Im Blickpunkt

Fünf Erkenntnisse aus dem FCK-Saisonstart

Fünf Erkenntnisse aus dem FCK-Saisonstart


Nur einen Sieg feierte der 1. FC Kaiserslautern in seinen ersten vier Saisonspielen - und den auch nur im Pokalspiel gegen Underdog Eichede. Der Fehlstart ist nicht wegzudiskutieren. Hier kommen fünf Erkenntnisse, positiv wie negativ, aus dem Saisonstart der Roten Teufel.

1. Meier ist zu Veränderungen bereit



Nach drei von vier Spielen, die der FCK mit der gleichen Startelf und Grundformation begonnen hat, mag diese Feststellung paradox klingen. Doch sie stimmt: Nach dem desolaten Saisonauftakt in Nürnberg (0:3) stellte Norbert Meier sein System um. Die Viererkette wurde durch eine flexible Dreierkette in der Defensive ersetzt. Phillipp Mwene und Leon Guwara besetzten die Außenbahnen. Diese Ausrichtung hatte sich vergangene Saison als äußerst stabil erwiesen und auch gegen Darmstadt (1:1) und beim Gastspiel in Lübeck gegen den Oberligisten Eichede (4:0) stand die Hintermannschaft mit wenigen Ausnahmen sicher.

Zudem setzte Meier den in Nürnberg schwach spielenden Christoph Moritz (DBB-Durchschnittsnote 5,0) auf die Bank, obwohl der Vize-Kapitän in der vergangenen Saison gesetzt war. Die offensive Rolle des 27-Jährigen - gegen die Franken spielte er phasenweise als eine Art hängende Spitze - floppte gründlich. Stattdessen agierten zuletzt Daniel Halfar und Baris Atik hinter der einzigen Spitze Osayamen Osawe. Gegen den Ball ließ sich Osawe auf den rechten Flügel fallen, Halfar übernahm dann im Zentrum die Rolle des ersten Anläufers. Vor allem gegen Darmstadt funktionierte das Pressing somit deutlich besser. Da Moritz auch im zentralen Mittelfeld gegen Mads Albaek und Gino Fechner das Nachsehen hatte, blieb ihm nur die Reservistenrolle.

2. Torflaute: Der Knipser fehlt auch in der neuen Saison



Immerhin zwei Tore erzielte Osayamen Osawe beim Pokalduell mit dem SV Eichede. Doch während es gegen den unterklassigen Gegner wie schon in der Vorbereitung mit dem Toreschießen klappte, rieb sich der Engländer gegen die Liga-Konkurrenten ohne Erfolg auf. Bei allen vielversprechenden Anlagen, die der 23-Jährige mitbringt, ist von einer echten Weiterentwicklung im Vergleich zur Vorsaison wenig zu sehen. Als einzige Spitze rannte er sich regelmäßig in den gegnerischen Abwehrreihen fest, leistete sich zu viele Ballverluste und Stellungsfehler. Alternativen sind bislang nicht in Sicht, zumindest dauerhaft belastbare: Weder Gervane Kastaneer noch Lukas Spalvis befinden sich, was Form und Physis angehen, auf einem Level für 90 Minuten.

Die Not ist groß und sie ist auch den Vereinsverantwortlichen natürlich nicht entgangen. Ein weiterer Stürmer soll nun her, der am besten gut in Form ist, eine akzeptable Torquote vorweist, bezahlbar und bereit ist, in der 2. Bundesliga zu spielen. Alles andere als ein leichtes Unterfangen für den frisch gekürten Sportdirektor Boris Notzon. Immerhin kann der 37-Jährige nun dank des Abgangs von Robin Koch auf einen größeren finanziellen Spielraum hoffen. In diesem Zusammenhang allerdings erstaunlich, dass der FCK mit Jacques Zoua offiziell noch einen Stürmer in seinen Reihen hat, der inzwischen seinen Trainingsrückstand aufgeholt haben dürfte, aber weiterhin nicht gefragt ist.

3. Müller kann Pollersbeck im Tor ersetzen



U21-Nationaltorhüter Julian Pollersbeck gehörte in der Saison 2016/17 zu den Leistungsträgern und drohte nach seinem Wechsel zum HSV eine Lücke zu hinterlassen. Zunächst schienen André Weis (mittlerweile Jahn Regensburg) und Jan Ole Sievers die Nachfolge unter sich auszumachen. Auch U19-Keeper Lennart Grill wurden Chancen eingeräumt. Auf Anraten von Torwarttrainer Gerry Ehrmann lieh der FCK aber einen alten Bekannten aus: Marius Müller kehrte von Leipzig zurück in die Pfalz.

Das erste Pflichtspiel des Rückkehrers misslang allerdings gründlich. Beim Gastspiel gegen den 1. FC Nürnberg geriet Müller nicht nur aufgrund eines äußerst umstrittenen Spruchbands in den Fokus: An zwei Gegentoren war der 24-Jährige direkt beteiligt und läutete damit die Auftaktniederlage ein. Danach allerdings fand Müller besser in die Spur, erwies sich gegen Darmstadt und gleich mehrmals gegen Düsseldorf als sicherer Rückhalt - trotz dreier Gegentore. Nach der 0:2-Pleite im Rheinland erhielt Müller sogar die mit Abstand besten Noten (DBB-Note: 2,4). Auffallend zudem: Schon in Nürnberg stellte er sich der Kritik und fand wie auch nach den Spielen gegen Darmstadt und in Düsseldorf erfrischend ehrliche Worte.

4. Mentalität? Die Mannschaft wirkt extrem nervös



Als sich der Abstiegskampf in der vergangenen Saison zuspitzte, bemängelten die Verantwortungsträger ein "Mentalitätsproblem" in der Mannschaft. Dieses scheint sich zumindest in gewissen Zügen auch in die neue Saison übertragen zu haben. Zwar zeigte das Team nach der Auftaktpleite eine kämpferisch starke Leistung gegen Darmstadt und löste damit endlich das Versprechen ein, in den Heimspielen Gas geben zu wollen. Doch gegen Düsseldorf brach die Meier-Elf wie schon gegen Nürnberg nach dem ersten Gegentreffer ein. Wenig verwunderlich in diesem Zusammenhang: Der FCK hat das letzte Mal im Mai 2016 einen Rückstand noch in einen Sieg umwandeln können (3:1 gegen Fürth am 33. Spieltag der Saison 2015/16).

Schon nach dem 3. Spieltag bahnt sich zudem erneuter Zwist zwischen Spielern und Fans an. Satte 2.000 FCK-Anhänger hatte die Roten Teufel zum Auswärtsspiel nach Düsseldorf begleitet. Dort enttäuschte das Team im zweiten Durchgang komplett, bekam von vielen Fans trotzdem noch aufmunternden Applaus, während andere im Gästeblock "Wir wollen euch kämpfen sehen" anstimmten. Für Daniel Halfar nicht hinnehmbar: Der Kapitän beorderte seine Mitspieler vom Gästeblock weg und beklagte später mit gemäßigten Tönen die aus seiner Sicht große Ungeduld der Fans, verwies aber vor allem erneut auf die fehlende Zeit zum Einspielen seiner Mannschaft. Dabei hatte Meier angekündigt, sich genau diese Zeit ungeachtet aller Umstände nehmen zu wollen, wenn es sein muss. Das Beklagen von Ungeduld und mangelnder Zeit macht die Mannschaft angreifbar und unterstreicht eine gewisse Nervosität.

5. Das Saisonziel ist nach aktuellem Stand verfehlt



Eine "sorgenfreie Saison" gab der FCK als Ziel aus. Ein wenig ambitioniertes Ziel, denn welcher Zweitligist möchte das nicht? Trainer, Mannschaft und Verantwortliche haben aber aus der vergangenen Saison gelernt, wollen die Erwartungen so klein wie möglich halten, anstatt sie später zu enttäuschen. Umso bitterer, dass die Pfälzer ihre Saisonvorgabe aktuell nicht erfüllen. Einzurechnen ist dabei zwar, dass das Auftaktprogramm zu den schwersten gehört, doch umso größer wird der Druck dann im September, gegen Kiel, Sandhausen und Aue gewinnen zu müssen.

Sorgen muss bereiten, dass die Mannschaft ohne Leidenschaft und Kampf (wie im Heimspiel gegen Darmstadt) wenige Chancen auf den Punktgewinn hat. Der Einsatz und Wille muss aber zwingend zum Standardrepertoire gehören, als Basis, auf die das spielerische Element gesetzt wird. Hier hakt es noch gewaltig. Meier hat die komplizierte Aufgabe, defensive Stabilität zu finden, die gleichzeitig nicht auf Kosten der ohnehin schwachen Offensive geht. Sonst fährt sich der FCK längerfristig im Abstiegskampf fest.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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