Also ehrlich gesagt habe ich seit Sonntag erstmals wieder seit längerem einige Anflüge von Albträumen. Irgendwie hat mich die Herangehensweise an das Spiel und das Auftreten der Mannschaft an unsere schlimmsten Zeiten des Schusterballs 1.0 in der letzten Rückrunde erinnert.
Dabei hoffe ich inständig, dass Schusters Avatar nur im Urlaub war und gegen Kiel wieder an der Seitenlinie steht. Auch die Schuster'schen Defensiv-Zwangsjacken aus dem Cartoon von Isenböck nach dem Nürnberg-Spiel glaube ich am Sonntag zumindest bei Puchacz und auch bei Zimmer erkannt zu haben.
Dazu noch Klement als Dynamik- und Emotionsbremse in der Mittelfeldzentrale? Kann man mal wieder so versuchen, insbesondere nachdem Raschl gegen Fürth tatsächlich ziemlich neben sich stand und Klement das nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit recht gut gemacht hat.
Aber dann bekommt man halt eben auch ein Spiel mit völlig veränderter "Statik", mit gefühlt mehr Ballbesitz und etwas mehr Passgenauigkeit als in den Spielen davor, aber eben auch mit nahezu keiner Torgefahr, da die Spielweise von Klement dazu neigt, unser Spiel nach vorne zwar zu strukturieren und zu ordnen, wir es damit aber auch dem Gegner erlauben, sich hinten wieder in aller Seelenruhe zu formieren und zu sortieren. Mit dem Duo Raschl und Ritter in der Mittelfeldzentrale ist unser Spiel halt wesentlich dynamischer, geht schneller nach vorne und ist zwar etwas 'auf Verdacht' ausgelegt, aber es passiert halt immer irgendetwas, insbesondere wenn auch die Schienenspieler ihre Flügelläufe ansetzen können bzw dürfen.
Es werden dann auch mal etwas riskantere Pässe gespielt oder einfach auch mal Bälle auf Verdacht nach vorne geflippert, was natürlich zu einer geringeren Passgenauigkeit und auch zu weniger Ballbesitz führt, was aber immer wieder Überraschungsmomente und auch Gefahr kreiert, da die gegnerischen Abwehrreihen eben bei diesem schnellen Spiel nach vorne nach Balleroberung eben oft noch nicht wieder so sortiert sind.
Außerdem bleibe ich weiterhin bei der Meinung, die auch einige andere hier ja schon geäußert haben, dass Klement und Ritter nicht wirklich miteinander harmonieren und dass die Harmonie zwischen Raschl und Ritter wesentlich besser und ausgeprägter ist.
Generell müssen es ja nicht immer diese Spektakel-Spiele mit Hang zu Zirkusnummern wie gegen Düsseldorf, den HSV oder gegen Köln sein, aber dieses Gelabere von wegen wir müssen/wollen auch mal wieder zu Null spielen und zur Not dreckig 1:0 gewinnen, kann ich irgendwie auch nicht nachvollziehen.
Ich finde wir sollten nach diesen ganzen Topspiel-Wochen, nach denen man der Mannschaft schon angemerkt hat, insbesondere im Spiel gegen Köln, dass sie sowohl körperlich als auch mental deutlich im roten Bereich oder darüber hinaus war, die jetzt kommenden 'normalen' Spiele eher so angehen wie wir es z.B. gegen Rostock, gegen Paderborn nach 30 Minuten, gegen Karlsruhe in der zweiten Halbzeit oder auch gegen Osnabrück (xGoal-Wert von 6,x) an den Tag gelegt haben. Insbesondere sollte man jetzt nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und wieder zum Schusterball 1.0 der letzten Rückrunde zurückkehren. Ich fürchte nämlich, dass wenn wir jetzt anfangen einem "Wir wollen einfach mal wieder dreckig und emotionslos (1) zu 0 gewinnen"-Mantra hinterher zu laufen, wie es Kreilinger in seinem Artikel nach dem Köln-Spiel etwas suggeriert hat, dann werden wir glaube ich in dieser Saison keine zehn Punkte mehr holen - weil wir dies nämlich schlichtweg einfach nicht können!
Schusters Avatar selbst hat doch in den Wochen vor den Topspielen schon mehrfach zum Besten gegeben, dass man in dieser Saison das Spielsystem ein wenig angepasst habe, nicht mehr ganz so defensiv agieren wolle und den Gegner phasenweise auch mal dominieren bzw. unser Spiel aufzwingen möchte. Und auch nach dem Hannover-Spiel hat er in der Pressekonferenz noch davon gesprochen, dass man sich in der Pause vorgenommen hatte, das Spiel etwas wilder zu gestalten. Er hat dort dann auch sehr offensiv gewechselt und es hat ja auch sehr gut funktioniert.
Insgesamt fällt mir die Bilanz der Topspiel-Wochen die einige hier ziehen, doch in Summe zu negativ aus. Ja, wir haben viele Tore gefangen, aber das Ganze einfach darauf zu reduzieren, dass man gegen Düsseldorf und gegen den HSV aus zwei Spielen nur einen Punkt geholt hat obwohl man sechs Tore erzielt hat, ist mir dann doch ein bisschen zu einfach.
Da würde ich schon auch gerne die Spiele gegen Hannover und gegen Köln mit in die Betrachtung einbeziehen wollen und dann sieht die Bilanz mit zwei Siegen einem Unentschieden und einer Niederlage bei einem Torverhältnis von 12:10 gar nicht mehr so verkehrt aus. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass man zumindest in Düsseldorf im Stadion schon den Eindruck hatte, dass die Mannschaft nach dem Flaschenwurf und spätestens nach der schweren Verletzung von Ache schon eine Zeit lang sehr beeindruckt und auch ein wenig neben sich stehend war, dass der HSV eben über eine der besten Offensiven der Liga verfügt und dass Köln in der 70 Minute noch mal mit zwei Spielern von internationalem Format nachlegen konnte, dann würde ich die Flut an Gegentoren vielleicht zumindest ein wenig relativieren wollen.
In Summe hoffe ich eben, dass der ganze Kram den ich jetzt hier geschrieben habe im Grunde unnötig war, weil die Mannschaft nach der Länderspielpause auch ohne die Drogen Flutlicht, ausverkauft und Topgegner wieder das Gesicht zeigt, das sie vor dieser Topspielserie gezeigt hat und dass Schusters Avatar wieder aus dem Urlaub zurück ist.
Momentan habe ich da allerdings vom Feeling her kein so gutes Gefühl.
