Fragen, Antworten und Anekdoten zur Geschichte des FCK.

Beitragvon Thomas » 12.06.2013, 16:01


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Hall of Game: 1. FC Kaiserslautern – Borussia Dortmund 6:3 n.V. (1994/95)
Heulsuse Möller und der Marschall-Plan

von Rossobianco

Das 6:3 gegen Borussia Dortmund ist das wohl legendärste DFB-Pokalspiel in der Geschichte des 1. FC Kaiserslautern. In der Rubrik „Hall of Game“ blickt Rossobianco heute auf das Match vom 20. September 1994 zurück, nach dem selbst seriöse Medien von „kriegsähnlichen Zuständen auf dem Platz“ berichteten.

- Fotos vom Spiel: Kaiserslautern-Dortmund 6:3 n.V.
- Statistik zum Spiel: Kaiserslautern-Dortmund 6:3 n.V.

Es gibt sie ja, diese Fußballspiele, in denen alles passiert, was uns in ein Stadion zieht. Tore en masse, Comebacks kurz vor Schluss, gelbe und rote Karten, Elfmeter, Verlängerung, Schubsereien, gebrochene Knochen und wild gewordene Trainer.

Beim 1. FC Kaiserslautern gab es sowas zudem ja angeblich öfter als bei anderen Klubs. Und ein solcher Tag war der 20. September 1994. Die zweite Hauptrunde im DFB-Pokal zwischen dem frischgebackenen Vizemeister FCK - Thomas Helmer sei dank - und dem kommenden Deutschen Meister Borussia Dortmund. Flutlicht, Dienstagabend 20:15 Uhr, live in der ARD, das Fritz-Walter-Stadion deshalb wohl nicht ausverkauft, aber die Westkurve natürlich rappelvoll. 33.000 auf dem Betze, der alte Fritz selbst anwesend auf der Nordtribüne. Es war angerichtet!

Das letzte Bundesligaspiel gegen „Schwatzgelb“ war erst einen Monat zuvor in Dortmund 1:2 verloren gegangen. Die Roten Teufel fühlten sich dabei betrogen, da Karlheinz Riedle per Schwalbe einen Elfer raus holte. Der Gegentreffer von Stefan Kuntz kam zu spät, und ausgerechnet dieser hatte sich im Spiel zuvor bei Bayer Uerdingen ein Muskelbündel gerissen und musste zuschauen. Genug Zündstoff also für ein heißes Pokalspiel.

Der „Betze“ fing also mit nur zwei Spitzen an, denn damals waren es auch gerne mal drei: Den hochkarätigen „Kukuma“-Sturm des FCK bildeten in der Saison 1994/95 Stefan Kuntz, Pavel Kuka und der neu hinzugekommene Olaf Marschall. Gegen Dortmund mussten Marschall und Kuka es als Duo richten. Dahinter ein offensiver Andy Brehme über links und eine hängende Spitze Martin Wagner noch vor Stratege Ciriaco Sforza. Das ganze weit vor der Mittelinie, denn dahinter thronte der Meister der Übersicht, Miroslav Kadlec. Es war auch das von der Presse stilisierte Match der beiden besten Liberi der Bundesliga, mit Franco Baresi vielleicht die besten der Welt: Miro Kadlec gegen Matthias Sammer.

Der FCK kam schleppend ins Spiel, Sammer spielte deutlich offensiver und hatte etwas mehr Bindung als auf der anderen Seite Kadlec. Die Borussen kontrollierten den Raum und Lautern konnte das Bällchen nicht so laufen lassen. Das führte zu harten Zweikämpfen im zentralen Mittelfeld. Bereits nach 20 Minuten kam es zum ersten Ballyhoo. Sforza führt den Ball im Mittelkreis, Andy Möller kommt von vorne und haut Ciri ohne Chance auf den Ball den Ellenbogen auf den Solarplexus, ein astreiner Bodycheck, aus vollem Lauf. Sforza fällt um wie ein Brett. Rudelbildung. Gerry Ehrmann stürmt aus dem Kasten und mäht Zorc weg. Brehme wirft sich dazwischen. Sforza muss mit Verdacht auf Rippenbruch raus und „Heulsuse“ Möller wird zum Buhmann der Westkurve: „Haut den Möller um, haut den Möller um!“ FCK-Trainer Friedel Rausch wird gegen den Dortmunder Co Michael Henke handgreiflich. Dessen Chef Ottmar Hitzfeld zeigt der kompletten FCK-Bank den Vogel und den Scheibenwischer. Es gab damals keine Coaching-Zone und erst recht keine vierten Offiziellen. Herrlich! Heutzutage hätte es wohl zwei Rote Karten und drei Tribünenplätze gehagelt, damals war das einfach „Pokal“ und „Betze“. Möller sah übrigens nicht mal Gelb.

Dortmund nutze die Verwirrung geschickt aus, brachte immer wieder Sammer in Ballbesitz. Matthias Hamann, der für Sforza kam, konnte sich dagegen nicht so schnell ins Spiel einfinden. Außer einer guten Schusschance für Olaf Marschall aus 17 Metern kamen die Roten Teufel nicht gefährlich vor die Kiste von Stefan Klos. Einige Minuten vor der Pause bediente Sammer außen Stefan Reuter, der ließ abtropfen auf Flemming Povlsen, Zuckerflanke auf Stephane Chapuisat, Kopfball, 0:1 (38.). Insgesamt verdienter Zwischenstand zur Halbzeit.

Nach der Pause der FCK sofort aggressiv, mit dem Ziel ein Zeichen zu setzen im eigenen Stadion und zudem jetzt auf die Westkurve spielend. Schon nach zwei Minuten stoppt Dirk Anders einen BVB-Angriff mit einem weiten Schlag auf Kuka, der kann den Ball kontrollieren, legt erneut ab auf Anders, der aus dem Rückraum durchzieht und aus 19 Metern gewaltig einnetzt (48.). Der frühe Ausgleich, wichtig fürs Spiel und die Dramatik, die jetzt erst richtig losgehen sollte.

Anders riss sich beim Torschuss die Bänder, besser gesagt danach, weil Steffen Freund hinterher noch den Schlappen drauf hielt. Eigentlich ebenfalls dunkelgelb. Er konnte nicht weiter machen, musste runter, dafür kam Marco Haber. Allerdings verletzte sich noch vor dieser Auswechslung auch Olaf Marschall, ebenfalls am Fuß, nach Zweikampf mit Bodo Schmidt. Gerry Ehrmann legte einen Sprint zum Linienrichter hin und fuchtelte in der Nähe dessen Nasenbeins mit seinen Tarzan-Pranken durch die Lüfte. Friedel Rausch flitzte über den Platz, um zu sehen, wen er nun tatsächlich auswechseln musste, denn damals waren nur zwei Auswechslungen erlaubt, als drittes durfte bestenfalls noch der Keeper wechseln. Er entschied sich für Anders, Marschall spielte weiter, mit Knöchelblessur, später stellte sich der Verdacht auf Mittelfußbruch wenigstens „nur“ als Bänderdehnung heraus. Lautern also weiterhin zu elft, „Füßbollgött“ Olaf spielte mit kaputtem Knöchel weiter, unglaublich. Das Spiel bereits jetzt allein durch Foul-Unterbrechungen etwa zehn Minuten hinter der Zeit.

Kurz darauf die nächsten Handgreiflichkeiten zwischen Sammer und Hamann. Doch in der Folge verstand es der FCK nicht, das heiße Spiel zu beherrschen. Hamann verlor den Ball nach schlampigem Haber-Pass an Möller, der spurtete an, spielte in den Lauf von Povlsen auf halbrechts, und der wiederum ließ Gerry aus elf Metern im spitzen Winkel keine Chance. Das 1:2, der „Betze“ wieder hinten (57.).

Das Spiel wurde noch intensiver, Ruppigkeiten waren an der Tages- bzw. Minutenordnung. Marschall verletzte sich in der Schlussphase der regulären Spielzeit erneut am bereits lädierten Fuß und konnte eigentlich nur noch humpeln. Zeitgleich riss sich Flemming Povlsen ohne Einwirkung von Kadlec das Kreuzband, musste runter, für ihn kam der spätere Lauterer Thomas Franck. Der dänische BVB-Kultstürmer Povlsen kam nach dem zweiten Kreuzbandriss seiner Karriere nicht mehr auf die Beine und wurde einige Monate später mit nur 29 Jahren Sportinvalide. Der eingewechselte Franck indes war heiß wie Frittenfett, aber leider nicht schnell genug für Kuka, fällte diesen nach bereits zwei Minuten, sah Gelb. Nur weitere sechs Minuten später lief ihm Kuka erneut an der Mittelinie weg, er zog ihn zu Boden. Das war auch für den legendären Betzenberg ein Topwert: In der 72. Minute drauf, in der 80. zum Duschen!

Und jetzt war die Kurve am explodieren! Ohnehin schon ein richtiges Betze-Spiel, doch in den letzten regulären zehn Minuten peitschten die Schlachtrufe der 13.500 Westkurven-Krischer die Teufel nach vorne wie ein Orkan. Nix „Humba“, kein „Forza FCK“, kein Megaphon, kein Einklatschen! Einfach „Heja, heja“, „Kämpfen Lautern“, „Allez, allez“. Kein Gesang! Infernalisches Gebrüll!

89. Minute: Einwurf Haber, Kadlec zu Wolfgang Funkel, weiter Schlag auf Brehme, Flanke auf Hinkefuß Marschall, Schmidt dazwischen, aber nicht mit dem Kopf! Handspiel! Dass Marschall ihm unten die Beine wegzog und er gar nicht anders konnte, um die Balance zu halten, war damals egal. Damals gab es noch Elfer für Kaiserslautern in entscheidenden Szenen! So jetzt auch. Andy Brehme, der Held vom Rom, wer sonst. Wie immer, Elfmeter mit rechts! Und die gleiche Ecke wie in Italien 1990. Der Ausgleich! 2:2, Verlängerung und Lautern in Überzahl, wenn man Marschall als vollwertigen Spieler werten konnte.

Dortmund kam besser rein, war wacher. Sammer jetzt nur noch vorne. Bester Mann auf dem Platz, gewiss! Und dann das: Möller wurschtelt am Strafraum rum, legt ab auf Sammer, der tunnelt Axel Roos, links unten schlägts ein. Erneute Führung, die dritte für Dortmund, und das in Unterzahl! Spätestens hier würden die meisten der heutigen Kicker depressiv am Boden liegen und ans Abendessen mit der Mutti oder an das nächste Vertragsgespräch mit dem Berater denken. Nicht so der FCK von 1994!

Im direkten Gegenzug nach dem Anstoß gibt Funkel, der jetzt auch stürmte, Julio Cesar eine Kopfnuss mit, der Brasilianer muss benommen zur Behandlung. Dortmund also nur noch mit neun Mann auf dem Rasen, zentral fehlt Cesar jetzt. In diese Lücke sprintet Wagner, sein Pass auf Kuka wird von Knut Reinhard in die Mitte geklärt, da steht Kadlec... 25 Meter zum Tor, Außenspan, ein Strich, 3:3!

Absoluter Wahnsinn, das dritte Comeback in einem Spiel! Dortmund, insbesondere Sammer nun etwas entnervt! Verständlich. Jetzt beiderseits keine sauberen Aktionen mehr im Mittelfeld, fast jeder Zweikampf mit Feindberührung, Fehlpassorgien. Lange Flanke von Kuka ins Nichts, Dortmund klärt überhastet, Kadlec holt sich das Leder, bedient Brehme, der wieder mit seiner linken Banane auf den Elferpunkt. Da steht, oder besser humpelt Marschall. Der legt sich quer in die Luft, reckt den rechten großen Zeh hoch und bugsiert das Ding an Klos vorbei ins Tor. Die erste Führung für die Betzebuben, nach 102 Minuten! 4:3 ausgerechnet durch Marschall. Mehr Drama geht nicht!

Zwischendurch im TV ein Interview mit Ciri Sforza, der aus dem Krankenhaus zurück war. Üble Beschuldigungen gegen Andy Möller, heute würde ein Pressesprecher solche Interviews während des Spiels sicher nicht dulden. Einfach ein geile Zeit damals!
Dortmund bemühte sich weiter, brachte Kalle Riedle und löste die Libero-Position auf, doch der „Betze“ war jetzt spielerisch klar im Vorteil, hatte viel Raum. Die gelbe Abwehr war platt, der FCK läuferisch in einer Topverfassung. Hengen läuft durchs halbrechte Feld, raus zu Haber, der spielt am Fünfer quer zum freien Kuka, 5:3 für Lautern (114.)! Die Entscheidung!

Eine Minute vor dem Ende ein Kopie dieser Szene. Hengen am Strafraum, legt wieder ab auf Haber, die Flanke dieses mal hoch, Martin Wagner köpft das 6:3. Der Betzenberg ein Fahnenmeer! Und seit dem 4:3 dröhnt „Aida“ durch die Kurve, der Triumphmarsch! Dauergesang vom Feinsten, und das ganz ohne vorher verteilte Textzettel.

ARD-Kommentator Wilfried Mohren zitierte einen „Pokalfight par excellence, der ab und an darunter litt, dass der ein oder andere die Nerven verlor“. Als Betzebub muss man natürlich sagen, das Spiel lebte davon, dass sich zwei Mannschaften, die zu den Granden dieser Zeit zählten mit Rasierklingen unter den Armen begegneten und es so erst zu dem Wahnsinns-Kick wurde, der uns allen bis heute im Gedächtnis bleibt. Lauterns Manager Rainer Geye hatte nicht unrecht mit seiner Aussage unmittelbar nach dem Pokalfight: „Diese Partie geht genauso in unsere Geschichte ein, wie das 7:4 gegen Bayern München oder das 5:0 gegen Real Madrid.“

Andere Beteiligte setzten den Fight nach dem Spiel mit aus heutiger Sicht fast undenkbarer Direktheit fort - sozusagen die verbale Verlängerung der Verlängerung. „Das war heute Pogromstimmung. Der Schiedsrichter ist umgefallen wie eine Primel“, ließ sich Dortmunds Präsident Gerd Niebaum zitieren. „Die Dortmunder sollen nicht so ein Theater machen. Wir sind doch nicht im Kindergarten“, konterte Andy Brehme. Und FCK-Trainer Friedel Rausch ergänzte: „In der Bundesligapartie in Dortmund sind wir beschissen worden. Die ständigen Anschuldigungen können wir uns nicht bieten lassen.“ Auslöser des ganzen Tumults war die Tätlichkeit von Möller gegen Sforza, zu der auch Schiedsrichter Hermann Albrecht noch eine interessante Ergänzung nachreichte: „Ich habe bei der Unterbrechung Möller zu dem Vorfall befragt. Er hat zu mir gesagt: Ich schwöre ihnen, ich habe Sforza nicht berührt.“

ARD-Moderator Waldi Hartmann, damals noch mit buschiger Oberlippen-Behaarung, zog im Anschluss an das Spiel die Lose für die nächste Runde mit Fritz Walter. Der bescherte den Roten Teufeln ein weiteres Heimspiel gegen Zweitligist Fortuna Köln, das mit 7:3 gewonnen werden sollte. Eine Zeit also auch, in der der FCK noch Tore am Fließband erzielte, wenn er mal einen Lauf hatte. Die Pokalsaison endete erst im Halbfinale, ebenfalls ein denkwürdiges Spiel, in Mönchengladbach. Aber davon sollen Axel Roos und Martin Dahlin erzählen.

Als die Flutlichter an diesem 20. September 1994 ausgingen, gegen 23:10 Uhr, nach zehn Gelben, einer Roten Karte, nach einer Bruttospielzeit von 136 Minuten, verließen diese Pokalhelden das ehrwürdige Fritz-Walter-Stadion am Betzenberg:

Ehrmann - Kadlec - Roos, Funkel - Hengen, Anders (52. Haber), Sforza (20. Hamann), Wagner, Brehme - Kuka, Marschall

Quelle: Der Betze brennt
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Hans Dampf » 12.06.2013, 16:16


Als wär´s gestern gewesen. Hammer Rückblick. Hab feuchte Hände bekommen vor Aufregung. War damals wie immer im Stadion. Sensationelles, geiles, aggressives Spiel. Früher war doch (fast) alles besser :)
!! druff un dewedder !!



Beitragvon Lonly Devil » 12.06.2013, 16:25


https://www.youtube.com/watch?v=48grx-7 ... H-y_g9MkxO
Zitat: "Willst Du Unkraut dauerhaft vermeiden, musst Du die Wurzel ausreißen."
Gott mag gewisse Machenschaften eventuell vergeben, ICH NICHT!



Beitragvon Ktown2Xberg » 12.06.2013, 16:26


Gänsehaut. Danke für den schönen Rückblick, Rosso!

Ich war damals 14 Jahre jung und hab's mit meinen Geschwistern am TV verfolgt. Dieses Spiel haben mein Bruder und ich noch Monate später auf dem Bolzplatz nachgespielt...

Kadlec, Kuntz, Kuka, Wagner - die Elf der Rückrunde 93/94 wird für immer im Herzen "meine" FCK-Elf bleiben :love:

Geile Zeit, indeed.



Beitragvon Lonly Devil » 12.06.2013, 16:33


Ja, einige Spieler dieser Ära haben sich für immer in meiner Erinnerung fest gesetzt.

Warum bekomme ich immer Pipi in die Augen, wenn ich mir die alten Videos ansehe ?
https://www.youtube.com/watch?v=48grx-7 ... H-y_g9MkxO
Zitat: "Willst Du Unkraut dauerhaft vermeiden, musst Du die Wurzel ausreißen."
Gott mag gewisse Machenschaften eventuell vergeben, ICH NICHT!



Beitragvon Petz » 12.06.2013, 16:34


Ehrmann Ehrmann Ehrmann Ehrmann Ehrmann Ehrmann Ehrmann Ehrmann Ehrmann Ehrmann Ehrmann Ehrmann
Das waren noch Kaliber :D :teufel2:
Am vorletzten Spieltag bezwang Kaiserslautern den Mitaufsteiger VfL Wolfsburg daheim mit 4:0, während der Konkurrent aus München beim MSV Duisburg nur ein 0:0 erreichte. Lautern hatte damit vor dem letzten Spieltag einen uneinholbaren Vorsprung von vier Punkten und stand als Meister fest.



Beitragvon OWL-Teufel » 12.06.2013, 16:35


Da sag noch einer, früher sei nicht alles besser gewesen.

Fußball am Rande der Körperverletzung (ich erinnere mich noch, wie ich mit süßen 15 sicherheitshalber Eimer unter den Fernseher gestellt habe, um das Blut aufzufangen und den Teppich zu schonen), Akteure, die ihren Emotionen ohne Rücksicht auf übersensible Verbände verbal direkt freie Bahn ließen und ein Spiel, welches heutzutage wahrscheinlich mangels Akteuren auf dem Platz abgebrochen werden müsste. Dazu eine Stimmung, die am TV auch so rüberkam, wie sie war - ohne verzerrende zensorische Mikrofonausrichtungsmaßnahmen.

Ich war zwar selber noch nicht vor Ort, aber das erste Spiel dieser tollen Serie, welches ich bewusste erlebt habe.



Beitragvon daachdieb » 12.06.2013, 16:37


Schöner Bericht!
Ich war damals doppelt so "jung" wie @grasnarbe und mit meinem alten Herrn im Stadion. Daß mein Vater vom Leder ziehen kann wußte ich. Was er aber während dieses Spiels rumgezetert hat ließ mich das ein- oder andere mal die Augen verdrehen. Danach sah ich den Alten mit anderen Augen.
Unvergessen.
Oderint, dum metuant
fck-jetzt.de



Beitragvon WernerL » 12.06.2013, 16:42


Ich hasse solche Berichte...zum KOTZEN...!

Vor allem wenn am sieht was aus dem FCK seitdem geworden ist...und nicht nur das...

Man kommt sich heute so vor, als wäre das damals garnicht wahr gewesen, so lange ist das schon her..!

Heute graupen wir als Fahrstuhlmannschaft durch die Lande und das als einer der größten Traditionsvereine überhaupt...oh Mannomann...

Der Betze gehört ner Bank und die Bayern gewinnen fast nur noch bei uns auswärts...

Es darf doch echt alles nicht wahr sein...!!! :( :| :? :cry:
„Tradition ist eine Laterne, der Dumme hält sich an ihr fest, dem Klugen leuchtet sie den Weg.“ [George Bernard Shaw]



Beitragvon Scrooge McDuck » 12.06.2013, 16:52


Thomas hat geschrieben:Nix „Humba“, kein „Forza FCK“, kein Megaphon, kein Einklatschen! Einfach „Heja, heja“, „Kämpfen Lautern“, „Allez, allez“. Kein Gesang! Infernalisches Gebrüll!

Damals gab es auch schon einen Einpeitscher, der die Menge heiß machte. Der hatte sogar die Anzeigetafel zur Verfügung, was ja im Video zweimal schön zur Geltung kommt. Nicht alles verklären, damals war der Einheizer halt Udo.
Vigilo confido.



Beitragvon Hans-Peter Brehme » 12.06.2013, 16:53


Rosso hat geschrieben:... „Allez, allez“...

Bist Du Dir da ganz sicher?

Petz hat geschrieben:Ehrmann Ehrmann Ehrmann ...

Herrlich, wie der nach dem oberfiesen Foul von dieser elendigen Möller-Drecksau die (ebenfalls höchste Affinität zur Weinerlichkeit aufweisende) "Susi" Zorc abräumte. :teufel2:

Oh leck, war das eine giftige Stimmung im Stadion. Unvergesslich! Hass vom Allerfeinsten...
"Go to where the puck is going to be!" (Wayne Gretzky)



Beitragvon Rossobianco » 12.06.2013, 17:01


Scrooge McDuck hat geschrieben:Damals gab es auch schon einen Einpeitscher, der die Menge heiß machte. Der hatte sogar die Anzeigetafel zur Verfügung, was ja im Video zweimal schön zur Geltung kommt. Nicht alles verklären, damals war der Einheizer halt Udo.


Und in jedem Block standen ein oder zwei Personen mittendrin, die ohne Megaphon vorsingen konnten ;-)
Aber sicherlich... das war auch nicht in jedem Spiel so...
Es ist keine Kritik und keine Verklärung, Scrooge.... nur eine Hommage!
"Ich weiß, wie die Deutschen ticken,... ich war in Kaiserslautern"
(Pep Guardiola, 1991 als Spieler des FC Barcelona in der Champions League am Betzenberg zu Gast, vor seinem Engagement in München.)
rossobianco | fidei defensor
:teufel2:



Beitragvon Rossobianco » 12.06.2013, 17:04


Hans-Peter Brehme hat geschrieben:
Rosso hat geschrieben:... „Allez, allez“...

Bist Du Dir da ganz sicher?


Was hast du gesungen oder besser "gebrüllt"? :-D
>>Allez<< oder >>Ole<<? Ich hab
>>Kaiserslautern allez, allez, allez...<< "gesungen"
"Ich weiß, wie die Deutschen ticken,... ich war in Kaiserslautern"
(Pep Guardiola, 1991 als Spieler des FC Barcelona in der Champions League am Betzenberg zu Gast, vor seinem Engagement in München.)
rossobianco | fidei defensor
:teufel2:



Beitragvon wkv » 12.06.2013, 17:08


Ich hab gar nix gesungen, ich hab strafrechtlich relevante Dinge gerufen, fortwährend, Aufforderungen zur Körperverletzung auf dem Feld, hab schlimme, schlimme Wörter benutzt und gejubelt, wenn mal wieder einer auf dem Boden lag und weinte.

Ich bin ein schlimmer Mensch gewesen. :D

Ich bin sicher: Hätte damals einer aufgerufen, den Platz zu stürmen, man wäre gefolgt.

Mehr Hass hab ich nur gegen den Waldhof oder die Bayern erlebt. Mehr Aggression. Mehr Mordslatte mit dicken Cojones.
Zuletzt geändert von wkv am 12.06.2013, 17:10, insgesamt 1-mal geändert.



Beitragvon Rossobianco » 12.06.2013, 17:10


@ wkv: hahaha.... :D :teufel2: :verbeug:
@ thomas: hier fehlt eindeutig der "like" button!!!
"Ich weiß, wie die Deutschen ticken,... ich war in Kaiserslautern"
(Pep Guardiola, 1991 als Spieler des FC Barcelona in der Champions League am Betzenberg zu Gast, vor seinem Engagement in München.)
rossobianco | fidei defensor
:teufel2:



Beitragvon wkv » 12.06.2013, 17:16


Und ich erinnere mich, dass der BvB danach ein Spiel beim KSC hatte, und ähnlich gerupft wurde auf dem Platz....

Was haben die gejammert....



Beitragvon Alt FCK'ler » 12.06.2013, 17:24


Genauso war das damals!!!

DAS war der Betze den ich gekannt habe!

Und selbst wenn Spiele verloren wurden, der Einsatz, der Wille, der Kampf - da war immer alles da. Wenn verloren wurde, waren die Gegner halt an dem Tag einfach besser, oder wir wurden beschissen :D
Es gibt auch sicher heute noch einige Spielertypen die all die "Betzetugenden" an den Tag legen, aber die spielen nicht mehr ALLE in einer FCK Mannschaft (wenn man die meisten Spiele der letzten Saison so betrachtet eher gar keiner mehr :( ). Einfach leidenschaftslos...

Auch die Beschreibung der Fanszene stimmt haargenau! Sorry, aber mit Vorsängern, zig verschiedenen Fangruppierungen die ihr eigenes Süppchen kochen, oder schwarzgekleideten Fans kann ich nix mehr anfangen.

Ich bin froh, das meine "aktive" Betzezeit 1998 geendet hat - von da an gings auch bergab (Zufall?) :teufel2: :lol:



Beitragvon Elwood » 12.06.2013, 17:37


Danke Rosso, genialer Rückblick auf eines der geilsten Spiele, die ich jemals gesehen habe. Ich lag sogar, was sonst so gut wie nie vorkommt, mit dem Ergebnis richtig. Mein Schwager und ich standen damals im Block 1a, dem "Hetzerblock" zwischen Nordtribüne und Gästeblock. Er hatte nach dem dritten Tor der Zecken die Schnauze voll und wollte schon raus. Ich hab gesagt: "nix da, wir bleiben, wir gewinnen das noch."
Was haben wir gekämpft, auf dem Platz und auf den Rängen!
"Heulsuse Möller", "Sammer wir wissen wo dein Trabi steht", "schw... BVB", der Schiri hat sich auch seinen Tinnitus abgeholt. Jedes Foul am Gegner frenetisch mit "Haut drauf, Kameraden" besungen, Gerry bekam quasi das eiserne Kreuz verliehen. :D
Zwischendurch haben wir den Gästeblock mit Schalke-Rufen provoziert und jede Menge Bier und anderes als Antwort bekommen. Einen Vorsänger gabs damals noch im Kirchenchor.
Bei jedem Tor mindestens drei Stufen den Standort verloren; man konnte richtig das Wackeln der Tribüne spüren.
Dazu die Flutlichtatmosphäre und die geile Aussicht auf die entfesselte Westkurve, unvergesslich!
Das Spiel an sich war großteils grottig, aber was haben die Betzebuwe die Dortmunder niedergekämpft. So was würd ich wenigstens ansatzweise gern mal wieder sehen!
So, jetzt schau ich mir die Videos an, Danke @Lonely Devil.
Wir würden nie zum FC Bayern gehen .....



Beitragvon wkv » 12.06.2013, 17:43


Ja, der gute alte Hetzerblock. Da stand ich mal gegen Frankfurt drin, als wir in Liga 2 damals 5:0 gewannen....

Nach jedem Tor kam von mir an die Frankfurter im Hetzerblock "Jungs, lebbe geht weida"....irgendwann haben die Ordner mich rausgezerrt, ich hätte den Frack mächtig gebügelt bekommen.....



Beitragvon Lestat » 12.06.2013, 17:58


Haut den Möller um, haut den Möller.....

Alle auf die 10, alle auf die 10, alle alle alle auf 10 :teufel2: :teufel2:

Was ein Pokalspiel: Andy Möller wird endgültig zum "Liebling der Westkurve".
Die BLÖD schreibt am nächsten Tag was vom Fußballkrieg am Betze usw
Ja hier stand mal eine Signatur.
Diese wurde nach über 3,5 Jahren von den Moderatoren gelöscht (aufgrund einer Beschwerde) weil sie nicht den Forumsregeln entsprechen soll. Das zu sage ich jetzt besser nichts.



Beitragvon Mörserknecht » 12.06.2013, 18:40


Damals stand ich im 8er unten hinter dem Tor. Als Marschall, der kaum noch stehen konnte, geschweige denn laufen, den Ball zum 4:3 über den Klos gelenkt hat, war das gefühlt wie in Zeitlupe. Der Jubel bahnte sich unaufhaltsam seinen Weg von innen heraus. Ich werde diesen Moment nie vergessen. :teufel2:
Gislason, wink emol!



Beitragvon der ilse » 12.06.2013, 18:50


dabei.spiele die man nie vergisst. cool auf dem foto bin ich auch drauf. schön auf dem zaun im 7er zum 8er.
Freiler ist häßlich



Beitragvon Berthold » 12.06.2013, 19:32


Ohja, meine Fresse, dass waren noch Zeiten wo der Betze bebte und gekämpft wurde. :teufel2:

Wenn ich uns heute sehe. :nachdenklich: :nachdenklich:
Der Schlüssel zum Erfolg ist Kameradschaft und der Wille, alles für den Anderen zu geben.
(Fritz Walter)



Beitragvon super-jogi » 12.06.2013, 19:39


:danke:

Nach dieser Saison tut es richtig gut sich zu erinnern, wie geil der Betze früher doch war. Nicht dieses lauwarme Gekicke, das man sich momentan antun muss.

Die Jungs von damals waren und sind meine Helden.

In diesem Sinne: Haut den Möller um !
Das Leben ist wie eine Klobrille. Man macht so einiges durch !



Beitragvon Otti Feldhagel » 12.06.2013, 19:48


Danke für den großartigen Bericht!
Und für die Gelegenheit, sich in dieser tristen Pause nochmal an den damaligen FCK als furiosen Hammer der Liga erinnern zu dürfen.
Nach dem Alltime-fave 7:4 und unserem 5:0 gegen die Madrilenen meine klare Nummer 3 in unserer großen Historie.
Mehr Emotion als damals geht nicht! Ich bin damals in der West gestorben und wiederauferstanden, und zwar permanent.. :teufel2:




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