Saisonrückblick 2007/08, Teil 3

Das Umfeld: Chaos hat(te) einen Namen - FCK

Das Umfeld: Chaos hat(te) einen Namen - FCK


Bereits die Sommerpause begann mit ersten Unstimmigkeiten. Innerhalb der Westkurve war es beim letzten Heimspiel der Saison 2006/07 zu Meinungsverschiedenheiten gekommen, die insbesondere im Internet heiß diskutiert werden. Im Fokus standen dabei die Lautrer Ultragruppierungen, die mit einem spontanen Protest gegen Polizeigewalt und Repression nicht alle FCK-Fans erreichten. Rechtzeitig vor Saisonbeginn fand schließlich eine offene Aussprache in der Nordtribüne statt, an der sich knapp 200 Besucher beteiligten. Die Probleme innerhalb der Fanszene waren ausgeräumt und die Saison konnte beginnen.

Bereits vor dem Start in die neue Runde sorgte allerdings das Thema „Scouting beim 1. FC Kaiserslautern“ für erstes Aufsehen. Die Spielbeobachter Hubert Neu und Arno Wolf wurden bei vollen Bezügen beurlaubt, als Nachfolger präsentierte Sportdirektor Michael Schjönberg mit Ingo Winter einen ehemaligen Kollegen aus seiner Zeit bei Hannover 96. Wenige Wochen zuvor noch hatte die Vereinsführung um den Vorstandsvorsitzenden Erwin Göbel ein Angebot ehemaliger FCK-Spieler um Axel Roos und Demir Hotic abgelehnt, die dem Verein den kostenlosen Aufbau eines internationalen Scoutingsystems anboten.

So richtig begannen die Querelen allerdings erst im September, als die Mannschaft unter dem neuen Trainer Kjetil Rekdal bereits einen Fehlstart in die neue Saison hingelegt hatte. Die Vereinsführung reagierte äußerst dünnhäutig auf aufkommende Kritik, innerhalb von 24 Stunden wurden gleich zwei Presseartikel mit bissigen Stellungnahmen auf der offiziellen FCK-Homepage kommentiert.

Mitte September stellten sich Sportdirektor Schjönberg und Trainer Rekdal in der Nordtribüne den Fragen von rund 150 Fans, blieben jedoch einige Antworten schuldig. Auf die zahlreichen Nachfragen zur Suspendierung des zwischenzeitlich nach Bielefeld gewechselten Publikumslieblings Daniel Halfar antwortete Schjönberg lapidar, dass Halfars Profikarriere beendet wäre, wenn er die wahren Gründe nennen würde.

Sportlich hing der FCK frühzeitig im Abstiegskampf fest, der Stuhl von Kjetil Rekdal wackelte bereits nach sieben Spielen. Der Vorstandsvorsitzende Erwin Göbel gab vor dem Auswärtsspiel in Offenbach via TV-Interview zwar noch „Ruhe bewahren“ als wichtigste Devise aus, intern wurde dem norwegischen Coach jedoch ein erstes Ultimatum gestellt. Mit vier Punkten aus den Spielen in Offenbach und gegen Osnabrück rettete Rekdal zunächst seinen Job.

Doch im Umfeld des Vereins brodelte es längst. Nicht nur Bochums Manager Stefan Kuntz übte Kritik am FCK-Vorstand, auch auf „Der Betze brennt“ wurden im Herbst 2007 viele hinterfragende Artikel und Forumsbeiträge geschrieben. Einen dieser Artikel nahm FCK-Vorstand Erwin Göbel zum Anlass für ein mehrstündiges Gespräch mit Redaktionsmitgliedern, in dem einige offene Fragen - zumindest vorübergehend - beantwortet werden konnten. Allgemein wurde in jenen Tagen ein Netzwerk geknüpft, das über Monate hinweg wachsen sollte und der Redaktion von „Der Betze brennt“ Kontakte zu FCK-Offiziellen, Vorstandskritikern, Ex-Spielern, Pressevertretern und vielen kompetenten Fans einbrachte. Nur so war es möglich, zu vielen Vorgängen Hintergrundinfos zu erhalten, die stets im Sinne des FCK und ohne Eigeninteressen genutzt wurden - in dieser Saison eher eine Seltenheit im Umfeld des Vereins.

Doch auch die ehemaligen Spieler setzten ihre Kritik an der Vereinsführung fort. So plädierte Axel Roos bereits im Oktober für eine Stundung der Stadionmiete, was von Erwin Göbel jedoch als unrealistisch zurückgewiesen wurde. Demir Hotic warf den Verantwortlichen fehlende sportliche Kompetenz vor und forderte im Lautrer Stadtmagazin „Linie Eins“: „Die Führung muss weg!“

Am 21. Oktober war es dann Klaus Toppmöller, der dem FCK in einem Interview mit dem SWR seine ehrenamtliche Hilfe anbot. Das erste Angebot auf einen Sitz im Aufsichtsrat des Vereins lehnte der Lautrer Rekordtorschütze jedoch ab: „Ich will keine Sessel warm halten, sondern etwas bewegen.“ Die Verhandlungen über ein Engagement Toppmöllers zogen sich über zwei Wochen lang hin, doch auch die Taktik des Aussitzens half der Vereinsführung nicht weiter. Nach dem blamablen Pokalaus bei Regionalligist Rot-Weiß Essen und dem Stillstand im Abstiegskampf wurde der öffentliche Druck zu groß und Klaus Toppmöller zum „Aufsichtsratsmitglied mit Alleinverantwortung im sportlichen Bereich“ ernannt. Die erste Konsequenz war der Rücktritt von Sportdirektor Michael Schjönberg, der Toppmöller zuvor scharf kritisiert hatte, bei Fans und Mannschaft aber selbst im Fadenkreuz stand.

Sportlich stabilisierte sich die Mannschaft nach der Verpflichtung Toppmöllers, der Trainer Rekdal auch in der Kabine unterstützte, doch der endgültige Befreiungsschlag ließ weiter auf sich warten. Hinter den Kulissen ging indes der Machtkampf weiter. Das Vereinsmitglied Kurt Steinbrecher stellte am 7. November eine Oppositionsgruppe vor, deren Ziel ein Neuanfang beim FCK sei. In der „Sportbild“ polterte Mario Basler gegen Kjetil Rekdal: „Schjönberg ist zurückgetreten. Wenn Rekdal Rückgrat hätte, wäre er mitgegangen!“

Trotz der Installation von Klaus Toppmöller nahmen die Grabenkämpfe im Umfeld des Vereins also kein Ende. Mitte November gab der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Buchholz gegenüber der „Rheinpfalz“ an, dass dem FCK im Abstiegsfall der Lizenzentzug drohe. Gleichzeitig warb er für die Entlastung des Aufsichtsrats bei der bevorstehenden Jahreshaupsversammlung und drohte andernfalls mit dem möglichen Rückzug seiner Kredite.

Am 22. November wurden schließlich drei neue, ehrenamtliche Vorstandsmitglieder präsentiert: Der Politiker Hans-Artur Bauckhage wollte gemeinsam mit Rolf Landry und Dr. Johannes Ohlinger „das Flaggschiff FCK wieder auf Kurs bringen“, die amtierenden Vorstandsmitglieder Erwin Göbel und Arndt Jaworski waren praktisch entmachtet. Auch im Aufsichtsrat ergaben sich hierdurch Änderungen, der ehemalige Vorsitzende Prof. Dr. Walter Ruda reichte seinen Rücktritt ein und wurde von Prof. Dr. Dieter Rombach beerbt. Der neue Vorstandssprecher Bauckhage versprach einen Investor, den er Mitte Dezember präsentieren wollte.

Diese nicht unerheblichen Änderungen in der Führungsetage des Vereins brachten drei Wochen vor der Jahreshauptversammlung etwas Ruhe ins Umfeld des 1. FC Kaiserslautern. So zog Axel Roos einen zuvor eingereichten Antrag auf Nichtentlastung des Aufsichtsrats zurück, auch die Steinbrecher-Opposition ließ nichts mehr von sich hören. Gleichzeitig griffen die drei ehrenamtlichen Vorstände Roos' zuvor noch als unrealistisch zurückgewiesenen Vorschlag nach Verhandlungen über die Stadionmiete auf und begannen im Dezember mit ersten Gesprächen.

Doch die sportliche Krise beim FCK ging weiter und einige Tage nach der peinlichen 2:3-Heimniederlage gegen Jena stand schließlich die vieldiskutierte Jahreshauptversammlung an. Vorstandssprecher Bauckhage bestätigte zuvor nochmals die finanziellen Probleme mit deutlichen Worten: „Dritte Liga bedeutet Insolvenz“, titelte der „Kicker“.

Im Vorfeld der Versammlung unterstützte der Fanbeirat den Aufsichtsrat des FCK, da die Handlungsfähigkeit des Vereins bei einer Nichtentlastung nicht mehr gegeben und die Machbarkeit der dringend benötigten Wintertransfers fraglich gewesen wäre. Dem schlossen sich am 14. Dezember die aktiven Fanclubs um die „Generation Luzifer“ an, forderten aber gleichzeitig die Nichtentlastung der hauptamtlichen Vorstandsmitglieder Erwin Göbel und Arndt Jaworski. Außerdem behielten sich die aktiven Fanclubs die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung vor, falls die getätigten Versprechen nicht eingehalten werden sollten.

Die Jahreshauptversammlung brachte lebhafte Diskussionen mit sich, insbesondere der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Buchholz beeindruckte viele Mitglieder mit einer emotionalen Rede. Für weitere Aufregung sorgten interne Dokumente, die kurz vor der Versammlung im Internet aufgetaucht waren und die Steuernachzahlung von 2003 zum wiederholten Male fragwürdig erscheinen ließen. Die turbulente Jahreshauptversammlung brachte letztendlich die deutliche Entlastung für den Aufsichtsrat sowie die weniger deutliche Entlastung für das Vorstandsduo Göbel/Jaworski mit mehreren hundert Gegenstimmen. Vor über 1.000 Vereinsmitgliedern prognostizierte Erwin Göbel ein erwartetes Defizit von bis zu 2,5 Millionen, welches der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Buchholz am Ende der Versammlung dank der Unterstützung der Sponsoren Deutsche Vermögensberatung und Lotto Rheinland-Pfalz für gedeckt erklärte.

Der auf der Mitgliederversammlung geschlossene Burgfriede erwies sich jedoch nur wenige Tage später als fauler Kompromiss. Nach dem Ende der Hinrunde mit der Niederlage beim 1. FC Köln und dem Überwintern auf einem Abstiegsplatz stand Trainer Kjetil Rekdal zum wiederholten Male vor dem Aus, erhielt nach undurchsichtigen Diskussionen jedoch das weitere Vertrauen der Vereinsführung. Für den großen Knall sorgte dann wenige Tage vor Weihnachten allerdings Klaus Toppmöller, der seinen sofortigen Rücktritt erklärte. Als Grund gab er einige Tage später an, dass der Vorstand Absprachen zur Finanzierung von Toppmöllers Neuzugängen nicht eingehalten habe, der Vereinsführung selbst war laut eigener Aussage vor allem die Länge der angedachten Verträge ein Dorn im Auge. Der FCK stand vor einem Scherbenhaufen, ohne Sportdirektor und ohne weitere Neuzugänge wurde das Jahr 2007 beendet. Vom Verein selbst las man indes nur eine Stellungnahme zu einer nebensächlichen Aussage Demir Hotics auf der Jahreshauptversammlung, jedoch kein Statement zu den Gründen für Toppmöllers Rücktritt.

Nachdem zunächst Namen wie Peter Pander und Tom Dooley gehandelt wurden, gab der FCK kurz vor dem Jahreswechsel bekannt, dass der Posten des Sportdirektors zunächst unbesetzt bleibe. Entgegen dieser Ankündigung wurde dann am 3. Januar der ehemalige FCK-Spieler Fritz Fuchs als neuer Sportdirektor präsentiert, dem eine enge Verbindung zu seinem Arbeitgeber und Präsident des 1. FC Saarbrücken, Hartmut Ostermann, nachgesagt wurde. Fuchs sollte bis Saisonende ehrenamtlich für den FCK arbeiten, hinter den Kulissen wurde über das Interesse des in vielen Augen zwielichtigen Ostermann an einem Einstieg bei den Roten Teufeln spekuliert.

Nach den Turbulenzen um Toppmöller und Fuchs, der mit Trainer Rekdal nicht auf einen gemeinsamen Nenner kam, wurden erst kurz vor Rückrundenstart Neuzugänge präsentiert. Die ausgeliehenen Nachwuchsspieler Georges Mandjeck und Christopher Lamprecht sowie Benjamin Weigelt und der rumänische Stürmer Victoras Iacob waren jedoch nicht die angedachten Hoffnungsträger, insbesondere Rekdals Verzicht auf die Verpflichtung eines Spielmachers stieß auf Unverständnis.

Doch auch die Vereinsführung stand weiter im Fokus der Öffentlichkeit, neben Erwin Göbel gerieten auch Dieter Buchholz und Hans-Arthur Bauckhage immer mehr in die Kritik. Die Lautrer Karnevalsvereine nahmen es mit Galgenhumor: „Beim FCK gäbbt'˜s nor noch Peife - besonners die in Noodelstreife!“

Anfang Februar folgten schließlich die nächsten personellen Änderungen. Zunächst trat Vorstandsmitglied Arndt Jaworski zurück, über die Gründe wurde Stillschweigen vereinbart. Nach der 1:2-Heimniederlage gegen 1860 München und fünf Punkten Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz erwischte es dann schließlich Trainer Kjetil Rekdal. Er sei „mit völlig falschen Versprechungen nach Kaiserslautern geholt worden“, gab der Norweger später an. „Mir wurde vieles zugesichert, was nachher finanziell unmöglich war.“

Die folgende Trainersuche dauerte nur drei Tage, trug aber ebenfalls nicht zur besseren Außendarstellung des FCK bei. Bei mehreren Fan-Treffen in fünf verschiedenen Regionen gab es widersprüchliche Aussagen, selbst Peter Neururer stempelte den Traditionsverein als „amateurhaft“ ab und war für ein Amt auf dem Betzenberg nicht zu haben. Neuer Trainer wurde schließlich der Kroate Milan Sasic, der den zuvor ebenfalls entlassenen Roger Lutz als Co-Trainer zurückholte.

Mit Sasic, der einst die TuS Koblenz aus der Oberliga in die 2. Bundesliga geführt hatte, ging das sportliche Auf und Ab zunächst weiter. Der FCK konnte sich nicht aus dem Abstiegsstrudel befreien. Als die Bild-Zeitung am 26. Februar etwas reißerisch titelte „Kuntz rechnet mit Ex-Club Lautern ab“, ahnte noch niemand, dass hinter den Kulissen längst Verhandlungen zwischen dem Europameister von 1996 und dem FCK liefen. Ebenfalls kontaktiert von Ministerpräsident Kurt Beck sollte Stefan Kuntz neuer Vorstandsvorsitzender auf dem Betzenberg werden, die Verhandlungen führte der heimliche FCK-Boss Dieter Buchholz.

Für weitere Schlagzeilen sorgte indes erneut Hans-Arthur Bauckhage, dessen angekündigten Geldgeber die meisten FCK-Fans längst abgehakt hatten. „In zwei, drei Wochen könnte der Investor da sein“, sagte der FDP-Politiker und Parteifreund Hartmut Ostermanns in der „Süddeutschen Zeitung“. In einer viel beachteten Reportage des Fußballmagazins „11 Freunde“ gab Vorstandssprecher Bauckhage außerdem die Überprüfung einer möglichen Steuerrückzahlung von 2003 an, der sich der Vorstandsvorsitzende Erwin Göbel und dessen Vorgänger René C. Jäggi immer verwehrt hatten.

Richtig hoch her ging es allerdings hinter den Kulissen. Immer wieder machte das Schlagwort „Außerordentliche Mitgliederversammlung“ die Runde, viele Fans forderten eine entsprechende Unterschriftensammlung. Vor diesem Hintergrund fand am 28. Februar ein Treffen von Fanszene-Vertretern mit der Vereinsführung statt. In einem konstruktiven Gespräch gestanden Buchholz und Co. zahlreiche Fehler der Vergangenheit ein, gleichzeitig wurde jedoch deutlich, dass für die Zukunft des FCK offenbar noch kein tragfähiges Konzept vorhanden war. Besonders in den Internetforen wurde in diesen Wochen vereinzelte Kritik an den aktiven Fanclubs um die „Generation Luzifer“ sowie an den Wortführern von „Der Betze brennt“ laut - zähneknirschend mussten diese Vorwürfe unwidersprochen bleiben, doch hinter verschlossenen Türen wurden längst alle möglichen Szenarien bis hin zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung durchgespielt. Wohlwissend, dass hiermit auch große Risiken verbunden wären und das öffentliche Diskussionen nur zu weiterer Unruhe führen, die der FCK im Abstiegskampf nicht gebrauchen kann.

Auch überregional sorgte der Niedergang des FCK für Aufsehen, wie Artikel in namhaften Medien wie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ oder „Spiegel Online“ belegten. Am 12. März folgte schließlich die nächste Etappe in den vielen juristischen Auseinandersetzungen rund um den 1. FC Kaiserslautern. Zwei langjährige Vereinsmitglieder hatten vor dem Hintergrund der Steuernachzahlung aus dem Jahr 2003 die damaligen Vorstände René C. Jäggi und Erwin Göbel angezeigt und der Untreue zu Lasten des FCK beschuldigt. Die Folge waren neben viel Anerkennung auch Drohanrufe und -briefe gegen die mutigen Vereinsmitglieder, deren Namen der FCK an die „Rheinpfalz“ weitergab, sowie eine Gegenanzeige Jäggis.

Intern liefen indes die Diskussionen über eine außerordentliche Mitgliederversammlung weiter. Der große Knall stand angesichts der sportlichen und finanziellen Talfahrt unmittelbar bevor, wurde jedoch aus verschiedenen Gründen immer wieder verschoben - alles sollte bis ins letzte Detail perfekt geplant sein. Den Insidern unter den Fans war mittlerweile bekannt, was die „Rheinpfalz“ am 19. März öffentlich machte: „Der FCK will Stefan Kuntz als Vorstandsvorsitzenden!“

In den folgenden Tagen ging alles ganz schnell. Kuntz' Vertrag in Bochum wurde aufgelöst, die Verhandlungen mit dem FCK waren längst von öffentlichem Interesse. Einen Tag vor dem wichtigen Abstiegsendspiel in Osnabrück trat schließlich Sportdirektor Fritz Fuchs zurück, der über die Verhandlungen mit Stefan Kuntz nicht informiert worden war. Seine Vorwürfe richteten sich in erster Linie gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Buchholz, doch insgeheim dürfte die mit der Kuntz-Verpflichtung verbundene Ausbootung Hartmut Ostermanns der Hauptgrund für den Rücktritt gewesen sein - immerhin führte Buchholz die Verhandlungen mit Kuntz, während Fuchs und Ostermann eher der Gegenpartei innerhalb der zerstrittenen FCK-Führung um Hans-Arthur Bauckhage zuzuordnen war.

Nach den Niederlagen in Osnabrück und zuhause gegen Hoffenheim stand der Betzenberg schließlich unmittelbar vor der Explosion. Nicht nur die Westkurve forderte die Köpfe der Vereinsführung, einzig und allein die bevorstehende Entscheidung von Stefan Kuntz in Sachen Vorstandsvorsitz verhinderte zunächst den großen Knall. Es gab nur zwei mögliche Szenarien: Kuntz sagt ab und die Vereinsmitglieder berufen eine außerordentliche Mitgliederversammlung nach Saisonende ein. Oder Kuntz kommt und die Führungsetage reinigt sich selbst.

Und Kuntz kam! Am 7. April wurde der ehemalige Torschützenkönig als neuer Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern präsentiert. Assistiert wird er seither vom neuen Finanzvorstand Dr. Johannes Ohlinger, die weiteren ehrenamtlichen Vorstände Hans-Arthur Bauckhage (ohne Investor) und Rolf Landry traten zurück, Erwin Göbel wurde zum kaufmännischen Geschäftsführer degradiert.

Stefan Kuntz sorgte schnell für neue Euphorie rund um den Betzenberg, obwohl der Klassenerhalt nach „seinem“ ersten Spiel bei Erzgebirge Aue und acht Punkten Rückstand bei sechs verbleibenden Spielen kaum noch machbar war. Doch mit der Aktion „Lautrer Herzblut“ setzte Kuntz ein zartes Pflänzchen neuen Zusammenhalts, aus dem in den folgenden Wochen ein robuster, junger Baum entstehen sollte.

In den letzten Saisonspielen trat die junge Mannschaft wie ausgewechselt auf, Heimspiele wurden endlich wieder zu Feiertagen und der Rückstand auf Platz 14 wurde Punkt für Punkt abgearbeitet. Zusätzliche Motivation war hierbei - auch für die Fans - der Abzug von acht Punkten gegen die TuS Koblenz, der später in einem Vergleich mit der DFL auf sechs Punkte reduziert wurde.

Mit dem sportlichen Erfolg und der guten Arbeit des neuen FCK-Vorstands kamen auch die finanzielle Entlastung und neues Vertrauen von Sponsoren und Behörden zurück: Am 17. April erhielt der FCK die Lizenz für die kommende Saison, vier Tage später gab die Stadt Kaiserslautern dem Antrag auf eine Reduzierung der Stadionmiete statt. Hauptsponsor Deutsche Vermögensberatung hatte zuvor zwar in der eigenen Jahreshauptversammlung zusätzliche Hilfen für den FCK ausgeschlossen, doch auch hier zeigte sich Stefan Kuntz zuversichtlich bezüglich einer Fortsetzung der Partnerschaft über das Jahr 2009.

Neben dem sportlichen Höhenflug und der langsamen finanziellen Entlastung wurde innerhalb weniger Tage auch die Außendarstellung des Vereins erheblich verbessert. Es war nur eine Randmeldung, die nach den Querelen der Hinrunde dennoch bemerkenswert war: „Hotic und Göbel legen Differenzen bei“, titelte die offizielle FCK-Homepage am 26. April.

Mannschaft und Fans waren unter der Leitung von Stefan Kuntz längst wieder zusammengerückt. Die letzten drei Heimspiele sahen weit über 100.000 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion, und auch bei den Auswärtsspielen in Mainz und Jena wurde das Kontingent an Gästekarten mehr als ausgereizt. Am 18. Mai 2008 war es dann soweit, durch ein 3:0 gegen den 1. FC Köln gelang dem 1. FC Kaiserslautern das Unmögliche, im letzten Spiel der Saison wurde der nicht mehr für machbar gehaltene Klassenerhalt noch geschafft. Der Betzenberg bebte wie zu besten Zeiten - wie zu den Zeiten des Spielers und Mannschaftskapitäns Stefan Kuntz!

Bereits vor dem Heimspiel gegen Köln traf sich Kuntz mit den Fans und wurde ohne Widerspruch als Kapitän des Gesamtvereins in die Arme geschlossen. Nach Jahren des Leidens haben nicht nur die meisten Anhänger ihr Vertrauen in die Vereinsführung zurück gewonnen, auch die oftmals enttäuschten Sponsoren und die Stadt Kaiserslautern gaben an, dass sie dem FCK ohne den Führungswechsel nicht in der gezeigten Form entgegen gekommen wären. Immerhin erhöhte sich das Saisonminus des Vereins auf bis zu vier Millionen Euro.

Nun laufen die Planungen für die Zukunft. Gemeinsam mit Dr. Johannes Ohlinger auf finanzieller und Trainer Milan Sasic auf sportlicher Seite entwickelt der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz einen Etat für die neue Saison, mit dem eine schlagkräftige Mannschaft zusammengestellt werden soll. Auch hinter den Kulissen gehen die Arbeiten weiter, so verhandelt die Stadt derzeit mit holländischen Investoren über einen Verkauf des Fritz-Walter-Stadions und mit dem FCK über eine weitere Senkung der Stadionmiete. Im Herbst steht im Rahmen der Jahreshauptversammlung die Neuwahl des Aufsichtsrates an, der bisherige Vorsitzende Dieter Buchholz hat bereits seinen Rücktritt angekündigt.

Im Nachhinein kann man über die eine oder andere Anekdote aus der abgelaufenen Saison 2007/08 sicher lachen, spannend wie nie war es allemal. Doch wir alle, die Fans und Vereinsmitglieder des 1. FC Kaiserslautern, sollten auch daraus lernen! Viel zu lange haben wir dem Niedergang unseres Vereins tatenlos zugeschaut, am Ende hätte beinahe der Abstieg in die Drittklassigkeit oder im schlimmsten Fall sogar die Insolvenz gestanden. Also lernt daraus und seid kritisch, zeigt echtes „Lautrer Herzblut“! Der nächste Termin für die aktive Mitgestaltung des 1. FC Kaiserslautern: Die Neuwahl des Aufsichtsrats im Herbst 2008.

Eine geruhsame Sommerpause wünscht
Das Team von „Der Betze brennt“

PS: Auch in der Sommerpause sind selbstverständlich tagesaktuell alle Informationen rund um den 1. FC Kaiserslautern auf „Der Betze brennt“ zu finden - von Neuzugängen und Transfergerüchten über Testspiele und die neuen Trikots bis hin zum Spielplan der neuen Zweitligasaison.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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