Reportage: Die Gegner 2007/08

Die Aufsteiger aus der Regionalliga Nord

Die Aufsteiger aus der Regionalliga Nord


Keine deutsche Liga unterliegt einer so großen Fluktuation wie die 2. Bundesliga - gleich sieben neue Vereine werden in der kommenden Saison den 1. FC Kaiserslautern begrüßen und die Reise auf den Betzenberg antreten. Grund genug, die neuen Gegner vorzustellen. Den Anfang einer dreiteiligen Serie auf „Der Betze brennt“ machen heute die Aufsteiger aus der Regionalliga Nord, der FC St. Pauli und der VfL Osnabrück.

Mit dem FC St. Pauli kehrt nach vierjähriger Abstinenz ein Verein in den Profifußball zurück, der in Deutschland viele Sympathien genießt. Als ewiger Underdog, der stets knapp bei Kasse ist, stieg der Verein vom Millerntor bereits viermal in die 1. Bundesliga auf, wo er mehrfach für Überraschungen gut war. Unvergessen ist der 2:1-Triumph des späteren Absteigers 2002 gegen Bayern München, aus dem die berühmten „Weltpokalsiegerbesieger“-T-Shirts hervorgingen.

Überhaupt versteht die Marketingabteilung des FC St. Pauli es wie keine zweite in Deutschland, das Image des Vereins in Szene zu setzen. So ist der stark von seiner linken Fanszene geprägte Verein mittlerweile wohl einer der kommerziellsten Profivereine überhaupt - hier seien nur die Aktionen „Retter“ und „Rasenpaten“ genannt - ohne jedoch seine Sympathie komplett zu verspielen.

In der vielschichtigen Fanszene sind auch bei St. Pauli in den letzten Jahren die Ultras immer mehr ins Rampenlicht gerückt. Als führende Gruppe ist hier „Ultra' Sankt Pauli“ zu nennen, die dem Millerntor mit farbenfrohen Aktionen und kreativen Gesängen ihren ganz eigenen Flair verleihen. Doch auch viele alteingesessene Fans sorgen dafür, dass St. Pauli trotz jahrelanger sportlicher Tristesse als Stimmungshochburg gilt und der Zuschauermagnet überhaupt in der Regionalliga war - wobei auch das Millerntor nicht bei jedem Spiel einen Hexenkessel darstellt und auch hier einiges vom Erfolg der Mannschaft abhängig ist. Nicht zu vergessen die St. Pauli-Fans aus der politisch linken Szene, die bei Auswärtsspielen teilweise zu hunderten die Gästeblöcke der Stadien bevölkern und bei vielen echten Paulianern durchaus kritisch gesehen werden.

ehr beliebt bei den Fans aller Vereine sind die Auswärtsfahrten nach St. Pauli, lassen sich diese doch ideal mit einem Besuch der weltberühmten Reeperbahn verbinden. Wie viele Plätze das Millerntorstadion zum Zeitpunkt des FCK-Gastspiels haben wird, steht noch nicht fest: Nach jahrelangen Ankündigungen und Diskussionen hat mittlerweile der Umbau des Stadions begonnen, das 1998 den Namen Wilhelm-Koch-Stadion verlor, nachdem die Mitgliedschaft des ehemaligen Vereinspräsidenten in der NSDAP nachgewiesen wurde. Zurzeit wird mit der Südtribüne die bisherige Heimat der Gästefans neu gebaut, die anderen Tribünen sollen bis ins Jahr 2014 folgen und dann Platz für 27.000 Zuschauer bieten (15.000 Stehplätze).

Die letzten Spiele gegen St. Pauli waren für den FCK durchwachsen: Dem 5:1 im Heimspiel 2001/02 folgte ein mageres 1:1 bei den zu diesem Zeitpunkt bereits so gut wie abgestiegenen Hamburgern.

Der zweite Aufsteiger der Regionalliga Nord kommt aus Osnabrück. In einem dramatischen Endspurt setzte sich der VfL gegen den 1. FC Magdeburg und den Wuppertaler SV durch und spielt erstmals seit 2004 wieder im Profifußball. Sportliche Verantwortung in Osnabrück trägt ein alter Bekannter: Claus-Dieter Wollitz, der bei vielen FCK-Fans als Inbegriff der Abstiegsmannschaft 1996 gilt, trainiert die Violett-Weißen seit drei Jahren.

Der VfL Osnabrück spielte insgesamt über zwei Jahrzehnte in der zweiten Liga, schaffte jedoch nie den Sprung ins Oberhaus. In den letzten Jahren entwickelte er sich zur Fahrstuhlmannschaft, was sechs Ligenwechsel seit 1999 beweisen.

Ebenso wie St. Pauli kann auch Osnabrück auf eine für einen Drittligisten durchaus beachtliche Fanszene blicken. Knapp 10.000 Zuschauer besuchten in dieser Saison durchschnittlich die Spiele am Stadion an der Bremer Brücke, das mittlerweile wie viele andere Stadien einen Sponsornamen trägt. Für die kommende Zweitliga-Saison wird in Osnabrück mit einem Zuschauerschnitt im Mittelfeld der Liga gerechnet, die 2006/07 mit durchschnittlich knapp 17.000 Fans abschloss.

Die Anhänger des VfL Osnabrück machten in den letzten Jahren speziell durch die von ihnen stark vorangetriebene Aktion gegen Amateurteams in Liga 3 aufmerksam. Letztendlich blieb die Aktion allerdings erfolglos, auch in der 2008 startenden eingleisigen dritten Liga werden die Zweitvertretungen der Profivereine ein Startrecht bekommen. Das Herz der Fankurve in Osnabrück bildet die 2002 gegründete Violet Crew.

Das Stadion an der Bremer Brücke fasst 18.415 Plätze, wobei die veraltete Nordtribüne im Lauf der Saison 2007/08 umgebaut werden soll - somit finden während der Umbauphase weniger Zuschauer Platz. Nach dem Umbau wird die Nordtribüne etwa 6.000 Plätze besitzen, davon 2.000 Stehplätze.

Völliges Neuland ist der VfL Osnabrück für den 1. FC Kaiserslautern, beide Vereine standen sich noch nie in einem Pflichtspiel gegenüber. Irgendwann ist immer das erste Mal...

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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