Im Blickpunkt: Kaiserslauterns Sportdirektor hört auf

Fragen und Antworten zu Stövers Rücktritt

Fragen und Antworten zu Stövers Rücktritt


Uwe Stöver wird den 1. FC Kaiserslautern verlassen. Hier kommen die wichtigsten Informationen zum Rückzug des Sportdirektors im Überblick.

Paukenschlag am Betzenberg! Sportdirektor Uwe Stöver verlässt den 1. FC Kaiserslautern nach nur einer Saison und wird aus seinem ursprünglich bis 2019 laufenden Vertrag vorzeitig aussteigen. Für die Roten Teufel ist der Rückzug kurz vor Beginn der heißen Transferphase eine schwerer Schlag. DER BETZE BRENNT hat die wichtigsten Informationen rund um den Rückzug Stövers sortiert und zusammengefasst.

Wurde Uwe Stöver entlassen?

Nein, der 51-Jährige tritt freiwillig zum 30. Juni 2017 zurück. Eine Entlassung zum jetzigen Zeitpunkt, in der Hochphase der Kaderplanung, wäre auch unverantwortlich. Allerdings vermisste Stöver ganz offenbar die Rückendeckung im Verein und sah sich zu einer vorzeitigen Trennung veranlasst.

Wieso erfolgt der Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt?

Tatsächlich kommt der Rückzug zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt für den FCK. Der Transfermarkt läuft inzwischen auf Hochtouren und auch die Lautrer müssen an ihrem Kader für die kommende Saison tüfteln. Zahlreiche Positionen und Fragen sind nach wie vor offen.. Dass Stöver, der noch Mitte Mai angekündigt hatte, die Personalplanungen frühzeitig abschließen zu wollen, in dieser Phase als zentraler Kaderplaner nun zurücktritt, lässt sich wohl ohne Übertreibung als Katastrophe für den FCK bezeichnen.

Welche Gründe gibt es für Stövers Rückzug?

Ein Mix aus fehlender Rückendeckung und den schwierigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit scheinen letztlich zu Stövers Entschluss geführt zu haben: Gegenüber dem Kicker gab der scheidende Sportdirektor jedenfalls an, sich seit Februar über seine Zukunft Gedanken gemacht zu haben. Vergangene Woche sei er schließlich zu der Entscheidung gekommen, einen Schlussstrich zu ziehen. Hauptsächlich ausschlaggebend ist laut Stöver die intern anhaltende Kritik des Aufsichtsrats gewesen. Dieser wiederum kreidete dem Sportdirektor das verpasste und im Laufe der Saison schon ohnehin nach unten korrigierte Saisonziel (ein einstelliger Tabellenplatz) an und kritisierte die Fehlgriffe auf dem Transfermarkt im vergangenen Sommer.

Eine weitere Rolle könnten zudem die finanziellen Rahmenbedingungen gespielt haben. Schon nach dem letzten Spiel gegen Nürnberg hatte Stöver mehrfach betont, dass sein Budget erhöht werden müsse. "Ich lasse mich gerne an Zielen messen, wenn die wirtschaftliche Ausstattung parallel läuft", betonte der 51-Jährige. Die finanzielle Lage bleibt allerdings mehr als angespannt. Der FCK kann nach jetzigem Stand mit einem für die oberen Tabellenplätze kaum konkurrenzfähigen Etat planen. Verschlimmert wurde diese Situation aber auch durch die schwache Saison und das Abrutschen in der Fernsehgeld-Tabelle.

Welche Rolle spielt der Aufsichtsrat?

Nach Stövers Aussagen gegenüber dem Kicker trägt der Aufsichtsrat große Verantwortung für seinen Rücktritt. Fest steht, dass der Aufsichtsrat seit längerer Zeit eine kritische Haltung gegenüber dem Sportdirektor eingenommen hat. Im Februar drangen interne Überlegungen des Kontrollgremiums an die Öffentlichkeit, die die Installierung eines Stöver vorgesetzten Sportvorstands vorsahen. Dies wurde als Misstrauen gegenüber dem Sportdirektor gewertet. Nach einer Sitzung kurz nach dem 34. Spieltag soll der Aufsichtsrat dem Kicker zu Folge zwar Abstand von seinen Plänen genommen haben, für Stöver brachte die Wiedervorlage der Pläne das Fass aber wohl endgültig zum Überlaufen.

Der Aufsichtsrat selbst sah sich wiederum zu Kritik veranlasst, weil der FCK nach dem schwachen Abschneiden in der vergangenen Saison auch in der Fernsehgeld-Tabelle abrutschte, der finanzielle Spielraum nach jetzigem Stand noch enger wird. Stöver wurde nicht mehr komplett zugetraut, die knappen Ressourcen optimal einzusetzen. Eine Trennung oder gar Entlassung war wohl aber trotzdem zum jetzigen Zeitpunkt nicht angedacht.

Ist Stöver der Rücktritt leichtgefallen?

Hierüber kann nach aktuellem Stand nur spekuliert werden. Fakt ist allerdings, dass sich Stöver dem FCK immer verbunden fühlte und auch bereit war, sich voll in den Dienst des Vereins zu stellen. Den damaligen Drittligisten Holstein Kiel kehrte er nach nur wenigen Monaten den Rücken, um beim 1. FC Kaiserslautern anfangen zu können, gab dafür nach eigener Aussage auch einige Privilegien auf. Dass die sportliche Misere in der abgelaufenen Saison auch an ihm nicht spurlos vorbeigegangen war, zeigte sich am 33. Spieltag: Nach dem 0:1 in Aue konnte Stöver kaum an sich halten und kritisierte die Mannschaft scharf, gestand nach dem geglückten Klassenerhalt aber auch unumwunden eine Mitschuld am schwierigen Verlauf der Saison ein.

Wie geht es nun weiter?

Stöver wird sich nicht sofort zurückziehen. Bis zum Ende des Monats bleibt er im Amt. Das totale Chaos konnte damit zumindest ein Stück weit vermieden werden. Wie der FCK am Freitag mitteilte, wird ein sogenannter Sportausschuss einberufen. In diesem sitzen die beiden Vorstandsmitglieder Thomas Gries und Michael Klatt, die beiden für den Bereich Sport zuständigen Aufsichtsräte Mathias Abel und Ottmar Frenger sowie NLZ-Leiter Manfred Paula und Chefscout Boris Notzon. Auch Cheftrainer Norbert Meier soll eng in die Transferplanungen eingebunden werden.

Was bedeutet Stövers Rücktritt für die Kaderplanung des FCK?

Verhandlungen mit potentiellen Neuzugängen und abwanderungswilligen Spielern dürften zumindest für kurze Zeit auf Eis liegen, zumindest bis sich der Sportausschuss orientiert und eine gemeinsame Linie festgelegt hat. Dass Stöver noch bis Ende Juni frei und alleine Verhandlungen mit Spielern und Vereinen aufnimmt, scheint ausgeschlossen. Ob und welche Auswirkungen der Umbruch nun zum Beispiel auf die Zukunft von Torhüter Julian Pollersbeck (wird unter anderem mit dem Hamburger SV in Verbindung gebracht) oder Tim Heubach (Vertrag läuft aus) haben wird, lässt sich jetzt noch nicht absehen.

Steht schon ein Nachfolger für Stöver fest?

Nein, offen ist nach aktuellen Stand auch, ob der Posten des Sportdirektos überhaupt noch einmal besetzt wird. Der Zeitpunkt für die angedachte Einsetzung eines dritten Sportvorstands könnte nun unverhofft gekommen sein. Wer dieses Amt besetzen könnte - im Februar machten Gerüchte die Runde, dass Aufsichtsrat Mathias Abel ehrenamtlich den Vorstandsposten übernehmen solle, was im Mai dann jedoch kein Thema mehr war - ist aber ebenso offen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Sportdirektor Stöver verlässt den FCK (Pressemeldung FCK)
- Stöver nennt Gründe: "Keine Ad-hoc-Entscheidung" (Der Betze brennt)

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