Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Hamburger SV 1:1

Erstmals echte Unruhe beim FCK

Erstmals echte Unruhe beim FCK


Wie schon vor zwei Wochen beim Gastspiel von Spitzenreiter Dortmund gastierte an diesem 24. Spieltag mit dem Hamburger SV ein echter Traditionsverein im Fritz-Walter-Stadion. Am Ende stand für den 1. FC Kaiserslautern ein 1:1-Unentschieden zu Buche - doch trotz dieses vermeintlich unspektakulären Ergebnisses war vieles anders als sonst...

Bereits am Vorabend des Spiels präsentierte „Ossi“ Bieberstein vom HSV Supporters Club im proppenvollen Fan-Treff „Zum zwölften Mann“ eine eindrucksvolle Übersicht zu Aufbau, Struktur und Aktivitäten des Supporters-Clubs, der über stolze 70.000 Mitglieder verfügt. Am Spieltag selbst beteiligten sich einige HSV-Fans an einer gemeinsamen Demonstration für traditionelle Stadionnamen, an der immerhin rund 500 Leute teilnahmen. Auch wenn man sich gegenseitig nicht liebt oder gar eine Fanfreundschaft pflegt, so war das doch erneut eine schöne Art der Solidarisierung unter den Anhängern von Traditionsvereinen.

Vor dem Spiel wurde der Mannschaftsbus des FCK mit einem Transparent „Kämpft für uns“ bereits an der Stadioneinfahrt begrüßt, während die heranrollenden Kollegen des HSV von einigen ihrer eigenen Fans heftig ausgepfiffen wurden - die bittere Derbypleite gegen St. Pauli hinterließ deutliche Spuren in Hamburg...

Das Spiel selbst fand dann bei passablen äußeren Bedingungen vor 45.682 Zuschauern statt. Darunter waren etwa 4.000 HSV-Freunde, die ihren Stimmungsboykott infolge eben jenes Derbys nach einer Aussprache mit der Mannschaft kurzfristig beendet hatten. Dennoch war der Support des HSV-Anhangs nicht wirklich gut, gerade in der ersten Halbzeit sangen meist nur die Ultras auf den Stehplätzen. Im weiteren Verlauf des Spiels steigerten sich die Hanseaten dann aber.

FCK-Trainer Marco Kurz ließ überraschend Kapitän Martin Amedick auf der Bank und ersetzte ihn durch Mathias Abel, außerdem kamen Jiri Bilek für Thanos Petsos sowie Clemens Walch für den verletzten Ivo Ilicevic. Das Spiel begann zerfahren auf einem Untergrund, der kaum mehr als Rasen zu bezeichnen war - eigentlich hätte das Grün ja längst ausgetauscht sein sollen. Die Folge waren doch einige technische Probleme bei beiden Mannschaften.

Nach einer guten Viertelstunde dann die etwas überraschende Führung für den FCK, als Adam Hlousek einen Pass von Jan Moravek aufnahm und den Ball gar nicht voll traf, dieser aber dennoch vom Innenpfosten zur 1:0-Führung für die Roten Teufel ins Tor kullerte (18.). Erlösender Jubel auf dem Betze, die Stimmung war nun prächtig! Kurz nach der Führung dann Pech für Srdjan Lakic, dessen Kopfball das Tor von Frank Rost nur knapp verfehlte. Auf der Gegenseite scheiterte Paolo Guerrero an Tobias Sippel, der wie meistens auf der Linie eine Bank war.

Nach 30 Minuten folgte dann tosender Applaus im Gästeblock, als die Westkurve ein mehrteiliges Transparent unter dem Motto „Für immer Volksparkstadion“ präsentierte, wofür sich der Gästeanhang prompt mit einem Banner „Pro Fritz-Walter-Stadion“ revanchierte. Zu Beginn der zweiten Halbzeit gab es zu diesem Thema weitere Spruchbänder auf beiden Seiten, außerdem im Gästeblock einige bengalische Feuer.

Noch vor der Pause war der HSV zwischenzeitlich stärker geworden, vergab aber unter anderem durch Mladen Petric seine nun vorhandenen Chancen. Kurz vor der Halbzeit gab es auf Lautrer Seite auch bereits erste hörbare Pfiffe gegen den erneut etwas unglücklich agierenden Co-Kapitän Lakic. Der Kroate bekam nur wenige brauchbare Bälle und hatte auch selbst leider keinen Geniestreich parat.

Nach dem Seitenwechsel geriet der FCK sofort unter Druck, Hamburg zog das Tempo an. So wunderte es kaum jemanden im Stadion, als es plötzlich 1:1 stand - Nationalspieler Marcell Jansen hatte auf Vorarbeit von Ze Roberto mit seinem schwächeren rechten Fuß getroffen (54.). Nun wurde die Stimmung im Gästeblock verständlicherweise besser, der FCK-Anhang versuchte dagegenzuhalten, hatte es aber bereits in Teilen weiter auf Lakic, den eigenen Mittelstürmer, abgesehen. Dieser hatte kurz zuvor bei einem schönen Konter die große Chance auf das 2:0 vergeben, dabei statt eines harten Schusses nur ein müdes Schüsschen zustande gebracht. Jede Aktion des elffachen Saisontorschützen stand spätestens jetzt unter genauester Beobachtung aller Zuschauer.

Das Spiel wurde nach dem Ausgleich abwechslungsreicher, auch der FCK hatte wieder gute Offensivaktionen, etwa durch Fernschüsse des eingewechselten Thanos Petsos oder Moravek, die jeweils an HSV-Keeper Frank Rost scheiterten. Aber auch die Gäste blieben gefährlich. Petric durfte man nicht aus den Augen lassen, in den letzten zehn Minuten scheiterten er und der ebenfalls eingewechselte Ruud van Nistelrooy zweimal an Sippel. Der beim FCK noch eingewechselte Stiven Rivic hatte kurz vor dem Ende die Möglichkeit zum 2:1 für die Gastgeber, doch auch sein Schussversuch glich eher einem Rückpass, so dass es letztendlich beim 1:1 blieb.

Frust bei allen Beteiligten auf Seiten des FCK. Dieser Frust suchte sich ein Ventil und fand es wie so oft in solchen Momenten in einem Sündenbock: Die Stimmung gegen den eigenen Stürmer hatte sich weiter zugespitzt und mündete in der Schlussphase mehrfach in lautstarken „Lakic raus“-Rufe von allen Tribünen. Die Situation eskalierte dann nach dem Abpfiff, als es sehr unübersichtlich wurde. Zunächst stellte sich Trainer Kurz deutlich vor seinen Spieler und versuchte die wütenden Fans zu beruhigen, dann trat Lakic selbst vor die Kurve und stand Auge in Auge mit dem Anhang, was aber eher für noch mehr Unruhe sorgte. Direkt am Zaun war dann kein vernünftiges Gespräch möglich, auch die Vorstände Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt hatten sich mittlerweile zur Westkurve begeben, und letztendlich führte die Mannschaft ihren Kapitän in Richtung Kabine. Einige Fans hatten zwischenzeitlich ihre Meinung geändert und skandierten „Lakic, Lakic“ - sehr chaotische Minuten, die wohl noch einige Tage für Gesprächsstoff sorgen und mit Sicherheit auch weitere Reaktionen hervorrufen werden. Ob das Verhältnis zwischen Fans und Stürmer noch zu kitten ist? Einfacher wurde die Gesamtsituation durch diese Vorkommnisse jedenfalls nicht.

Was bedeutet nun das Unentschieden, das unter dem Strich in Ordnung geht, in einem bestenfalls mittelmäßigen Bundesligaspiel für den FCK? Positiv waren der gegenüber dem Hannover-Spiel gute kämpferische Eindruck der Lautrer, darüber hinaus gab es einige gute Paraden von Sippel, das verbesserte Spiel von Leon Jessen oder auch über weite Strecken der bisher beste Auftritt von Hlousek. Dennoch hat man nun bereits seit sieben Ligaspielen nicht mehr gewonnen. Und um dem Abstieg zu entgehen, werden aber noch einige Siege erforderlich sein. Damit sollten die Roten Teufel schnellstmöglich beginnen, am besten schon nächste Woche in Frankfurt. Bis dahin müssen alle Kräfte wieder gebündelt sein, verletzte Eitelkeiten begraben werden und jeder einzelne FCKler an ein und demselben Strang ziehen!

Denn, selbe Frage wie letzte Woche, wer will demnächst samstags schon wieder um 13:00 Uhr ran anstatt um 15:30 Uhr? Diese gute alte Anstoßzeit hat schließlich auch schon seit Jahrzehnten Tradition und wir haben uns längst wieder daran gewöhnt.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

Kommentare 718 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken