Habe jetzt eine Nacht drüber geschlafen, der „Schock“ saß gestern ziemlich tief. Man kann es unschwer an meinem Nick erkennen, dass ich ein absoluter Gerry Ehrmann Fan war und bin. Ehrmann und „Teddy“ de Beer waren meine absoluten Idole. Unvergessen seine Leistungen als Spieler, seine legendären Ausflüge aus dem 16er, seine Spielweise im Allgemeinen. Das war Betze, das wollten die Fans sehen. Einer, der den Acker umgräbt, mit bloßen Händen. Ob Gerry, Tarzan oder Rambo, alle Namen haben zu seinem Auftreten und seiner Spielweise gepasst. Schaut man zurück in die erfolgreichen Zeiten, so war Gerry immer dabei, ob als Spieler oder Torwarttrainer, er hat mehrere Jahrzehnte den FCK mitgeprägt. Gerry war einfach FCK, ein etwas rauher Zeitgenosse, keine Labertasche, aber ein Kämpfer und Identifikationsfigur. Selbst in die 3. Liga ist er mitgegangen und hat somit seine Verbundenheit zum Ausdruck gebracht. Dazu seine Leistungen als Torwarttrainer. Jahrelang war „Gerry´s Flugschule“ Sinnbild erfolgreicher Talentschmiede. Gerry hat das Auge für den Torwart gehabt. Wer bei Gerry in der Schule war, der konnte sich normalerweise auch auf dem Platz durchsetzen. Es war aber auch schon immer klar, dass „seine“ Torhüter nicht unbedingt Herrscher des Strafraums werden, er hat den Fokus auf andere Dinge gelegt, oder legen müssen. Dennoch sind ein Wiese, Trapp etc. durch ihn groß geworden und hatten das nötige Rüstzeug um eine erfolgreiche Karriere zu starten.
Natürlich waren nicht alle Torhüter gleich oder nur wegen ihm Nationaltorhüter, aber Ehrmann war und ist zweifelsohne ein Torwarttrainer, der besonders und erfolgreicher war als bspw. andere seiner Riege. Wer weiß schon, wer in Wolfsburg, Augsburg oder Schalke TW Trainer ist?
Irgendwann hat es sich verselbstständigt, dass er zur Legende geworden ist. Und ja, durch seine Leistungen und die Vereinstreue, die heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist, wurde Gerry zu einer, wenn nicht DIE Identifikationsfigur des FCK. Er war die letzte Konstante, einer, der die erfolgreichen Zeiten mitgeprägt hatte, der einer von uns war und ist.
Deswegen war der Schock gestern sehr groß. Meine ersten Reaktionen waren Wut, Trauer, Fassungslosigkeit. „Was machen die mit meinem Gerry??“ Ich kann euch sagen, da war alles im Kopf, alle Gedanken, es hat gearbeitet und zum Glück habe ich nichts geschrieben.
Mit etwas Abstand muss ich wohl einsehen, dass diese Suspendierung sehr wohl seine guten Gründe hat. Kann mir auch vorstellen, wie Ehrmann sich verhalten hat und dass es irgendwann auch zu viel des Guten war.
So brutal die Trennung nun ist, sie war wahrscheinlich konsequent und damit muss ich als Fan damit klarkommen, es aber auch akzeptieren. Gerry hat leider auch in der letzten Zeit auch bei mir diesen „Heldenstatus“ eingebüßt. Zu sehr hat er sich in Vereinspolitik eingemischt, hat Partei ergriffen, das war mehr als unglücklich. Dennoch schmälert das nicht seine Leistungen.
Und so bin ich nun am Verarbeiten, am Akzeptieren und am Überlegen.
Unterm Strich ist diese Trennung wahrscheinlich richtig, was mich aber mehr stört ist das Wie und der Zeitpunkt. Blöder kann man es nicht treffen. Ich hätte mir (wie viele) gewünscht, dass er einen sauberen und ehrenhaften Abschied auf dem Betze bekommt. Und vielleicht noch eine geeignete Staffelübergabe an seinen Nachfolger macht (Sippel?? OK, vielleicht zu viel Romantikerherz…

) Aber dieser Abgang schmerzt doch sehr. Ich frage mich, wieso man es bei Ehrmann (trotzt der berechtigten Gründe) nicht versucht hat das „sauber“ am Saisonende zu vollziehen. Das macht mich etwas ratlos und stutzig. Aber es ist leider nicht zu ändern.
Seit gestern ist etwas anders bei mir. Ein FCK ohne Ehrmann ist schwer vorstellbar, aber irgendwann musste der Punkt ja kommen.
Mich schmerzt irgendwie viel mehr, was aus dem FCK, aus meinem Verein geworden ist. Man denkt, es kann nicht schlimmer kommen und dann wird man durch solche Meldungen eines Besseren belehrt. Es ist die letzten Jahre schon viel bei mir kaputt gegangen, gestern kam wieder etwas dazu. Der FCK ist nicht mehr das was er mal war. Kein 1. Ligist, die Stimmung nicht mehr das was den Betze ehemals so ausgezeichnet und stark gemacht hat, Grabenkämpfe unter den Fans...
Ich muss versuchen das zu akzeptieren, zu verarbeiten. Es tut halt weh, weil dieser Verein mir (und vielen anderen auch) so ans Herz gewachsen ist und sich seit einiger Zeit aber irgendwie selbst zerstört.
Ich werde diesem Verein nie den Rücken kehren, zu sehr schlägt mein Herz rot-weiß, so viel habe ich durchgemacht. Es ist fast wie ein Eheversprechen „wie in guten so auch in schlechten Zeiten“. Wir durchlaufen halt leider schon „ewig“ diese schlechten Zeiten. Sie nagen an einem, sie rauben Kräfte, sie sind einfach anstrengend. Es nervt nur noch.
Es wird sehr schwer den FCK wieder in ruhigere und vor allem erfolgreichere Gewässer zu manövrieren. Ich wünsche der Gruppe Merk alles Gute dabei, viel Durchhaltevermögen und gute Nerven. Es ist eine Herkulesaufgabe diesen Verein wieder auf Vordermann zu bringen. Ich traue es ihnen allerdings zu. Ich denke, dass sie die richtigen Männer am richtigen Platz zur richtigen Zeit sind. Es braucht aber Zeit, es geht nicht alles auf Knopfdruck. Zu viel lief die letzten Jahre schief. Ich vertraue ihnen weiter, aber ich merke, dass ich diese Leere in mir gerade noch verarbeiten muss. Schade, dass der FCK so tief gesunken ist.
Schade auch, dass die "Ära Ehrmann" so enden muss. Ob es die richtige Entscheidung war, wird sich zeigen, es ist allerdings eine explosive Situation. Man kann vieles gewinnen, aber auch alles verlieren.
Und zu guter Letzt sage ich Gerry Ehrmann Danke für alles. Für seinen Einsatz, für sein Herzblut und seine Treue zum FCK! Auch wenn die Entscheidung wohl richtig ist, so bleiben doch 36 Jahre, die Gerry in seiner Art und Weise geprägt hat. Danke dafür!
Gerry hat mein Fußball-Leben mitgeprägt, deswegen schmerzt es so... mehr kann ich gerade auch nicht schreiben...