1441 Tage „gesessen“ (Der Betze brennt)

1441 Tage „gesessen“
Ein Kommentar zum Aufstieg.

Eigentlich wollte ich ja zum Aufstieg gar nix schreiben. Wollte, nachdem ich gestern kurz mal schnell die 60 km zum Rathausplatz gedüst bin, dann mal eben kurz einen "Hallo"-Schoppen beim Volker verdrückt hab, ganz still für mich allein die Woche bis Tussenhausen Revue passieren lassen. Erst wollten wir nach Frankfurt, dann fiel der Kleine, schon im Kuka-Trikot eingepackt, auf die Nase, das Knie blutig.... ein Zeichen… Bleib zuhause!? Wohl eher eine Fehlinterpretation meinerseits!

Deshalb saß ich in meiner Dorfstammkneipe, als Cidamar das 1:1 zelebrierte, in Frankfurt wohlgemerkt, nicht am Betze! Und wer ist überhaupt Cidamar? Und was für ein Tor! Kein Abstauber, kein Elfer, kein schnöder abgefälschter Freistoß! Kawumm!!!

Vorher hatte ich mir nur gewünscht, dass der der elendige Zweitligatorschützenkönigfürarme aus dem Frankfurter Ghetto in seiner Heimatstadt nicht trifft, und als er es doch tat (war ja klar...) dass er wenigstens auf die Schnauze fällt, als er den Betzefans die Faust vorm Gesicht zeigte. Dann wären seine schönen Implantate bestenfalls noch für die Paderborner Kühe gut genug gewesen.... Aber dann kam ja Cidamar!

Der Stuhl flog nach hinten, die Kneipe, gut mit Lautrern gefüllt, explodierte.
Gefühlte drei Sekunden später saßen wir im Auto - Richtung Barbarossastadt.

Wer weiß für was es gut war am Freitag! Wer weiß? Schade nur, dass die Fortuna kein Fortune hatte bei der Traditions-Menage-A-Trois. Echt schade. So werden wir den Correga-Tabs-Mann nächstes Jahr vielleicht wohl wieder sehen. Kruzifix!

Es ist alles nicht ganz so einfach, auch nicht das aufsteigen! Nach 1441 Tagen wieder sein eigenes Wohnzimmer zu betreten, da ist ne Menge Staub angefallen! Und die Mieter erst! Die haben da gehaust! Wie bei Hempels unter‘m Sofa! Wir müssen erst mal großreinemachen. Überall blauer Müll und rote Pappnasen!

1441 Tage nicht zuhause gewesen, das bedeutet auch erst mal umschauen, ob die Freunde, die Nachbarn, die Verwandten, noch alle leben! Denn beim Einzug gibt’s jetzt ne Riesen-Sause, da kommen Leute, die kennt man gar nicht! Die kommen auch auf jeden Geburtstag alle zwei Wochen! Die haben sogar alle T-Shirts an auf denen drauf steht, dass sie sich freuen! So sind sie leichter zu erkennen! Und wir freuen uns drüber, weil sie Geschenke mitbringen! Na dann…bin mal gespannt, ob sie auch ans Krankenbett kommen, wenn uns mal schlecht geht.

Manche denken ja, wir waren grade vier Jahre krank, das passiere so schnell nicht wieder! Aber Nein,.... wir waren nicht krank! Wir waren eingesperrt. Verurteilt für unsere bösen Sachen, die wir gemacht haben, für unsere Dummheit, unsere Großspurigkeit, unser Defizit an Durchblick. Unser Gefängnis haben wir uns vorher selbst gebaut, es ist die größte Vollzugsanstalt der Republik. Und wir hatten einen Papa, der es möglich gemacht hat, dass wir es bauen durften! Danke, Papa!

Der Direktor war ein Ausländer, mit Blick fürs Wesentliche, weil die nicht so emotional reagieren! Recht so!? Dann kam ein Schreibtischtäter, der noch nie ein Licht im Dunkeln gesehen hat, und zu viel Angst hatte, eine Kerze zu suchen, so wurden wir auch nicht übermütig. Recht so!?

Erst auf dem Weg zum Schafott, haben dann einige gemerkt, dass wir doch gar nicht zum Tode verurteilt worden waren! Ein Justizirrtum! Schrecklich! Katastrophe! Was nun?
Wir wissen, wie es ausging, wir haben eine Knast-Revolte angezettelt, einen Saarländer zum Anführer gemacht, sind ausgebrochen, haben den Saarländer zum König gewählt und einen Schwaben zum Feldmarschall ernannt, und sind raus in die Schlacht, mit einer "Kinderarmee" ohne Rüstung! Aber mit den Ellbogen zwischen den Zähnen und der Faust in der Tasche!

Wir haben gewonnen! Das heißt, nein…. Wir haben die Verteidigungslinie nach Norden und Süden verschoben. München statt Fürth, Bremen statt Ahlen, dafür wurde der Osten abgegeben, hinter Frankfurt ist demnächst S(u)BZ – sportlich un-besetzte Zone. Gute Strategie, Generalfeldmarschall! Und jetzt?

Nun, der König ist einer von uns. Er weiß wohl, wie weit das Reich gehen darf, damit es noch ertragreich ist und allen Bürgern zugutekommt. Der Feldmarschall muss nun erst mal die Grenzen verteidigen und dann, wenn die Befestigung hält, Ausschau halten nach neuen Zielen. Und immer den Schatzmeister fragen, ob genug in der Schatulle ist! Und dran denken, dass Gold auch blenden kann! Nicht jeder Schmuckstein hält den Druck aus. Manche zerfallen zu Staub, eh man sie berührt.

Machen wir's also wie immer: Erst schleimen wir uns ein bisschen ein bei Hofe, dann entführen wir die Braut, und am Ende klauen wir den ganzen vollgefressenen Blaublütern ihre ganze Habe!

So machen wir’s! Wir haben 1441 Tage „gesessen“, jetzt haben wir erst recht ganz viel Zeit! Und ganz viel Hunger!

Rossobianco
Fidei Defensor

Bist du auf der Flucht? So ein kurzer Text bin ich nicht gewohnt!

Liest sich aber gut. Wie (fast) alles im Moment!

Man merkt direkt wenn ein Artikel lange in einem Menschen vor sich hin gärt und nicht jemand sich hinsetzt und auf die Schnelle einen mölichst pfiffigen Artikel ausscheiden muss.

Danke Rosso! Danke DBB Team! Danke DBB Kernuser! Danke für vier Jahre Rückhalt, Aufmunterung, Trost und geteiltes Leid und insbesondere Danke Rosso, dass du die UNZERSTÖRBAR in frieden hast ruhen lassen.

Rosso,genau für diese Art von Beiträgen schätze ich dich sehr

@Rosso

Klasse-Beitrag!

Hab ichs dir nicht gesagt am Freitag, dass die Sch..-Augsburger nur ein 1:1 holen in Frankfurt...?

@ Rosso.

guter Beitrag...........den ich mit grossem Vergnügen gelesen habe.

@ Rosso.
Geile Zeilen...klasse.

Immer schön weiter die Braut aufhübschen........

toller artikel, weiter so.

Rosso halt
Aber gestern war Heute noch Morgen, also auf zu neuen Ufern, ich will wieder auf hohe See!!

@ Rossobianco

Klasse Artikel!!!

Wir wissen, wie es ausging, wir haben eine Knast-Revolte angezettelt, einen Saarländer zum Anführer gemacht, sind ausgebrochen, haben den Saarländer zum König gewählt und einen Schwaben zum Feldmarschall ernannt, und sind raus in die Schlacht, mit einer "Kinderarmee" ohne Rüstung! Aber mit den Ellbogen zwischen den Zähnen und der Faust in der Tasche!

Da sieht man mal für was ein Saarländer alles gut ist, da steckt mehr drin als man meint ! ( natürlich auch bei dem ein oder anderen Schwaben.)

P.S. schöner Beitrag

Im Gegensatz zur Kirche hat unser "Kinderkreuzzug" aber was gebracht

...

Da sieht man mal für was ein Saarländer alles gut ist, da steckt mehr drin als man meint ! ( natürlich auch bei dem ein oder anderen Schwaben.) ...

Organspendemässig oder wie?

Also so genau habe ich sie noch nicht betrachtet,
ich wollt halt nur mal etwas den Saarländer rauskehren, weil wir im allgemeinen
oft etwas zu kurz kommen. ist doch erlaubt in der allgemeinen Glückseligkeit,
oder??

... ist doch erlaubt in der allgemeinen Glückseligkeit,
oder??

Ich gönns euch ja. Es ist ja schön wenn es mal einer von Euch schafft bundesweit Sympathien zu ernten.

... ist doch erlaubt in der allgemeinen Glückseligkeit,
oder??

Ich gönns euch ja. Es ist ja schön wenn es mal einer von Euch schafft bundesweit Sympathien zu ernten.

Geb ich dir vollkommen recht.
Aber es ist eben noch besser das er diese Sympathie, dieses positive Wirken endlich hier beim FCK einbringt. Er kann einfach mit jedem,
mit dem eine VIP-Lounge, mit dem anderen Currywurst, und immer authentisch, immer gradlinig. so isser

Danke Rosso! Danke DBB Team! Danke DBB Kernuser! Danke für vier Jahre Rückhalt, Aufmunterung, Trost und geteiltes Leid und insbesondere Danke Rosso, dass du die UNZERSTÖRBAR in frieden hast ruhen lassen.

Ich kam erst gerade dazu, diesen Text zu lesen.
Ja, dank muss man DBB wirklich sagen.
Ohne DBB.... ich hätte es ohne DBB glaube ich nicht durch die Hölle aller Ligen geschafft.
Ich spreche jetzt nur für mich persönlich!
Für mich ist seit Sommer 2007 der FCK, viel mehr: Mein FCK ALLES. Meine Mutter beschwert sich stets, zollt aber auch eine Menge verständnis. Wünscht sich nur, daß ich häufiger rumkomme. Ich habe sie schon eingeladen - desöfteren - mit nach Kaiserslautern zu kommen.
Jetzt, wo wir UNAUFHALTSAM die 1. Liga stürmen werden - samstags - oh, mir läuft es grad kalt den Rücken runter, wie ich das Wort niederschreibe.
Ja, es ist wahr! Nur noch zweimal sonntags (Grauen) und dann wieder samstags halb vier (freude. pure freude!). Nun wird es wohl einfacher werden, sie mit nach Kaiserslautern zu nehmen. Es muss ja für sie nicht der Betze sein. Einfach nur das Erlebnis drumherum.

Reinhard Mey - Aus meinem Tagebuch
http://www.youtube.com/watch?v=k1AYdUd9E8g

Montag, der sechste Januar, draußen liegt alles tief verschneit, das Wetter scheint mir doch zu klar, tau'n wird's wohl nicht in nächster Zeit.
Wir spielen Karten seit heut früh, der Vorarbeiter sieht uns zu. Während ich aufsteh, Kaffee brüh, mogelt Antonio immer zu:

Ich will nach Haus, ich hab genug, ich bin schon viel zu lange hier, ich springe auf den nächsten Zug und lasse alles hinter mir.

Donnerstag, der fünfzehnte Mai, heut kam Post für den alten Frank; ein Brief und ein Photo dabei, er klebt es grad in seinen Schrank. Ich
wüßte gerne: Was macht ihr? Mein Bruder schreibt schon lang nicht mehr, und daß ich Post bekam von dir, ist auch schon ein paar
Wochen her.

Ich will nach Haus, ich hab genug, ich bin schon viel zu lange hier, ich springe auf den nächsten Zug und lasse alles hinter mir.

Mittwoch, der zwanzigste August, der alte Frank hat schlappgemacht; die Hitze schlägt ihm auf die Brust. Wir haben ihn zum Arzt
gebracht. Der Spanier putzt sein Grammophon. Der Vorarbeiter schuldet mir noch einen halben Wochenlohn und Sergio noch drei
Flaschen Bier.

Ich will nach Haus, ich hab genug, ich bin schon viel zu lange hier, ich springe auf den nächsten Zug und lasse alles hinter mir.

Sechster November, Donnerstag, Arbeit bis Sonnenuntergang. Kürzer die Zeit von Tag zu Tag und schien mir dennoch nie so lang. Ich
war am Bahnhof, um zu sehn, ob es schon für die Karte reicht, dann blieb ich vor der Sperre stehn, mein Mut hat weiter nicht gereicht.

Ich will nach Haus, ich hab genug, ich bin schon viel zu lange hier, ich springe auf den nächsten Zug und lasse alles hinter mir.



Ich habe heute mal meinen Philosphen ausgepackt. Wem's gefällt, der darf gerne was schreiben. Kritiker bitte auch. Aber sachlich bleiben. Bitte!
Ich lieb' Euch alle!!!