Schöne Diskussion, ist ja fast alles schon gesagt. Deshalb hier nur meine 2cents zur Systemfrage.
wkv hat geschrieben:Bochum in einem 4-4-2 in Raute. Wir angeblich in einem 4-4-2 in Reihe. Oft aber auch in einem 4-4-1-1, oder in der Defensive in einem 4-1-4-1. Flexible Systeme, je nach Offensive/Defensive, Der zweite Stürmer geht dabei recht weite Wege, zieht sich in der Defensive zwischen die Viererketten. DAS ist moderner Fußball. Geil. Wobei mich die Personalverteilung recht überrascht hat. Wenn ich das richtig sehe, sind sowohl Dick als auch Jessen beim Angriff vorne dabei. In einem 4-4-2 ??? Die Außenverteidiger auf den Außenbahnen?
...
Wir sehen die Viererkette in voller Breite des Spielfeldes. Bochum reagiert auf Jessen (was macht der dort?) Wir in einem nominellen 4-4-2 auf Reihe(angeblich), aber ich sehe uns hier eher in Raute, wie auch das Bild zeigt, denke ich...,
Allerdings bin ich über das Personal vorne recht erstaunt. Jessen vorne? Haben wir die Viererkette hinten in der Vorwärtsbewegung auf eine Dreierkette reduziert? Hinten drei, davor ein Abräumer aus dem MF? Das würde ein verdammt offensives 3-1-4-2 oder 3-1-4-1-1 machen....ich bin einmal so ehrlich, das kann ich schwer einnorden. Aber es sieht in der Offensive verdammt gut aus.
Die Zahlenreihen sind ja immer nur heuristisch, "Kenndaten" gewissermaßen. Unsere Grundordnung gestern würde ich als 4-4-2 mit vorgeschobenen Außen, gerne auch 4-2-2-2 genannt, bezeichnen.
Nächster heuristischer Schritt das organische Ganze zu verstehen: Die Positionierungen der Spieler in den einzelnen Mannschaftsteilen zueinander.
Im
Angriff Mo als zentraler ST, Micanski als leicht hängender HS/MS. Je nachdem, wie Micanski sich bewegt (seitlich versetzt zu Mo, hinter Mo) "wechselt das System" so zwischen 4-4-2 und 4-4-1-1, bzw. (wenn man unsere vorgezogenen Außen im MF berücksichtigt) zwischen 4-2-2-2, 4-2-2-1-1 und (wenn Micanski in den Raum zwischen den Außen zurückfällt) 4-2-3-1.
Im
Mittelfeld wie gesagt Doppelsechs plus offensive Außen, dabei jedoch Borysziuk und Alushi (später Linsmayer) mit unterschiedlichen Aufgaben: Borysziuk als defensive Stütze, die sich zeitweise fallen lässt (da er bei Ballbesitz und vorrückenden Außenverteidigern einen zentralen Vorstopper zwischen/leicht vor den Innenverteidigern gibt), Alushi fest im ZM (daher praktisch nie eine Raute im MF, Alushi geht bei Ballbesitz nicht auf die 10, vermutlich damit die Doppelsechs nicht zu weit auseinander geht und bei Ballverlust sofort steht). Unsere offensiven Außen ziehen gerne in den 10er-Raum hinter den Stürmern, bleiben jedoch stets im ZM / OM anspielbar, stellen im MF in der Regel nicht "auf Reihe". Heißt: Im MF spielten wir -2-2- als Grundordnung, dass sich über die unterschiedlichen Aufgaben von Borysziuk und Alushi flexibel zwischen jenem -2-2-, -1-1-2- (Ariel-Alushi-2 Außen), -1-3- (nur bie Ballverlust und leicht zurückgezogenen offensiven Außen; Ariel-Alushi zwischen den Außen) und, wenn Micanski sich fallen ließ, -1-1-2-1- / -1-3-1- bzw. -2-3- wechselt. Viel Zahlenspielerei, die sich auf die Worte reduzieren lässt: Variabel ist, ob Ariel und Alushi auf einer Höhe oder leicht versetzt spielen und ob Micanski sich ins MF zurückfallen lässt. Warum ich das trotzdem so ausführlich aufgedröselt habe: Ein richtiges 4-1-4-1, bei dem vor dem 6er über längeren Zeitraum eine klassische Kette agiert (und wie wir es unter MK oft gespielt haben) habe ich gestern nicht gesehen.
Finally, in der
Abwehr, sind die Rollen deutlich fixer: die IVs in der Mitte, wobei ich hier mal (als jemand, der die Heintz-Begeisterung auch immer mal wieder relativiert hat) am Rande hervorheben möchte, dass gestern noch deutlicher als gg. Hertha zu beobachten war, dass der junge Heintz in unserem spanisch/pfälzischen Duo der Mann für den Spielaufbau ist (!); kriegt von Torrejon fast jeden Ball im Aufbau zugeschoben und wählt dann zwischen dem Kurzpass in Richtung AV/DM bzw. den von Foda gewünschten langen schnellen Bällen ins OM - Verglichen mit 09/10 unser pälsischer Rodnei. Auffällig: Unsere Außenverteidiger sind unabhängig von der jeweils gewählten Grundordnung fix im Offensivspiel eingeplant; ist der Ball erstmal im OM, rücken Dick und Jessen in die offensive Außenposition, in der Regel ziehen unsere eigentlich Außen dann leicht nach innen auf die offensiven Halbpositionen, um den Raum zum Überlaufen zu öffnen; parallel rückt Borysziuk (schon seit dem Union-Spiel, unabhängig von der gewählten Grundordnung) in den Raum zentral leicht vor / zwischen den IVs. (Jetzt wird's etwas komplizierter, ab hier nur noch für Zahlen-Fetischisten:) Nimmt man die oben dargelegten "Kenndaten" für MF und ANG hinzu, ergibt sich daraus bei entsprechenden Räumen im Angriff (wie wir nach vorne verschieben hängt stark von der Defensiv-Taktik des Gegners ab) für die gestrige Grundordnung (zur Erinnerung: Variablen sind primär das Verhalten von Außenverteidigern, Doppelsechs und zweiter Spitze) ein fließender Übergang zwischen 3-3-2-2 (IVs+6-ZM+AVs-offensive Außen-Stürmer; bzw. "finegrained": 2-1-3-2-1-1), 3-1-4-2 (IVs+6-ZM-AVs+eingerückte offensive Außen-Stürmer; bzw. abermals "finegrained": 2-1-1-4-1-1) und 3-3-3-1 (IVs+6-ZM+AVs-offensive Außen+Micanski-Mo).
Und all diese schönen Zahlenspiele bewegen sich immer noch auf Ebene des "Korsetts", will heißen: Je nachdem wie der Gegner offensiv und defensiv als Kollektiv verschiebt, können sich für einzelne unserer Spieler in der jeweiligen Spielsituation nochmal andere Vorgaben entwickeln. So kommt dann z.B. das Standbild vor dem 1:0 zustande, das auf eine Raute schließen lässt: Die hat sich mMn nur mal kurz fluide eingestellt, als stabiles und wiederkehrendes "Stadium" unseres taktischen Verhaltens war die gestern nicht zu sehen.
Was die Systemfrage angeht:
Ich kann mich da gegenüber gestern Abend nur wiederholen: mMn war Bochum für uns (wegen deren 4-4-2 in Raute und den sich damit im Vergleich zu unseren letzten Spielen/Gegnern ergebenden Räumen im DM) ein dankbarer Gegner, um in unserem flexiblen System ein 4-4-2 als Grundordnung zu wählen. Ich bin a) gespannt, ob Braunschweig am Sonntag im 4-4-2 kommt, b) vermute schwer, dass - wenn ja - sie wieder im zuletzt für sie typischen 4-4-2 mit Doppelsechs (also 4-2-2-2) kommen und denke c) dass wir deshalb dort wieder deutlich weniger Räume haben werden - und folglich vermutlich taktisch anders als gestern anfangen werden.
Deshalb zu guter Letzt als Diskussionsbeitrag noch eine Überlegung, aus dem 4-2-3-1 heraus ähnlich flexibel wie gestern anzutreten.
Ich hatte ja gestern schon grob einen Wunsch an das Verhalten von 8er/ZM, 10er/ZOM und unseren im 4-2-3-1 ins LOM versetzten Stürmer (bisher im 4-2-3-1 vor allem Bunjaku) formuliert; das sähe konkret so aus:
-------TW--------
RV----IV--IV----LV
----ZDM----------
---------ZM------
ROM---ZOM---LOM
--------ST--------
Ich halte das für eine defensiv kompakte Grundordnung gegen auf Konter eingestellte Gegner; bei Ballbesitz sollte der ZM (Alushi) vorrücken, unser Stürmer auf LOM (Bunjaku) zu Mo in die Spitze und der ZOM (Baumjohann?) die linke Außenbahn besetzen. So könnte man auch in der z.B. gg. Hertha gewählten Grundordnung das "Alleinunterhalter"-Problem im Sturmzentrum angehen.
Allerdings ist da wie gesagt die sich in den letzten Spielen als Stammformation andeutende Grundausrichtung als Grundlage genommen. Persönlich würde ich uns ja gerne mal so sehen:
-------TW--------
RV----IV--IV----LV
----ZDM----------
---------ZM------
ROM----MS---LOM
--------ST-------
Unterschied zu oben: Auf LOM würde ich einen wirklichen Mittelfeldaußen (Zuck/Fortounis/Baumjohann?) anstatt Bunjaku stellen und diesen stattdessen im Zentrum hinter Mo Positionieren. Bietet sich mMn zum einen an, weil a) Bunjaku ballsicher genug ist, um als Verteiler einzuspringen, b) er so näher am Zentrum und potentiell auch im 4-2-3-1 torgefährlicher ist und c) diese Grundordnung weniger Verschieben nötig macht, um bei Ballbesitz zwei Mann ins Sturmzentrum zu schicken.
Bei beiden Varianten gibt es jedoch ein kleines Problem:
In der Variante oben mit einem nach Außen wechselnden ZOM ist ein laufstarker Spielmacher gefragt - ich weiß nicht, ob Baumjohann bei 100% Fitness der richtige dafür ist; im Moment ist's glaube ich ein bissl viel für ihn. Dafür wäre Kostas für einen fliegenden Wechsel zwischen ZOM und LOM prädestiniert...
In der Variante unten hingegen ist kein ZOM vorgesehen - und auf Außen sehe ich Kostas und Zuck allerdings geeigneter an als Baumjohann. Ein Luxusproblem?