Im Blickpunkt: DFL-Versammlung am 12.12.2012

Sicherheitskonzept: FCK stimmt zu und begründet es

Sicherheitskonzept: FCK stimmt zu und begründet es

Der Fan-Protest "Ohne Stimme keine Stimmung" stand in den letzten Wochen in allen Stadien symbolisch für die Sicherheitsdebatte vor der DFL-Versammlung am 12.12.

Ein Thema beherrscht die Sportmedien am heutigen Mittwoch: Die 36 Klubs der Deutschen Fußball-Liga (DFL) haben das neue Sicherheitskonzept in vollem Umfang abgesegnet. „Der Betze brennt“ hat die ersten Reaktionen zum Thema zusammengefasst und sich im Umfeld des 1. FC Kaiserslautern umgehört.

Die 36 Klubs der ersten und zweiten Bundesliga haben am heutigen Mittwoch dem im Vorfeld hitzig diskutierten DFL-Konzept „Sicheres Stadionerlebnis“ zugestimmt. Alle 16 Anträge, die der Ligavorstand eingebracht hatte, wurden angenommen. Abgelehnt wurde dagegen gleich zu Beginn der Versammlung mit 5:31 Stimmen der vom FC St. Pauli eingebrachte Vorschlag auf eine Vertagung der Entscheidungen, um zunächst im Dialog mit den Fans ein wirklich tragfähiges und akzeptiertes Konzept zu erarbeiten. Kritiker beklagen, dass das heute beschlossene Konzept nur der Beruhigung der Politik dient und kaum wirkliche Neuerungen oder gar Problemlösungen enthält.

Fast alle Anträge wurden mit eindeutiger Mehrheit von über 30 der 36 Klubverantwortlichen angenommen. In einzelnen Punkten gab es dabei noch kleinere Änderungen und Ergänzungen. Komplett abgelehnt wurde das Konzept nur von Union Berlin und dem FC St. Pauli.

Ausführliche Zusammenfassungen von der Pressekonferenz der DFL sowie erste Reaktionen auf die Beschlüsse sind u.a. bei „Spiegel Online“ und „Kicker Online“ zu finden:

- Spiegel: Profivereine stimmen neuem Sicherheitskonzept zu
- Spiegel: Kommentar: Das Schein-Papier
- Spiegel: Fans drohen mit weiteren Protesten
- Spiegel: Stimmen zum Beschluss

- Kicker: DFL-Sicherheitskonzept in allen Punkten verabschiedet
- Kicker: Die 16 Anträge im Überblick
- Kicker: Reaktionen: "Der Boykott eines kompletten Spieltags ist eine Option"

- Zeit Online: Die Fans sind keine unkritische Masse mehr

- DFL: Profi-Clubs beschließen Sicherheitsmaßnahmen mit großer Geschlossenheit

In Frankfurt hatten sich am Mittag über 600 Fußballfans aus allen Teilen Deutschlands eingefunden, darunter auch gut 70 Anhänger aus Kaiserslautern. Die Fans protestierten mit ihrer Anwesenheit vor dem Congress Hotel, in dem die DFL-Versammlung stattfand, gegen Maßnahmen wie Nacktkontrollen und Kollektivstrafen und für den Dialog als Mittel zur Problemlösung. Unter Anwesenheit der Polizei verlief die spontane Aktion in Frankfurt friedlich und ohne größere Zwischenfälle.

Vom 1. FC Kaiserslautern war zum jetzigen Zeitpunkt noch keine ausführliche Stellungnahme zur DFL-Versammlung und dem verabschiedeten Sicherheitskonzept zu bekommen. FCK-Pressesprecher Christian Gruber verwies auf eine in Arbeit befindliche Mitteilung, in der sowohl inhaltlich auf die diskutierten Themen als auch numerisch auf das Abstimmungsverhalten der Vorstandsmitglieder Stefan Kuntz und Fritz Grünewalt eingegangen wird. Diese Mitteilung soll noch heute Abend veröffentlicht werden.

Update, 21:00 Uhr: Mittlerweile ist die angekündigte Stellungnahme online und enthält die angekündigten Punkte:

- 1. FC Kaiserslautern: Der „Betze“ war immer sicher und wird es auch bleiben!

Den in Frankfurt anwesenden FCK-Fans gaben die beiden Vorstände am Mittag schon vorab Auskunft. Demnach haben Kuntz und Grünewalt allen 16 Anträgen des DFL-Konzepts zugestimmt. Fanbeirat Sebastian Münzenmaier war in Frankfurt mit dabei und berichtet: „Stefan Kuntz sagte, dass von den 16 abgestimmten Punkten 13, 14 Stück sowieso schon in den Stadionordnungen enthalten sind. Deshalb habe es bei der Versammlung eigentlich gar nicht mehr so viel zu entscheiden oder diskutieren gegeben.“ Auch die von St. Pauli beantragte Verschiebung der Abstimmungen habe der FCK deshalb gemeinsam mit 30 anderen Vereinen abgelehnt.

„Weiterhin stellte Stefan Kuntz in Aussicht, dass es bei FCK keine Veränderungen am bisherigen System geben werde: Der Dialog mit den Fans, der in Lautern schon lange durchgeführt werde, sei nun auch innerhalb der DFL verankert“, gibt FCK-Fan Münzenmaier weitere Aussagen vom Nachmittag wieder. „Auch am Gästekontingent in Höhe von knapp 5.000 Karten für Spiele auf dem Betzenberg werde sich nichts ändern. Ob eine Partie als Risikospiel eingestuft werde, sei weiterhin Sache der Polizei.“ Keine konkrete Aussage war Kuntz indes zu den Problemen zu entlocken, die auch die FCK-Fans bei künftigen Auswärtsspielen erwarten könnten - etwa verringerte Ticketkontingente oder menschenunwürdige Eingangskontrollen.

Die beschlossene Beschränkung der Auswärtskarten sieht auch Sebastian Scheffler von der FCK-Fanvertretung besonders kritisch: „Der hierzu abgestimmte Antrag wurde zwar kurz vorher noch verändert, entgegen des von Reinhard Rauball erweckten Eindrucks erhält der Gastverein aber kein Mitsprache-, sondern nur ein Anhörungsrecht. Die Heimvereine können also weiterhin in Absprache mit der Polizei das Gästekontingent von zehn Prozent verringern oder sogar komplett streichen - damit ist der Willkür Tür und Tor geöffnet.“

Den DFL-Präsident nimmt sich FCK-Fanvertreter Scheffler noch weiter vor und fragt mit Blick auf Rauballs Aussage, dass man sich an diesem Tag nicht gegen die Fans entschieden habe, sondern für den Fußball der Zukunft: „Was stellt er sich darunter vor? Fußballspiele mit Operettenpublikum, wie es sich schon Sepp Blatter gewünscht hat!?“

Es hat den Anschein, als ob die Debatte um die Stadionsicherheit mit den DFL-Beschlüssen vom 12. Dezember 2012 noch nicht zu Ende ist. Von den Vertretern überregionaler Fan-Bündnisse wie „Unsere Kurve“ oder „Pro Fans“ wurde jedenfalls schon eine Fortsetzung der Proteste in Aussicht gestellt: Dass viele Kurven auch zum Jahresabschluss am kommenden Wochenende noch einmal schweigen werden, gilt bereits wenige Stunden nach der DFL-Versammlung als so gut wie sicher. Auch in Kaiserslautern lassen die Fans zur Stunde die Köpfe rauchen, wie sie mit den heute beschlossenen Maßnahmen umgehen und wie der weitere Protest dagegen aussehen kann.

In den Medien und von den Fans sind in den nächsten Tagen noch weitere, tiefer gehende Stellungnahmen und Analysen zu erwarten. Auch die Veröffentlichung des genauen Wortlauts der beschlossenen Maßnahmen durch die DFL steht noch aus. Und am Wochenende werden dann ein letztes Mal für dieses Jahr die deutschen Fankurven sprechen oder auch schweigen.

Sollte es weitere Informationen zum neuen Sicherheitskonzept und zu möglichen Fan-Protesten geben, besonders in Hinblick auf die Situation in Kaiserslautern, informieren wir wie gewohnt zeitnah auf „Der Betze brennt“ darüber.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Die bisherige Diskussion zum Thema des Tages im Forum von „Der Betze brennt“

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