Rezension: SWR-Film "Das teuflische Wunder des FCK"

"Ein Aufsteiger wird Meister": 45 Minuten pure Emotion

"Ein Aufsteiger wird Meister": 45 Minuten pure Emotion

Foto: SWR

Der 1. FC Kaiserslautern wird als Aufsteiger Deutscher Meister 1998. Zum 25-Jährigen erinnert der SWR noch einmal an eines der größten Wunder der Fußballgeschichte. Wir haben den Film vorab gesehen und können ihn jedem FCK-Fan empfehlen.

Als ich SWR-Filmemacher Jürgen Schmidt Anfang dieser Woche erreiche, sitzt er gerade im Auto. "Ich war gerade beim Ciri", sagt Schmidt. Mit "Ciri" ist natürlich der Meisterkapitän von 1998 gemeint: Ciriaco Sforza. Einer, der diese Sensation entscheidend mitgestaltete. Vom Aufsteiger zum Meister. Im Mai dieses Jahres jährt sich der FCK-Coup zum 25. Mal. Und alle, die sich nur annähernd mit Fußball beschäftigen, wissen: So etwas wird es nie mehr geben. Ähnlich sieht es auch Sforza, der einen der vielen prägnanten Sätze des Films sagt: "Mit Bayern oder Real Meister werden, ist normal. Das gehört dazu. Aber mit Kaiserslautern Deutscher Meister zu werden. Als Aufsteiger ..."

Das 45-minütige Werk mit dem Titel "Das teuflische Wunder des FCK - ein Aufsteiger wird Deutscher Meister", den Schmidt und und sein SWR-Kollege Marius Zimmermann in nur sechs Wochen fertigstellten, beginnt aber mit einem der traurigsten Momente in der FCK-Vereinsgeschichte. Er blickt auf die letzten Wochen der Saison 1995/1996 mit dem Abstieg am letzten Spieltag in Leverkusen zurück. Der Film kommt dabei ganz ohne Sprecher aus, für die Dramaturgie werden ausschließlich Archivaufnahmen und aktuell geführte Interviews verwendet. Neben dem damaligen Kapitän Sforza und einer Reihe von Meisterspielern wie dem Top-Torschützen Olaf Marschall, Axel Roos, Oliver Schäfer oder Martin Wagner kommen auch die Lautrer Ikone und der damalige Sportdirektor Hans-Peter Briegel, Meistertrainer Otto Rehhagel, der aktuelle Geschäftsführer Thomas Hengen, der heutige DFB-Sportdirektor Rudi Völler und der ehemalige Bayern-Spieler Markus Babbel zu Wort, die alle in jene wilde Betze-Zeit von 1996 bis 1998 involviert waren. Babbel spricht im Rahmen des Auftaktspiels 1997 in München, das der FCK durch ein Tor von Michael Schjönberg sensationell mit 1:0 gewann, sogar von "bayerischer Überheblichkeit". Auch die Fansicht kommt nicht zu kurz, denn die "Lautrer Jungs" Andree Wagner und Ralf Reinke sowie die "Rote Teufelinnen", die damals vor den Spielen immer im Teufelskostüm auf dem Platz waren, schildern ebenfalls ihre Erlebnisse aus dieser Zeit.

Bisher wenig bekannte Einblicke bieten die Filmemacher Schmidt und Zimmermann, wenn Wagner erzählt, welche Überlegungen er unternahm, um den entscheidenden Freistoß im Pokalfinale 1996 im Tor unterzubringen. Hier spielt übrigens auch der aktuelle FCK-Trainer Dirk Schuster eine Rolle. Einen weiteren Schmunzler gibt es, als Marschall zur legendären "Ich habe fertig"-Pressekonferenz des damaligen Bayern-Trainers Giovanni Trapattoni im März 1998 schelmisch fragt: "Das war doch ganz lustig, oder?" Zudem erzählen Rehhagel und Briegel, dass ihr Streit aus dem Juni 1997 ("Der Herr Briegel muss sich dran gewöhnen, dass er noch ein Lehrling ist") längst beigelegt sei. "Peter ist mein Freund", sagt Rehhagel heute.
Der Film, der bei jedem FCK-Fan sicherlich eine Menge Emotionen hervorrufen wird und den man sich auf jeden Fall anschauen sollte, hätte gut und gerne noch eine Halbzeit gehen dürfen.

Zu sehen ist "Das teuflische Wunder des FCK - ein Aufsteiger wird Deutscher Meister" am Montag, den 01. Mai 2023 um 19:00 Uhr im SWR-Fernsehen. Bereits ab dem 29. April steht er in der ARD-Mediathek zum Streamen bereit. Am 09. Mai veröffentlicht der SWR außerdem einen dreiteiligen Podcast mit Erinnerungen zur Meisterschaft 1998.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis

Weitere Links zum Thema:

- Podcast und Doku: SWR erinnert an Meisterschaft 1998 (SWR, 20.04.2023)

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