Neues vom Betzenberg

Neue Stadtmitte: Satzungsbruch des FCK?

Viele Besucher des Fritz-Walter-Stadions wunderten sich bei den letzten Heimspielen gegen den FSV Mainz 05 und den VfB Stuttgart über großflächige Plakate mit der Aufschrift "Für Lautern e.V. - Nein zum Stillstand" am Turm in der Ecke Nord-Ost. Die Redaktion des "Unter die Haut" hat recherchiert und den ein oder anderen merkwürdigen Zusammenhang gefunden.
Am 13. September 2011 staunten viele Fans des FCK wohl nicht schlecht, zumindest die Fans, welche regelmäßig den "FCK-Newsletter" erhalten. Dieser dreht sich normalerweise um aktuelle Ereignisse rund um den FCK, um Spieler und Trainer, um alles was den Verein bewegt. Doch an diesem 13. September sollte es anders sein. Die Leser des FCK wurden mit einem Artikel mit der Überschrift "Für Lautern e.V. - Transparenter Bürgerentscheid!" konfrontiert. Bereits hier darf man sich doch sehr wundern, hat der FCK zwar regelmäßig über sein lobenswertes karitatives Engagement berichtet, kommunalpolitische Angelegenheiten jedoch nicht zum Gegenstand seiner Berichterstattung gemacht. Aber das sollte nicht ausreichen. Am 29. September berichtete der FCK auf seiner Homepage abermals über "Für Lautern e.V.". Anlass war die Einweihung eines Informationsstandes in der Innenstadt. Es ist bisher nicht vorgekommen, dass der FCK über Infostände politischer Gruppen in der Stadt berichtet hat, deswegen ist dies als ein weiteres Indiz der Parteinahme zu Gunsten der Initiative zu werten.

Drei Meldungen in rund zwei Wochen

Zum Thema Stadtgalerie ließ der FCK direkt am nächsten Tag, dem 30. September, eine weitere Newsmeldung veröffentlichen. Dabei ging es, zumindest sollte das den Leserinnen und Lesern wohl glaubhaft gemacht werden, um eine Spende von ECE über 25 000 Euro für das Fritz-Walter-Museum. Hier wurde das erste Mal explizit von einer Unterstützung des Projektes "Neue Stadtmitte" gesprochen. Im Artikel heißt es: "Über drei Etagen dokumentiert dieses die Unterstützung des FCK für das zukunftsträchtige Projekt "Neue Stadtmitte und Stadtgalerie" in Kaiserslautern." Der Hintergrund der Spende ist eine perfide, aber gleichsam wirksame Strategie, den Kritikern der "Zusammenarbeit" zwischen dem FCK und der Initiative "Für Lautern e.V."/ECE die Argumente abzugraben, indem man mit einer Spende all diejenigen Menschen, die Kritik üben, als Nestbeschmutzer darstellt, denen die Finanzierung und damit die Existenz des Museums nichts wert ist.
Wo wir gerade beim Thema Fritz Walter sind. Beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart wurden zahlreiche Papiertüten der Initiative "Für Lautern e.V." verteilt. Darin war neben Postern anderer großer Sympathieträger des FCK auch ein Poster von Fritz Walter enthalten. Eine Frechheit, dass die Verantwortlichen des FCK es dulden, dass das Idol des Vereins für (kommunal-)politische Zwecke missbraucht wird.

Um was geht's?

Im Zentrum von Kaiserslautern, auf dem Gelände des ehemaligen Karstadt, soll durch den Investor ECE eine große Shopping-Mall entstehen. ECE betreibt beispielsweise die Rhein-Galerie in Ludwigshafen oder das Saarpark-Center in Neunkirchen. Zu dem geplanten Bau findet am 23. Oktober 2011 ein Bürgerentscheid in Kaiserslautern statt, die Frage soll lauten: "Sind Sie dafür, dass die zur Zeit als Parkplatz genutzte Grundstücksfläche im Bereich Karstadtvorplatz/Altes Pfalztheater im Eigentum und unmittelbaren Besitz der Stadt Kaiserslautern verbleiben?".

Transparenter Bürgerentscheid?

In dem Artikel des FCK-Newsletters vom 13. September 2011 suggeriert der FCK, dass es der Initiative "Für Lautern e.V." hauptsächlich darum ginge, Transparenz für den Bürgerentscheid zu schaffen. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass direkt in der Überschrift mit "Transparenter Bürgerentscheid!" eine Aussage getroffen wird. Auch die Zitate aus dem angesprochenen Mediengespräch sind in eine Richtung tendierend gehalten, dass es auch Widerspruch gegen den Bau der Mall gibt, wird in einem Nebensatz abgetan. Am Ende des Artikels wird ein Kontakt für "Interessierte Wähler, die sich ebenfalls bei "Für Lautern e.V." engagieren möchten" angegeben.

Wer steckt hinter "Für Lautern e.V."?

Auf den ersten Blick scheinen die drei im Artikel des FCK genannten Personen nicht besonders spannend, sowohl der Vorsitzende Diederich (SPD), als auch sein Vertreter Weber (CDU) und der Schatzmeister Rheinheimer (ehemals FDP jetzt FWG) sind in der Kommunalpolitik aktiv. Interessant ist, dass der Oberbürgermeister Weichel Gründungsmitglied der Initiative ist und hier schlagen wir den Bogen zum 1. FC Kaiserslautern e.V.

Und warum jetzt Satzungsbruch?

Es liegt nahe, dass der FCK sich durch die Unterstützung der Initiative "Für Lautern e.V." quasi durchs Hintertürchen beim Oberbürgermeister für die Minderung der Stadionmiete in den letzten Jahren erkenntlich zeigt. Die Führung des 1. FC Kaiserslautern e.V. hat die Werbung für die Initiative "Für Lautern e.V." an prominenter Stelle angebracht und weiß genau um den werbewirksamen Effekt, zumal es nicht darum geht, dass eine Firma/Organisation wirbt. Durch das Logo des FCK wird eine Unterstützung der Initiative deutlich und gleichzeitig das Vertrauen der Fans für politische Zwecke missbraucht. In der Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. heißt es unter Artikel 2 Absatz 2: "Der Verein ist politisch und weltanschaulich neutral."
Diesen Artikel hat die Führung des 1. FC Kaiserslautern verletzt und damit die Satzung gebrochen! Sie hat sich unter dem Deckmäntelchen der Transparenz auf die Seite der Initiative geschlagen und den Verein somit politisch platziert. Ob das, wie nahe liegt, als Dank an den Oberbürgermeister geschehen ist oder andere Gründe eine Rolle spielen, ist unerheblich.

Und was macht der Aufsichtsrat?

Der Aufsichtsrat ist nun gefordert, unter Artikel 16, Absatz 5 a) der Satzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. heißt es: "Der Aufsichtsrat kontrolliert die Wahrnehmung der Vereinsaufgaben durch den Vorstand." Aber Aufsichtsratsmitglied Dr. Gerhard Steinebach hat den Lehrstuhl Stadtplanung an der TU Kaiserslautern inne, ob er Interesse hat, dass der FCK sein Engagement bei "Für Lautern e.V." beendet? Nein, natürlich nicht. Herr Steinebach ist maßgeblich am Planungsprozess beteiligt, dies zeigt sich z.B. in der Tatsache, dass er einen Vortrag mit dem Titel " Neue Stadtmitte und Stadtgalerie Kaiserslautern - Stadtentwicklung in den Startlöchern" sowie einen Vortrag mit dem Titel
"Planungs- und Handlungsstruktur" hielt und dort ein Konzept für Baumaßnahmen im Zuge der Ansiedelung der Stadtgalerie vorstellte. Weiterhin spannend: Auf den beiden Powerpoint-Foliensätzen, welche Steinebach für die oben genannten Vorträge benutzte, ist das Logo von AST (Angewandete Stadtforschung Steinebach GmbH) zu finden. Die bestellte Geschäftsführerin ist die Ehefrau unseres Aufsichtsrates Steinebach. Die Involvierung von Herrn Steinebach ist also unübersehbar, kann er da in seiner Rolle als Aufsichtsratsmitglied beim FCK dem Vorstand wirklich raten, sich aus kommunalpolitischen Angelegenheit heraus zu halten? Das klingt doch sehr unwahrscheinlich. Und was ist mit dem Aufsichtsratsmitglied Dr. Dieter Rombach, immerhin unterstützt das Fraunhofer Institut, bei dem er geschäftsführender Institutsleiter ist, auch die Initiative "Für Lautern e.V." prominent mit dem Logo des Instituts auf den Plakaten? Genug der Fragen, die Mitglieder und Fans des 1. FC Kaiserslautern e.V. brauchen nun Antworten!

(Erschienen im aktuellen Kurvenmagazin der Frenetic Youth: "Unter die Haut #56", Seite 14)

Wir spielen für die Galerie
Werbeplakat im Fritz-Walter-Stadion

Quelle: Unter die Haut

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