Im Blickpunkt: Die FCK-Bilanz von Michael Frontzeck

Scheitern mit Ansage

Scheitern mit Ansage


Nach nur zehn Monaten ist Michael Frontzeck nicht mehr Trainer des 1. FC Kaiserslautern. Eine Entlassung mit langem Anlauf nach nur wenigen Zwischenhochs.

Am 01. Februar 2018 übernahm Michael Frontzeck das Traineramt vom erkrankten Jeff Strasser. Der FCK stand da mit nur zwölf Punkten auf dem letzten Tabellenplatz in der 2. Bundesliga. Auch deshalb statteten die Verantwortlichen um den ebenfalls neuen Sportvorstand Martin Bader den Mann an der Seitenlinie gleich mit einem Vertrag bis 2019 aus und trauten ihm auch einen eventuellen Neuaufbau in der 3. Liga zu. Und siehe da: Drei der ersten vier Spiele gewann Frontzeck mit seinem neuen Team, darunter das extrem wichtige Nachholspiel in Darmstadt. Der Abstand auf das rettende Ufer betrug zu diesem Zeitpunkt - am 21. Februar 2018 - nur noch drei Punkte.

Frontzeck bringt den FCK auf Tuchfühlung zu den Nichtabstiegsplätzen, aber dann werden erste Defizite sichtbar

Doch die danach folgenden Big-Point-Spiele in Aue und Fürth oder auch zuhause gegen Dresden wurden allesamt verloren. Zum ersten Mal ließen sich Kritikpunkte an Frontzecks Taktik und seiner Fußballphilosophie erkennen, da der FCK unbedingt jeden Punkt brauchte, aber nicht nur in den genannten Partien selten so spielte. Ende April stieg der FCK dann in Bielefeld ab. Die abschließenden beiden Saisonpartien gewannen die Roten Teufel, was für viele Fans bedeutungslos, für die Verantwortlichen neben der Bilanz von 23 Punkten aus 15 Spielen jedoch ein weiterer Faktor war, um an Frontzeck festzuhalten.

In die Drittliga-Saison starteten die Lautrer mit 18 neuen Spielern, was Frontzeck zunächst selbst nicht als Ausrede gelten lassen wollte, dann aber doch immer wieder gebetsmühlenartig wiederholte. Dieser Umbruch war trotz vieler ablösefrei gehender Leistungsträger aber nicht komplett erzwungen: So wurden erfahrene Profis wie Marcel Correia oder Halil Altintop, mit dem Frontzeck offensichtlich nicht auf einer Wellenlänge lag, vom Verein selbst weggeschickt.

Mission Wiederaufstieg: Frontzeck bekommt seinen Wunschkader - und wackelt trotzdem schon im August

Ungeachtet dessen wurde das Saisonziel klar definiert: Aufstieg. Die FCK-Führung war dafür ein hohes Risiko eingegangen und hatte Frontzecks neue Mannschaft mit weiteren Krediten "auf Pump" finanziert. Waren die ersten beiden Spiele gegen 1860 und Großaspach noch einigermaßen annehmbar, so war spätestens die Partie in Halle (0:2) am 11. August 2018 ein erstes ganz großes Alarmzeichen. Auch die folgenden Partien im DFB-Pokal gegen Hoffenheim und gegen Karlsruhe brachten wenig Besserung. Fortan suchte der nun selbst voll in der Kritik stehenden Frontzeck öffentlich regelmäßig einen anderen Schuldigen. Gegen Münster war es die Sommerhitze, in Zwickau der Schiedsrichter und über Wochen hinweg der Journalist Carsten Schröter-Lorenz, ein gebürtiger Kaiserslauterer, dem der Trainer letzten Endes sogar ein Frage-Verbot auferlegte - der "Kicker"-Redakteur hatte es gewagt, Frontzecks Taktik zu hinterfragen. Geschäftsführung und Aufsichtsrat sahen dies auch nicht alles unkritisch, verteidigten ihren Trainer aber weiter aufs Schärfste.

Sieben Punkte aus der englischen Woche im September beruhigten die Szenerie vorläufig. Doch wieder wurden die Big-Point-Chancen fahrlässig verspielt: Bei Spitzenreiter Osnabrück konnte man sehen, was fehlt, um wirklich ein Topteam der Liga zu sein. Und als sich vier Wochen später gegen destruktive Cottbuser erstmals die Chance auf Tabellenplatz 3 bot, versagten die Roten Teufel erneut. Torchancen waren an diesem Abend Mangelware und ein weiteres Problem wurde wieder deutlich: Der FCK unter Frontzeck hat ein Defizit bei Standardsituationen - während Gegner Cottbus nach einem Freistoß triumphierte.

Zu wenig Weiterentwicklung: Der FCK unter Frontzeck macht mehr Schritte zurück als nach vorne

Dieser Freitagabend leitete auch den schwarzen November ein, wo die Roten Teufel kein Spiel gewinnen konnten und nur einen einzigen Treffer erzielten. Auch Frontzecks Argumentation, dass die Zuschauer die 3. Liga annehmen sollen, darf nicht zählen. Lange hielt sich das treue Publikum ob der weitgehend dürftigen Leistungen seines Teams zurück, erst in Rostock und beim Pokalspiel in Worms kam es zu ersten Unmutsbekundungen, was sich nach Abpfiff gegen Wiesbaden dann umso wütender fortsetzte. Am Freitag in Unterhaching war vielen Mitgereisten schon egal, wie hoch der zum Abstiegskandidat in Liga drei abgestürzte FCK das Spiel verlieren würde. Frontzeck kostete das 0:5-Debakel am Ende wie erwartet den Job - am 01. Dezember 2018, exakt zehn Monate nach seiner Einstellung.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Flo

Weitere Links zum Thema:

- Offiziell: FCK trennt sich von Michael Frontzeck (Pressemeldung FCK)

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