Spielbericht: TuS Koblenz - 1. FC Kaiserslautern 2:2

Punkt“gewinn“ in Koblenz

Wo ist der ruhmreiche 1. FC Kaiserslautern nur gelandet? Fakt ist: Noch nie in seiner 107-jährigen Vereinsgeschichte stand der Traditionsverein vom Betzenberg so schlecht da wie heute. Als Stammgast in der jeweils höchsten Liga spielten die Roten Teufel nur wenige Male zweitklassig, dann jedoch stets im Aufstiegskampf. Nun wurden in den letzten Jahren, in den Ären Friedrich und Jäggi, aber auch in der vergangenen Saison dutzende Millionen Euro verpulvert und der zehnte Rückschritt seit der Meisterschaft 1998 scheint nahe. Grund genug für die mitgereisten Fans, ein leistungsgerechtes Unentschieden in der Fußballprovinz Koblenz als Erfolg zu feiern.

Knapp 2.000 FCK'ler machten sich an diesem Freitag auf den Weg ans Deutsche Eck, 500 davon wählten die Anreise mit dem Zug und den damit verbundenen gemeinsamen Marsch zum Stadion. Dieser verlief, mit der „Kaiserslautern“-Fahne voran, ohne größere Zwischenfälle. Im Oberwerth-Stadion angekommen wurde dann zunächst mit Verwunderung registriert, dass das Spiel nicht ausverkauft war. Der Grund hierfür dürfte wohl in der neuen Hintertor-Tribüne liegen, die zwar schick aussieht, aber völlig überteuert ist - wer gibt schon fast 25,- Euro für ein Zweitligaspiel des Tabellen-12. gegen den -15. aus?

Der neuen Tribüne musste ein Teil des alten Gästeblocks weichen, so dass die FCK-Fans diesmal kompakter standen als noch im Februar, wenn auch leider auf weniger Stehplätzen. Zu Spielbeginn wurde dem übertriebenen Koblenzer Sicherheitswahn Tribut gezollt und die eigentlich verbotenen Zaunfahnen nur kurz am Zaun präsentiert, außerdem kamen drei große und wenige kleinere Schwenkfahnen zum Einsatz. Die TuS-Fans zeigten neben einigen Doppelhaltern ein Spruchband mit einer Kopie der Lautrer „Heimspiel“-Fahne aus der letzten Saison und ihrer eigenen Fortsetzung „...habt ihr nur bei eurer Schwester“.

Das Spiel konnte beginnen, und dass beide Vereine in den letzten Jahrzehnten meist zwei bis drei Ligen trennten, war zu keinem Zeitpunkt zu merken. Im Gegenteil: Nach zwölf Minuten gingen die Gastgeber durch einen Kopfballtreffer des völlig freistehenden Sukalo in Führung und nun lief beim FCK gar nichts mehr. Sowohl die Defensiv- als auch insbesondere die Offensivbemühungen hatten bis zum Halbzeitpfiff allenfalls Oberliga-Niveau, und doch gelang der Ausgleich. Publikumsliebling Axel Bellinghausen eroberte einen schlechten Pass der Blau-Schwarzen und krönte den folgenden Alleingang mit dem kämpferisch sehenswerten Ausgleich (38.).

In der 2. Halbzeit folgte dann schnell die erneute Koblenzer Führung durch Bogavac (52.), den der eingewechselte Erik Jendrisek mit seinem ersten Pflichtspieltor für den FCK aber ebenfalls ausgleichen konnte (66.). Spätestens jetzt steigerte sich auch das Niveau des offensiv geführten Spiels. Torchancen auf beiden Seiten brachten ein wenig Derby-Feeling ins Spiel, die Einwechslung des erst zwei Tage zuvor von Lautern nach Koblenz transferierten Noureddine Daham tat ihr übriges. Die FCK-Fans nahmen es weitgehend mit Humor und skandierten „Daham schießt links vorbei, Daham schießt rechts vorbei“, doch nach der ersten guten Torchance des Algeriers stockte nicht wenigen der Atem - FCK-Keeper Florian Fromlowitz konnte parieren.

Dem Haare raufen über vergebene Chancen auf beiden Seiten folgte schließlich der Schlusspfiff durch Schiri Sippel - der übrigens eine Abseitsstellung beim ersten Tor übersah - und damit das letztendlich leistungsgerechte Remis.

Immerhin ein kleiner Aufwärtstrend vor der Länderspielpause, doch die Freude nach Spielende machte die neue Bescheidenheit beim FCK deutlich. Nicht wenige Fans forderten von den Spielern gar eine Laola, die jedoch nur Kapitän Mathieu Beda mitmachte. Der Rest der ebenfalls zufrieden wirkenden Mannschaft beließ es beim Abklatschen mit den Anhängern, die zumindest das Duell auf den Rängen für den FCK entscheiden konnten.

Mit diesem Punkt“gewinn“ konnte der 1. FC Kaiserslautern immerhin für einen Tag die Abstiegsplätze der 2. Bundesliga verlassen. Es folgten die üblichen Prognosen, dass man nun „gegen Paderborn auf den ersten Sieg hofft“ (Kjetil Rekdal) und dass ein Dreier gegen die Ostwestfalen „Pflicht ist“ (Die Rheinpfalz). Ob die Pflicht diesmal erfüllt wird? An mangelnder Eingespieltheit sollte es nicht scheitern, immerhin standen in Koblenz acht Spieler in der Startelf, die bereits in der vergangenen Saison teilweise gute Leistungen zeigten und mit dem FCK um den Wiederaufstieg kämpften. Auf geht's!

- Fanfotos vom Spiel

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Kommentare 81 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken