Reportage: Die Gegner 2010/11 (Teil 3/3)

Namhafte Gegner kommen wieder auf den Betzenberg

Namhafte Gegner kommen wieder auf den Betzenberg

Foto: Darz Mol

Es waren lange vier Jahre. Vier Jahre, in denen die Fans des 1. FC Kaiserslautern Fußballer mit großen Namen nur aus dem Fernsehen kannten, von Bundesliga-, Champions League- oder Länderspielen. Natürlich möchten wir niemandem zu nahe treten, aber bei Rot-Weiß Ahlen und dem SC Paderborn kann man eben keine Spieler erwarten, die große Emotionen schüren, Begeisterung wecken oder mit herausragenden Leistungen aufwarten. Nach dem Überblick über die Fanszenen und Stadien der Bundesliga blickt „Der Betze brennt“ im dritten und abschließenden Teil der Saisonvorschau auf die sportlichen Aspekte der kommenden Gegner.

Ganz oben wird natürlich wieder Bayern München gehandelt. Na klar - bei diesem Kader! Arjen Robben, Franck Ribery, Bastian Schweinsteiger und wie sie alle heißen versprechen hohe fußballerische Klasse, Trainer Louis van Gaal scheint eine passende Mischung zusammengestellt zu haben. Ein beachtlicher Teil des Kaders stammt aus der eigenen Jugend, wie etwa Nachwuchsstar Thomas Müller oder WM-Kapitän Phillip Lahm. Aus der Amateurmannschaft, allerdings der des FCK, schaffte es ein weiterer Bayernspieler in den Fokus der Fußballwelt: Miroslav Klose, der es trotz seiner guten WM aber schwer haben wird, beim Heimspielauftakt auf dem Betzenberg in der Startelf des Deutschen Meisters zu stehen.

Ohne Kevin Kuranyi und Rafinha, dafür aber mit Weltstar Raúl versucht Schalke 04 seinen Anhängern nach über 50 Jahren mal wieder einen Meistertitel zu schenken. Besagter Raúl ist der absolute Toptransfer der bisherigen Wechselperiode, auch wenn der ewige Madrilene seinen Zenit schon länger überschritten hat - in Testspielen deutete er seine Klasse zumindest kurzzeitig an. Ein Konkurrent des neuen Schalker Sturmführers ist Erik Jendrisek, der die Roten Teufel in der letzten Saison in die erste Liga schoss.

Der letztjährige Tabellendritte und Pokalfinalist Werder Bremen wird wohl wieder mit schönem Offensivfußball versuchen, einen Champions League Platz zu erreichen. Das Sturmangebot ist beachtlich, alleine Claudio Pizarro, Hugo Almeida, Neuling Marko Arnautovic oder U21-Europameister Sandro Wagner versprechen viel Durchschlagskraft, die sich mit Marko Marin oder Aaron Hunt auch im Mittelfeld tummelt. Im Tor steht mit Tim Wiese ein ehemaliger Lautrer aus Bundesligazeiten - der einzige WM-Teilnehmer im deutschen Kader, der keinen Einsatz in Südafrika absolvieren konnte. An der Linie arbeitet hingegen der eigentliche Star von Werder: Thomas Schaaf, der „ewige Bremer“ ist seit 1999 Cheftrainer und seit 1972 im Verein. Vor allem in der heutigen Zeit eine Leistung, vor der man den Hut ziehen sollte!

Mehr herumgekommen ist dagegen der Coach von Bayer Leverkusen, Jupp „Osram“ Heynckes, der unter anderem in München, Gladbach, Madrid und Lissabon trainierte und dabei 1998 mit den „Königlichen“ die Champions League gewann. Ein paar interessante Ex-Lautrer tummeln sich ebenfalls am Bayer-Kreuz: Besonders im Fokus stehen wird dabei Michael Ballack, dessen Rückkehr zu seinem alten Club mit Argusaugen verfolgt werden wird. Sidney Sam hingegen muss erst noch beweisen, ob er sich in Bayers Starensemble durchsetzen kann. In der Offensive tummeln sich mit Renato Augusto, Stefan Kießling, Eren Derdiyok oder Patrick Helmes immerhin gestandene Bundesligaprofis.

Eine besondere Reizfigur steht aus Sicht der FCK-Fans bei Borussia Dortmund an der Seitenlinie. Der ehemalige Mainzer Jürgen Klopp hat den BVB zurück nach Europa geführt und dabei auch auf einen früheren Absolventen von Gerry Ehrmanns Flugschule gesetzt: Roman Weidenfeller hütet nun schon seit vielen Jahren die Kiste der Dortmunder. Besonders gespannt ist man am Borsigplatz auf Robert Lewandowski, der schon seit Jahren auf der Einkaufsliste des BVB stand. Doch auch sonst haben die Borussen einen hochkarätigen Angriff, aus dem Lucas Barrios, WM-Teilnehmer mit Paraguay, heraussticht.

Nicht mehr im Tor des VfB Stuttgart steht Oldie Jens Lehmann, der seine Karriere mit einem sechsten Tabellenplatz bei den Schwaben beendete. Nach der Hinrunde sah es noch nach Abstiegskampf aus, doch Trainer Christian Gross - der auch schon des öfteren beim FCK gehandelt wurde - schaffte noch die Wende zum Guten und schloss die Saison auf dem UEFA-Cup-Qualifikationsrang ab. Die spannende Frage wird also sein: Kann Sven Ulreich den erfahrenen Lehmann vergessen machen? Natürlich nur rein sportlich gesehen, denn einen Typen wie Lehmann wird man wohl eher vergeblich suchen. Diese Mannschaft ohne echten Star ist wieder eine Wundertüte, zumal mit Manager Horst Heldt auch noch ein wichtiger Mann außerhalb des Platzes nach Schalke abgewandert ist.

Einen richtigen „Sauhaufen“ hat der Hamburger SV zu bieten. Unter Trainer Bruno Labbadia wurde wie üblich - üblich für Labbadia und für den HSV - eine gute Hinrunde absolviert, um dann am Ende wieder alles zu verspielen. Auch der Toptransfer der vergangenen Rückrunde, Ruud van Nistelrooy, konnte die Talfahrt nicht stoppen, das unglückliche Aus im UEFA-Cup-Halbfinale kam noch obendrein. Und das trotz der Offensive mit „Van the Man“ und Mladen Petric. Jetzt soll es Stuttgarts früherer Meistertrainer Armin Veh richten, auch Skandalnudel Paolo Guerrero ist weiterhin im stark aufgeblähten Kader der Hanseaten, in dem mit Eljero Elia und Joris Mathijsen auch zwei WM Finalisten stehen sowie mit Dennis Aogo - sollte er nicht doch noch wechseln - Pjotr Trochowski und Marcell Jansen drei deutsche WM-Teilnehmer. Die Qualität ist also da - ob diesmal auch sportlicher Erfolg einkehrt?

Der entthronte Meister aus Wolfsburg startet mal wieder mit einem neuen Coach in die Saison. Diesmal soll Steve McClaren, früherer englischer Nationaltrainer, dafür sorgen, dass die Wölfe zurück nach Europa finden. Denn trotz des Galastürmers Edin Dzeko reichte es letzte Saison nur für einen enttäuschenden achten Tabellenplatz, 58 Gegentreffer waren eindeutig zu viele für die Spitzengruppe. Ob Dzeko auch in der neuen Saison für Wolfsburg stürmen wird, steht noch in den Sternen, aber sein Abgang wird wohl nicht bedeuten, dass sich der ehemalige Lautrer Alexander Esswein Hoffnungen auf einen Stammplatz machen kann.

Mainz 05 konnte die letzte Saison überraschenderweise auf dem neunten Rang beenden, obwohl der selbsternannte Karnevalsverein als einer der absoluten Abstiegskandidaten in die Saison startete. Aber was nicht ist, kann ja noch werden! Trainer Thomas Tuchel hat zwar beispielsweise mit Sami Allagui, Lewis Holtby und einem besonderen Lautrer Liebling, Marco Caligiuri, einige neue Spieler, allerdings müssen die erstmal beweisen, dass sie der ersten Liga (noch) gewachsen sind. So leicht wie letzte Saison wird Mainz dem Abstiegskampf wohl nicht aus dem Weg gehen können.

Stück für Stück weiter nach oben soll es für Eintracht Frankfurt gehen - ein Gegner, auf den man sich aus Fansicht besonders freut. Doch was sagt der Kader? Immerhin stehen hier mit Markus Steinhöfer, Ioannis Amanatidis und Halil Altintop drei Spieler, die schon das Trikot mit dem Roten Teufel tragen durften. Auch auf Maik Franz wird zu achten sein, eine Art „van Bommel 2.0“. Generell ist der Kader von Trainer Michael Skibbe qualitativ durchaus gut besetzt, mal sehen ob diesmal mehr als der zehnte Platz raus springt.

Ob Milliardär Dietmar Hopp vor der Saison noch die Geldschatulle öffnet, damit die TSG Hoffenheim diesmal endlich den ersehnten Platz unter den Top 5 der Liga erreicht? Oder wird der teilweise zerstrittene Kader so in die Saison gehen, also mit „One-Hit-Wonder“ Vedad Ibisevic im Sturm, Carlos Eduardo im Mittelfeld und dem Kartensammler Josip Simunic in der Defensive? Wird noch ein junger Spieler präsentiert, der einem anderen Verein für viel Geld eingekauft wird, um die Mär von der tollen Jugendarbeit aufrechtzuerhalten? Mit Tom Starke wurde bislang erst ein Neuzugang für die Stammelf geholt, der den nicht überzeugenden Timo Hildebrand im Tor ersetzen wird. Trainer Ralf Rangnick steht wohl vor einer schwierigen Saison.

Viel Geld in die Hand nahm hingegen Borussia Mönchengladbach. Bamba Anderson von Leverkusen, Igor de Camargo aus Belgien und Mohamadou Idrissou von Freiburg kosteten den einen oder anderen Euro, dafür soll die Elf vom Niederrhein auch mal wieder weiter oben in der Tabelle für Furore sorgen. Zumindest - oder leider? - hat ein besonderes FCK-Feindbild den Verein verlassen, denn Oliver Neuville schmettert ab sofort eine Etage tiefer bei Arminia Bielefeld.

Mal wieder völlig realitätsfern startet der 1. FC Köln in die neue Saison. Da hört man aus dem Management wieder Erwartungen von der Qualifikation für das internationale Geschäft, dabei geben weder Kader noch Trainer dazu einen Anlass. Klar, Lukas Podolski spielt noch immer für „seinen“ Verein, doch das tat er auch letzte Saison mehr schlecht als recht, ebenso Milejove Novakovic. Nicht mehr dabei ist der etwas aus dem Leim gegangene Portugiese Maniche, dafür bekam Übungsleiter Soldo mit Alexandru Ionita einen Angreifer geschenkt, der den beiden Stammstürmern Dampf unter dem Hintern machen soll. Im Kasten steht weiterhin der nun älteste Spieler der Liga, Faryd Mondragon, der mit 39 noch längst nicht ans aufhören denkt. Sollte er noch so lange spielen wollen, bis der FC mal wieder international spielt...

Wieder ohne Stars, dafür aber mit einer geschlossenen Truppe versucht der SC Freiburg das, was er in der ersten Liga immer anstrebt, nämlich den Klassenerhalt zu feiern. Der Sturm mit Demba Cisse, Tommy Bechmann und Stefan Reisinger verursacht allerdings keinen Angstschweiß auf der Stirn der Bundesligatorhüter, auch das Mittelfeld ist nicht außergewöhnlich besetzt. Es wird wohl wieder nur über das Kollektiv gehen - und wenn Cedric Makiadi nicht wäre, der den FCK 2006 in die zweite Liga schoss, könnte einem der Verein auch herzlich egal sein.

Ähnlich ist es bei Hannover 96, das aus sportlicher Sicht auch nicht gerade Hochstimmung erzeugt. Immerhin steht mit Florian Fromlowitz ein weiterer ehemaliger Ehrmann-Schüler im Kasten - somit werden vier Keeper der ersten Liga aus der Lautrer Torwartschule kommen, Hut ab! Ansonsten wird es interessant zu verfolgen sein, mit welchen Verletzungen Jan Schlaudraff und Mikael Forssell in der neuen Saison zu kämpfen haben werden und ob Mike Hanke mehr als einen oder zwei Treffer erzielt sowie die Anzahl der Eigentore im Laufe der Saison.

Dem Abstieg gerade noch von der Schippe gesprungen ist der 1. FC Nürnberg. Die Relegationssiege über den FC Augsburg verhinderten den Aufstieg der „Puppenkiste“, der Club wird aber auch in der kommenden Saison wohl eher gegen den Abstieg spielen. Spannend wird zu beobachten sein, ob der junge Abiturient Ilkay Gündogan die prächtigen Leistungen aus seiner ersten Bundesligasaison konservieren konnte und ob Marek Mintal, das „Tor-Phantom“, noch einmal zurück zu alter Stärke findet. Treffsicher war in der letzten Saison der Schweizer Albert Bunjaku, auf den es besonders aufzupassen gilt.

Zuletzt der FC St. Pauli, Lauterns Mitaufsteiger und neben dem FCK als größter Abstiegskandidat gehandelt. Alle paar Jahre wieder stehen die Hamburger in der ersten Liga und keiner weiß, wie es passieren konnte. Diesmal war Holger Stanislawski als Trainer der Held, in früheren Jahren schnürte er die Schuhe schon in allen möglichen Ligen für seinen Club. Der einzige wirkliche Star ist Gerald Asamoah, von Schalke gekommen und mit dem Willen, es allen noch einmal zu beweisen. Genauso wie St. Pauli und der FCK.

Auf welchen Spieler, welchen Trainer, welche Mannschaft freust Du Dich am meisten? Und welcher Verein ist auch keine wirkliche Steigerung gegenüber Ahlen und Paderborn? Erzähl es uns im Diskussionsforum von „Der Betze brennt“.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian

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