@JohannesS
Zunächst einmal fällst auch Du auf die alte Satzung bei DBB herein. In dem durch "handwerkliche" Fehler strotzenden Satzungsausschuss und der damit durch "handwerkliche" Fehler beeinträchtigten Mitgliederversammlung 2013 wurden alle Verweise auf eine "Aktiengesellschaft", auf Wunsch der durch "handwerkliche" Fehler auf sich immer wieder aufmerksam machende Fraktion der gewählten Mitglieder des Satzungsausschusses, hin in den Ausdruck "Kapitalgesellschaft" geändert, um die Möglichkeit der Wahl der Gesellschaftsform zu besitzen, wenn überhaupt ausgegliedert werden soll.
Jetzt aber zum Eigentlichen:
Kann es sein, dass Du die Frage verkehrt stellst?
Warum muss ich
gegen die Ausgliederung sein und kann nicht einfach
für den e.V. sein?
Warum soll denn eine Ausgliederung etwas gegenüber der heutigen Situation verbessern?
Seit 114 Jahren ist der 1. FCK ein e.V. (mehr oder weniger - aber anderes Thema). Seit nahezu 51 Jahren nimmt der 1. FCK e.V. am professionellen Spielbetrieb der Bundesliga (inkl. der zweiten Liga) teil. Was konkret würde sich denn
verbessern, wenn eine Ausgliederung der Lizenzmannschaft, der Amateurmannschaft (U23), der A-Jugend (U19) und der B-Jugend (U17) durchgeführt würde? Was konkret würde an Verbesserungen etabliert werden, die gegenüber der heutigen Situation eines Gesamtvereins tatsächlich besser sind?
Professionelle Strukturen
Das häufigste was bei Ausgliederungen zu hören ist sind die so genannten "professionellen Strukturen". OK, betrachten wir doch einfach mal die Struktur des 1. FCK e.V..
Wir besitzen eine Mitgliederversammlung - eine Aktiengesellschaft auch, eine GmbH eben die Gesellschafterversammlung. Bei einer AG kann die Anzahl der Mitglieder - sorry, Aktionäre - durchaus die Dimension des 1. FCK e.V. erreichen, meist sogar überschreiten. Bei einer GmbH eher weniger. Die Mitgliederversammlung, als höchstes Organ eines e.V. - aber eben auch einer AG - wählt einen Aufsichtsrat. So wie auch beim 1. FCK e.V. erneut am 23. November. Bei einer GmbH ist dieses Organ meist nicht vorhanden. Wirklich faire GmbH mit umfangreichen Strukturen besitzen dann einen Beirat - nicht ganz vergleichbar, aber im Grunde ein weiteres Kontrollmedium.
Der Aufsichtsrat (1. FCK e.V. oder auch AG) wiederum bestimmt einen Vorstand und setzt diesen ein. Die Satzung (beim e.V. und der AG komischerweise identisch in seinem Namen) bestimmt die Regeln des Verhaltens zwischen Vorstand und Aufsichtsrat. Also zustimmungspflichtige Geschäfte etc. In einer AG agiert der Vorstand "unternehmerisch", sprich eigenständig im Rahmen der durch den Aufsichtsrat definierten Geschäftsordnung und der durch die Mitgliederversammlung bestimmten Satzung. Dahingegen agiert der GmbH Geschäftsführer weisungsgebunden gegenüber der Gesellschafterversammlung. Somit ist er nicht ganz so frei in seiner Handlungsweise. Aber das ist hier, im Moment, nebensächlich.
Die Frage nach den professionellen Strukturen, die sich durch eine Ausgliederung ergeben ist im Falle des 1. FCK e.V. demnach also zu ignorieren, da wir diese Strukturen schon lange besitzen und auch - zumindest auf dem Papier - so leben (sollten).
Hier kann ich also nicht erkennen, welchen Vorteil die Ausgliederung denn bringen soll.
Investoren
Gut, da kann ein eingetragener Verein nicht mithalten. Gegen einen Investor ist per Definition kein Kraut gewachsen. Jedoch sei die Frage erlaubt, wieviel Kapital fliesst denn durch den Investor und wie weit kommt man damit?
Betrachten wir einmal kurz die Hamburger Landschaft. Der Investor Kühne winkte vor der Genehmigung der Ausgliederung mit einem - Achtung -
Darlehen in Höhe von 25 Millionen Euro. Dass er dieses Darlehen an Bedingungen knüpfte lassen wir hier einfach mal getrost außer Acht. Kühne hatte für den Deal mit Rafael van der Vaart bereits 8 Mio locker gemacht, die in diesem 25 Mio enthalten sind. Verbleiben also 17 Mio Euro. Nun denkt man offenbar, dass man mit 17 Mio sich in die Champignon-Liga einkaufen kann. Das ganze bei operativen Verlusten im laufenden Geschäft. Jetzt mal ganz im Ernst, wie weit kommt man heute mit 17 Mio in der ersten Bundesliga? Bei einem Verein wie dem 1. FCK e.V. entsprach diese Summe den Kosten der Lizenzspielermannschaft der Saison 2010/2011. Man schafft es also gerade mal eine Saison alle Kosten der Lizenzmannschaft - Gehälter, Prämien, Sozialversicherung und Sonstige (was auch immer das war) - zu decken. Dann ist diese Kohle weg. Die Kosten für das Stadion, die Geschäftsstelle, die "anderen Mannschaften", Marketing, Werbung etc. müssen da noch erwirtschaftet werden. Natürlich erleichtert es die Sache, aber der "Booster" des Investors ist verbrannt. Weg. Nun hat ein Investor allerdings die Eigenart, dass er einen "Return" auf sein "Invest" erwartet. Er möchte also Gewinn machen. Durchaus legitim. Mit welchen Mitteln kann denn Gewinn erwirtschaftet werden? Spielerverkäufe? Ja. Aber sonst? - Nochmal, bitte nicht an den FC Bayern denken, die spielen schon lange in einer anderen Liga. Aber wirkliche Gewinnausschüttungen aus Fußballvereinen? Eine BvB AG kann immer noch keine Dividende ausschütten. Wer sonst? Ein Hopp investierte aus seiner Stiftung und dem Golfclub St. Leon-Rot laut der Bilanz 2012/2013 mehr als 135 Millionen Euro (!!!!) und macht immer noch keinen Gewinn. Nun kündigte er an, dass er die Bezuschussung langsam einstellen will.
Aus meiner Sicht lassen sich Gewinne aus dem Spielbetrieb erst erzielen, wenn man mehrfach nachhaltig in der Champions-League gespielt hat. Um aber diese Aufgabe regelmäßig zu bewältigen, muss einiges mehr als 25, 50 oder 100 Millionen Euro aufgebracht werden. Geben wir uns doch keinen Träumereien hin, einen Investor in diesen Dimensionen wird der 1. FCK e.V. sicherlich nicht bekommen.
Am Beispiel 1860 kann man auch deutlich sehen, dass Geld von einem Investor nicht wirklich erfolgversprechend angelegt ist. Dazu gehören dann auch die richtigen Personen. Wenn man die jedoch hat, warum soll man dann ausgliedern?
Für mich ergibt sich da nicht wirklich ein schlüssiges Bild für den 1. FCK. Wir haben schon Probleme potente Sponsoren zu finden, wollen dann aber ausgliedern? Klingt nicht wirklich nach einer vernünftigen Lösung.
Steuerliche Aspekte
Auch das ist immer wieder Thema bei Gesprächen über die Ausgliederung. Bei der diesjährigen JHV wird das ja auch als Tagesordnungspunkt 6 eine Rolle spielen.
Fest steht, dass ein gemeinnütziger Verein - wie z.B. der 1. FCK e.V. - zunächst einmal steuerbefreit agiert. Wichtig ist es jedoch strikt zwischen dem wirtschaftlichen und dem gemeinnützigen Teil zu differenzieren. Hier hat es wohl in der Vergangenheit des öfteren gehapert. Dazu kommt, dass die Finanzbehörden nicht mehr ganz so einfältig sind, wie sie in der Vergangenheit waren. Wurden früher die Betriebsprüfungen vom lokalen Finanzamt durchgeführt, so werden die Profiklubs der ersten, zweiten und dritten Liga heute von einer "Task Force" geprüft, die direkt dem Bundesamt für Finanzen zugeordnet sind oder zumindest dort zentral für alle Klubs gemeinsam die Prüfungsmethoden erarbeiten. Das bedeutet letztlich, dass ein hohes Maß an Qualität in die Buchhaltungssysteme und die entsprechenden Mitarbeiter gesetzt werden muss, damit nicht Fehler, wie sie z.B. beim Mitgliederrabatt gemacht wurden, passieren. Strikte Trennung zwischen gemeinnützigen und wirtschaftlichen Bereich des Vereins bedeutet auch klare Zuordnung der Einnahmen und Ausgaben und kein Verwischen zwischen den Bereichen. Nehmen wir mal die Mitgliedsbeiträge. Im Normalfall sind diese steuerfrei gestellt. Wenn diese aber für den Lizenzbereich verwendet werden, so wären sie dem wirtschaftlichen Bereich zuzuordnen und somit steuerlich anrechenbar. So zumindest mein Wissen, was jedoch nicht bis ins Detail stimmen muss (ist ja nicht meine Aufgabe).
Sicherlich gibt es als Kapitalgesellschaft Vorteile steuerlicher Natur bei Verlusten nach Jahren des Gewinns. Dazu werden wir sicherlich einiges am 23. November hören. Das jedoch als ein wesentlichen Grund für eine Ausgliederung zu nennen, wage ich eher zu bezweifeln.
Machen wir mal die Gegenrechnung auf.
Wo liegen denn die möglichen Nachteile?
Amateurabteilungen
Wie oben schon erwähnt sieht die Satzung die Ausgliederung bis einschließlich der U17 vor. Was dann noch im e.V. verbleibt sind die restlichen Amateurabteilungen und die Jugendmannschaften unterhalb der U17. Wer mal einen genaueren Blick in die Bilanz geworfen hat wird feststellen, dass
alle Amateurabteilung defizitär arbeiten. So zumindest weist es die Bilanz seit Jahren aus. Im Regelfall
kosten diese Abteilung ca. 1,2 bis 1,5 Mio Euro pro Jahr. Selbst wenn alle Mitgliedsbeiträge im e.V. verbleiben würden reicht es nicht aus, diese Kosten zu decken. - Nicht das dies mal ein Grund war um mehr Mitglieder zu werben

- Es stellt sich zudem die Frage, ob es, wie beim HSV, zu einer Nutzungspauschale für das Wappen des 1. FCK kommt, da dieses dann ebenfalls "ausgegliedert" wäre (da gab es heftige steuerliche Debatten). Wie also soll der e.V. jedes Jahr Verluste ausgleichen, wenn bereits heute dieser Bereich "Amateure" nicht gewinnbringend agiert? Hier sehe ich erhebliche Schwierigkeiten, die bei all der Euphorie der Ausgliederung bei manchen Personen offenbar ignoriert werden.
Wird gerne argumentiert, dass man eine Ausgliederung vornimmt, um bei einer Insolvenz den Amateurbereich am Leben zu erhalten, so darf man in unserem Fall das mal getrost vergessen. Der Amateurbereich hängt zu 100% an der Herz-Lungen-Maschine Profibereich. Wird dort der Stecker gezogen, so hat der Amateurbereich das letzte Mal geatmet. Wenn heute schon "Abteilungsbeiträge" zusätzlich erhoben werden müssen, damit eine Abteilung seine Aufgaben überhaupt finanziert bekommt, wird das dann endgültig nicht mehr reichen.
Mitbestimmung
OK, das jetzt ist ein sehr emotionales Thema, aber letztlich nicht von der Hand zu weisen.
Nach der letzten Mitgliederversammlung wurde in internen Gremien gefordert, nun endlich auszugliedern, damit man solche "Kasperltheater" nicht mehr erleben muss. Es kann ja nicht sein, dass auf einer "
Mitgliederversammlung" die Mitglieder so viel Einfluss nehmen. Nach einer Ausgliederung werden "lediglich" Aufsichtsräte in das Aufsichtsgremium der Kapitalgesellschaft "im gesetzlich zulässigen Rahmen" entsendet. Je nachdem wie groß also das Aufsichtsgremium ist, sitzen dann zwei oder drei Aufsichtsräte in diesem Gremium der Kapitalgesellschaft. Wie stark deren Einfluss ist sieht man doch schon heute. Wie stark die Möglichkeiten der Mitglieder noch sein werden, auf diese Strukturen einzuwirken darf sich dann bitte jeder selbst vorstellen. Zahlreiche Gespräche, zum Beispiel auf dem Fankongress 2014 im Januar, zeigen, dass die Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die Kapitalgesellschaft nahezu Null ist. Dabei kommt es auch extrem auf die Satzung der Kapitalgesellschaft an und wieviel Einfluss dort zugelassen wird. Darf die Gesellschaft Anteile ohne Rückfrage an den Verein weiterverkaufen (nicht die Anteile des Vereins, sondern die des Investors)? Wie sehen die Vorkaufsrechte aus? Wieviel Einfluss wird Mitgliedern des Vereins eingeräumt?
Jeder der sich mit Fans und Mitglieder von ausgegliederten Vereinen unterhält wird hören, dass eine Einflussnahme nicht mehr gegeben ist. Warum also dann noch Mitglied des Vereins sein? Die Mitgliedschaft drückt ein bisschen mehr als die 60 Euro pro Jahr aus. Sie ist die Pflicht dem Verein zu helfen, verbunden mit dem Recht auf der Mitgliederversammlung zu sprechen. Und das - zumindest rechtlich zugesichert - länger als zwei oder drei Minuten.
Genau hier setzt eben die Kritik der Gegner der Ausgliederung an. Man kastriert sich seines Mitspracherechts. Und genau hier bekommen manche Vorstände einen feuchten Schritt. Endlich agieren ohne das Gelaber des dummen Volkes.
Als ich mich vor 26 Jahren selbstständig machte dachte ich auch, ich müsste jetzt nicht mehr auf meinen Chef hören. Welch Trugschluss. Heute heisst mein Chef "Bank" oder "Kunde" früher eben nur "Chef". Blöder Tausch.
OK, ein extrem langer Beitrag, ich sehe es ein. Aber mir geht es um den e.V. und die Wahrung dieser wichtigen, basisdemokratischen Institution. Alleine hier können Mitglieder den Größenwahn von Vorständen verhindern. Alleine hier gilt die Macht des Volkes - sprich der Mitglieder. Es gibt ganz, ganz wenig Vereine in Europa die durch ihre Ausgliederung wirklich erfolgreich wurden. Dagegen gibt es ganz viele Vereine, die dadurch überhaupt nichts gewonnen haben ausser die Aufgabe der Mitbestimmung.
Ich bin für den Erhalt des
1. FC Kaiserslautern e.V. so wie er heute besteht. Wir könnten zudem ca. 60% unserer Satzung eindampfen, wenn wir ausgliedern. Wir brauchen dann keinen Aufsichtsrat oder Vorstand. Was wir dann brauchen sind ehrenamtliche Präsidenten und Beigeordnete. Dieser Wasserkopf in der heutigen Satzung ist im Grunde der Gegenentwurf zur Ausgliederung. Aber gut, ich bin ja nur ein gewähltes Mitglied im Satzungsausschuss das "handwerkliche" Fehler verursacht-