Für mich stellen sich dabei 3 Fragen:
1)Wie soll die Kapitalgesellschaft (sprich der FCK) danach strukturiert sein? Was sind die rechtlichen Anforderungen/ Mitsprache der Mitglieder?
2)Wofür soll das Geld von Investor/Investoren/Aktionären eingesetzt werden?
Zu 1) Es gibt in Deutschland zurzeit 3 Modelle wie eine Ausgliederung laufen kann. Es ist zumeist immer so, dass es einen e.V. und eine Kapitalgesellschaft gibt. Die Kapitalgesellschaft ist meist eine AG, eine GmbH oder eine sogenannte KGaA. Die Kapitalgesellschaften können Aktien oder Gesellschaftsanteile herausgeben. für den Laien: man verkauft das Recht auf Einflussnahme auf die Geschäfte und das Recht auf eine Gewinnbeteiligung gegen Geld.
Modell 1 ist das der Bayern. Die Fußballabteilung ist eine AG, deren Aktien aber nicht offen an einer Börse gehandelt werden. Der weiterhin bestehende e.V. hält die Mehrheit der Aktien. D.h. der Verein entscheidet als einziger, wen er als strategischen Partner reinlässt. Diese Unternehmen (Adidas, Allianz, Audi) bekommen Aufsichtsratssitze, damit sie kontrollieren können, was mit dem gegebenen Geld passiert. Auf deren JHV entscheiden die Mitglieder wie bei uns normal mit. Das wäre die "strategische Partnerschaft", die manche hier fordern. Die meisten ausgegliederten Vereine praktizieren das so zB. SGE und FSV Frankfurt, Fürth, Bremen, Hertha oder auch der vielgehasste HSV. Auch bei Hamburg liegt die Mehrheit der Aktien und damit Stimmrechten immer noch beim e.V. Herr Kühne hat 11% der Aktien. Er gibt natürlich auch Geld rein- aber der Verein könnte es auch ablehnen.
Modell 2 ist das des BVB. Der hat sich in einen e.V., eine GmbH und eine KGaA, eine GmbH &Kommanditgesellschaft auf Aktien aufgeteilt. Die GmbH leitet hierbei die Geschäfte. Die KGaA gibt Aktien aus, 49% davon sind aber Streubesitz und können somit theoretisch von jedem hier gekauft werden. Dadurch hat die Aktie auch einen Kurswert am SDAX und kann schwanken- ist toll wenn es gut läuft, aber sehr schlecht wenn es mal nicht so gut läuft. Hier kann jeder Aktionär (also Inhaber mindestens einer Aktie) zur Aktionärsversammlung bzw. JHV gehen; je mehr Akten man hat, desto größer ist mein Stimmrecht. Als Aktionär bekomme ich dafür Geld. Andere Vereine die an der Börse handelbar sind gibt es in Deutschland nicht; international fällt mir SS Lazio Rom ein. Evonik (10%), BVB e.V. (5%)Puma (5%), Signal Iduna (5%) und ein Herr Bernd Geske (20%) sind die größten Aktionäre. Hier ist es halt so, dass JEDER sich einkaufen kann- so hielt Uli Hoeness zum Beispiel BVB Aktien. Das änderte sich nach deren Titelgewinn

Bernd Geske ist Unternehmer und BVB Fan- und käuft hobbymäßig BVB Aktien. Bei diesem Modell gibt der Verein also einen ganzen Batzen Macht weg. Der Herr Geske könnte jedem BVB Aktionär ein Angebot unterbreiten, ihm die Aktien abzukaufen und somit Stück für Stück an Einfluss gewinnen. Ab einer gewissen Anzahl Aktien kommen z.B. Dinge wie Veto Rechte dazu.http://aktie.bvb.de/Corporate-Governance/Satzung
http://www.bild.de/sport/fussball/borus ... .bild.html
Modell 3 wäre das "Horrorszenario" nämlich ein Geldgeber kauft auch die Mehrheit der Stimmrechte und ist Herrscher. Alternative ist, dass der Investor zwar offiziell nur 49% der Stimmrechte hat (50+1 Regel), aber die Kapitalgesellschaft finanziell vollkommen abhängig von dieser einen Person ist. Das wären z.B. Dietmar Hopp (hält 96% der Stimmrechte und stellt 96% des Kapitals an der Hoffenheim GmbH), Klaus Hoffmann (hat 49 % der Stimmrechte des FC Augsburg, aber 99% des Kapitals kommen von ihm), die Staprix GmbH (49% Stimmrechte bei 95% Kapital Carl Zeiss Jena), Red Bull (99% Leipzig) oder Martin Kind (ca. 90% mit seinen Beisitzern) in Hannover. Die "Vereine" gehören den Typen.
https://de.wikipedia.org/wiki/50%2B1-Regel#cite_note-18
Es gibt zurzeit immer noch eine Menge e.V. im deutschen Fußball ohne anhängende Kapitalgesellschaft. Problem der ganzen Sache ist aber, dass ein e.V. gemeinnützig ist und damit eigentlich keine Gewinnerzielungsabsicht verfolgen darf. Man darf natürlich Feste oder Sportevents veranstalten, um die Kosten für z.B. die Trainer zu decken. Aber wenn die unternehmerische Seite (Merchandising, Karten, Vermögen) die gemeinnüztzige so übersteigt wie bei einem Proficlub, ist das problematisch. Das geht eigentlich an dem Sinn eines e.V.s vorbei. Normale Menschen müssen, wenn sie einem regelmäßigen Geschäft mit Gewinnerzielungsabsicht nachgehen, eine andere Unternehmensform (gibt einen Haufen) gründen. Mainz und Freiburg sind beide noch e.V. und schlagen sich mit den selben Fragen rum. Es ist im Grunde ein "tolerierter Rechtsbruch" bzw. eine Grauzone- das war auch der Grund, dass sich die Mitglieder von 2 Jahren den Vortrag eines Steuerberaters bei der JHV antun durften.
http://www.kicker.de/news/fussball/bund ... edern.html
Der Punkt 2) ist für mich fast noch wichtiger. Es macht keinen Sinn einen Investor reinzuholen, nur um dann wild Spieler einzukaufen. Hannover, 1860, der HSV, Ingolstadt, Wolfsburg- alles Vereine mir dicken Geldbörsen aber wenig Hirn. Wenn wir tatsächlich einen Geldgeber finden, muss das in meinen Augen dazu führen, dass
-wir Stück für Stück das Stadion zurückkaufen
-den Nachwuchsbereich modernisieren
-Schulden abbauen.
oder kurz: der FCK dadurch wieder gesund wird. Wenn wir wie Ingolstadt mal 2 Jahre oben rumdümpeln und dann wieder absteigen löst das nicht unsere strukturellen Probleme. Die kommen immer wieder hoch. Hier machen mir Gries und Klatt aber durchaus Hoffnung. Gries sagte, dass man Teile des NLZ in Eigenleistung ausbauen möchte-d.h. für mich Arbeitseinsätze von Freiwilligen wie bei Union.
Eine Ausgliederung nach dem Modell 1 würde beim FCK in meinen Augen zudem nichts ändern. Garnichts. Eine AG besteht aus 3 Teilen:
-Vorstand
-Aufsichtsrat
-Aktionärsversammlung/Mitgliederversammlung bei den Bayern.
Dasselbe System haben wir jetzt bereits beim FCK. Die Mitgliederversammlung wählt den Aufsichtsrat und der ernennt den Vorstand. Wenn man mit denen unzufrieden ist, werden sie nicht entlastet. Es ist dasselbe Spiel bei der AG. Wenn die Vorstände eine Ausgliederung nach Model 1 vorlegen, d.h. die Mitglieder haben immernoch die Macht eine schlechte Regierung zu stürzen, gibt es aus meiner Sicht keinen Grund dem nicht zuzustimmen. Letztendlich haben wir mit Riesenkampf (PaySafe) und Theis (Karlsberg) ja sogar Aufsichtsräte, die aufgrund von Geldgebern bzw. dem Versprechen Geldgeber anzulocken drin sitzen. Ist ja auch an sich nichts verwerfliches, da man als Sponsor in meinen Augen durchaus auch das Recht hat, mal in die Bücher schauen zu dürfen.
Wo ich bei dem Thema bin: eine gute Sache hätte eine Ausgliederung aus Sicht der Verfechter von Transparenz und kritischer Beurteilung der Verantwortlichen. Ein Kapitalgesellschaft ist dazu verpflichtet jedes Jahr den Jahresabschluss auf https://www.bundesanzeiger.de/ebanzwww/wexsservlet zu veröffentlichen.(gebt mal FC Bayern oder HSV ein). Zurzeit dürfen Mitglieder ja nur kurz vor der JHV in die Zahlen schauen- so wären die Zahlen immer einsehbar und so Hetzjagden wie von Bund der Steuerzahler oder RTL könnten direkt gekontert werden, da die Zahlen ja öffentlich zugänglich sind. Dazu müsste der Verein nicht immer jemanden für Erklärungen abstellen und auch Mitglieder, die weiter weg wohnen, könnten sich mal in Ruhe die Zahlen anschauen, sich ins Geschäftsmodell reindenken usw. Das Interview von Kuntz auf diesem Youtubekanal fand ich z.B. durchaus mal erhellend. Das würde m.M.n. zur Versachlichung vieler Diskussionen beitragen.
Aber dennoch gilt: Holzauge sei wachsam. Hier sind auch einige reißerische Kommentare alla "das Volk ist dumm, lass die bloß nicht entscheiden" unterwegs. Aber ich denke, dass die guten, fundierten Kommentare alla Mac oder playball Meinungsbildend sind. Und dem FCK tut eine kritische Fanbasis gut. Die letzten 20 Jahre wurde zu viel versaubeutelt als das man nach dem Motto "lasst die nur machen" vorgehen sollte.