Interview: Standortwechsel der FCK-Ultras

„Zurück zum Heimvorteil!“

„Zurück zum Heimvorteil!“

Die Westkurve mit den bisherigen Standorten der Ultragruppen (größere Ansicht).

Neues aus der Westkurve: Die FCK-Ultras planen ein gemeinsames Stimmungszentrum in der Mitte der Tribüne und laden alle interessierten Fans zum Mitmachen ein. Wir sprachen mit Vertretern von „Pfalz Inferno“ und „Frenetic Youth“ über die Hintergründe.

Jedes Jahr wechseln einzelne FCK-Fans ihre Plätze in der Westkurve, nach einem Abstieg kommt es aufgrund frei gewordener Dauerkarten ohnehin immer zu einer gewissen Fluktuation. Soweit alles normal. Wenn aber ganze Ultragruppen ihren Standort verändern, ist davon eine Beeinflussung der kompletten Stimmung bei Heimspielen zu erwarten: Beim 1. FC Kaiserslautern planen derzeit „Pfalz Inferno“ und „Frenetic Youth“ einen Wechsel vom unteren Bereich ins Zentrum der Westkurve, wo bereits „Generation Luzifer“, „Devil Corps“ und viele kleinere Fanclubs zuhause sind. Das PI ändert seinen Standort sofort, FY zieht nächstes Jahr nach. Wir sprachen mit Vertretern der beiden Gruppen über die Beweggründe und die Ziele hinter diesem Schritt.

Der Betze brennt: In der Westkurve soll ein großer Support-Bereich gebildet werden. Wie kam es zu dieser Idee und was versprecht Ihr Euch davon?

Münz (FY): Die Grundidee hinter dem geplanten Umzug ist klar: Die Stimmung bei den Heimspielen soll verbessert werden und anstatt vieler einzelner Kerne soll in der Mitte der Kurve nun endlich ein großes Stimmungszentrum entstehen. Wenn man sich die Atmosphäre im Fritz-Walter-Stadion vor allem in der vergangenen Saison anschaut, dann kann eigentlich kein Fan damit zufrieden sein - selbst wenn man die unterirdischen Auftritte unserer Mannschaft berücksichtigt.

Limi (PI): In der Sommerpause machten wir uns deshalb innerhalb der Ultraszene einige Gedanken, auch in Hinblick auf die Rahmenbedingungen in der kommenden Zweitligasaison. Aus diesen Gedankenspielen entstand dann der Plan, mit den einzelnen Gruppen näher zusammenzurücken. Ein Argument dafür war beispielsweise die immer mal wieder an uns herangetragene Frage, warum wir Ultras gegeneinander ansingen würden, anstatt an einem Strang zu ziehen - dabei geschah das gar nicht bewusst, sondern war vielmehr den verschiedenen Standorten geschuldet. Ab sofort möchten wir, wie auswärts seit eh und je praktiziert, auch bei Heimspielen als echte Einheit auftreten. Ein weiteres Argument ist, dass sich die Schlachtrufe durch die Größe unserer Kurve von oben lauter transportieren lassen als von unten.

Der Betze brennt: Soll das Ganze dann ein großer Ultras-Block werden oder können sich auch andere Fans anschließen?

Münz (FY): Selbstverständlich ist es von uns gewünscht und erhofft, dass sich noch viele weitere interessierte Fans dazu gesellen! Generell streben wir an, dass wir als Ultras in der Mitte der Kurve den Motor darstellen und die vielen motivierten Fans mitziehen können. So sind dann beispielsweise in den Außenbereichen auch diejenigen Fans gut aufgehoben, die vielleicht nicht an 90 Minuten dauerhafter Stimmung interessiert sind, jedoch gerne ab und an bei Gesängen mit einsteigen wollen oder im Idealfall selbst Lieder und Schlachtrufe anstimmen.

Der Betze brennt: Ihr habt Euch sicher auch umgeschaut, wie es in anderen Fankurven abläuft. Gibt es da Vorbilder oder auch Negativbeispiele, wie man es nicht machen sollte?

Limi (PI): Natürlich schauen wir auch über den Tellerrand hinaus, das gehört im stimmungstechnischen Wettstreit der Kurven dazu. Aber eines war von vornherein klar: Wir sind Kaiserslautern, wir sind die Westkurve! Es gibt schon in unserer eigenen Historie genug Punkte, auf die wir ab jetzt wieder verstärkt setzen wollen. Zum Beispiel ist der Ansatz, sich in der Mitte der Kurve zu platzieren, bei uns nichts Neues und wird zum Teil ja bereits praktiziert. Vorbilder aus anderen Städten gibt es also nicht wirklich, auch weil jede Fankurve verschieden ist, sowohl baulich als auch von ihrer Historie und Mentalität. Es gibt aber sehr wohl etwas aus anderen Stadien, das wir vermeiden möchten: Wir wollen nicht „unser eigenes Ding durchziehen“, sondern die gesamte Westkurve erreichen - und das im konstruktiven Dialog! Uns als Gruppe ist es hierbei auch wichtig, die richtige, zum Betze passende Mischung aus den vielzitierten Stilen „Singsang“ und „Oldschool“ zu finden. Im Aufstiegsjahr sowie in der darauf folgenden Saison gelang das der Westkurve nach unserer Auffassung schon sehr gut, im Abstiegskampf dann leider nicht mehr.

Der Betze brennt: Geht der Westkurven-Vorsänger Sascha auch mit nach oben oder bleibt er unten auf seinem Podest?

Limi (PI): Um zu gewährleisten, dass nicht nur die Gesänge und Schlachtrufe der Ultras aufgenommen und weitergegeben werden, bleibt Sascha erst einmal unten. Denn eines ist absolut klar: Um wieder zur alten Stärke zurückzukehren, werden alle Fans in der Westkurve benötigt. Der Umzug der Ultras in die Mitte der Kurve soll dabei zum Gelingen beitragen, keinesfalls aber die Gruppen vom Rest der Kurve abspalten!

Der Betze brennt: Und wie läuft es mit den Zaunfahnen der Gruppen? Werden diese dann alle oben aufgehangen und die Plätze unten werden frei?

Limi (PI): Ganz klar wird jede Gruppe weiterhin bei ihrer Zaunfahne stehen, diese werden also mit umziehen. Die Plätze unten am Zaun werden aber nicht leer bleiben, das würde nicht unserem Bild einer bunten Westkurve entsprechen. Hier wird derzeit innerhalb der betroffenen Gruppen heiß diskutiert, aber natürlich würden wir uns auch sehr freuen, wenn alteingesessene FCK-Fanclubs wieder einmal ihre Zaunfahne aus dem Schrank kramen würden. Für gute Ideen sind wir dabei übrigens jederzeit empfänglich, egal ob beim Thema Zaunfahnen oder allgemein zur Verbesserung der Stimmung.

Der Betze brennt: Wie genau gestaltet sich der Umzug Eurer Gruppen innerhalb der Westkurve?

Limi (PI): Das „Pfalz Inferno“ ist von den beiden betroffenen Gruppen die kleinere, deshalb gehen wir den Umzug bereits zum ersten Spieltag an. Unser neuer Standort befindet sich, mit Blick zum Spielfeld, in Block 8.2 links neben der „Generation Luzifer“. Hier wollen wir uns so schnell wie möglich mit der GL und den anderen Fans optimal abstimmen, damit wir uns ohne große Startschwierigkeiten auf das Spiel und das Anfeuern unserer Roten Teufel konzentrieren können.

Münz (FY): Wir wären gerne auch schon in dieser Saison gewechselt, und zwar in Block 7.2 und die angrenzenden Bereiche. Da die Kartensituation jedoch schlechter war als gedacht und wir nicht in einer Art „Hauruck-Aktion“ einfach dort oben auftauchen wollten, werden wir noch eine Saison warten müssen, bevor wir gemeinsam mit den anderen Gruppen im neuen Stimmungszentrum durchstarten können. Dort wollen wir uns dann direkt rechts neben dem bereits bestehenden Stimmungskern der GL positionieren und gemeinsam den Kern des Ganzen zu bilden. So ist gewährleistet, dass die beiden größten Ultragruppen zusammen stehen und sich in Zukunft zum Beispiel bei der Geschwindigkeit der Gesänge besser abstimmen können.

Der Betze brennt: Dass Ihr als „Frenetic Youth“ erst nächstes Jahr nach oben geht, ist aber auch nicht so optimal, oder?

Münz (FY): Für uns war von Anfang an wichtig, dass wir, bevor wir einfach mit rund 200 Leuten den Standort wechseln, mit den bisher dort ansässigen Fans ins Gespräch kommen, unsere Pläne vorstellen und etwaige Probleme aus dem Weg räumen können. Generell ist bei so einer gravierenden Entscheidung eine längere Vorlaufzeit auch sicher nicht von Nachteil, obwohl wir dadurch noch ein weiteres Jahr mit der Abstimmung zwischen „oben“ und „unten“ kämpfen werden müssen. Wir werden diese Zeit zur noch besseren Vorbereitung nutzen und den Kontakt zu allen Fans in 7.2 und drumherum suchen, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.

Der Betze brennt: Wie genau soll dieser Kontakt aussehen? Mit ein paar hundert Fans in einen neuen Block zu wechseln, ist ja in der Tat nicht gerade ein kleiner Schritt.

Münz (FY): Unserer Meinung nach ist Dialog der einzige Weg zum Erfolg. Aus diesem Grund werden wir den Blockwechsel auch bei der nächsten Fanversammlung thematisieren. Dort wollen wir das Konzept noch einmal mit allen interessierten Fans besprechen und abstimmen. Jeder ist eingeladen, seine Ideen und Vorschläge dort einzubringen, Kritik zu üben und Fragen zu stellen. Es ist uns klar, dass eine solche strukturelle Veränderung große Wellen schlagen kann und folglich auch mit der gesamten Fanszene abgestimmt werden muss, weswegen wir auch gerne schon so zeitnah auf der Fanversammlung darüber reden möchten, auch wenn unser Umzug letztendlich erst in einem Jahr erfolgen wird.

Der Betze brennt: Was entgegnet Ihr den jetzt eventuell besorgten Nicht-Ultras aus den Blöcken 7.2 und 8.2 sowie drumherum?

Münz (FY): Generell wünschen wir uns, dass sich im Sinne einer bestmöglichen Stimmung alle FCK-Fans kompromissbereit zeigen. Uns fiel es auch alles andere als leicht, unseren liebgewonnenen Standort zu verlassen. Schlussendlich bedeutete die Entscheidung auch ein Eingeständnis an uns selbst, dass wir im Block 7.1 nicht mehr großartig weiterkommen. Manchmal muss man aber auch bereit sein, die eigenen Interessen hinten anzustellen, um eine ganz wichtige gemeinsame Angelegenheit, nämlich die Stimmung in der Westkurve und die Unterstützung der eigenen Mannschaft, nach vorne zu treiben. Es wurde auch von anderen FCK-Fans schon oft bemängelt, dass die verschiedenen Ultragruppen so weit auseinander stehen und somit „jeder sein eigenes Ding“ macht ohne Kompromisse einzugehen. Genau dies wollen wir ändern und hoffen auf Verständnis der Fans in den betroffenen Blöcken. Die Veränderungen zeigen doch nur, dass die Westkurve lebendig ist, was man grundsätzlich erstmal positiv bewerten sollte. Man darf nie vergessen, dass es in unser aller Interesse ist, eine lautstarke, kreative und geschlossene Kurve darzustellen, die gemeinsam ihr Team zum Sieg schreit. In diesem Sinne: Zurück zum Heimvorteil!

Der Betze brennt: Danke für das Gespräch und viel Erfolg bei Eurem Vorhaben!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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