Thomas hat geschrieben:@Ozelot: ..
Hi Thomas,
erst einmal vorab, ich werde versuchen meine Schlagzahl zu diesem Thema etwas zurück zu fahren. Meine Meinung habe ich jetzt oft genug zum Besten gegeben. Für mich total unüblich, so viel zu einem Thema zu schreiben, ich weiß auch nicht warum mich das hier so mitnimmt. Zu deinem Post:
Ich glaube, unsere Auffassungen liegen gar nicht so weit auseinander, was uns verbindet ist der gesunde Menschenverstand. Wer Andere in irgendeiner Art und Weise einschränkt muss darauf aufmerksam gemacht werden, wer andere verletzt oder dies versucht, muss bestraft werden.
Thomas hat geschrieben:Der springende Punkt ist doch, dass Gewalt prinzipiell nirgendwohin gehört, verstehe deshalb Deine Beschränkung auf "im Stadion" nicht. [...] Na klar wäre es toll, wenn es keine Gewalt auf der Welt (und somit auch beim Fußball) gäbe, so wie Du es anregst. Aber das ist so ein weitläufiges, gesellschaftlich verankertes Problemthema, dass wir das hier im Forum weder komplett er- noch aufklären können.
Ich sehe mich in keinster Weise als notorischen Weltverbesserer oder Pazifisten, all die schönen Bezeichnungen, die man hier um die Ohren geschmissen bekommt, wenn man darauf aufmerksam machen will, dass eine große Mehrheit übertrieben aggressives Verhalten rund um ein Fußballspiel nicht nachvollziehen kann, sich zum Teil davon eingeschüchtert fühlt und ihr Fußballerlebnis negativ beeinflusst wird. Niemand hier möchte die Welt verbessern, keiner ist Mahatma Gandhi, die meisten sind geerdet genug.
Ich beziehe mich auf Grund der Thematik auf das Fußballstadion. Man könnte genau so gut auf die Weinfeste der Region schauen. Bis auf wenige Ausnahmen, geht es hier ab 24.00 Uhr auch rund. Es ist ein gesellschaftliches Problem, keine Frage. Als Fußballfan jedoch, gehen mir langsam die Argumente gegenüber den Kritikern aus, die durch Aktionen wie diese stets mehr Aufwind erfahren. Ich spüre wie mein Sport vor die Hunde geht. Sei es durch die stets wachsende negative öffentliche Aufmerksamkeit, oder durch resultierende Maßnahmen wie Stehplatzverbot oder übertriebene Polizeieinsätze. Und man kann nichts, rein gar nichts dagegen tun.
Thomas hat geschrieben:Es wird vorgeschlagen, den Leuten einfach Stadionverbot zu erteilen, aber dann kommen einfach neue Leute nach. Es gibt doch schon zigtausende Stadionverbote in Deutschland und immer härtere Sicherheitsmaßnahmen, ohne dass es etwas gebracht hätte. Man muss da präventiv (z.B. Fanprojekte), situativ (angemessene Sicherheitskonzepte, nicht untertrieben, aber auch nicht übertrieben wie bei 12:12) und als letztes Mittel auch repressiv (z.B. gerichtliche Verurteilungen) vorgehen. Aber selbst dann wird es nie eine komplette Sicherheit geben.
Du hast Recht. Es gibt bereits Maßnahmen, die manchmal greifen, manchmal nicht greifen. Wenn ich mir aber anschaue, dass bei den Vorfällen am Samstag nur 3 Randalierer verhaftet wurden, dann muss ich die derzeitigen Regelungen in Frage stellen. Vielleicht muss man die Schwelle heruntersetzen, die zur Verhaftung führt. Denn nach meiner Ansicht, hätten es mehr verdient als nur 3. Wer mit Sturmhaube im Block steht hat es verdient zumindest mal mitgenommen zu werden und auf Herz und Nieren geprüft zu werden. In der Fußgängerzone würde man auch die Polizei rufen, wenn einer mit Sturmhaube durch die Stadt läuft. Warum sollte es im Stadion anders sein.
Vorallem würde ich mir einfach gerne viel stärkere Zeichen von der Fangemeinde selbst wünschen. Wenn ich mich recht erinnere hat sich in Köln einmal das gesamte Stadion erhoben und die "Wilde Horde" in Grund und Boden gesungen. Dies soll in keinster Weise gegen unsere Ultragruppen interpretiert werden, zeigt aber, dass die Mehrheit, wenn sie denn zusammenhält, der Minderheit zeigen kann, dass sie kein Mensch will.
Thomas hat geschrieben:10-15 Securities hätten schon gereicht zur Absicherung des Gästeblocks nach dem Spiel. Das ist der springende Punkt, denn dass die Karlsruher sich wie Arschlöcher verhalten haben und der Auslöser waren, da sind sich doch wohl sowieso alle einig.
Dass der Plan der Polizei nicht aufgegangen ist, habe auch ich schon mehrfach geschrieben. Die Polizei ist jedoch nicht das iniziierende Organ, sondern reagiert auf Entwicklungen. Daher kann und will ich nicht akzeptieren, dass mein Vater sich sorgen um seinen erwachsenen Sohn machen muss, wenn der aufm Betze ist. Daher auch meine Kritik an deinem Halbsatz aus dem Artikel. "Es gibt sie eben" implementiert bei mir ein gewisses Abfinden mit der Situation. Ich will mich damit nicht abfinden. Vielleicht ist es der Tatsache geschuldet, dass ich meinen jugendlichen Widerstand noch nicht vollends abgelegt habe, aber ich glaube, dass neben all den präventiven, sowie repressiven Mitteln, durch ein klares Bekenntnis der Fanszene die ausschließlich an hitzigen, aber fairen Derbys ohne Ausschreitungen und Gewalt interessiert ist, die betroffenen Leute ausgegrenzt werden können.
Dann wird aus "es gibt sie eben", hoffentlich bald "zum Glück gibt es sie nicht mehr". Ich habe genug Realitätssinn um zu verstehen, dass ein Bruchteil es nie verstehen wird. Dafür ist unsere Gesellschaft und die Fanszene eines so lebendigen Fußballvereins auch viel zu bunt, viel zu mehrdimensional und vielfältig, was wunderbar ist. Allerdings kann die Zahl derer, die Krawall macht, verringert werden. Hierfür wünsche ich mir ganz persönlich härtere Strafen, natürlich in einem fairen Prozess. Scheinbar lernen sie aus den aktuellen Konsequenzen nichts. Ich möchte niemandem mein Verständnis eines gelungenen Samstagnachmittags aufzwingen, ich möchte lediglich an den gesunden Menschenverstand appellieren.

Prost