Fußballthemen, welche den FCK nicht oder nicht direkt betreffen.

Beitragvon Thomas » 23.02.2012, 09:22


Über'n Tellerrand
Donchi Kubeba? KUBEBA!

von Goldie (Gastautor)

In unserer neuen Rubrik „Über'n Tellerrand“ geht es heute um ein schöneres Thema als bei der Erstausgabe: Gastautor und FCK-Fan Goldie hat uns aus dem sambischen Exil einen Erlebnisbericht zum sensationellen Sieg Sambias beim Afrika-Cup geschickt.

Es war der Tiefpunkt einer Nation. Das Land lag in Trauer und die Menschen versammelten sich zu tausenden am Nationalstadion, um einer Beerdigung beizuwohnen. Mehrere Holzsärge rollten an, Fußballfunktionäre aus der ganzen Welt waren anwesend, natürlich auch der Staatspräsident, alle Minister und Personen des öffentlichen Lebens. An diesem Tag wurde eine Fußballnation begraben. Schwer vorstellbar, was damals in Lusaka los war.

Die Menschen umarmen sich, Fans weinen, Bierduschen in der Kneipe, wehende Fahnen im ganzen Land. Schwarz oder Weiß, egal. Alle feiern, schreien, singen miteinander. Paraden auf der Straße, Autokorsos. Trikothändler mit Rekordeinnahmen. Unbeschreiblich, was hier los ist.

Was 1993 begann, sollte 2012 enden. Die Geschichte von Trauer und Helden, einer stolzen Nation im zweimaligen Ausnahmezustand. Ich spreche von Sambia, einem Land im südlichen Afrika zwischen Simbabwe, Tansania und Angola.

1993 war die sambische Nationalmannschaft auf dem Weg zum WM-Qualifikationsspiel in den Senegal. Kurz nach einem Zwischenstopp in Gabun stürzte die Maschine in den Atlantik. Alle Insassen starben. Sambia stand damals vor der erfolgreichen Qualifikation für die WM in den USA - es wäre die erste Teilnahme bei einer Weltmeisterschaft gewesen. Der Traum von der WM und die Mannschaft mussten begraben werden. Sie wurden zu Nationalhelden und ein Denkmal erinnert an die schwärzeste Stunde des sambischen Fußballs.

„Wir haben es für die Jungs von '93 getan. Heute standen 22 Sambier auf dem Platz und elf Millionen dahinter.“

Der Fußball schreibt komische Geschichten. Manchmal sogar gerechte, und so sollten die „Chipolopolo Boys“ (die Gewehrkugeln) wieder nach Gabun fliegen. Diesmal zum Finale des Afrika-Cups. Zweimal war man bereits im Finale gescheitert, aber diesmal sollte es endlich gelingen. Die Fans waren zuversichtlich, stand doch das Schicksal auf der Seite der Sambier. In der Gruppenphase wurde der Senegal ausgeschaltet, nicht gerade eine kleine Hausnummer im afrikanischen Fußball. Im Halbfinale mit Ghana einer der Topfavoriten auf den Turniersieg. 1:0 für Sambia. Donchi Kubeba!

Nun warteten Didier Drogba und die Elfenbeinküste auf Sambia. Die Elfenbeinküste war der Anwärter auf den Turniersieg und eigentlich sollte es eine klare Angelegenheit werden. Sondermaschinen mit Fans flogen am Finalmorgen von Lusaka nach Libreville. Bereits zweieinhalb Stunden vor Anpfiff war in den Kneipen der Hauptstadt kein Platz zu finden. Die Straßen wie leergefegt. Es herrschte eine Stimmung, wie ich sie in den letzten zweieinhalb Jahren, seit ich hier bin, in diesem Land noch nicht erlebt hatte. Ich war mir ebenfalls sicher: Heute wird Geschichte geschrieben.

„Donchi Kubeba, pssst!“

Es war das Wahlkampfmotto der Oppositionspartei bei den Präsidentenwahlen im September 2011. In demokratischen Wahlen und ohne Ausschreitungen haben die Sambier den Regierungswechsel geschafft. Dies kann man an dieser Stelle ruhig würdigen, denn Afrika schreibt nicht gerade positive Schlagzeilen, wenn es um Politik geht. Die Sambier hatten bewiesen, dass sie ein demokratisches Verständnis haben und ein friedliebendes Volk sind.

Donchi Kubeba, pssst, war das Motto. Das ist Nyansha, eine lokale Sprache und bedeutet „Sagt nichts!“ Nach dem offiziellen Endergebnis der Wahlen und dem Regierungswechsel hieß es nur noch KUBEBA, frei übersetzt: Schreit es heraus!

Das Motto der Wahl und der neuen Regierung sollte auch der Slogan der „Chipolopolo Boys“ werden. Nach einem Tor und einem Sieg hieß es ganz einfach: Donchi Kubeba, sagt nichts. Bleibt ruhig bis zum Triumph.

Als der Kapitän Christopher Katongo (ehemals Arminia Bielefeld) nach dem Finale den Pokal in den afrikanischen Himmel hob, war es allen in Sambia lebenden Menschen klar. KUBEBA, schreit es heraus - und wie geschrieen wurde!

Das Wunder war vollbracht. Zum ersten Mal der Gewinn des Afrika-Cups für Sambia. Was 1993 begann, wurde 2012 beendet. Ein typisches Finale war es allerdings nicht. Von jedem Fan der „Chipolopolo Boys“ wurde Höchstleistung erwartet. Der Anpfiff verschob sich um 30 Minuten, African Time Factor. Also weiter warten und die Theke unsicher machen. Gott sei Dank hatten meine Freunde und ich noch einen Platz in der Sauna, äh Kneipe erhalten. Das Kondenswasser tropfte von der Decke, plötzlich Bildstörung… aaaahh. Mei Nerve! Drogba verschießt einen Elfmeter. 0:0 nach 90 Minuten. Verlängerung, Schuss an den Pfosten, Ende. Elfmeterschießen. Aber auch das sollte spannend werden. Ein Spieler der Elfenbeinküste vergab, Jubel im Land. Nein, der Elfmeter wurde wiederholt. Treffer. Der sambische Torwart trat an, Treffer. Am Ende war es ein 8:7 und ich glaube 00:20 Uhr sambischer Zeit. Den Rest des Abends kann man einfach nicht beschreiben.

Die nächsten Tage sollten Feiertage bleiben. Die Mannschaft kehrte in die Heimat zurück. Auf dem Messegelände der Hauptstadt fand die zentrale Feier statt, sozusagen der „Frankfurter Römer“ Sambias. Der Staatspräsident lud die Mannschaft in seinen Amtssitz ein. Die Namen der Spieler wird so schnell niemand vergessen.

Nicht unerwähnt sollte aber auch bleiben, dass bei allen Feierlichkeiten insgesamt 21 Menschen starben und mehrere verletzt wurden. In dieser emotionalen Ausnahmesituation kam die menschliche Vernunft auf allen Seiten manchmal zu kurz. Ein kurzer Blick auf den Pokal und das Team wurde manchem Fan leider zum Verhängnis.

Die letzten Tage waren einmalig und man darf ruhig behaupten, dass die letzten sechs Monate in Afrika klar Sambia gehören. Im Schatten der Revolutionen in Nordafrika fand hier ein demokratischer und friedlicher Regierungswechsel statt. Im Schatten der großen afrikanischen Fußballnationen trat der krasse Außenseiter ins Licht der Sportwelt. Es begann 1993 und wurde 2012 beendet.

Jetzt aber muss der Fußballgott Sambia verlassen und den Weg in die Pfalz finden, denn am Ende der Saison soll es auch im Fritz-Walter-Stadion vor lauter Freude heißen: KUBEBA!!!

Quelle: Gastautor Goldie, für Der Betze brennt
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Stimpy001 » 23.02.2012, 10:05


Schöner Beitrag Goldie, vielen Dank. Konnte leider kein einziges Spiel sehen.



Beitragvon fichtenherbert » 23.02.2012, 10:18


...schließe mich an, wirklich toll geschrieben.
Diesen Donchi Kubeba sollte man sofort verpflichten :D



Beitragvon RossTheBoss » 23.02.2012, 10:52


"Jetzt aber muss der Fußballgott Sambia verlassen und den Weg in die Pfalz finden, denn am Ende der Saison soll es auch im Fritz-Walter-Stadion vor lauter Freude heißen: KUBEBA!!!"

Sehr bewegender und toller Beitrag. Vielen Dank dafür !!

Lasst uns den letzten Satz von Goldie mit in die nächsten anstrengenden FCK-Wochen nehmen.

Dann sollte doch nichts schief gehen :teufel2:
Always be yourself. Unless you can be Batman ...
Then better be Batman!



Beitragvon sportreport78 » 23.02.2012, 11:22


Geschichten, die der Fussball schreibt...

Danke Goldie, solche Beiträge machen DBB lesenswert.
Und abgerechnet wird zum Schluss.
donchi Kubeba? KUBEBA!
Toor auf dem Betzenberg!! Wir schalten um zu Hans-Reinhard Scheu.



Beitragvon Schlossberg » 23.02.2012, 11:30


Ein fantastischer, emotional anrührender Beitrag.
Vielen herzlichen Dank dafür!
An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen.



Beitragvon Altmeister » 23.02.2012, 11:33


Hey Goldie, sehr schöner Beitrag und schön, von Dir mal wieder gehört zu haben.



Beitragvon Steini » 23.02.2012, 11:44


Altmeister hat geschrieben:Hey Goldie, sehr schöner Beitrag und schön, von Dir mal wieder gehört zu haben.



Dem schließe ich mich an
Tja Oldie but Goldie :D



Beitragvon Donserv » 23.02.2012, 12:54


schöner Beitrag ... Habe das Finale gesehen, was für eine Leidenschaft ...

Donchi Kubeba :)



Beitragvon Piranha » 23.02.2012, 14:25


Ein sehr schöner Bericht, Goldie!!!
Ich kann die Stimmung dort halbwegs nachvollziehen, weil Deutschland 1954 ähnlich down war wie die Masseder Bevölkerung in Sambia und die Reaktionen auf das "Wunder von Bern". Ich wünschte, Sambia macht danach dieselbe Entwicklung durch wir wir. Daran zweifle ich aber.

Fast entschuldigend versuchst Du, in einem kleineren Absatz auf die politischen Vorgänge dort einzugehen. Allerdings bin ich der Meinung, daß gerade in einem Fußball-Forum über den Tellerrand des Fußballs hinaus hinausgeschaut werden soll; denn hier äußert und manifestiert sich Massenbewußtsein auf emotionaler Ebene, das irgendwann einmal sozial wirksam werden kann. Deshalb erlaube ich mir, Deinen schönen Erlebnisbericht entsprechend zu erweitern.

1. Du lobst die demokratischen Wahlen in Sambia, die vor Jahren von der Weltöffentlichkeit erzwungen wurden.
Die Friedlichkeit ist allerdings weniger den sozialen Zuständen geschuldet als vielmehr der matriarchalischen Tradition der einheimischen Bevölkerung. Sambia beweist nämlich geradezu, daß sich Demokratie mit extremer sozialer Ungleichheit vertragen kann. Deshalb sehe ich dort die Funktion des Fußballs als Ablenkung und Verdummung der vreiten Bevölkerung an, so schön das alles Außenstehenden erscheint.

2. In Sambia besteht die Gefahr, ein zweites Chile zu werden. Auch hier hat nichtn nur ein amerikanischer KOnzern den Kupfererzbergbau in den Händen, sondern es droht auch das Schicksal Chiles (Allende), wenn es der neue Präsident zu weit treiben sollte.

3. Möchte ich meinen Beitrag nicht zu weit führen, da es wahrscheinlich ohnehin niemand interessiert. Stattdessen auf einen bezeichnenden Bericht des Deutschlandfunkes hinweisen, der im Internet abgedruckt ist. Da ihn wahrscheinlich niemand suchen wird, dränge ich ihn auf und setze ihn hier ein. Kein "Wunder von Bern", aber eine "Erklärung von Bern":

20.02.2012 · 19:15 Uhr
Das Buch "Rohstoff" zeigt die Abgründe wirtschaftlichen Handelns ohne Gewissen. (Bild: Aurubis AG) Das Buch "Rohstoff" zeigt die Abgründe wirtschaftlichen Handelns ohne Gewissen. (Bild: Aurubis AG)
Tatsachenbericht und Wirtschaftskrimi
Erklärung von Bern (Hrsg.): "Rohstoff. Das gefährlichste Geschäft der Schweiz"
Von Oliver Ramme

Sie agieren verschwiegen und mit skandalösen Praktiken: die internationalen Rohstoffkonzerne. Welche Rolle die Schweiz als Drehscheibe ihres skrupellosen Geschäfts spielt, zeigt die Nichtregierungsorganisation "Erklärung von Bern" in dem Buch "Rohstoff. Das gefährlichste Geschäft der Schweiz".

Dieses Buch ist ein Tatsachenbericht über eine mächtige und mindestens genauso verschwiegene Branche. Genauer gesagt ist es ein Wirtschaftskrimi: Tatort: die Schweiz - mit ihrem Geflecht aus international operierenden Rohstoffhändlern und Minenkonzernen. Die Nichtregierungsorganisation "Erklärung von Bern" zeichnet hier über 400 Seiten ein riskantes, ein skrupelloses und vor allem ein mächtiges Geschäft nach. Denn:

Von drei Litern Erdöl, die auf dem Weltmarkt verkauft werden, wird einer über die Schweiz gehandelt.

Bemerkenswert ist dabei: In der Schweiz werden die Verträge geschlossen, aber außer im Sonderfall Gold, berührt keiner der Rohstoffe je Schweizer Boden. Die globale Marktmacht der Eidgenossen in Sachen Rohstoffe hat selbst die Autoren überrascht. Ein halbes Dutzend, darunter Oliver Claasen, haben zwei Jahre recherchiert.

"Wir wussten nicht zu dem Zeitpunkt, dass gut die Hälfte der Top Ten Unternehmen in der Schweiz nach Umsätzen Rohstoffunternehmen sind. Die sind in der Regel privat gehalten, deswegen war auch keine dieser Zahlen öffentlich zugänglich, selbst in den Rankings tauchten diese Firmen nicht auf. Bei der Rohstoffbranche ist es gelinde gesagt paradox, dass ausgerechnet die Branche die sicherstellen soll, dass unsere Industrie mit Grundstoffen versorgt wird, dass über diese Branche auch in der Politik so gut wie nichts bekannt ist."

Das alleine ist nicht strafbar. Bevor aber die Machenschaften von weitestgehend unbekannten, aber dennoch milliardenschweren Konzernen wie Glencore, Trafigura, Xstrata oder Viola durchleuchtet werden, gestatten uns die Autoren mit Hilfe von verständlichen Grafiken und übersichtlichen Tabellen Einblick in die globale Bedeutung des Rohstoffhandels. Überhaupt ist das Buch hervorragend layoutet. Fachtermini und Zusammenhänge des Rohstoffhandels werden verständlich erklärt. Der Handel boomt schon deshalb, weil immer mehr Schwellenländer am Fortschritt teilhaben wollen. Mitten drin das rohstoffarme Binnenland Schweiz. Nur warum?

Verbrämt als "Neutralität" hat die bis 2002 andauernde UNO-Abstinenz in der Schweiz ansässigen Konzernen jede Menge lasche, aber umso lukrativere Geschäftsgelegenheiten beschert. Den Aufstieg der Rohstoffhandelszentren Zug und Genf ermöglicht hat auch deren äußerst mildes Steuerklima sowie ein gesellschaftlicher Hang zu viel Diskretion und wenig Regulierung und Kontrolle. Kurzum: Die Rohstoffdrehscheibe Schweiz war zwar keineswegs geplant, aber sie ist trotzdem kein Zufall.

Auch weil die Schweiz schon seit Jahrhunderten Erfahrung hat im weltweiten Handel. So war einer der ersten international gehandelten Rohstoffe der Schweiz die Ware Mensch: Sklaven und Söldner. Das Buch behandelt aber hauptsächlich das Hier und Jetzt der Schweiz und ihre Rolle als Rohstoffdrehscheibe.

"Da geht es maßgeblich auch um die Konstruktion von solchen Firmen, da sind diese Konzerne mit Hauptsitz in der Schweiz Vorreiter, wie man aus Firmen Konstruktionen größte mögliche Vorteile auf allen Ebenen zieht, zum Beispiel bei der Versteuerung aber eben auch bei der juristischen Angreifbarkeit - welche Firmen meint man eigentlich, wenn man sie verklagt?"

Der angeblich größte unabhängige Erdölhändler der Welt ist Vitol - mit Sitz am Genfer See.

Organisatorisch und juristisch ist Vitol eine komplexe Konstruktion ineinander verschachtelter Holdinggesellschaften. Die Genfer Vitol SA, die mit Erdöl und seit August 2010 auch mit Erdgas und Strom handelt, beschäftigt gerade mal 170 der weltweit insgesamt 1578 Mitarbeitenden (Stand 2009), ist aber für die Finanzierung sämtlicher Geschäftsvorgänge des Konzerns zuständig. Sie gehört vollständig der Genfer Vitol Holding Sàrl, deren hundertprozentige Eigentümerin wiederum die in Rotterdam ansässige Vitol Holding BV ist. Diese ist ihrerseits im Besitz der luxemburgischen Vitol Holding II SA, deren Anteile die erwähnten 200 Topkaderleute unter sich aufteilen, genau wie die Milliardengewinne, die Vitol regelmäßig erwirtschaftet.

Die beschriebenen Konzerne arbeiten verschwiegen, juristisch kaum angreifbar und vor allem in der Dritten Welt mit skandalösen Praktiken. Die beklemmende Erfahrung während der Lektüre ist, dass all diese Firmen weitestgehend unbekannt, aber enorm systemrelevant sind. Besonderes Augenmerk der Autoren gilt auch dem größten Schweizer Minen- und Handelskonzern Glencore, denn dieser erfährt von den Machenschaften Gelncores in Sambia. Kupfer wird dort unter anderem durch die Firma Mopani abgebaut. Bemerkenswert ist…

…dass über die Hälfte des sambischen Kupfers in die Schweiz exportiert wird. Das Land kauft acht Mal mehr sambisches Kupfer als China und sei damit der größte Kupferverbraucher der Welt. Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Mopani gehört Glencore.

Firmenintern wird das Metall zu Spottpreisen verkauft, um den sambischen Fiskus zu umgehen. In Sambia bleiben leere Staatskassen und verseuchte Landschaften zurück.

"Es war von Anfang an klar, dass wir mit diesem Buch als Produkt in den Mainstream wollen und auch müssen, um dieses Thema zu platzieren wo es hingehört, nämlich auf die politische Agenda vor allem in der Schweiz. Dazu braucht es eine entsprechende ansprechende Erscheinung. Es muss einfach gut lesbar sein und allgemein verständlich sein und muss die Kerninformationen visuell aufbereiten."

Und das ist der Erklärung von Bern gelungen. Das Buch "Rohstoff - das gefährlichste Geschäft der Schweiz" ist reportagehaft geschrieben und zielt nicht nur auf Leser, die sich beruflich mit Rohstoffhandel auseinandersetzten. Es lässt tief blicken in skrupelloses Geschäftsgebaren, in Abgründe wirtschaftlichen Handelns ohne Gewissen. In der Schweiz haben die Recherchen bereits zu vielen Diskussionen geführt. Das ist verständlich, denn "Rohstoff - das gefährlichste Geschäft der Schweiz" ist ein - leider - sehr realer Wirtschaftskrimi.

Erklärung von Bern (Hrsg.): Rohstoff. Das gefährlichste Geschäft der Schweiz.
Salis Verlag, 434 Seiten, 24,90 Euro



Beitragvon Zizou91 » 23.02.2012, 14:30


Super Beitrag :-)
Gänsehaut pur, auch wenn ich leider kein einziges Spiel des Afrika Cups sehen konnte :-(

Bitte mehr davon!
"Mentalität schlägt Qualität" Dirk Schuster

"...ich hab mein Lautern-Trikot, da brauch ich kein Bayern-Trikot" Jean Zimmer



Beitragvon Goldie » 23.02.2012, 14:35


@Piranha:
Ich möchte kurz daraufhinweisen, dass ich aufgrund meiner beruflichen Situation nicht unbedingt direkte Wertungen über das politische System mache und mich mit Kritik zurückhalte. Dieser Artikel ist ein reiner Erlebnisbericht und schildert meine direkten Empfindungen und Erfahrungen.

Vielen Dank für die netten Kommentare.



Beitragvon Red Devil » 23.02.2012, 14:47


Thomas hat geschrieben:(...)1993 war die sambische Nationalmannschaft auf dem Weg zum WM-Qualifikationsspiel in den Senegal. Kurz nach einem Zwischenstopp in Gabun stürzte die Maschine in den Atlantik. Alle Insassen starben. Sambia stand damals vor der erfolgreichen Qualifikation für die WM in den USA - es wäre die erste Teilnahme bei einer Weltmeisterschaft gewesen. Der Traum von der WM und die Mannschaft mussten begraben werden. Sie wurden zu Nationalhelden und ein Denkmal erinnert an die schwärzeste Stunde des sambischen Fußballs. (...)


Auch nach dem tragischen Gabon Air Disaster, hatte die Fußballnationalmannschaft von Sambia gute Chancen sich für die WM 1994 zu qualifizieren. Aber statt dem benötigten Punkt beim abschließenden Qualifikationspiel in Marokko zu holen, wurde dieses Spiel 1:0 verloren und Marokkos Fußballnationalmannschaft fuhr zur WM 1994 im Fußballentwicklungsland USA.

Quelle für meine Aussage: http://de.wikipedia.org/wiki/Gabon_Air_Disaster
Klagt nicht, kämpft!!!!!



Beitragvon Piranha » 23.02.2012, 14:54


Goldie,
so hab ich das auch vestanden. Ich wollte gerade deshalb Deinen Bericht auch nur ergänzen und etwas zur Aufklärung beitragen, obwohl ich mir bewußt bin, damit viele zu langweilen. Aber es ist nun mal meine Überzeugung, daß gezeigt werden muß, daß nicht alles Gold ,meinetwegen auch Kupfer, ist, was glänzt, und hinter die emotionale Fassade, oft bewußt errichtet von den Profiteuren, geschaut werden muß. Auch um Lehren für uns selbst hier zu ziehen.

Aber nochmals danke für einen sehr griffigen Erlebnisbericht, dem aus rein fußballerischer Sicht nichts hinzuzufügen war. :)



Beitragvon Loweyos » 24.02.2012, 00:24


Piranha hat geschrieben:...obwohl ich mir bewußt bin, damit viele zu langweilen...

Ganz sicher langweilst Du damit nicht alle.
Sehr interessant, ich hab das nicht gewusst. Aber wundern tut mich da schon lange nichts mehr.
Was da an Ausbeutung der Dritten Welt und speziell in Afrika läuft, kann man eigentlich schon nicht mehr als Skandal bezeichnen. Das ist viel schlimmer.
Selbst der Verkauf von Bio-Sprit ist Ausbeutung. Würde mich wirklich mal interessieren, wieviele Afrikaner deswegen verhungern.
(Fan seit 40 Jahren)



Beitragvon wuttiberlin » 24.02.2012, 18:48


Sehr schöner Bericht, Goldie! Ich war sehr überascht von der Mannschaft, aus deinem vorherigen Bericht hatte ich in Erinnerung, daß in Sambia fast nur Werks-/Staatsteams eine Rolle spielen. Die Stimmung und den Groove hast Du super beschrieben, schön daß Du auch "dort unten" Freunde zum Fußigucken hast. Komm bald mal wieder zum Betze oder sonstwo hin wo wir in die "Sauna" äh Kneipe gehen können!
Alles für die Black Devils!



Beitragvon Roju80 » 24.02.2012, 22:10


Danke Goldie. So ein Bericht ist doch auch mal eine schöne Abwechslung zum "normalen" Bundesliga Alltag.




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