Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Viktoria Köln 0:0

Neues Jahr, alter FCK

Neues Jahr, alter FCK

Foto: Imago Images

Der 1. FC Kaiserslautern ist so ins Fußball-Jahr 2021 gestartet, wie man ihn auch schon aus dem alten Jahr kannte: Mit einem Unentschieden. Auch wenn beim 0:0 gegen Viktoria Köln nicht alles schlecht war, so wurde doch einmal mehr deutlich, woran es den Roten Teufeln fehlt.

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Als der Mannschaftsbus die Spielereinfahrt an der Nordtribüne passierte, erwartete sie neben dem Eingangstor ein großes Transparent, das vom Fanclub "Wir sind Betze" dort aufgehängt wurde. "Auf geht’s Lautern kämpfen und siegen - 100% FCK", prangte in großen roten Lettern auf weißem Hintergrund. Ob es in den Männern von Jeff Saibene wohl etwas ausgelöst hat? Die Hoffnung war jedenfalls groß, dass der 2:0-Auswärtserfolg gegen Uerdingen am Jahresende 2020 diesmal mehr war als ein bloßes Strohfeuer. Endlich einmal sollten die Roten Teufel einen erfolgreichen Start in ein Jahr hinlegen. Auch wenn die ganz große freudige Erwartung bei FCK-Fans nicht spürbar war. Das mag an der Corona-Pandemie und den nach wie vor andauernden Geisterspielen liegen aber sicher auch an der Leidensgeschichte des FCK-Anhangs. Zu oft waren Siege wie in Uerdingen in den letzten Jahren seltene Ausnahmen einer traurigen Regel.

Verhaltener erster Durchgang: Als wäre nie etwas gewesen

Und der Start in die Partie ließ zunächst genau das befürchten. Jeff Saibene hatte seine Elf gegenüber dem Sieg gegen Uerdingen auf zwei Positionen geändert. Für den erkälteten Carlo Sickinger begann Alexander Winkler in der Innenverteidigung, der diesen Job schon gegen Uerdingen ab der 29. Minute mehr als ordentlich ausgeführt hatte, nachdem Sickinger mit muskulären Problemen ausgewechselt werden musste. Auch heute sollte Winkler noch eine wichtige Rolle spielen. Zudem verhalf Saibene Anil Aydin zu seinem Startelf-Debüt. Das Nachwuchstalent aus der zweiten Mannschaft, das am morgigen Sonntag seinen 21. Geburtstag feiert, startete in der Mittelfeldzentrale rechts neben Marlon Ritter und machte ein solides Spiel.

Doch genug des Lobes. Zunächst sah in der erst Halbzeit alles nach der altbekannten Leier aus. Viktoria Köln, bei der die beiden Ex-FCK’ler Timmy Thiele und Albert Bunjaku zunächst nur auf der Bank saßen, begann mutig, presste hoch und spielte sich in den ersten Minuten in der Lautrer Hälfte fest. Schon in der zweiten Spielminute prüfte Mike Wunderlich Avdo Spahic, der dessen Schuss zunächst etwas zu unterschätzen schien, ihn dann aber doch noch sicher parierte, auch wenn der Ball die Latte noch striff. In der 32. Minute versuchte es Wunderlich dann nochmal, diesmal war der FCK-Schlussmann noch mehr gefordert, konnte mit einer Glanzparade den Ball aber noch aus dem linken Torwinkel fischen.

Keine Tore, dafür aber viele Gelbe Karten am Betzenberg

Insgesamt wirkten die Roten Teufel in den ersten Minuten etwas ungestüm: Tim Rieder sah nach einem Foul an Wunderlich schon nach wenigen Sekunden die Gelbe Karte, seine fünfte. Nur vier Minuten später bekam auch Debütant Aydin von Schiedsrichter Michael Bacher Gelb - ganze sechs FCK-Spieler sollten heute von ihm verwarnt werden. Insgesamt pfiff der Schiedsrichter sehr kleinlich, ließ in manchen Situationen auch einfach ein gewisses Fingerspitzengefühl vermissen. Etwa als er Torwarttrainer Sven Höh mit den lautstarken Worten verwarnte: "Wenn sie noch einmal aufspringen, dann landen sie auf der Tribüne." Eine ähnliche Standpauke musste sich später Marvin Pourié anhören, als er sich seinen gelben Karton nicht stehenden Fußes beim Schiedsrichter persönlich abholte. "Kommen sie jetzt her!", war im menschenleeren Fritz-Walter-Stadion bis unters Dach lautstark zu hören. Hier fehlt dem 29-jährigen Bayer wohl noch etwas Erfahrung. Neben Rieder holten sich auch Kenny Prince Redondo und Marius Kleinsorge ihre fünfte gelbe Karte ab und werden somit allesamt kommende Woche im Auswärtsspiel beim SC Verl fehlen. Keine einfache Aufgabe für Trainer Jeff Saibene.

Die Roten Teufel schienen aber auch sonst immer einen Schritt zu spät am Ball zu sein, von der Unbekümmertheit und Aggressivität aus dem Uerdingen-Spiel war jedenfalls nicht mehr viel zu sehen. Und fast noch erschreckender: Offensiv ging - im wahrsten Sinne des Wortes - wieder nichts zusammen. Den ersten halbwegs nennenswerten Abschluss hatte Marlon Ritter in der 20. Minute - gefährlich war dieser aber mitnichten. Lange, unpräzise Bälle auf Marvin Pourié, der im 4-1-4-1-System wieder als einzige Spitze fungierte, das schien das Rezept zu sein. Ein wirkliches Zusammenspiel suchte man vergeblich.

"Ein ganz anderes Gesicht gezeigt": Lautrer Bemühungen kommen zu spät

In der zweiten Halbzeit nahm Saibene einen Wechsel vor, brachte Kleinsorge für den heute auf der rechten Seite wieder völlig harmlos bleibenden Daniel Hanslik. Vielleicht sollte es doch in Erwägung gezogen werden, den 24-Jährigen auf seiner eigentlichen Stammposition, dem Sturm, einzusetzen. Kleinsorge war es schließlich auch, der in der 58. Minute für die bis dato größte Chance sorgte: Ein FCK-Eckball wurde von der Viktoria-Abwehr nicht richtig geklärt, Kleinsorge zog noch vor dem Strafraum einfach mal ab und sein Schuss strich knapp am Kasten von Köln-Keeper Sebastian Mielitz vorbei. Das meint Jeff Saibene wohl damit, wenn er nach Spielen oft sagt. "Die Jungs müssen mutiger sein, öfter die Abschlüsse suchen." Recht hat er. Nur zwei Minuten später, hätte Marvin Pourié dann auch fast die FCK-Führung besorgt: Nachdem die Lautrer im Mittelfeld durch intensives Pressing schön den Ball erobert hatten, spielte Adam Hlousek einen passgenauen Steilpass auf den sich nicht im Abseits befindenden Pourié. Der lief nahezu alleine auf Keeper Mielietz zu, wurde aber langsamer, sodass ihn Sead Hajrovic abdrängen konnte und sein Schuss aus etwas zu spitz gewordenem Winkel nur am Außennetz landete.

Es bleibt dabei: Dem FCK fehlt (auch) die Qualität

Doch eine wirkliche Drangphase entwickelte sich auch danach nicht. Im Gegenteil: In der 63. Minute hätte Köln selbst fast die Führung erzielt, wäre da nicht Verteidiger Alexander Winkler gewesen. Wieder war es Wunderlich, der eine Flanke auf Kevin Holzweiler weiterleitete, der von der FCK-Defensive im Strafraum sträflich alleine gelassen wurde. Doch gerade als dieser abziehen wollte, warf sich Winkler mit einer Grätsche in den Schuss und verhinderte so das 0:1. "Ich habe gedacht: mit vollem Einsatz reinspringen, hoffentlich schießt er mich ab", sagte der 28-Jährige nach der Partie. Und auch wenn Pourié nach der Partie davon sprach, die Mannschaft habe in der zweiten Halbzeit "ein ganz anderes Gesicht gezeigt", so muss man schon fragen: Warum erst so spät und reicht das wirklich aus? Denn klare Torchancen blieben dennoch Mangelware. Wenn dann ergaben sich Gelegenheiten aus Kontersituationen, die aber meist zu schlampig oder ungenau zu Ende gespielt wurden.

In der 77. Minute gab es bei den Gästen dann noch einen Doppelwechsel: Sowohl Timmy Thiele als auch Albert Bunjaku kamen doch noch in die Partie und nicht wenige FCK-Fans mögen sich auf ihren heimischen Sofas gedacht haben: "Wie typisch wäre das jetzt, wenn ausgerechnet eine der beiden den entscheidenden Siegtreffer für Köln macht?" Doch es sollte nicht passieren. Zwar kam Thiele ein paar Minuten später zu einer guten Schussgelegenheit, doch der Stürmer schlug ein Luftloch und so blieb es beim 0:0.

Allerdings hatte Pourié selbst noch einmal in der Nachspielzeit der Partie die große Gelegenheit zum "Lucky Punch", als Köln nach einem eigenen Freistoß vor dem FCK-Strafraum den Ball verlor und der FCK in Überzahl auf Mielitz zulief. Doch im letzten Moment klärte der eingewechselte Bernard Kyere - zwischen 2012 und 2017 selbst für den FCK II aktiv - den Ball vor dem herangestürmten Pourié.

Und so bleibt am Ende die Erkenntnis: Es hat zwar ein neues Jahr begonnen, doch der FCK ist der gleiche geblieben. Das Remis hilft dem Team nicht weiter, mit 19 Punkten (und etlichen Spielen mehr) ist die Abstiegszone gefährlich nah. Es warten harte Wochen auf die Roten Teufel.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit1993

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