Hellboy hat geschrieben:
Inhalt meiner Kritik waren vor allem Anfangs mangelnde Flexibilität im System, und dass er m.E. der Mannschaft die Luft abgedrückt hat, indem er sie in ein taktisches Konzept gequetscht hat, das die Spieler überfordert. Und ich habe seine unpassenden, wirren und oft zu späten Auswechsleungen kritisiert. Ich hatte damals gefordert, dass Anfang das verändert oder - wenn nicht - Hengen entsprechend reagiert.
Ich freue mich riesig, dass wir heute da stehen, wo wir stehen, genieße den aktuellen Lauf, und bin (wieder) optimistisch für die Saison.
Aber ehrlich gesagt fühle ich mich in meiner damaligen Kritik 100% bestätigt, denn Anfang hat - ob verletzungsbedingt oder wegen eigener Einsicht (und sicher nicht wegen mir

) - genau die von mir kritisierten Punkte verbessert. Wir spielen flexibler, mit fluidem Spielsystem, starten in der Regel mit der Anfangs-untypischen Fünferkette, weil das viel besser zum Kader passt, und das ewige risikoreiche und brotlose Ballgeschiebe im eigenen Sechszehner ist Geschichte. :
Ich verweise diesbzgl. mal auf das ausführliche Interview von Markus Anfang bei Treffpunkt betze.
Treffpunkt Betze: Eine zentrale Rolle im Fußball hat der so genannte Sechser. Die Stärken von Boris Tomiak liegen aus unserer Sicht in der Innenverteidigung, Ähnliches gilt für Jan Gyamerah, der sich in seiner Karriere vor allem auf der Rechtsverteidigerposition am wohlsten fühlte. Afeez Aremu ist noch nicht so weit, Luca Sirch anscheinend auch nicht. Kann es sein, dass der FCK den Abgang von Julian Niehues nicht gut genug kompensiert hat?
Markus Anfang: Um es kurz zu machen: Ich denke, wir haben genügend Spieler im Kader, die diese Rolle ausfüllen können. Ich möchte aber auf die grundsätzliche Rolle des Sechsers etwas näher eingehen, weil es manchmal schwierig ist, die Interpretation der Rolle zu verstehen. Man spielt eine Grundordnung gegen den Ball und man spielt eine Grundordnung mit dem Ball. Wobei es mir nicht um die Grundordnung an sich geht, sondern um die Zahlenverhältnisse. Der Gegner spielt zum Beispiel mit vier Spielern im Zentrum, aber ich will nicht, dass sie ins Spielen kommen. Also kann ich nicht mit zwei zentralen Spielern spielen, weil ich dann zwei gegen vier stehe. Wenn ich aber mit drei spielen will, muss ich auch im Zentrum schon gut verschieben, um den Gegner unter Druck zu setzen. Also versuche ich mit vier Spielern zu spielen. Aber diese vier muss ich herstellen. Gegen den Ball spiele ich dann vielleicht ein 5-4-1 und habe dann eine andere Grundordnung, vielleicht mit einer Doppelsechs. Wenn der Gegner aber mit drei Spielern im Zentrum spielt, spiele ich auch mit drei und damit wieder in einer anderen Grundordnung.
Was ich damit sagen will, ist, dass all diese Überlegungen eine große Rolle bei der Entscheidung spielen, wer die Position besetzen kann. Ich glaube, dass Bobo (Boris Tomiak, Anm. d. Red.) das gut kann, genauso wie zum Beispiel Kalli (Filip Kaloč, Anm. d. Red.) oder andere Spieler. Wenn man einen Sechser hat, der eine gewisse Ausstrahlung und Präsenz hat, dann ist die Rolle des Sechsers überhaupt nicht im Fokus. Da können wir uns natürlich noch verbessern, aber wie gesagt, wir haben genug Spieler, die in diese Rolle hineinwachsen können. Auch ein Julian Niehues kam als junger Spieler ohne große Vorerfahrung im Profibereich zum FCK und musste sich erst entwickeln.
Treffpunkt Betze: Also haben Sie nicht das Gefühl, dass Sie Ihrer Mannschaft vielleicht ein Spielsystem aufzwingen, das sie vielleicht gar nicht beherrscht?
Markus Anfang: Das ist jetzt ein bisschen schwierig zu erklären, dass es egal ist, was du spielst (lacht). Du kannst mit zwei Stürmern spielen, du kannst mit drei Stürmern spielen, du kannst mit einer Doppelsechs spielen, du kannst mit einer Dreierkette spielen, du kannst mit einer Viererkette spielen, du kannst mit einer Fünferkette spielen, du kannst alles spielen. Das ist alles nicht so wichtig. Wir wollen Punkte holen, egal mit welchem Spielsystem. Es wird zu viel über das System geredet. Warum reden wir in der Nationalmannschaft darüber, dass wir einen Neuner brauchen? Ändere einfach das System und du brauchst keinen Neuner mehr. Aber in jeder Formation und in jeder Organisation brauchst du Spielertypen, die Tore schießen. Die Frage ist also: Reden wir beim Beispiel der Nationalmannschaft von einem Neuner oder von einem Spieler, der Tore schießt? Wir müssen davon wegkommen, immer nur über Systeme und Grundordnungen zu diskutieren.
Jeder Trainer weiß, welche Grundordnung Vor- und welche Nachteile hat. Aber man muss immer flexibel sein. Wenn man gegeneinander spielt, weiß jeder Trainer, wo ist der andere - im Sinne von, wo kann man in Lücken stoßen und dadurch das eine oder andere Problem schaffen - vielleicht verwundbar. Und jeder weiß auch, wann er taktisch was machen kann. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten. Man kann tief stehen, man kann kontern, man kann hoch stehen, man kann Pressing spielen, man kann viel Ballbesitz haben, man kann wenig Ballbesitz haben und, und, und. Aber am Ende reden wir nicht darüber, in welcher Grundordnung du spielst, sondern welche Spieler den Unterschied machen können. Das ist das Entscheidende.
Ich will hier jetzt nicht alles reinpasten und es gibt auch ein ganz ähnliches Interview hier auf dbb vor der Saison. Aber da geht eigentlich recht deutlich daraus hervor, wie Markus Anfang Fußball spielen lässt - vor und nach vermeintlicher Kritik oder Umstellungen. In Nürnberg z.B. war HZ 2 wieder Viererkette, weil es gegen die Spielweise einfach besser passte.