseins gemacht werden? Wäre ich ein Ultra, wenn ich die Zeit hätte mir jedes Spiel vor Ort anzuschauen? Bin ich nur ein normaler Fan, weil ich das nicht schaffe?

Ich weiss ... ich bin hier ggf ein wenig empfindlich. Aber diejenigen, die mich kennen und mit denen ich in den Stadien der Republik war, wissen eben auch, dass aus meinem Hals mehr Lautstärke kommt, als durch jedes Megafon. ...



Beitragvon BTZNBRG » 01.11.2013, 13:56


Dieses Fanzine kann wohl beantworten wie man Ultra wird, jedoch wahrscheinlich nicht wie man FCK-Fan wird.
Eigentlich traurig.

Ich frage mich wann es die Ultras endlich begreifen, dass durch diese
Modeerscheinung die Stimmung auf dem Betze immer mehr zum Einheitsbrei wird.
Betze - 125 Jahre Unzerstörbar



Beitragvon paulgeht » 04.11.2013, 16:50


Ich habe am vergangenen Spieltag die 5,- EUR investiert und sie sind sicherlich gut angelegt. Aufgrund eines Zugausfalls und der damit verbundenen längeren Heimfahrt nach Düsseldorf, konnte ich mir schon nach dem Pauli-Spiel einen Großteil des Paranodis durchlesen.

Eigentlich verspürte ich keine große Lust, die vergangene Saison noch einmal im Detail und emotional aufzurollen, irgendwie konnte ich dann aber nach dem ersten "Anlesen" das Heft (oder vielmehr das Buch) nicht mehr weglegen.

Es ist schon toll, was sich die Macher überlegt haben und auch mit viel Mühe umsetzen. Die Spielberichte sind keine haargenauen Spieltagsanalysen, sondern vielmehr Zusammenfassungen von Stimmungen, Eindrücken und dem "drum-herum". Richtig stark sind die zahlreichen Gegenberichte, die wirklich auch einmal die eigene "Kurve" und den eigenen Auftritt reflektieren.

Hinzu kommt eine - ich nenne es einmal so - "Gedankensammlung" rund um das Sicherheitspapier und die 12:12-Aktion. Dazu die schon erwähnten Berichte von anderen Spielen ohne FCK-Beteiligung und eine mehrseitige Zusammenfassung der Saison, inklusive Blick auf das Verhältnis zu Verantwortlichen des Vereins, die Arbeit des Fanprojektes und leider so manche leidige Auseinandersetzung mit der Polizei und dem Thema "Stadionverbote".

Ich selbst zähle mich nicht zu den Ultras und habe auch wenig Bestrebung, das zu ändern. Trotzdem muss man bei so viel Einsatz, den die Jungs und Mädels Spieltag für Spieltag zeigen, wirklich den Hut ziehen.

Allerdings gibt es aus meiner Sicht auch einige Dinge, die Potential für die Zukunft haben: ganz vorne steht dabei ein Punkt, den man so vielleicht nicht kritisieren muss, mich aber beim Lesen doch sehr stört: die Rechtschreibung. Klar, niemand ist fehlerfrei und sicher haut jeder in seinen Berichten Schreibfehler und grammatikalische Fehler raus. Aber auf manchen Seiten hat's mir echt die Schuhe ausgezogen. Vielleicht sollte man in Zukunft vor dem Druck noch einmal die Berichte Korrektur lesen (lassen).

Zum anderen das Interview mit den Neumitgliedern: irgendwie wirkt das sehr gestellt. Ich möchte den Machern nichts unterstellen, aber welcher Jugendliche spricht denn so geschliffen und quasi in Schriftsprache? Noch dazu mit Einschüben, die in Klammern gesetzt sind...? Ich nehme an, dass man das Interview bearbeitet hat, leider geht dadurch die Authentizität total verloren. Das ist sehr schade, denn gerade die Frage, wie man auf die Kritik aus der eigenen Kurve reagiert, wirkt so etwas glatt gebügelt.

Zum Schluss - und das ist wohl ein Kernpunkt, der jetzt nicht nur die aktuelle Ausgabe betrifft - noch ein Wunsch: ich bin mir natürlich darüber bewusst, dass ich hier ein "Zine" einer Ultra-Gruppierung in den Händen halte. Also ist es mehr als nur legitim, dass man sich hier sehr deutlich mit "Ultra-Themen" (in welcher Form auch immer) befasst und seine Sicht der Dinge anführt. Aber: ich glaube, phasenweise könnte eine gewisse, stärkere Auseinandersetzung mit dem Rest der Kurve und der Anhängerschaft auf Augenhöhe nicht schaden.

Mir fallen die häufigen Seitenhiebe auf die "normalen Fans" (schon alleine die Wortwahl!), die "Eventies" und die Diskussionsforen, wie DBB, auf. Es mag sein, dass man sich auch beim Pfalz-Inferno in einer eher prädestinierteren Rolle sieht. Nur sollte man nicht vergessen, dass es noch mehr als 10 000 andere Menschen in der West gibt, die - vielleicht auf anderem Wege - genauso ihr "Bestes und Letztes" für den Verein geben. Vielleicht muss man ein bisschen von diesem Anspruchsdenken, die Stimmungs- und Entscheidungsmacht in der Kurve zu haben, runterkommen.

Aber insgesamt: lesenswerte 226 Seiten, die mich auch manches, was "Ultra" auszumachen scheint, näher verstehen lassen.

Zitat:

Sie verstehen nicht, dass eine Ultragruppe so vielschichtig ist, solch eine feste Einheit bildet, fast familienartige Züge annimmt. Dass sie zu gefestigt ist, als dass man jemanden, der einmal Scheiße gebaut hat, an den Pranger stellt. Man weist ihn intern sicher zurecht, wenn er über die Stränge geschlagen hat, schließt ihn aber nicht aus dem Kreis, der seinen Lebensinhalt bedeutet, aus.


Es sollte viel mehr, dieser von "Fan-Hand" herausgegebenen Fan-Zines geben.
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Beitragvon Scrooge McDuck » 05.11.2013, 13:21


paulgeht hat geschrieben:Es sollte viel mehr, dieser von "Fan-Hand" herausgegebenen Fan-Zines geben.

Eine Einstellung, die leider zu wenige Fans haben. Mittlerweile sind Youtubevideos und Pimmelfechtereien bei ultras.ws für junge Fans leider scheinbar wichtiger als handgemachte, reflektierte Berichterstattung.
Vigilo confido.



Beitragvon BTZNBRG » 05.11.2013, 15:43


Scrooge McDuck hat geschrieben:
paulgeht hat geschrieben:Es sollte viel mehr, dieser von "Fan-Hand" herausgegebenen Fan-Zines geben.

Eine Einstellung, die leider zu wenige Fans haben. Mittlerweile sind Youtubevideos und Pimmelfechtereien bei ultras.ws für junge Fans leider scheinbar wichtiger als handgemachte, reflektierte Berichterstattung.


Naja, das Internet läuft ja mittlerweile auch vielen Magazinen und auch Zeitungen den Rang ab, was ich angesichts der Möglichkeiten des Internets auch verstehen kann. Insofern ist das nichts Neues.
Betze - 125 Jahre Unzerstörbar



Beitragvon Scrooge McDuck » 05.11.2013, 15:48


BTZNBRG hat geschrieben:Naja, das Internet läuft ja mittlerweile auch vielen Magazinen und auch Zeitungen den Rang ab, was ich angesichts der Möglichkeiten des Internets auch verstehen kann. Insofern ist das nichts Neues.

Im Bezug auf Fußball aber eine eher negative Entwicklung. Die beiden Beispiele wurden auch bewusst gewählt. Die Youtubefilmerei ist auch im Stadion ein echter Beitrag zum Stimmungsmord, wenn jeder zweite lieber sein Smartphone hochhält anstatt sich verbal zu äußern. Und ultras.ws ist als Lügengeschichtensammlung rund um den Fußball ganz witzig, aber zu viele nehmen das zu ernst. Fanzines hingegen beschäftigen sich ja auch gern mal kritisch mit dem, was war.
Vigilo confido.



Beitragvon tobz » 06.11.2013, 19:00


Wann erscheint eigentlich das Tattoo-Spezial vom PI?



Beitragvon Jonas-kl » 07.11.2013, 09:40


In der kommenden Rückrunde. Steht aber so auch auf der letzten Seite der aktuellen Ausgabe!




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