@knigge: Dem kann ich mir nur anschließen. Scheinbar war die Devise wie in Mannheim das Risiko gering zu halten, hinten Beton anzurühren und vorne auf Nadelstiche zu hoffen. Tief stehen heißt lange Wegen zum gegnerischen Tor, dabei stört uns die aggressive erste Pressingreihe der 60er beim Aufbau. Wenn dann die Pässe nicht mehr so genau kommen, hat 60 da einige schnelle und bissige Spezialisten für zweite Bälle (Biankadi, Deichmann, Dressel) in den Halbräumen stehen, die dann direkt überfallartige Gegenangriffe einleiten.
Diese laufintensive Spielweise hält normalerweise kein Drittliga-Team über 90 Minuten durch, aber indem man auf Teufel komm raus versucht, den Ball in der gegnerischen Hälfte zu halten, auch mal Eckbälle erzwingt, bleiben die Wege zum Tor zumindest kurz und irgendwann geht halt auch mal ein Standard rein (wie beim 1:2). Kam mal einer unserer Angriffe durch, wurde er oft zu fahrig zu Ende gespielt. Und wenn das komplette Mittelfeld und alle Schienenspieler aufgerückt sind, sind die Lücken für den laufbereiten Gegner dann umso größer..
Und gerannt sind die Sechziger gestern ja als gäbe es kein Morgen. Als würden sie am letzten Spieltag um den Klassenerhalt kämpfen. Weiß der Teufel, was der Köllner denen gegeben oder gesagt hat... zudem mit dem Stadion im Rücken... kennen wir irgendwoher, oder?
Wie schon Mannheim (und zu einem gewissen Grad auch Magdeburg und Verl, wobei wir in Heimspielen nicht so defensiv bleiben können) hat 60 versucht, uns mit unseren eigenen Waffen zu schlagen - und diesmal ist es ihnen gelungen. Von Osnabrück (Tabellenvierter der Rückrunde, 1860 übrigens 3.) würde ich ähnliches erwarten, ebenfalls starke Heimfans im Rücken und invidiuell hohe Qualität in der Offensive.
Woran hats gelegen?
Es ist schwer zu sagen, aber es ist zu einseitig, es nur auf Offensive oder Defensive oder gar einzelne Spieler zu schieben. Sicherlich ist unsere die letzten Wochen oft durcheinandergewürfelte Dreierkette nicht mehr so stabil wie vor zwei Monaten. Unsere "Pferdelungen" Hercher und Hanslik (Gegenpresser Nr. 1) scheinen konditionell nicht mehr die PS bringen zu können wie vor ein paar Wochen. Wie @knigge sagt, es fehlt auch ein bisschen der Speed - sieht man auch, wenn mal wieder jemand im Zweikampf zu spät kommt. Das wirkt dann manchmal so, als hätte es der Gegner einfach mehr gewollt, als wäre es auch ein Einstellungsding, nicht mehr so an die Schmerzgrenze zu gehen. Und nun geht es in drei Tagen schon nach Osnabrück, denen keine englische Woche in den Beinen steckt...
Nach wie vor stehen wir tabellarisch gut dar, wie viele schon gesagt haben, man muss diese Niederlage vor dem Hintergrund der Serie der letzten Monate sehen. Noch liegt alles in unserer Hand und ich bin mir sicher, dass Antwerpen und Döpper die richtigen Schlüsse ziehen werden. Ich könnte mir vorstellen, dass wir nächste Woche Boyd und Redondo im Sturm sehen und Klinge die Position von Wunderlich einnimmt, damit wir im Mittelfeld mehr Kontrolle bei zweiten Bällen bekommen. Eigentlich wäre ein Spieler wie Stehle aktuell eine Top-Alternative in der Offensive, zumindest wenn in Form. Der letzte Einsatz war ja recht kurz, beim Spielstand von 4:0 gegen Meppen, wo er noch das 5:0 auf dem Schlappen hatte. Ich würde ihm in Osnabrück eine Chance geben. Kiprit betreibt meiner Meinung nach zu viel Aufwand für zu wenig Ertrag. Aber unsere Stürmer konnten eben auch kaum glänzen, da der Ball selten in ihrem Drittel war.
Wichtig von unserer Seite ist jetzt, Ruhe zu bewahren und die Mannschaft weiter nach besten Kräften zu unterstützen, damit sie eben auch diese paar % auf dem Rasen freisetzen kann und sich nicht eine psychologische Negativspirale aufbaut (das kennen wir aus den letzten Jahren ja schon zur Genüge... wenn sich z.B. Ängste dann auf die Spieler übertragen). Ich glaub auch, dass die Trainer die richtigen Worte finden werden und wir in Osnabrück eine Reaktion sehen werden. Dann liegen vielleicht die vermeintlich härtesten Brocken der Rückrunde hinter uns, aber man darf trotzdem keinen der Gegner unterschätzen, da im Saisonendspurt gerade die Abstiegsgefährdeten noch Kräfte freisetzen können.
Also, cool bleiben und weiter an Spieler und Trainer glauben.
