Rezension & Gewinnspiel: Buch "Betze Leaks"

Blick auf die Vergangenheit als Lehre für die Zukunft

Blick auf die Vergangenheit als Lehre für die Zukunft


Eine Rückschau auf die jüngere, oft turbulente Vereinsgeschichte des FCK - dies bietet das im Werkstatt-Verlag erschienene Buch "Betze Leaks". Wirklich neue Enthüllungen sucht der gut informierte Fan zwar vergebens, findet dafür aber umso mehr Lehren für zukünftige Herausforderungen.

"Was ist nur mit diesem großartigen Verein geschehen?" Die Frage, die der Kaiserslauterer Autor Andreas Erb im Abspann seines Buches "Betze Leaks" stellt, hat er als Journalist, vor allem aber als FCK-Fan mit Sicherheit nicht exklusiv. Welcher Anhänger der Roten Teufel fragt sich nicht, wie der 1. FC Kaiserslautern nach dem Gewinn der letzten Deutschen Meisterschaft 1998 innerhalb von nur 20 Jahren bis in die 3. Liga abstürzen konnte. Eins vorneweg: Die eine, die alles erklärende Antwort auf diese Frage liefert Erb in seinem 240 Seiten langen Werk nicht. Vielmehr beleuchtet er in kompakter Form noch einmal den zweiten Teil jener 20 Jahre. Ausgehend vom Fast-Abstieg aus der 2. Bundesliga im Jahr 2008 greift Erb zahlreiche Kontroversen vor allem aus der Amtszeit der Vorstände Stefan Kuntz (ab 2008) und Fritz Grünewalt (ab 2010) auf, die er schon als Journalist immer wieder kommentiert hat, und wirft dabei auch einen kritischen Blick auf die Rolle der Politik in Stadt und Land.

Stadionmiete, Betze-Anleihe, Abnickertum

In insgesamt zwölf Kapiteln orientiert sich Erb dabei im wesentlichen an drei großen und zentralen Streitthemen der vergangenen Jahre: Stadionmiete, "Zukunftsmodell FCK" mit Betze-Anleihe, sowie die Kontrolle oder eben Nicht-Kontrolle der Vorstände Kuntz und Grünewalt durch den damaligen Aufsichtsrat. Unter diesen drei Hauptthemen lassen sich nahezu alle der im Buch thematisierten Sachverhalte subsumieren. Dabei bekommt man viel Haarsträubendes zu lesen, wenngleich der Autor für ganz eingefleischte FCK-Fans wohl nur wenig völlig Neues aufbieten kann. Der Fülle der beschriebenen Punkte muss man sich aber selbst als informierter Leser erst einmal wieder gewahr werden.

Der dem "Zukunftsmodell FCK" nachfolgende Zwist um die Deutung einer vermeintlichen EU-Prüfung gehört dann schon zu den vielen im Buch geschilderten Aspekten, die in der Rückschau fast schon grotesk anmuten: Etwa die vom früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Rombach nachträglich mit dem "Druck einer Livesendung" erklärten "missverständlichen" Ehrenwort-Aussagen in "Flutlicht" zum Verbleib der Betze-Anleihe, die 50.000 Euro für eine Feng-Shui-Beratung oder der öffentlich ausgetragene Streit mit der Deutschen Post über zu spät zugestellte Einladungen zur letztendlich verschobenen Mitgliederversammlung 2015. Aber auch schon viel früher, etwa bei der ominösen Entlassung von Trainer Milan Sasic im Mai 2009, fragt man sich als Leser und Fan, wie manche Vorfälle von der Vereinsführung einfach so unter den Tisch gekehrt werden konnten.

Sportlicher Misserfolg und angespannte Finanzen: Eine fatale Korrespondenz

Flankiert wird die Abhandlung von der Beschreibung der sportlichen Entwicklung, die nach der kurzzeitigen Rückkehr in die Bundesliga, über den dreimal in Folge knapp verpassten Aufstieg schließlich im Sturz in den Abstiegskampf der zweiten Liga mündete. Autor Erb erkennt dabei eine fatale Korrespondenz zwischen dem wiederholten Verpassen der sportlichen Ziele und der immer angespannteren wirtschaftlichen Situation des Vereins. Immer wieder, so der Autor, seien Finanzlöcher mit fragwürdigen Konstruktionen wie eben der Betze-Anleihe oder mit kurzfristigen Spielertransfers gestopft worden. Mit der Konsequenz, dass die sportliche Konkurrenzfähigkeit weiter und weiter ins Hintertreffen geraten sei.

Dass Erb mit seinen Punkten zumindest nicht ganz falsch liegt, hat nun gerade erst die Außerordentliche Mitgliederversammlung Anfang Juni im Fritz-Walter-Stadion gezeigt, auf der die Mitglieder der von der neuen Klubspitze als einzigen Ausweg aufgezeichneten Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung mit großer Mehrheit zugestimmt haben. Gleichwohl ist der Autor - wie andere Kritiker der vergangenen Jahre auch - im FCK-Umfeld alles andere als unumstritten. Auch im Forum von Der Betze brennt winken viele Fans schon vor dem Lesen der eigentlichen Texte ab, wenn die Diskussion auf den Journalisten, seine Artikel in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" oder seinen ebenfalls für die FAZ schreibenden Kollegen Michael Ashelm zu sprechen kommt. Bei der Ankündigung des Buches war das nicht anders.

Wohl kein Bestseller, aber ein wichtiges Buch der FCK-Zeitgeschichte

Der dabei oft gehörte Vorwurf, Erb wolle sich mit dem Buch auf Kosten des Vereins bereichern, ist allerdings in etwa so zutreffend wie Beschwerden darüber, dass man das Stadionerlebnis auf dem Betze in jüngerer Zeit mit zu vielen Erfolgsfans teilen müsse. Zum großen Bestseller, bezogen auf riesengroße Verkaufszahlen, taugt "Betze Leaks“ eher nicht. Und das nicht nur, weil die durch den Titel womöglich geschürten Erwartungen auf neue Enthüllungen ausbleiben. Sondern auch, weil das Interesse an den Roten Teufeln außerhalb des Lautrer Umfelds mittlerweile schlichtweg zu gering ist.

"Betze Leaks" ist ein Buch aus dem FCK-Umfeld für das FCK-Umfeld. Es ist mit zahllosen Gesprächspartnern, Dokumenten und Schriftstücken sauber belegt und es ist hochaktuell: Schon alleine wegen der 2019 fällig werdenden Betze-Anleihe, aber auch wegen der erneut notwendig gewordenen Reduzierung der Stadionpacht und nicht zuletzt aufgrund der der nun beschlossenen Ausgliederung. Man muss nicht alle Ansichten und erst Recht nicht alle Schlussfolgerungen des Autors teilen. Aber man muss, und das ist zwingend für die Zukunft des gesamten Vereins, die richtigen Lehren aus der Vergangenheit ziehen. Als Dokument der jüngeren Zeitgeschichte der Roten Teufel hat "Betze Leaks" in der Bibliothek der FCK-Literatur deshalb allemal seine Berechtigung.

Das neueste FCK-Buch "Betze Leaks" umfasst 240 Seiten und ist für 16,90 Euro u.a. bei Amazon und im lokalen Buchhandel erhältlich.

Gewinnspiel: Drei Exemplare von "Betze Leaks" werden verlost

In Zusammenarbeit mit dem herausgebenden Werkstatt Verlag verlosen wir drei Exemplare von "Betze Leaks". Zur Teilnahme muss folgende Frage beantwortet werden: In welchem Jahr wird die Rückzahlung der umstrittenen Betze-Anleihe fällig?

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo

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