Interview des Monats: FCK-Meistertrainer Kalli Feldkamp (Teil 1/2)

"Kaiserslautern war die schönste Zeit meiner Karriere"

"Kaiserslautern war die schönste Zeit meiner Karriere"

Kalli Feldkamp (oben, Zweiter von links) mit seinem FCK-Team beim DFB-Pokalsieg 1990; Foto: Imago Images

Er ist die Trainer-Legende des 1. FC Kaiserslautern: 30 Jahre nach der Deutschen Meisterschaft von 1991 spricht Kalli Feldkamp im großen DBB-Interview über glorreiche Zeiten sowie seine heutige Sicht auf den Fußball und das Leben.

Der Betze brennt: Kalli Feldkamp, wie geht es Ihnen, wie kommen Sie gegenwärtig durch die Corona-Zeit?

Karl-Heinz Feldkamp (86): Mir geht es gut. Meine Frau Helma und ich leben derzeit nicht in unserem Domizil in Marbella, sondern bei meiner Tochter in Braunschweig, und das seit Juli 2020 schon. Zum ersten Mal seit 20 Jahren haben wir die Wintermonate nicht in Spanien verbracht. Ich habe auch schon den zweiten Impftermin hinter mir, gehörte ja dank meiner 86 Jahre zu den ersten, die drankamen. Endlich hatte mein Alter mal einen Vorteil.

Der Betze brennt: Schauen Sie noch viel Fußball?

Feldkamp: Hier in Braunschweig kaum. Ich hab kein "Sky" abonniert, schaue Fußball lieber live im Stadion. In Spanien besuche ich öfter die Heimspiele des Malaga CF, auch mal die von Real Madrid. Mein Privatleben lasse ich mir vom Fußball aber nicht mehr beeinflussen.

Der Betze brennt: Ihr ehemaliger Trainerkollege Ottmar Hitzfeld hat in einem Gespräch mit dem Fußball-Autor Ronald Reng unlängst erklärt, er habe sich eigentlich darauf gefreut, im Ruhestand wieder Fußball wie ein Fan genießen zu können, aber feststellen müssen, dass er das gar nicht mehr kann: Er sei immer nur am gucken, ob die Viererkette die Abstände richtig einhält oder sich sonst einer falsch bewegt ... Wie ist das bei Ihnen?

Feldkamp: Da unterscheide ich mich von Ottmar Hitzfeld. Ich kann Fußball immer noch genießen wie ein Theaterstück, ohne ständig zu überlegen, was macht der Trainer falsch oder was würde ich anders machen. Und ich genieße das Drumherum. Wenn ich zum Beispiel in Berlin und Dortmund anrufe, nach Tickets frage und spüre, die breiten dir regelrecht den Teppich aus, wenn du kommst. Da freu ich mich drüber.

"Ich würde gerne mal wieder nach Kaiserslautern kommen"

Der Betze brennt: Würden Sie denn auch gerne mal wieder nach Kaiserslautern kommen?

Feldkamp: Oh, das wäre gar kein Problem, so es Corona denn mal wieder zulässt. Im Fritz-Walter-Stadion war ich zuletzt vor zig Jahren, als TV-Experte bei einem Spiel des FCK gegen Mainz, als dort Thomas Tuchel noch Trainer war (im September 2011; Anm. d. Red.). Es gibt noch zwei, drei Familien in der Pfalz, die ich gerne mal wieder treffen würde. Wir fühlen uns noch sehr verbunden mit der Pfalz. Bei der Deutschen Bank in Kaiserslautern haben meine Frau und ich sogar noch ein Konto. Ob ich allerdings wehmütig würde, wenn ich durch die Gänge des Stadions laufe? Oder ob es ein Genuss wäre, den FCK heute spielen zu sehen? Nun ja, das wäre mein Problem. Kommen würde ich auf jeden Fall gerne.

Der Betze brennt: Wenn Sie auf Ihre Karriere zurückschauen, die vielen Stationen, Erfolge und Erlebnisse - welchen Stellenwert nimmt der 1. FC Kaiserslautern da ein?

Feldkamp: Die insgesamt sieben Jahre, die ich dort arbeiten, und die Erfolge, die ich dort feiern durfte, haben mich geprägt. Kaiserslautern war die schönste Zeit meines Trainerlebens.

Der Betze brennt: In diesem Jahr jährt sich der Gewinn der Deutschen Meisterschaft, den sie mit der legendären FCK-Mannschaft von 1991 feierten, zum 30. Mal. Haben Sie zu Spielern aus dieser Zeit Kontakt?

Feldkamp: Zu Spielern der Meistermannschaft eigentlich nicht. Sicher, wenn ich Stefan Kuntz oder Reinhard Stumpf mal treffe, ist das immer schön, aber regelmäßigen Kontakt zueinander haben wir nicht. Dafür telefoniere ich viel mit Peter Briegel. Vor Corona haben wir uns auch öfter getroffen, da auch er eine Wohnung in Spanien hat. Es gibt auch Spieler, da bin ich froh, dass sie mich nie wieder angerufen haben, aber von Lautern ist da keiner dabei.

"In meiner ersten FCK-Zeit war ich noch nicht reif für einen Titel"

Der Betze brennt: Es ist auffällig, dass die Spieler, die Sie in Ihrer ersten FCK-Ära von 1978 bis 1982 betreuten, eigentlich viel markantere Typen waren als die, mit denen Sie 1991 Meister geworden sind: Neben Briegel gab es da beispielsweise Ronnie Hellström, Hans-Günter Neues, Reiner Geye und Hannes Bongartz. Mit denen sind Sie an Titeln aber immer nur knapp vorbeigeschrammt: 1978/79 waren sie in der Bundesliga lange Tabellenführer, 1981 unterlagen Sie im DFB-Pokal-Finale Eintracht Frankfurt, 1982 scheiterten sie im Halbfinale des UEFA-Cups am IFK Göteborg. Woran lag's - einfach nur am fehlendem Glück?

Feldkamp: (lacht) Vielleicht war ja auch der Trainer damals noch nicht reif genug für Titel. Wenn ich mich allein an das Pokalfinale 1981 erinnere. Da haben wir uns mehr Gedanken um die Anzüge gemacht, die wir tragen wollen, als um wirklich wichtige, sportliche Dinge. Und dann mussten wir erstmal nachschauen, wo das Endspiel stattfindet: In Stuttgart, dieses Stadion konnte ich eh noch nie leiden. Berlin wurde erst später zum regelmäßigen Austragungsort der Pokal-Endspiele. Ich glaube, in der Atmosphäre dort wäre es anders ausgegangen. Im April 1981 hatten wir die Eintracht, wenige Wochen vor dem Finale, am Betzenberg schließlich noch 2:0 besiegt.

Der Betze brennt: Als Sie 1990 das zweite Mal nach Kaiserslautern kamen, waren Sie Mitte 50. Was machten Sie da anders als mit Mitte 40?

Feldkamp: Ich bin die Dinge viel professioneller angegangen und hatte gelernt, immer mit klarer Linie zu entscheiden. Egal, ob es um Mannschaftsaufstellungen oder um Fragen wie die Organisation eines Trainingslagers ging. Und ich hatte gelernt, besser mit Vorständen, Managern und Präsidenten umzugehen.

Der Betze brennt: Und was hatte Sie reifer gemacht? Die DFB-Pokalsiege, die Sie in der Zwischenzeit mit Bayer Uerdingen und Eintracht Frankfurt (1985 und 1988; Anm. d. Red.) gefeiert hatten?

Feldkamp: Ich glaube, dass mich vor allem die Zeit im Ausland weitergebracht hat, auch kulturell. Von 1988 bis 1990 trainierte ich den al-Ahly SC in Kairo in Ägypten, meine Frau und meine Tochter zogen glücklicherweise mit. Das ist mir damals vielleicht gar nicht so bewusst geworden, aber als ich danach nach Deutschland und nach Kaiserslautern zurückkehrte, sagten mir viele: Du bist ja ein vollkommen anderer Mensch geworden.

"Für uns blieben nur die Spieler, die die großen Klubs nicht wollten"

Der Betze brennt: Was Sie immer auszeichnete: Bei Ihnen sind immer wieder Spieler groß geworden, die vorher keiner auf dem Zettel hatte. In ihrer ersten Ära etwa Michael Dusek, Wolfgang Wolf oder Hans-Peter Briegel, in der 1991er Meistermannschaft zum Beispiel Joachim Stadler, Bjarne Goldbaek, Bernhard Winkler oder Kay Friedmann. Wie haben Sie das geschafft? Haben Sie andere Prioritäten bei der Beurteilung von Spielern gesetzt? Oder haben Sie einen anderen Blick auf Menschen?

Feldkamp: Wir waren ja damals schon gezwungen, immer unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten klar im Blick zu behalten. Was wir uns an Spielern leisten konnten und was nicht, gab um 1980 herum im Grunde der Hamburger SV vor, die Bayern waren in dieser Zeit gar nicht so dominant. Da blieben uns nur die Spieler, die für die finanziell besser aufgestellten Klubs nicht so attraktiv waren. Friedhelm Funkel zum Beispiel, der war nie Nationalspieler, das machte ihn für die anderen nicht so interessant, aber ich wusste, was er konnte. Oder Hannes Bongartz. Den hatte ich drei Jahre in Wattenscheid trainiert, dann ging er nach Schalke, da war nach vier Jahren bei Null, im Verein ging's für ihn nicht mehr weiter, in der Nationalmannschaft auch nicht. Da habe ich gesagt: Jetzt müssen wir den holen, der kann die Mannschaft führen.

Der Betze brennt: Heute ist der Spielermarkt ja komplett durchanalysiert. Zu jedem Profi sind Datenprofile greifbar, in denen jeder direkt ablesen kann, wie viele Pässe von ihm ankommen und wie viele nicht, wie viele intensive Läufe pro Spiel macht der nach hinten, wie viele nach vorne. Wäre es da überhaupt noch möglich, ein Team von Namenlosen und anderswo Abgeschriebenen zu formieren, dass dann bis nach oben durchmarschiert?

Feldkamp: Ich würde sagen, ja. Es gab doch damals auch schon Institute, die uns Informationen zu Spielern angeboten haben. Denen habe ich immer gesagt, warum soll ich die bei Ihnen kaufen, unseren Wettbewerbern bieten Sie dasselbe doch auch an. Ich muss schon selbst wissen, welcher Spieler in mein Mannschaftsgerippe passt und welcher nicht. Da können mir andere fünf Mal erzählen, wie oft der nach vorne und nach hinten läuft, wenn ich den trainiere, sehe ich das selbst. Natürlich ist das alles viel weiter heute. Da gibt es Berater und viele andere Dinge, die dem Spieler nichts bringen, die aber viel Geld kosten. Oder dieses sich in der Öffentlichkeit verteidigen müssen, das ist alles viel schlimmer als früher. Ob ich auch damit hätte reifen können? Ich weiß es nicht.

"Mein verrücktestes FCK-Spiel? Da gibt es nur eine Antwort: Barcelona!"

Der Betze brennt: Als Ihr verrücktestes Spiel haben Sie immer das Uefa-Cup-Spiel mit Uerdingen 1986 gegen Dynamo Dresden bezeichnet, in dem Sie nach dem 0:2 im Hinspiel zur Pause auch zuhause 1:3 hinten lagen - und dass Sie am Ende 7:3 gewannen. Vom Magazin "11 Freunde" wurde diese Partie mal als "Größtes Fußballspiel aller Zeiten" gewählt. Was sind die verrücktesten Spiele, die Sie mit dem FCK erlebt haben?

Feldkamp: Da gibt es nur ein Spiel, was ich immer in den Mittelpunkt stelle, und das haben wir verloren: Das 3:1 gegen den FC Barcelona, mit dem wir 1991 aus dem Europokal der Landesmeister ausschieden, weil wir bei 3:0-Führung den Gegentreffer hundert Sekunden vor Schluss kassierten, nachdem wir das Hinspiel 0:2 verloren hatten. Ein solcher K.O.-Schlag auf die Kinnspitze, gegen diesen internationalen Klassegegner, dessen Trainer Johan Cruyff hieß - der war unglaublich schwer zu verdauen. Ich seh' es heute noch vor mir: Bjarne Goldbaek hätte das 4:0 machen müssen. Unmittelbar vor dem Gegentreffer wollte ich Miro Kadlec einwechseln, aber der Schiedsrichter hob den Arm zu mir und zeigte auf seine Uhr, nach dem Motto "Letzter Freistoß". Danach Totenstille im ganzen Stadion ... Aber: Wir sind nach diesem Niederschlag nicht abgesackt. Wir sind wieder aufgestanden und in dieser Saison noch Fünfter in der Bundesliga geworden, hatten uns wieder für den Europacup qualifiziert. Das war für mich und die Mannschaft eine der größten Leistungen, die wir je erbracht haben.

Der Betze brennt: Ein anderer hätte jetzt vielleicht das 5:0 gegen Real Madrid 1982 genannt, denn an das haben Sie bestimmt nur positive Erinnerungen...

Feldkamp: Ja, klar, das war ja auch die Mannschaft mit Peter Briegel. Ich erinnere mich noch sehr gut: Wir hatten damals privat einen Freund zu Gast, der mit Fußball absolut nichts am Hut hatte. Den haben wir mittags vorm Spiel im Hotel besucht. Da sagte der mir zu: Heute Abend gewinnt ihr 5:1... Darauf sagten unsere Begleiter, inklusive meiner Frau: Du hast wirklich keine Ahnung von Fußball. Anscheinend hatte er mehr davon, als wir dachten.

"Niemand vom FCK hat 1992 versucht, mich nochmal umzustimmen"

Der Betze brennt: 1992 haben Sie den FCK dann verlassen, sind nach Istanbul zu Galatasaray SK gewechselt und dort direkt Meister geworden. War Ihnen klar geworden, dass in Kaiserslautern sobald nichts mehr werden würde mit Titeln?

Feldkamp: Nein, von Galatasaray wusste ich noch nichts gar nichts, als ich im Mai 1992 beim FCK aufhörte. Den Kontakt hat später erst Jupp Derwall hergestellt, der ja bereits in der Türkei arbeitete. Es war so: Nachdem wir 1991/92 am letzten Spieltag auf Schalke 0:2 verloren hatten, kam ein SWF-Journalist zu mir und sagte: "Wissen Sie, was Günter Klingkowski (damaliger Vizepräsident des FCK; Anm. d. Red.) gerade gesagt hat? Wir sind letztes Jahr Meister geworden, jetzt nur Fünfter, da müssen wir erstmal überlegen, wie es nun weitergeht" ... Am nächsten Morgen habe ich gekündigt. Dass man nach dem Gewinn einer Meisterschaft mit einem fünften Platz nicht zufrieden sein will, mochte ich nicht akzeptieren. Das Schlimmste war aber: Niemand, aber wirklich niemand vom FCK hat anschließend versucht, mich nochmal umzustimmen.

Der Betze brennt: Hätten Sie sich denn umstimmen lassen?

Feldkamp: Ach, wissen Sie, was mir Franz Böhmert, der langjährige Präsident von Werder Bremen, eine Woche später beim Pokal-Endspiel in Berlin erzählte? "Otto Rehhagel ist schon jetzt schon über zehn Jahre lang Trainer bei uns - und hat alle zwei Jahre gekündigt. Wir sind dann immer mit Beate Rehhagel essen gegangen, und am Tag darauf hatten wir den Otto wieder umgestimmt. Jedes Mal." Natürlich hätte auch ich nochmal mit mir reden lassen. Ich hatte sogar schon einen Plan, wie wir wieder erfolgreicher werden können. Der sah allerdings vor, sich von zwei, drei Spielern der einstigen Meistermannschaft zu trennen, weil sie meiner Ansicht nach ihren Zenit überschritten hatten. Überhaupt ist es auffällig, dass außer Stefan Kuntz keiner aus diesem Team jemals wieder das Leistungsniveau von 1990/91 erreichte. Diese Trennungen durchzuziehen, wäre sehr schmerzhaft geworden, drum bin ich auch gar nicht bös' drum, dass ich sie dann doch nicht umsetzen musste.

"Otto und ich - das war schon etwas eng auf dem Betze"

Der Betze brennt: Apropos Otto Rehhagel. Sie gehörten 1996 dem "Team Professionelle Zukunft" genannten FCK-Aufsichtsrat an, der Otto Rehhagel zurück nach Lautern holte. Dennoch schien Ihr Verhältnis zu ihm immer merkwürdig distanziert. War's am Betzenberg zu eng für zwei Meistertrainer?

Feldkamp: Ja, das war schon etwas eng ... Der Otto und ich hatten schon in gemeinsamen Trainerzeiten nie eine persönliche Beziehung zueinander entwickelt. Ich mochte auch die Art nicht, wie er auf Trainertagungen auftrat. Aber wir haben uns immer respektiert. Als mir Atze Friedrich (damals ebenfalls im Aufsichtsrat, später im Vorstand des FCK; Anm. d. Red.) nach unserem Abstieg 1996 sagte, "Kalli, wir können jetzt den Otto Rehhagel als Trainer bekommen", habe ich sofort gesagt: Holt ihn. Ich selbst hatte am Betzenberg nur ein längeres Gespräch mit Otto. Da musste ich ihn überreden, einen Assistenztrainer einzustellen. Er sagte, er brauche keinen, doch die DFB-Statuten schrieben einen vor. Ich empfahl, Karl-Heinz Kamp zu holen, mit dem er bei Werder zusammengearbeitet hatte, aber da meinte Otto, wenn du den aus Bremen wegholst, weiß der schon am ersten Autobahnkreuz nicht mehr, wo er ist ... Wir haben ihm dann Reinhard Stumpf aufgedrängt, den hat er schließlich akzeptiert.

Der Betze brennt: In Otto Rehhagels Meisterjahr 1997/98 hatten Sie Ihre Tätigkeit als Aufsichtsrat beim FCK aber bereits wieder beendet. Warum?

Feldkamp: Weil mir das zu viel wurde. In dem Jahr in der 2. Bundesliga hätte auch Pater Leppich die Mannschaft trainieren können, die wäre so oder so aufgestiegen, war allerdings auch entsprechend teuer. Danach aber wurde ein anderer Arbeitsaufwand notwendig, auch für uns im Aufsichtsrat. Ich weiß noch, wie ich mit Peter Briegel (von 1996 bis 1997 FCK-Sportdirektor; Anm. d. Red.) in der Herxheimer "Krone" zusammensaß und die Rückholaktion von Ciriaco Sforza einfädelte - übrigens auch einer, der sich gerade abgewertet fühlte, nachdem er mit Inter Mailand gegen Schalke im Uefa-Cup-Finale gescheitert war, und der dadurch für uns wieder machbar geworden war. Bei solchen Sitzungen spürte ich: Du müsstest jetzt jeden Tag am Betze sein, und das ehrenamtlich, aber ohne wirkliches Mitspracherecht. Das geht nicht, da kannst du dein Leben in Spanien nicht mehr führen. Also habe ich aufgehört.

"... da haben einige beim FCK den Blick für den Realität verloren"

Der Betze brennt: Es heißt, in diesen Jahren rund um die Deutsche Meisterschaft hätte am Betzenberg auch der Größenwahn eingesetzt, unter dessen Folgen der FCK bis heute leidet. Haben Sie den damals auch schon gespürt?

Feldkamp: Oh ja. Ich hab dem Atze Friedrich damals oft am Telefon gesagt, wenn ich noch im Aufsichtsrat sitzen würde, hätte ich der Verpflichtung dieses oder jenes Spielers auf gar keinen Fall zugestimmt. Jedenfalls nicht in dieser finanziellen Größenordnung. Dann fing man an, Gehälter in die Schweiz fließen zu lassen, und wollte mit den Bayern auf einem Level wirtschaften. Da haben einige in Vorstand und Aufsichtsrat den Blick für die Realität verloren. Ob ich allein allerdings die Kraft gehabt hätte, diese Entwicklung einzudämmen, weiß ich nicht.

Der Betze brennt: Hans-Peter Briegel wollte Sie dann 2003, der FCK war inzwischen vom Top-Klub zum Abstiegskandidaten geworden, nochmal als Sportdirektor an Betzenberg holen. Da hätten Sie hauptamtlich arbeiten können, haben das aber auch abgelehnt. Warum?

Feldkamp: Weil ich ehrlich gegenüber mir selbst sein wollte. 40, 50 Stunden die Woche für den Verein arbeiten, aber am Samstag dann nicht auch die Mannschaft aufstellen können - wenn man so lange in der ersten Reihe gestanden hat, befriedigt das nicht. Das habe ich erkannt. Und meinen Entschluss auch nicht bereut.

Morgen im zweiten Teil unseres Interviews des Monats: Kalli Feldkamp über Anfragen vom FC Bayern und der Nationalmannschaft, die beim FCK geschehenen Fehler und seine heutige Sicht auf die Roten Teufel.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer, Thomas Hilmes

Weitere Links zum Thema:

- Teil 2 des Interviews: "Ich hoffe, dass es für unseren FCK gut geht"

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