Ktown2Xberg hat geschrieben:Die erste Halbzeit war taktisch klasse, die Spieler haben in den Laufwegen und in der Kombination genau das gezeigt, was alle hier (ich inklusive) seit Wochen fordern; und das ist mit Willen alleine nicht zu erklären.
Genauso hab ich das auch gesehen, wir waren besser, wenn es darum ging, zweite Bälle zu gewinnen. Das genau ist aber vor allem eine Frage des Einsatzes, da geht es aber, wie Du richtig schreibst, ums "erzwingen", nicht ums "erspielen". Und der Einsatz und Wille stimmte, unsere Leute waren motiviert bis unter die Haarspitzen. So weit, so gut.Ktown2Xberg hat geschrieben:Zudem waren die kämpferisch stark, beide Mannschaften haben wie verrückt die zweiten Bälle erzwingen wollen - nur waren wir da halt besser.
Allerdings: Wieviel echte Torchancen haben wir denn in der - allgemein als so gut empfundenen - ersten Halbzeit heraus gespielt? Der halblebige Kopfball von Idrissou. Und das Tor. Für mich hat deshalb die "Spielmechanik" im Angriffsdrittel schon in HZ 1 nicht geklappt, erneut nicht geklappt, möchte ich sagen. Was nicht verwundert, weil sie unter Foda eigentlich nie klappt. Was wir in der ersten Halbzeit zeigten, war Einsatz und "gefälliges Spiel im Mittelfeld", das bis zum Tor kurz vor der Halbzeit den Braunschweigern überhaupt nicht weh tat. Ballbesitz durch Zweikampfgewinne und zweite Bälle - ja. Aber zielstrebiges Spiel in die Spitze mit mit ernsthafter "Torerzielungsabsicht" habe ich eher weniger gesehen.
Ktown2Xberg hat geschrieben:In der zweiten hat uns ab der 60. total der Zugriff auf die Gegenspieler gefehlt,
Ja, da stellt sich zunächst die Frage, warum das passiert? Überpaced? Konditionsmängel? Falls letzteres, schlag nach bei Foda. In jedem Fall haben die Braunschweiger jetzt mehr dagegen gehalten und sind auch mehr Risiko gegangen. Nachdem ihnen der frühe Ausgleich gestohlen wurde, hatten wir sie aber auf dem Silbertablett, da die öffnen mussten. Normal gewinnst Du dann 2:0. Es war angerichtet.
Ktown2Xberg hat geschrieben: Und schlechte Konter kann man (auch in den Laufwegen, nicht nur im Abschluss) bei so mancher zuletzt vor dem Tor erfolglosen Mannschaft beobachten (s. Kölns Slapstick-Konter auf St. Pauli).
Ja, klar, man sieht immer wieder Unzulänglichkeiten aller Art auf den Fußballplätzen Europas. Darum geht es mir aber nicht. Mir geht es darum, dass unsere Mannschaft in der ganzen Saison nicht einen einzigen vernünftigen Konter gelaufen hat. Und somit das Debakel gestern nicht eine singuläre Fehlleistung Einzelner ist, sondern nur die logische Fortführung des Fußballs, den wir die ganze Saison schon sehen. Solche Situationen kann man trainieren. Man sollte es sogar tun, wenn man als gut besetztes Team häufiger Mal in Führung liegt und der Gegner irgendwann aufmachen muss. Bei uns hat man aber den Eindruck, dass der gerade in Überzahl auf das gegnerische Tor anstürmende Haufen sich in der Halbzeit zum ersten Mal gesehen hat. Da ist kein Laufweg abgestimmt, da kreuzt Niemand, da geht Niermand raus, während in der Mitte 2 Leute ihre Positionen anlaufen. Das ist nur kreatives Chaos. InZweifel rußt einer drauf oder läuft wie Bunjaku in 2 Mann. Das ist ERBÄRMLICH, wenn es nach 9 Monaten Training wieder und wieder passiert, in so gut wie jedem Spiel.
Die Paßempfänger achten dabei genau so wenig auf Abseits wie der Paßgeber. Das ist einfach nicht erfolgversprechend. Und lässt mehrere Schlüsse zu: Entweder Foda übt das nicht oder er kann es nicht richtig erklären. Oder es hört keiner zu. Suchs Dir aus.
Durch diese methodische Unfähigkeit, die entblößte Abwehr des Gegners auszuspielen, haben wir gestern das Spiel verloren (denn eine Niederlage war es, das hat man in den Gesichtern der Spieler und Betreuer gesehen). Die Tatsache, dass wir unseren kämpferischen und läuferischen Parforceritt aus HZ 1 nicht durchhalten konnten (erst Recht nicht gegen eine Truppe, die in der Hinsicht Ligaspitze darstellt), war für mich nicht ursächlich. Das wäre gar nicht nötig gewesen.
Die zweite methodische Möglichkeit, zum zweiten Treffer zu kommen wagt man ja kaum noch laut auszusprechen: Standards: Wann haben wir den letzten gefährlichen Standard gesehen (Ecke, Freistoß, langer Einwurf)? Dies ist, gerade bei engen Spielen, immer eine Möglichkeit zu Toren zu kommen, auch, wenn aus dem Spiel nichts geht, weil man unter Druck ist oder, wie der FCK, aus freien Stücken auf ein effizientes, eingeübtes Passspiel im vorderen Dittel verzichtet. Das kann man üben. Standards haben uns vor 3 Jahren den Aufstieg gebracht. Unsere Standards unter Foda sind dagegen schon im Ansatz sichtbar ungefährlich. Auch hier: Eine Sache, die man einstudieren kann. Oder willst Du das auf die krummen Füße der Protagonisten zurückführen.
Natürlich kann man nicht erwarten, dass jeder Konter drin ist oder ausgerechnet im richtigen Moment gegen Braunschweig ein Standardtor gelingt. Das wäre in der Tat ungerecht. Aber wenn nie ein Konter oder ein Standard auch nur annähernd Gefahr fürs gegnerische Tor bringt, dann ist das systemisch. Das hat auch nicht mit Verkrampfung und Druck zu tun. Und das ist zu 100 % dem Trainer anzulasten.
Ich bin nicht blind. Ich sehe auch, dass das Spiel gestern in HZ 1 bei weitem nicht so statisch und unengagiert war, wie die Partien davor. Aber wie Du richtig sagst, war das auf das Gewinnen der zahllosen zweiten Bälle zurückzuführen. Als der Treibstoff Adrenalin aufgebraucht war, weil der Gegner den Fight annahm und die Kraft nachließ, waren wir jäh zurückgeworfen auf unsere spielerischen Mechanismen. Und als man die abrufen wollte, war nichts da. Wie in allen spielen davor auch.
Ich verstehe das Sehnen der Fangemeinde, das gestrige Spiel möge doch, bitte, bitte, so etwas wie eine Wendung gewesen sein für den FCK, der nun mit Siebenmeilenstiefeln in 9 Spielen das nachholt, was in den 25 davor nicht gelang. Aber warum soll das der Fall sein?
Und deshalb fällt es mir schwer, mich zu einem "war doch gar nicht so übel" hinreissen zu lassen. Doch, es war wieder übel, in vieler Hinsicht. Und es wird erst wieder besser, wenn Foda weg ist.