Fragen, Antworten und Anekdoten zur Geschichte des FCK.

Beitragvon dehajens » 01.03.2015, 19:42


Einer der Besten die ich je auf dem Betzenberg sah !!
Tiefe Verneigung.
"Die Dinge sind nie so, wie sie sind. Sie sind immer das, was man aus ihnen macht."
Jean Anouilh



Beitragvon Wutti10 » 01.03.2015, 19:50


Wolfram "Wutti" Wuttke, egal wo du jetzt auch bist, in meinem Herzen wirst du immer weiterleben.



Beitragvon glanteufel68 » 01.03.2015, 19:53


Mein Beileid den Angehörigen.

Du warst eines der Idole meiner Anfangszeit auf´m Betze. Dein Trikot (danke dafür), das schon ewig eingerahmt im Flur hängt, wird hier wohl auch noch hängen wenn ich mal abtrete.

Ruhe in Frieden "WUTTI".



Beitragvon daachdieb » 01.03.2015, 20:17


Die SZ schreibt: Genie und Wurschtel
Über Wolfram Wuttke hat Ernst Happel mal gesagt, er sei "heute ein Genie und morgen ein Wurschtel", und bei anderer Gelegenheit befand er, dass dieser unbeherrschbare Mensch zwar ein "Zauberer am Ball" sei, aber auch "ein Gassenjunge im Kopf". Wuttke fand dieses Urteil "gar nicht mal so übel", ...

Der kicker nannte ihn "Wolfram Wahnsinn", er selbst meinte, als er mittlerweile in Kaiserslautern so umstritten war wie bei den vorigen Vereinen, seine Biographie müsse "Das verdammte Fußballerleben des Wolfram Wuttke" heißen.
...
Heutzutage sind Spieler wie Wuttke schlichtweg nicht mehr denkbar in der konformistischen Hochleistungsgesellschaft, die der Profifußball der Gegenwart ist: Weil er durch seine legendäre Faulheit die sportlichen Anforderungen nicht mehr erfüllen könnte. Und weil er wegen seiner notorischen Renitenz im erbarmungslosen öffentlichen Diskurs zugrunde gehen müsste.
...
Die Geschichten, die über Wuttke kursieren, scheinen alle erfunden zu sein, so phantasievoll klingen sie. Und so viele sind es.
...
angeblich hat er Fischer und Abramczik bei seinem ersten Bundesligaeinsatz (gegen Uerdingen) zugerufen: "Ihr faulen Schweine, lauft mal ein bisschen mehr."
...
In Mönchengladbach hatte er später, wie wohl quasi überall, Probleme mit seinem Vorgesetzten, der Jupp Heynckes hieß. Wuttke musste auf Geheiß des Trainers sein Übergewicht reduzieren, aber weil er das verlangte Maß - zwei Kilo - nicht schaffte, sollte er eine Geldstrafe in die Mannschaftskasse zahlen: Eine Mark pro Gramm, insgesamt 500. Wuttke händigte 1000 Mark aus - als Vorschussleistung für kommende Diäten. Auch schön: Als er mal mit seinem kleinen Sohn zur Teamsitzung in Kaiserslautern auftauchte, auf der zu jener Zeit Sepp Stabel das Sagen hatte. Warum er seinen Sohn mitgebracht hatte? "Ich wollte ihm nur mal zeigen, was für einen dummen Trainer wir haben."


R.I.P. WW
Oderint, dum metuant
fck-jetzt.de



Beitragvon Berentzen » 01.03.2015, 21:11


Traurig. Eines der letzten Idole, mein Erstes.
Wer wollte früher beim Fußballspielen nicht Wolfram Wuttke sein.
Noch ein Profi der alten Garde, mit Ecken und Kanten.Ruhe in Frieden.
Wäre schön wenn es ein offizielles Gedenktrikot gäbe von Seiten des FCK, der Erlös könnte der Fritz -Walter -Stiftung zugute kommen.
Vorsänger weg, lasst die Kurve wieder leben!



Beitragvon AlbiundIssi » 01.03.2015, 21:34


ändert den titel!

wuddi LEBT!

ein echter betze-bub - was er 86-89 zelebriert hat,
war ein traum!

:teufel2:

und nichts für ungut, liebe zeitung...
aber wuddi war unser 10er... (die 8 hatte hartmann)
Zuletzt geändert von AlbiundIssi am 02.03.2015, 00:14, insgesamt 1-mal geändert.



Beitragvon Wurschdbrot » 01.03.2015, 21:37


Wutti war vielleicht einer der größten Könner, die jemals auf diesem Globus gekickt haben. Er besaß die seltene Gabe, sich selber Pässe schlagen zu können und Spiele alleine entscheiden zu können - wenn er wollte. Und das war die Schattenseite seiner Fußballerseele. Er wollte eben nicht immer. Aber er war ein einmaliger Typ, ein Charakter, einer, für den man ins Stadion ging, um ihn spielen zu sehen. Ein Wolfram "Wutti" Wuttke besaß die Fähigkeit, Zehntausende von Menschen im Stadion zu Begeisterungsstürmen hinzureißen und Spiele zu unvergesslichen Erlebnissen zu machen. Ich hatte Wutti nach seiner Zeit beim FCK niemals vergessen. Und ich werde ihn niemals vergessen.



Beitragvon chamberle » 01.03.2015, 21:47


Fast auf dem Tag genau vor 26 Jahren haben ich Wolfram Wuttke auf einer Geburtstagsfeier in meiner Familie kennengelernt. Er war ein sehr netter und freundlicher Mensch, der sich unter einfachen Leuten wie uns wohl gefühlt hat. Ruhe in Frieden - Wolfram.



Beitragvon Rouda Deifl » 01.03.2015, 22:03


Hab mir ein paar viedeos mit Wutti reingezogen, war schon ein genialer Fussballer. An guten Tagen entschied er allein die Spiele. So einer fehlt uns heut zu Tage, der konnte den tödlichen Pass spielen und Freistöße reinballern. Haben wir leider noch nicht gefunden. So einer ist aber enorm wichtig im Spiel da würde ein Type wie Zoller wie am Fliesband verwerten.



Beitragvon suYin » 01.03.2015, 22:03


Zu Wolfram Wuttke soll heute ein Portrait im SWR kommen (Flutlicht um 22:05)



Beitragvon jürgen.rische1998 » 01.03.2015, 22:25


Die späten 80iger waren meine Anfangsjahre aufm Betze. Bin froh Dich noch selbst erlebt zu haben. Einfach nur Danke Wutti. Auch Dich werden wie nie vergessen :!:
Omnia vincit amor



Beitragvon Wuttke10 » 01.03.2015, 22:32


JensWalter1 hat geschrieben:Es fühlt sich an als sei ein lieber Verwandter gestorben, den man lange nicht gesehen hat. Man hat nicht mehr sehr oft an ihn gedacht aber er hatte immer einen Platz in den Herzen der FCK-Familie. Die Nachricht seines Todes treibt einem die Tränen in die Augen, der Gedanke an ihn, wie er war, jedoch ein Lächeln Gesicht.

Ruhe in Frieden :weinen:



@Jens:
Und mit den Worten sprichst Du mir total aus der Seele !

Hut ab !!!



Beitragvon Steffbert » 01.03.2015, 22:58


Schon so früh, Wutti? Schon so früh? :(

Wen haben wir nicht alles kommen und gehen sehen. Viele, gerade in den letzten Jahren, ließen mich völlig kalt. Das ist nun etwas, was ich von dir niemals behaupten konnte.

Was hab ich dich bewundert, wie sehr hab ich mich über dich aufgeregt. Oft hast du uns während eines einzigen Spiels mehrmals zwischen vergöttern und verdammen hin und her pendeln lassen, du mit deinem genialen Fuß, der so oft stehen bleiben wollte. Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der so wohl die Aura eines recht bodenständig wirkenden Typen von Nebenan als auch eine unglaublich glorreich-rotzfreche Arroganz gleichermaßen glaubwürdig in sich vereint hat.

Uli Stein beschreibt in seinem Buch "Halbzeit" dein persönliches Lucy-und-Charlie-Braun-Spiel; wie du im Trainingsspiel lässig den Fuß auf den Ball gestellt hast, dann die Abwehrspieler anlocktest ("komm her, hol ihn dir, put put put"), nur, um im allerletzten Moment den Ball nach hinten wegzuziehen und den Spieler ins Leere grätschen zu lassen. Den Ball hast du natürlich dann doch immer verloren, weil du nach ausnahmslos jedem Durchgang dieses Spielchens lachend auf dem Rasen gelegen hast. Was hab ich dich geliebt, Wutti, aber trainieren hätte ich dich nicht wollen.

Heute, in den kalten Zeiten kalter Karriereplanung, in denen der sich selbst optimierende Profi eiskalt der Logik des nächsten Schrittes folgt, wärmt mich die Erinnerung an einen wie dich. Du hast das Training nicht geliebt, du hast die Trainer nicht geliebt, du hast taktische Vorgaben nicht geliebt, du hast das Laufen nicht geliebt, du hast das Verteidigen nicht geliebt, du hast die Disziplin nicht geliebt, aber du hast den Ball geliebt. Und der Ball hat dich zurückgeliebt.

Wenn es mal gepasst hat, dann konntest du, was nur ganz wenige können: Du konntest Momente schaffen, die dreißigtausend Menschen auf einmal verzaubert haben. Und ich habe als Kind das ungläubige Raunen im Stadion vernommen (was für ein wunderschönes Geräusch!) und ich habe erwachsene Männer gesehen, die mit offenen Mündern, mit Gänsehaut und mit glänzenden Augen auf einen kleinen Mann mit Schnurrbart blickten, der mit eine kurzen krummen gedrungenen Bewegungen nichts anderes versprühte als die reine Genialität.

Man sagt mir, ich solle nicht so viel Wert legen auf Namen, Spieler würden kommen und gehen, letztendlich wäre es doch der Verein auf den es ankäme. Mag ja sein, aber letztendlich sind es doch gewisse Spieler, über die man eine Verbindung herstellt, Spieler, die Erinnerungen schaffen, besondere Spieler. Spieler eben, die man ganz besonders gerne mag. Ein solcher Spieler war für mich Wolfram Wuttke. Ich werde ihn vermissen.

Wolfram Wuttke (1961 - 2015)

Genie
Wurschtel
Straßenfußballer
Mensch
Stop living in the past



Beitragvon Paul » 01.03.2015, 23:13


53 ist doch kein Alter, um zu gehen.

Kann mich den vielen Vorrednern nur anschließen: solche Typen sucht man heute wohl vergebens. Es war nicht immer alles Gold, was heute so glänzt, aber er wird unvergessen bleiben - im Guten.

Wir sehn uns!
leer
Nur im Pälzer Bode hänn moi Haxe richdich Halt!
leer
unzerstörbar - NUR der F C K



Beitragvon Dirmsteiner » 01.03.2015, 23:15


Hallo!
Ich bin 1984 geboren und muss ehrlich sagen, kann mich nicht erinnern Wolfram Wuttke bewusst spielen gesehen zu haben, aber es gibt ja zum Glück genügend Videos.
Ich weiß das es rund um Wuttke allerlei Storys, Lustige Geschichten,etc. gibt.
Vielleicht könnte man diese geile Geschichten, die zeigen, dass Wuttke ein "Typ" war hier wiedergeben, dass sich alle an einen genialen und "verrückten" Fussballer erinnern. Ich denke er würde mit einem Schmunzeln zuhören...

Vielleicht haben die erfahreneren Forumsmitglieder da die ein oder andere Anekdote auf Lager ;-)

Grüße und Ruhe in Frieden Wolfram "Wuddi" Wuttke...



Beitragvon suYin » 01.03.2015, 23:20


Hier gibt es noch einen schönen Artikel vom HSV :

HSV.de hat geschrieben:(...) Seine nächste Station: Kaiserslautern. Beim FCK mit Trainer Hans „Hannes“ Bongartz passte einfach alles. Hier fühlte er sich wohl. „Wenn ich in Kaiserslautern mit schlechter Laune ins Training kam, sagte Bongartz: ‚Schieß ein paar Bälle aufs Tor und lass dich dann massieren!‘“, so Wuttke. Er brauchte das. Dieses Vertrauen, die Rückendeckung, mitunter auch mal eine Streicheleinheit. Fühlte Wuttke sich im Verein und bei den Menschen wohl, dann war er auf dem Platz kaum zu stoppen. Und diese Dribblings, der Zug zum Tor, die legendären Außenrist-Pässe - all das machte ihn auf dem Feld zu einem Ausnahmekönner. Die logische Folge: während seiner Zeit am Betzenberg reifte Wuttke zum Nationalspieler. Vier Partien bestritt er mit dem Adler auf der Brust. Nur vier, muss man sagen, legt man seine fußballerische Klasse zugrunde. Dass es am Ende seiner Karriere nicht mehr waren, rechnete Wuttke seiner fehlenden Diplomatie zu. Er blieb sich eben treu, ein Typ mit Ecken und Kanten.

(...)

Doch so schön die Pfalz für Wolfram Wuttke war, ein Traum ließ ihm keine Ruhe: ins Ausland zu wechseln. Bereits 1988 hatte es Gespräche mit Olympiakos Piräus gegeben. Am Tag des EM-Finales unterschrieb Wuttke in München einen Vorvertrag und bekam danach von Präsident Georgios Koskotas einen Cartier-Füllfederhalter im Wert von 2.000 Mark geschenkt. Als er daraufhin die FCK-Verantwortlichen informierte, glaubten diese ihm kein Wort. Denn anstelle Wuttkes wechselte Lajos Detari nach Athen. „Ich war der Depp von der Pfalz. Selbst unser Präsident glaubte mir nicht. Er fragte: ‚Mit wem hast du gesprochen, Wutti? Mit ‘nem Gyroshändler?“, gestand Wuttke den missglückten Transfer.

Quelle und kompletter Text: HSV.de



Beitragvon herzblutgretchen » 01.03.2015, 23:25


Ich bin mir sicher, Wutti klopft da oben nicht an sondern schlenzt den Ball mit dem Aussenrist ins HIMMELTOR !!!! :(



Beitragvon Fragile X Factor » 02.03.2015, 00:04


Tschüss "Wuddi"..

...was ein Fußballer.
"Are you gonna bark all day, little doggie, or are you gonna bite " (Mr. Blonde)

"The biggest thing for me is just to get out on that field. Just to do that will be incredible" (Jonah Lomu)
https://www.youtube.com/watch?v=SWT5I-oAVjY



Beitragvon LaOla43 » 02.03.2015, 00:10


donaldino hat geschrieben:Genau diese Menschen machen unseren "Traditionsverein" aus. Ich habe meine Jugend mit Geschichten, ja fast schon Legenden über Walter Frosch und Co verbracht.
Ich habe Wutti live im Stadion zelebrieren sehen, auf dem Bolzplatz haben wir uns an den Außenrist-Pässen oder Freistössen á la Wutti-Wuttke probiert, bevor wir gebannt Hans-Reinhard Scheu in der Bundesliga-Halbzeit-Konferenz über unsere Männer in Rot gelauscht haben.
Es war nicht alles Gold was glänzte, ich denke dennoch immer gerne an die "gute, alte Zeit" zurück.

Danke Wutti, du warst mein Held für viele Jahre...

...und bist es noch in meinen Erinnerungen...


Ja solche Spieler hast du heute leider nicht mehr .... die sich zerreisen ..



Beitragvon AlbiundIssi » 02.03.2015, 00:17


herzblutgretchen hat geschrieben:Ich bin mir sicher, Wutti klopft da oben nicht an sondern schlenzt den Ball mit dem Aussenrist ins HIMMELTOR !!!! :(


:)

mal ehrlich: zu wuddi hätte ein "altwerden" auch nich so gut gepasst, oder?

er war eben ein draufgänger -
das zehrt an den kräften...

aber für alle, die ihn nicht mehr kannten:
ein günter netzer (!) hat ihn mal als das größte genie des deutschen fußballs bezeichnet -
aber ihm fehlte eben auch die mentalität, das dauerhaft auf den platz zu bringen...
(andererseits: hätte er das getan, wäre er vielleicht erst gar nicht beim fck gelandet, sondern wäre schon bei schalke, gladbach oder dem hsv durchgestartet... - lasst uns also dankbar sein, dass er der wuddi war, der er eben war!)



Beitragvon jürgen.rische1998 » 02.03.2015, 00:30


Hätte Wutti nur annähernd sein Talent vergoldet, dann hätten wir ihn wohl nie gesehen und dann wäre er wohl auch nie er selbst gewesen. Typen die den Dickkopf vor die Karriere stellen. Manche mögen es blöd nennen, für mich ein Grund warum der Mann in so guter Erinnerung ist. Übrigens ist auch der Nachruf des HSV sehr schön geschrieben. Und jetzt nochmal in Erinnerungen schwelgen: https://www.youtube.com/watch?v=lSLWLYfzXE8

Traurig, dass er so früh gehen musste, aber das ist der Wuttke an den ich immer denken werde...
Zuletzt geändert von jürgen.rische1998 am 02.03.2015, 00:45, insgesamt 1-mal geändert.
Omnia vincit amor



Beitragvon Altrocker » 02.03.2015, 00:38


Steffbert hat geschrieben:Schon so früh, Wutti? Schon so früh? :(

Wen haben wir nicht alles kommen und gehen sehen. Viele, gerade in den letzten Jahren, ließen mich völlig kalt. Das ist nun etwas, was ich von dir niemals behaupten konnte.

Was hab ich dich bewundert, wie sehr hab ich mich über dich aufgeregt. Oft hast du uns während eines einzigen Spiels mehrmals zwischen vergöttern und verdammen hin und her pendeln lassen, du mit deinem genialen Fuß, der so oft stehen bleiben wollte. Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der so wohl die Aura eines recht bodenständig wirkenden Typen von Nebenan als auch eine unglaublich glorreich-rotzfreche Arroganz gleichermaßen glaubwürdig in sich vereint hat.

Uli Stein beschreibt in seinem Buch "Halbzeit" dein persönliches Lucy-und-Charlie-Braun-Spiel; wie du im Trainingsspiel lässig den Fuß auf den Ball gestellt hast, dann die Abwehrspieler anlocktest ("komm her, hol ihn dir, put put put"), nur, um im allerletzten Moment den Ball nach hinten wegzuziehen und den Spieler ins Leere grätschen zu lassen. Den Ball hast du natürlich dann doch immer verloren, weil du nach ausnahmslos jedem Durchgang dieses Spielchens lachend auf dem Rasen gelegen hast. Was hab ich dich geliebt, Wutti, aber trainieren hätte ich dich nicht wollen.

Heute, in den kalten Zeiten kalter Karriereplanung, in denen der sich selbst optimierende Profi eiskalt der Logik des nächsten Schrittes folgt, wärmt mich die Erinnerung an einen wie dich. Du hast das Training nicht geliebt, du hast die Trainer nicht geliebt, du hast taktische Vorgaben nicht geliebt, du hast das Laufen nicht geliebt, du hast das Verteidigen nicht geliebt, du hast die Disziplin nicht geliebt, aber du hast den Ball geliebt. Und der Ball hat dich zurückgeliebt.

Wenn es mal gepasst hat, dann konntest du, was nur ganz wenige können: Du konntest Momente schaffen, die dreißigtausend Menschen auf einmal verzaubert haben. Und ich habe als Kind das ungläubige Raunen im Stadion vernommen (was für ein wunderschönes Geräusch!) und ich habe erwachsene Männer gesehen, die mit offenen Mündern, mit Gänsehaut und mit glänzenden Augen auf einen kleinen Mann mit Schnurrbart blickten, der mit eine kurzen krummen gedrungenen Bewegungen nichts anderes versprühte als die reine Genialität.

Man sagt mir, ich solle nicht so viel Wert legen auf Namen, Spieler würden kommen und gehen, letztendlich wäre es doch der Verein auf den es ankäme. Mag ja sein, aber letztendlich sind es doch gewisse Spieler, über die man eine Verbindung herstellt, Spieler, die Erinnerungen schaffen, besondere Spieler. Spieler eben, die man ganz besonders gerne mag. Ein solcher Spieler war für mich Wolfram Wuttke. Ich werde ihn vermissen.

Wolfram Wuttke (1961 - 2015)

Genie
Wurschtel
Straßenfußballer
Mensch


Chapeau! Mehr und vor allem besseres gibt es eigentlich kaum zu sagen. Ich erinnere mich (ein Satzbeginn, der gerade in diesem Thread vermutlich zu ganz neuen Höhenflügen aufsteigt), dass wir im Block 8 schon aufgestöhnt haben, weil nach fünf Minuten klar war, ob Wolfram "Wutti" Wuttke ausgeschlafen war und Bock hatte, oder ob der Weinfestbesuch am Abend zuvor seine Spuren hinterlassen hatte. Schöne, gute alte Fußballzeit ...
Und sowieso: Der 1. FC Kaiserslautern ist der englischste Klub in Deutschland.
(Florian Dick)



Beitragvon Altrocker » 02.03.2015, 00:44


jürgen.rische1998 hat geschrieben:Hätte Wutti nur annähernd sein Talent vergoldet, dann hätten wir ihn wohl nie gesehen und dann wäre er wohl auch nie er selbst gewesen. Typen die den Dickkopf vor die Karriere stellen. Manche mögen es blöd nennen, für mich ein Grund warum der Mann in so guter Erinnerung ist. Übrigens ist auch der Nachruf des HSV sehr schön geschrieben. Und jetzt nochmal in Erinnerungen schwelgen: https://www.youtube.com/watch?v=lSLWLYfzXE8

Traurig, dass er so früh gehen musste, aber das ist der Wuttke an den ich immer denken werden...


So geil, wenn man sieht, wie die damals durch das Mittelfeld spaziert sind ...
Und sowieso: Der 1. FC Kaiserslautern ist der englischste Klub in Deutschland.
(Florian Dick)



Beitragvon fck_anno_1991 » 02.03.2015, 00:55


Ist schon echt sentimental, die Kommentare hier zu lesen und sich fast überall wiederzufinden. Wir haben die 80 er Jahre im Stadion erlebt, wurden dort
fußballerisch sozialisiert, haben uns in den FCK verliebt. Dabei war es keine Glanzzeit, nach den Feldkamp-Jahren und UEFA-Cup ging es doch relativ schnell eher gegen den Abstieg als um die internationalen Plätze. Und doch, auf dem Betze haben uns unsere Helden selten enttäuscht, was kümmerte uns da die Fremde... Wenn am Ende des Tages der Betze die Nr 1 im Südwesten war - vor Homburg, Waldhof, Saarbrücken oder Karlsruhe -, dann hat uns das genügt.
Wenn man über Wolfram Wuttke schreibt, sollte man zuerst mal diese Zeit beachten. Nein, ihm wurde keine glanzvolle FCK-Zeit zuteil, alleine schon seine 3 Trainer (Bongartz, Stabel und Roggensack) waren alles andere als innovativ und hatten ungefähr die Aura eines Lohnbuchhalters. Und auch Wuttkes Mitspieler kamen mitnichten aus der fußballerischen Kreativabteilung. Ich glaube, er hat ein Jahr noch mit Geye und Brehme gespielt,die ja das Fußballspiel in K'Lautern kultivierten, am Ende erlebte er noch kurz Stefan Kuntz. Aber dazwischen? Ehrliche Malocker, Kämpfer, Wadenbeißer als Mannschaftskameraden. Vor diesem Hintergrund ist Wuttis Zeit hier zu bewerten und seine Leistung ist deshalb umso höher einzuschätzen. Wenn Wutti funktionierte, glänzte der FCK! Bei all seiner Faulheit , seinen Launen, seiner zeitweisen Arroganz: Er war ein genialer Fußballer mit unfassbar viel Ballgefühl, niemand beim FCK hatte je mehr. Er war der Denker und Lenker, der Taktgeber, einen klassischeren Mittelfeldregisseur habe ich niemals erlebt. Und er hatte diese Schusstechnik, von der wir alle träumten. Was hat er uns diesen 4 1/2 Jahren für Tore geschenkt!!! Und was waren wir kollektiv stolz, als wir endlich wieder einen Lautrer Nationalspieler hatten!
Was würde ich heute darum geben, solche Freistöße, Ecken und Soli zu sehen. Ja und sein Lebenswandel, seine Kritik am Trainer oder sein legendärer verbaler Ausrutscher gegenüber dem Schiri fehlen mir auch. Kein weichgespülter , angepasster, scheinheiliger Opportunist wie unsere Weltmeisterbubis! Keine ständige Gesundbeterei, wenn es nicht läuft. Kein Schirilob, wenn dieser doch Scheiße gepfiffen hat. Heute wäre er ohne Chance auf eine Bundesliga-Karriere. Damals war er Legende.
Er war das Idol meiner Jugend, und deshalb ist es heute so, als hätte man einen alten Freund verloren.

Eine letzte Anekdote: ich glaube, es war im Heimspiel gegen Gladbach, kann mich aber auch irren. Wuttke war gerade mal wieder umstritten, der ein oder andere Fan hätte ihn lieber mit einem Denkzettel auf der Bank gesehen. Das Spiel läuft ca 30 Sekunden, der Ball trudelt zum Einwurf für Gladbach ins Aus. Da sprintet Wutti - ohne Chance den Ball noch zu bekommen - hinterher und GRÄTSCHT verzweifelt über die Seitenlinie. Das war seine Geste an uns: heute gebe ich alles für euch. Ich wollte mich gerade noch darüber amüsieren, da skandierte schon die ganze Westkurve seinen Namen. Eine völlig unnötige Grätsche hatte genügt, wir waren versöhnt, wir hatten ihn wieder auf ewig lieb! So war das damals...



Beitragvon Juerschen » 02.03.2015, 00:59


donaldino hat geschrieben:Genau diese Menschen machen unseren "Traditionsverein" aus. Ich habe meine Jugend mit Geschichten, ja fast schon Legenden über Walter Frosch und Co verbracht.
Ich habe Wutti live im Stadion zelebrieren sehen, auf dem Bolzplatz haben wir uns an den Außenrist-Pässen oder Freistössen á la Wutti-Wuttke probiert, bevor wir gebannt Hans-Reinhard Scheu in der Bundesliga-Halbzeit-Konferenz über unsere Männer in Rot gelauscht haben.
Es war nicht alles Gold was glänzte, ich denke dennoch immer gerne an die "gute, alte Zeit" zurück.

Danke Wutti, du warst mein Held für viele Jahre...

...und bist es noch in meinen Erinnerungen...


Danke! Du sprichst mir aus dem Herzen.




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