Im Blickpunkt

Kaderplanung 2023/24, oder: Das schwierige zweite Jahr

Kaderplanung 2023/24, oder: Das schwierige zweite Jahr


Die erste Zweitliga-Saison nach dem Wiederaufstieg hat der 1. FC Kaiserslautern sou­ve­rän gemeistert. Doch das zweite Jahr wird meist schwieriger, sagt man. Wer kommt? Wer geht? Wer bleibt? Wir geben einen ersten Überblick zur anstehenden Kaderplanung.

Hätte vor der Saison 2022/23 jemand in den Raum geworfen, der FCK würde nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben und praktisch schon im Februar gesichert sein, hätten das die meisten Beobachter wohl für aufstiegstrunkenen Optimismus gehalten. Aber tatsächlich, erstmals seit Jahren haben die FCK-Verantwortlichen frühzeitig Planungssicherheit, zum ersten Mal in seiner Amtszeit kann sich Thomas Hengen schon weit vor Saisonende an eine konkrete Kaderplanung machen. "Es ist schon Bewegung hinter den Kulissen. Aber schneller drehen wird sich das Karussel erst, wenn in der ersten und zweiten Liga die Aufstiegs- und Abstiegsfragen beantwortet sind und sich dadurch verschiedene Vertragssituationen klären", bekundete der Geschäftsführer kürzlich in einer Medienrunde mit Der Betze brennt. Gegenüber der "Rheinpfalz" ergänzte Hengen außerdem Überlegungen bezüglich des Spielsystems: Diese Saison lief der FCK meist im 4-2-3-1 oder 3-5-2 auf, als zusätzliche Option könnte für kommende Saison an einem 3-4-3 gebastelt werden. In letzterem Fall bräuchte der FCK mindestens fünf Stürmer, andernfalls eher fünf Innenverteidiger - auch das hat natürlich Auswirkungen auf die Transferpläne.

Wie wird der zukünftige Kader aussehen? Haben Leistungsträger Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen geweckt? Welcher Bankdrücker bricht seine Zelte in Kaiserslautern ab? Und auf welchen Positionen muss Hengen nachlegen und Qualität verpflichten? Ein Überblick zum Stand der Dinge:

Tor: Kein Handlungsbedarf, aber ein paar Fragezeichen

Ein Torwartproblem hatte der FCK in den vergangenen Jahrzehnten höchst selten. Und auch in der kommenden Saison stehen mit Andreas Luthe, Avdo Spahic und Julian Krahl drei qualitativ gute Keeper im Kader. Der erfahrene Luthe wird die unumstrittene Nummer Eins bleiben. Dahinter liefern sich Spahic und Krahl ein Rennen um den Job als Nummer Zwei. Also eigentlich kein Grund, sich mit diesem Mannschaftsteil weiter zu beschäftigen. Eigentlich. Denn der mittlerweile 36-jährige Luthe macht kein Geheimnis daraus, dass es nochmal sein Traum wäre, in einem fremdem Land wie zum Beispiel den USA zu spielen. Zwar steht er auch in der kommenden Saison beim FCK unter Vertrag und verdeutlichte auch im DBB-Interview, dass er sich in Kaiserslautern sehr wohlfühle. Bei einem reizvollen Angebot kämen der Keeper und der Verein aber sicher ins Grübeln. Sollte der wahrscheinlichere Fall eintreten und Luthe bleiben, beschäftigt sich der 22-jährige Krahl nach DBB-Informationen mit einer Ausleihe, um Spielpraxis zu sammeln. Nachwuchskeeper Jonas Weyand, die etatmäßige Nummer 4 und jüngst zum ersten Mal auf der Zweitliga-Ersatzbank, wird den Verein laut Angaben von Hengen gegenüber der "Rheinpfalz" derweil wohl komplett verlassen.

DBB-Prognose: Auch nächstes Jahr wird beim FCK eine starke Nummer Eins im Tor stehen. Luthe und Spahic werden wohl bleiben, bei Ersatzkeeper Krahl ist ein (vorübergehender) Abschied nicht ausgeschlossen. Handlungsbedarf würde nur aufkommen, falls für Luthe kurzfristig ein Traum-Angebot aus dem Ausland reinkommen sollte. Andernfalls wird höchstens noch ein Nachwuchsmann wie Silas Baur in die Lautrer Keeper-Riege aufrücken.

Abwehr: Bormuth könnte bleiben, Tomiak Angebote bekommen - Außenverteidiger soll kommen

Auch wenn es an der Premierensaison als Aufsteiger beim FCK nicht viel zu mäkeln gibt, so ist es doch auffällig, dass die Defensive viel zu selten ohne Gegentreffer blieb. Demzufolge ist es wenig überraschend, dass es in der Abwehr Veränderungen geben wird. Kevin Kraus gehört jedoch nicht dazu. Der 30-Jährige hat sich als wichtige Stütze erwiesen und ist als Abwehrchef sowie Führungsspieler fest eingeplant. Sein Kontrakt hat sich gerade erst automatisch verlängert. Auch Boris Tomiak ist als Leistungsträger eigentlich fester Bestandteil der Zukunftsplanungen am Betzenberg. Der 24-Jährige legte in seiner ersten Zweitliga-Spielzeit eine bockstarke Hinrunde hin, die ihn schon beim ein oder anderen Erstligisten auf den Beobachtungszettel gebracht hat. In der Rückrunde fehlte es jedoch etwas an Konstanz. Da er im Januar seinen Vertrag beim FCK erst "langfristig verlängert" hat, ist ein Verbleib eher wahrscheinlich als ein Wechsel.

Schon ungewisser ist die Zukunft von Robin Bormuth. Der 27-jährige Innenverteidiger ist vom SC Paderborn nur ausgeliehen, sendete aber bereits eindeutige Signale, dass er sich einen Verbleib vorstellen könnte. Paderborn würde ihm keine Steine in den Weg legen, ob Kaiserslautern mitzieht, ist allerdings noch nicht geklärt. Komplizierter sieht die Situation bei Lars Bünning aus. Der 25-Jährige kam in der laufenden Saison erst zu zwei Einsätzen. Für ihn gab es bereits in der Winterpause Anfragen. Damals entschied Bünning sich für einen Verbleib und wollte sich gegen seine Konkurrenten durchbeißen. Im Sommer wird sich die gleiche Frage nochmal stellen.

Veränderungen wird es auch auf den Außenverteidiger-Positionen geben. Der Vertrag von Publikumsliebling Dominik Schad läuft aus und wird nach DBB-Informationen nicht erneuert werden - der auch vereinsintern geschätzte 26-Jährige kam in der Rückrunde noch gar nicht zum Einsatz und in der Hinrunde auch nur 257 Minuten. Hendrick Zuck (32) hat dagegen seinen Vertrag bereits verlängert und seine Kritiker mit guten Leistungen überzeugt, muss sich als ältester Feldspieler im Team aber auf neue Konkurrenz einstellen. Kapitän Jean Zimmer hat bekanntgegeben, dass sein Kontrakt noch längerfristig läuft und er noch viel mit dem FCK vorhat. Erik Durm wurde vor der Saison als echter Transfer-Coup gefeiert, blieb allerdings bisher hinter den Erwartungen zurück. Hier wird es sicher zu Gesprächen kommen, aber beide Parteien müssen erstmal was besseres finden.

Dass der FCK auf der Suche nach spielstarken Verteidigern ist, ist kein Geheimnis. In der Gerüchteküche wurden bereits die Namen Adam Dzwigala (27, FC St. Pauli), Antonis Aidonis (21, VfB Stuttgart) und Maxwell Gyamfi (23, VfL Osnabrück) genannt. Als linker Verteidiger kann auch Neal Gibs agieren, der bis Saisonende an den Regionalligisten Astoria Walldorf ausgeliehen ist. Der 21-Jährige konnte sich aber selbst dort nicht als Leistungsträger etablieren und wird daher weiterhin kein Kandidat für den Zweitliga-Kader seines Heimatvereins sein.

DBB-Prognose: In der Defensive muss und wird der FCK nachlegen. Durch die Abgänge von Schad sowie vielleicht Bünning und weiteren würden Kaderplätze frei, die mit Spielern gefüllt werden wollen, die insbesondere in der Spieleröffnung Akzente setzen können. Außerdem ist Geschwindigkeit gefragt, mit der auf der Außenbahn Zuck, aber im Zentrum auch Kraus Konkurrenz gemacht werden soll. Sollte Bormuth bleiben, könnte vielleicht noch ein zusätzlicher polyvalenter Innenverteidiger, der auch auf den Außenbahnen einsetzbar ist, kommen. Viele, aber nicht alle Fans träumen zudem von einem Betze-Comeback von Dominique Heintz (29, VfL Bochum), der als Linksfuß mit Erfahrung gleich zwei gesuchte Eigenschaften für die Abwehr mitbringen würde.

Mittelfeld: Die Causa Klement muss gelöst werden - Verbleib von Rapp eher unwahrscheinlich - Angebote für Niehues?

Die größte Fluktuation könnte es im Mittelfeld geben. Lange haben Hengen und Dirk Schuster nach einem Mann für den Spielaufbau auf der Sechser-Position neben Marlon Ritter gesucht, und schließlich mit Nicolai Rapp im Winter gefunden. Die Leihgabe von Werder Bremen zeigte hier und da, dass er das Niveau im Mittelfeld vor allem in Sachen Passqualität heben kann. Ein Interesse an einem Verbleib könnte also bestehen. Allerdings besitzt Rapp bei Werder einen gut dotierten Bundesliga-Vertrag. Zudem würde eine Ablöse fällig. Das dürfte es dem FCK wohl dann doch nicht wert sein, zumal sich auch Rapp selbst grundsätzlich lieber in der Bundesliga durchsetzen würde. Der dritte Akteur in der Zentrale, Julian Niehues, kann sicher als eine der Durchstarter der Saison bezeichnet werden. In der Drittliga-Saison 2021/22 kaum zum Einsatz gekommen, entwickelte er sich unter Dirk Schuster zum Stammspieler, woraufhin er laut "Transfermarkt.de" zum FCK-Spieler mit dem höchsten Marktwert avancierte. Hierzu muss allerdings dazu gesagt werden, dass "höchster Marktwert" nicht automatisch "bester Spieler" bedeutet, sondern bei dem Transfer-Portal auch noch andere Faktoren wie Alter und Weiterverkaufswert stark berücksichtigt werden. Niehues’ Vertrag läuft noch bis Sommer 2024. Sollte er nicht verlängern wollen, könnte der FCK durch ihn in diesem Sommer mal wieder eine größere Ablöse generieren, was wiederum Spielraum für andere Transfers eröffnen würde. Interessenten könnte es geben, so wurde etwa schon gemunkelt, dass Niehues beim noch abstiegsbedrohten Bundesligisten TSG Hoffenheim auf dem Zettel stehen könnte. Keine große Zukunft beim FCK wird vermutlich Hikmet Ciftci haben, der seit der Winterpause mit Kaufoption an den türkischen Zweitligisten Göztepe SK ausgeliehen ist, dort allerdings auch nur Ergänzungsspieler ist. Sollte Ciftci keinen anderen Verein finden, könnte im Juli oder auch erst im August eine Vertragsauflösung inklusive Abfindung fällig werden.

Das erste große Sommerthema wird aber sicherlich sein, ob Philipp Klement dem FCK erhalten bleibt. Im Sommer als "Boeing 747" angekündigt, zeigte der Spielmacher immer wieder, dass er ein Ausnahmespieler in der Zweiten Liga sein kann, der aber zweifelsohne seine Schwächen im Defensivspiel hat. Zwischenzeitlich stand der ehemalige Lautrer Jugendspieler sechs Wochen in Folge nicht in der Startelf, weswegen ein sichtlich unzufriedener Klement das Gespräch mit Trainer Schuster suchte, ehe er gegen Arminia Bielefeld wieder von Beginn an ran durfte. Im Sommer werden sich beide erneut zusammensetzen müssen, ob und wie es gemeinsam weitergehen kann. Ein vorzeitiger Abgang Klements wäre für die Roten Teufel sportlich auf jeden Fall ein herber Verlust, würde aber auch wieder zusätzliches Geld im Gehaltsbudget freimachen.

Auf den Flügeln haben die Aufstiegshelden Kenny Redondo und Philipp Hercher ihre Verträge erst verlängert und werden den Roten Teufeln erhalten bleiben, sofern kein unerwartetes Angebot reinkommt - in der Vorrunde wurde der Name Redondo beispielsweise mal im Umfeld von Bundesligist Werder Bremen genannt. Auch Aaron Opoku wird beim FCK bleiben, auch wenn der noch um den Aufstieg kämpfende Hamburger SV angeblich eine Rückkaufoption für den 25-Jährigen besitzt. Alle drei Flügelflitzer haben in dieser Saison schon starke Leistungen gezeigt, zugleich aber auch immer wieder Schwankungen und mussten deshalb auch schon auf der Bank Platz nehmen. Der gehandelte Rückkehrer Shawn Blum (20, 1. FC Nürnberg) dürfte, wenn überhaupt, hingegen auch kein sofortiger Kandidat für die Startelf sein.

DBB-Prognose: Wenn der FCK im zweiten Jahr in der Zweiten Liga ähnlich gut bestehen will, muss er sich auch im Mittelfeld verstärken. Da ein Verbleib von Rapp eher unwahrscheinlich ist, wird ein technisch versierter Sechser gesucht. Zudem muss auf den Flügeln für mehr Konkurrenz gesorgt werden. Die Leistungen von Opoku und Redondo waren manchmal noch zu unkonstant. Sollte Klement gehen, muss für eine neue "Boeing 747" tief in die Tasche gegriffen werden.

Angriff: Ergänzung für Boyd gesucht - Fragezeichen hinter de Préville - Keine Zukunft für Kiprit

Zwar sprach Dirk Schuster im Mai davon, man sei "weder der FC Klement noch der FC Boyd und auch nicht der FC Schuster", dennoch hing in der ersten Zweitliga-Saison offensiv sehr viel von der Torausbeute von Terrence Boyd ab. Musste er ausgewechselt werden, konnte dies oft nicht gleichwertig ersetzt werden. Daher werden die Lautrer versuchen, einen weiteren Knipser in die Pfalz zu locken. Ob Nicolas de Préville, der im Winter kam und dessen Vertrag bis Juni 2023 befristet ist, weiter verpflichtet werden wird, wird vor allem davon abhängen, ob der Franzose endlich mal richtig fit wird. Dass er hoch veranlagt ist, wenn er voll im Saft steht, hat er nicht nur mit seinem Traumtor gegen Heidenheim bewiesen. Die vielen Verletzungen und Wehwehchen setzen aber ein großes Fragezeichen hinter den 32-Jährigen, der den FCK eigentlich für den Sprung zurück in die (französische?) erste Liga nutzen wollte.

Kandidaten für einen Abgang sind Tyger Lobinger, Muhammed Kiprit und Ben Zolinski. Lobinger kam in seiner ersten Saison nie über die Rolle eines Einwechselspielers hinaus und erzielte so lediglich zwei Tore. Kiprit wurde gar schon im Sommer und Winter von Schuster und Hengen aussortiert, jedoch fand sich für den 23-Jährigen kein Abnehmer. Er wird den Verein definitiv verlassen, notfalls winkt auch hier eine Vertragsauflösung. Auch der 30 Jahre alte Zolinski konnte nach langer Verletzung in der Hinrunde nie richtig überzeugen und ist ein Wechselkandidat, auch wenn Dirk Schuster vor allem die Variabilität des Offensiv-Allrounders schätzt. Diese besitzt aber auch Aufstiegsheld Daniel Hanslik, dessen Vertrag sich ebenfalls verlängert hat. Doch auch der 26-Jährige kann mit der Saison nicht zufrieden sein: 13 Mal stand er in der Startelf, zwölfmal wurde er eingewechselt. Dabei reichte es zu lediglich drei Toren. Ein Wechsel des intern hoch geschätzten Hanslik ist denkbar, aber ein Verbleib als laufstarker Backup für fast alle Offensiv-Positionen wahrscheinlicher.

Großes Potenzial wird außerdem Nachwuchsstürmer Angelos "Gekas" Stavridis zugesprochen, der in der Oberliga in 16 Partien immerhin 12 Tore und fünf Vorlagen erzielte. Im Profikader stand er bisher sechs Mal, ohne jedoch zum Einsatz gekommen zu sein. Der 19-Jährige besitzt einen Vertrag bis 2024 - möglich wäre eine Verlängerung mit anschließender Ausleihe in die 3. Liga, aber auch dem endgültigen Sprung in den Zweitliga-Kader inklusive erster Einsatzzeiten als Joker.

DBB-Prognose: Im Sturm muss der FCK variabler und gefährlicher werden. Auch weil Sportchef Hengen laut über eine Systemumstellung hin zu einem 3-4-3-System nachdenkt, was laut dem 48-Jährigen mindestens fünf Stürmer im Kader voraussetzt. Spieler wie Kiprit oder Lobinger konnten sich bisher nicht durchsetzen und haben wohl keine Zukunft bei den Roten Teufeln. Auch ein Abschied von Zolinski oder eine Ausleihe von Nachwuchshoffnung Stavridis sind möglich.

Auf welchen Positionen und bei welchen Spieler-Skills muss sich der 1. FC Kaisers­lautern noch verbessern? Welche Spieler müssen unbedingt bleiben oder sollten noch kommen? Wer sollte abgegeben werden oder vielleicht per Leihe Spielpraxis sammeln? Tausche Deine Argumente mit anderen Fans in unserem Diskussionsforum aus.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel

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