Allgemeine Fan-Themen und Fragen zu selbigen.

Beitragvon Thomas » 14.02.2019, 11:00


Bild
Fotomontage: CC0 Public Domain / http://www.pixabay.com / http://www.der-betze-brennt.de

Kummt Senf druff
Mein Liebesbekenntnis an die Roten Teufel

von Jana Rößler

In guten wie in schlechten Zeiten: Unsere heutige Gastautorin Jana ist 20 Jahre alt, hat folgerichtig mit dem FCK häufiger gelitten als gefeiert - und würde trotzdem niemals tauschen wollen.

Fußball ist eigentlich nur Sport und ein Hobby von vielen Menschen. Doch Fußball ist mehr als das: Es ist Leidenschaft, Kampf und auch Liebe. Diese Liebe durchlebt nicht immer gute Zeiten.

Ich selbst liebe meinen 1. FC Kaiserslautern. Mit meinen jungen Jahren habe ich zwar leider noch nicht die ganz großen Zeiten von Meisterschaft oder Champions League erlebt und kann nicht beim weitesten nachfühlen, wie die älteren FCK-Fans unter uns empfinden.

Als ich als kleines Mädchen auf den Betze kam, war alles neu für mich. Es war laut, ungewohnt, aber doch prägend. Aus dem einen Besuch wurden zwei und drei und dann mehr und mehr. Die Westkurve wurde wie mein Zuhause. Ich habe nie damit gerechnet, dass mir dieser Verein so sehr ans Herz wachsen würde, aber im Nachhinein war es die logische Konsequenz, weil es hier einfach anders ist als in jedem anderen Verein: Kampf, Einsatz, Wille und vor allem Herzblut ist das, was hier zählt. Hier lebt jeder für diesen Klub. Die ganze Stadt und viel mehr die ganze Pfalz stehen für den 1. FC Kaiserslautern.

Einmal hier gewesen, und ich war infiziert mit dem FCK-Gen.

"Ich war und bin stolz, obwohl die Bayern-Fans mich auslachten"

Je älter ich wurde, desto mehr bestimmte der Verein mein Leben. Ich war stolz, in der Schule zu sagen, dass ich Lautrer bin und nicht wie jeder Zweite ein Bayern-Fan. Oft wurde ich ausgelacht, weil mein Verein so langsam immer mehr abrutschte. Aber es war mir egal und ist es auch heute immer noch, da mir der Verein so viel gegeben hat, auch wenn ich mehr Schlechtes als Gutes erleben konnte.

Ich sah meinen Verein trotzdem noch in der Bundesliga spielen, ich sah wie sie 2008 doch noch wie ein Wunder die Klasse hielten, nachdem sie zuvor bis in die zweite Liga gerutscht waren. Und ich sah schließlich, wie sie sich wieder aufrafften und aufstiegen und im darauffolgenden Jahr fast sogar international spielten.

Auch wenn ich zu diesen Zeitpunkten noch relativ klein war, sind das die Momente, die einem immer noch ein Lächeln ins Gesicht zaubern und stolz machen.

Doch die Momente sind leider längst Vergangenheit. Mittlerweile kennt die junge Generation nur noch unsere Misserfolge.

"Es tat weh, als mein FCK an meinem Geburtstag den Aufstieg verpasste"

Es tat weh, zu sehen, wie mein FCK an meinem Geburtstag den Aufstieg in den Relegationsspielen verpasste. Es tat weh, zu sehen, wie danach Jahr um Jahr das Ziel Wiederaufstieg so knapp verfehlt wurde und von Jahr zu Jahr für jeden klarer wurde, dass unser Verein bald den Bach hinuntergeht. Letztendlich wurde es gekrönt mit dem erstmaligen Abstieg in die 3. Liga.

Und jetzt? Man steht auf einmal in einem anderen Stadion, um einfach mal neutral ein Bundesligaspiel zu sehen. Doch das einzige, was ich in diesen Momenten empfinde, ist Traurigkeit, denn eigentlich sollte doch mein Verein hier spielen und nicht Hoffenheim oder Rasenballsport. Stattdessen sehen wir, wie unser Verein mehr und mehr aus dem Sichtfeld der großen Klubs verschwindet.

Doch was ist das, was bleibt? Wir! Denn wir sind der 1. FC Kaiserslautern. Wir stehen immer hinter unserem Verein. Wir gehen immer in die Kurve oder reisen um die Welt für dich. Wir weinen nach bitteren Niederlagen, aber wir sind es auch, die wieder aufstehen wie beim ersten Drittligaspiel unserer Vereinsgeschichte. Wir leben dich!

"In guten wie in schlechten Zeiten: Für immer FCK!"

Es heißt man solle sich von dem trennen, was einen runterzieht. Und mein Gott, du ziehst uns mittlerweile Woche für Woche runter. Unser Herz blutet, niemand weiß, wie es weitergeht. Es wäre so leicht, dich zu verlassen, denn mittlerweile gibt es genug Vereine, die erfolgreicher sind und stressfreier. Aber sie sind halt einfach nicht wie du. Mit jeder Niederlage, mit jedem Misserfolg habe ich das Gefühl, dich noch mehr zu lieben. Es schweißt uns alle zusammen. Was woanders unmöglich ist, ist hier möglich.

Denn du bist was Besonderes, etwas, für das es sich zu kämpfen lohnt. Wenn es uns mal schlecht ging, warst du da. Sobald wir in der Kurve stehen, geht es uns gut, egal was gerade bei uns abgeht. Es ist wie eine große Familie, die hier zusammensteht. Jetzt ist es an der Zeit, dir etwas zurückzugeben. Für all die schönen Momente, die du uns geschenkt hast, für all die Freude, für all die Gänsehaut und vor allem dafür, dass es dich gibt!

Es heißt doch in guten wie in schlechten Zeiten. Und auch wenn es zur Zeit nur schlechte geben mag, ich werde dir immer die Treue halten. Ob in fünf Jahren in der Bundesliga oder in der Oberliga.

(Gastautorin Jana Rößler ist 20 Jahre alt und kommt aus der Nähe von Heidelberg.)

Quelle: Der Betze brennt
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon BetzeSebi » 14.02.2019, 11:04


Sehr schöner Bericht. echte Vereinsliebe.
Ich hatte teilweise echt Gänsehaut beim lesen. Da merkt man einfach, man kann die Frau wechseln, das Auto, den Job, aber niemals den Verein. Bis zum Tod, auch wenn man jedes Wochenende abkotzt.



Beitragvon KLKiss » 14.02.2019, 11:15


Jana hat geschrieben:... Kampf, Einsatz, Wille und vor allem Herzblut ist das...

Herzblut und Einsatz und Wille kommt nur noch von den Fans, das muss dringend wieder auf die Mannschaft überspringen.

Netter Bericht und cooles Foto :daumen:
K-Town we Love you :teufel2:



Beitragvon Oktober1973 » 14.02.2019, 11:58


Liebe Jana,

wer in der, wie von Dir beschriebenen Art, ohne dass sieben Sonnen am Himmel stehen, fest zum FCK steht, hat es verdient: dass sich hier viele frustrierte Schreiber ein Beispiel an Dir nehmen sollten

Dir auf der sportlichen wie auf der Managementseite etwas zurückgegeben wird, ohne nach dem Wenn und Aber zu fragen, die Bereitschaft vermitteln, dir die Möglichkeit in Zukunft geben zu wollen, dass Du auch die positiven Dinge nochmal erleben darfst, die die Älteren über Jahre mitnehmen durften

Du stehst auch stellvertretend für die, welche mit über 70 traurig im Stadion und beim Training stehen und sagen, dass sie dies nicht mehr erleben werden

Meine Hochachtung für soviel Herzblut, Treue und Durchhaltevermögen, was dem ein oder anderen hier fehlt !



Beitragvon pat1 » 14.02.2019, 12:50


Danke Jana fuer diesen Artikel!

Ich bin seit 1980 FCK Fan und es wird nie ein anderer Verein in meinem Herzen sein!

Je laenger der sportliche Misserfolg anhaelt ist doch jedem klar, dass das Herzstueck des Vereines die Fans sind.

Es sind nur die Fans die diesen Verein ausmachen!

In diesem Sinne! Forza FCK :teufel2: :doppelhalter:



Beitragvon super-jogi » 14.02.2019, 13:41


So was ringt mir echt respekt ab. Mit 20 Jahren solch eine Vereinsliebe.
In den Jahren deines Fanseins gab es viel mehr tiefen als höhen und dann solche Zeilen.......

:daumen:
Das Leben ist wie eine Klobrille. Man macht so einiges durch !



Beitragvon WernerL » 14.02.2019, 14:52


Hierzu passt dieser entlarvende Artikel:

https://www.zeit.de/sport/2019-02/champions-league-umverteilung-fussball-retten

Bayern München-Anhänger sind die Letzten die zu lachen haben, haben die doch nur den Erfolg gewählt, das menschlich einfachste!
Diese Trottel wissen aber genauso wenig wie dieser zustande kommt bzw. warum er bei einem HSV nicht eintritt.

Ich wundere mich nur noch warum gerade Bayern-(Heim)Spiele ausverkauft sind?

Die letzten Spiele die ich sehen möchte sind mittlerweile Spiele von Bayern München.

Der Fan fährt immer noch dahin um sich von einem vorbestraften A..club im Schnitt 5:1 abschießen zu lassen, sich hinterher Kommentare anzuhören wie " wir wollen, dass es langweilig bleibt (Hummels/ Müller) und sich tags drauf neuste News aus Football-Leaks anzuhören in denen Hoeness & Co sich weitere Vorteile an allen Richtlinien vorbei zugeschanzt haben die noch weniger Wettbewerb garantieren.

Hier ist der Fan eben tatsächlich selbst Schuld!
„Tradition ist eine Laterne, der Dumme hält sich an ihr fest, dem Klugen leuchtet sie den Weg.“ [George Bernard Shaw]



Beitragvon karsten » 14.02.2019, 15:35


@Jana, Du bist eine Granate :daumen:

Echt super geschrieben.

Ich bin seit meinem 7. Lebensjahr, also seit 1972 Fan dieses fantastischen Vereins.
Bis 1989 hat mich das rote Kommunisten Pack eingemauert, aber seit der Grenzöffnung, u.a., dann gleich mit DFB - Pokalsieg und Meisterfeier, Dank Gott Kalli, konnte ich viele schöne Momente meines Herzensverein erleben.
So wie Du schreibst, in guten und schlechten Zeiten, werde ich am 06. April wieder mit Hin - und Rückfahrt 1.200 km fahren, um das Spiel gegen den " Weltverein " aus Aalen live in meinem Wohnzimmer zu erleben.

Schade, dass Du auf Grund Deines jungen Alters viele Höhepunkte nur auf Video sehen kannst oder von Erzählungen vermittelt bekommst, aber es ist trotzdem bemerkenswert wieviel Dir der Verein bedeutet.
Es macht mich traurig, wenn ich sehe, wie sich der Verein aktuell gestaltet.
Richtig wütend macht mich, wenn ich das blöde Grinsen des aktuellen U21 Trainers sehe, das Spieleridol vergangener Tage



Beitragvon kalusto » 14.02.2019, 17:11


JANA ICH BIN BAFF VOR SOVIEL HERZBLUT!!!!!!!!!!!!!!! Über 70 Jahre bin ich FCK Fan,aber ob ich das in der heutigen Zeit geworden wär weß ich nicht. Hoffentlich bleibst du so,du hast noch viel Zeit vor dir.Ich wünsch dir und uns hoffentlich bald bessere Zeiten. :daumen: :teufel2:



Beitragvon Claudia » 14.02.2019, 19:26


20.August 1980, mein erstes Spiel auf dem Betze, danach war ich infiziert. Freut mich sehr, dass es jungen Frauen heute immer noch so ergeht. Wenn ich in letzter Zeit denke, schlimmer geht nimmer, dann nehme ich die Eintrittskarte von damals in die Hand, die ich immer bei mir trage und weiß, warum ich immer wieder komme. Hoffe, es geht Jana genau so.



Beitragvon Zoua » 14.02.2019, 20:07


Sehr stark geschrieben! Die Gefühle einfach gut in Worte gefasst. Der FCK wird nicht untergehen. Es werden vielleicht noch weitere harte Jahre kommen, aber die Fans werden weiter da sein und es kommen auch wieder bessere Zeiten ...



Beitragvon KIBKL1900 » 14.02.2019, 20:20


Chapeau. Ich bewundere immer wieder unsere viele jungen Fans, wo es heute zu Tage doch ein einfaches wäre, sich ein "cooleren" und erfolgreicheren Club zu suchen. Wir alte Hasen zehren ja noch ein Stück weit von den alten Zeiten. Ich habe zwei Meisterschaften und zwei Pokalsiege LIVE erlebt. Zig internationale Spiele auswärts beritten. Das alles haben diese jungen Menschen gar nicht, worin sie ab und zu mal schwelgen können. Deswegen ist es umso schöner zu sehen, dass da doch noch was nach kommt, was das "Flämmchen" am lodern hält. Ich persönlich leiste meinen Anteil schon seit Jahren mit voller Hingabe und habe unseren 7-jährigen schon "infiziert", was im Zeitalter von coolen BVB's etc. gar nicht so einfach war...



Beitragvon Peifedeckel » 14.02.2019, 22:31


Danke! Dieser Bericht spiegelt zu einem großen Teil auch meine Gefühlslage wider. Warum muss gerade in der jetzigen Zeit mein Verein so chronisch erfolglos sein? Warum müssen wir gerade in diesen Jahren regelmäßig um unsere Existenz bangen? Womit haben gerade wir das verdient, die doch eher wenig für die Fehler der Vergangenheit können?

Dann frage ich mich oft, warum ich mir das Ganze eigentlich antue, warum ich nicht woanders zum Fußball gehen sollte. Aber das ist einfach nicht möglich. Der FCK ist der Verein meiner Heimat, er ist schon in dieser kurzen Zeit ein eigentlich unverzichtbarer Teil meiner Identität geworden. Ein Leben ohne den Verein kann ich mir bis heute kaum vorstellen, auch wenn ich nur noch selten ins Stadion kommen kann. Es würde einfach ein Teil fehlen, ein Stück aus dem Herzen herausgerissen werden.

Manchmal frage ich mich, wer es eigentlich schwerer oder leichter von uns hat: Die "Alten", die diesen Niedergang in voller Länge ertragen mussten und den tiefen Fall überhaupt erst richtig begreifen können oder wir "Jungen", für die der FCK abgesehen von ein paar Erinnerungen aus der Bundesliga vor allem bedeutet: Frust, Häme, Mitleid, tiefe Traurigkeit und Wut und mit fortschreitender Zeit auch zunehmend Angst. Angst um die Existenz des Vereins, aber auch, zugegeben etwas egoistisch, darum, dass man mit einem Ruin des Vereins nicht nur die besten Zeiten verpasst hat, sondern man auch jegliche Hoffnungen auf irgendwelche zukünftigen geilen Erlebnisse begraben muss. Dann hat einem die Anhängerschaft zum FCK quasi die Chance genommen, mit einem Fußballverein einmal solche tollen Zeiten erleben zu dürfen.

Mit einem Fußballverein erlebt man Höhen und Tiefen über die Jahre hinweg. Sagt man immer. Oder bekommt man eher gesagt. Wenn der Verein abschmiert, haben wir ein kurzes Fußballfanleben gehabt, das größtenteils aus dem Erreichen immer weiterer Tiefpunkte bestanden hat. Denn eines ist klar: Stirbt der FCK, stirbt in diesem Moment auch der gesamte Fußball für mich.

Es muss irgendwie weitergehen. Wir warten doch schon lange darauf, auch mal endlich so richtig eskalieren zu können (nicht falsch verstehen). Ich bin gerade erst dabei, zu erfahren, was diese Zeit, diese Situation mit uns jungen Fans so alles macht. Auf jeden Fall bin ich gespannt, was das einmal für eine Generation werden wird, die trotz der Widrigkeiten zu unserem Verein gefunden hat. Nur dazu müssen wir erst einmal (im Profifußball) überleben. Fußballgott, geb uns nicht auf!
Betzenberg - Bastion der Emotion



Beitragvon Jannemann » 15.02.2019, 09:44


Sehr schöner Bericht und super geschrieben. Auf den Punkt genau. Auch ich kann ein Lied davon singen, wie es ist als FCK-Fan im Rheinland aufzuwachsen. Zwischen den ganzen Gladbach- und Dortmundfans war es im Kindergarten bzw. der Grundschule und auch später nicht immer einfach. Trotzdem war der Stolz immer da und besteht natürlich bis heute.
Ich bin der festen Überzeugung, dass auch wieder andere Zeiten kommen werden, wir müssen jetzt gemeinsam durch die nächsten (steinigen) Jahre.



Beitragvon Rheinteufel2222 » 15.02.2019, 11:00


Möchte mich anschließen. Schöner, ehrlicher und sympathischer Text. Vielen Dank dafür!

Jana hat geschrieben:...weil es hier einfach anders ist als in jedem anderen Verein: Kampf, Einsatz, Wille und vor allem Herzblut ist das, was hier zählt....


Auch wenn man fairerweise an dieser Stelle anmerken sollte, dass Kampf, Einsatz, Wille und Herzblut auch bei anderen Vereinen meistens nicht als völlig Scheiße gelten.
- Frosch Walter -



Beitragvon Hainbachteufel » 15.02.2019, 12:00


Schön geschrieben!! Habe mit meinen 55 J. zwei Pokalsiege und zwei Meisterschaften miterleben dürfen. Davon zehre ich heute noch. Wie viele andere sicher auch, leide ich seit langem wie ein Hund. Besserung leider nicht in Sicht. Und natürlich dennoch: Einmal Lautrer - immer Lautrer!! :teufel2:




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