Als ich gestern Abend den Cartoon von Felix Isenböck gesehen habe, habe ich mich echt ziemlich erschrocken! Warum das so war kommt am Ende.
Hab‘ ich eigentlich schonmal erwähnt, dass mir diese etwas wilden Spiele mit leichtem Hang zu Zirkusnummern deutlich besser gefallen als der gepflegte Ballbesitzfußball?
Der Strahl von Tachie war auf jeden Fall schonmal zirkusreif. Und der Doppelsalto danach erst recht.
Dann Martin Wagner als Gast-Experte bei Sky und Puchacz mit dem Martin-Wagner-Gedächtnistor durch die Beine von Dirk Schuster. Sehr geil.
Einfach mal nicht lange fackeln, kein langes Ballgeschiebe, einfach „druff un dewedder“.
Solche Tore werden uns sicherlich nicht in jedem Spiel gelingen, das dritte allerdings ist für mich so ein Prototyp von Tor das zeigt, wie „einfach“ Fußball in dieser Saison für uns werden könnte.
Hab‘ ich eigentlich schonmal erwähnt, dass ich denke, dass wir uns mit den Offensiv-Monstern, die wir da vorne drin haben, mit einen gepflegten Spielaufbau vielleicht gar nicht allzu lange aufhalten müssen?
Anbei mal ein Zitat von einem Club-Fan aus deren Forum:
Clubfan in Glubbforum hat geschrieben: Insgesamt kann ich aber weder Trainer noch Mannschaft einen großen Vorwurf machen heute.
Außer, dass uns vorne der Killerinstinkt fehlt.
Goller muss einer von seinen beiden Chancen nutzen am Anfang.
Ich bin halt erstaunt und auch halbwegs entsetzt darüber, wie hoch mittlerweile die Qualität in der zweiten Liga ist.
Was Lautern da individuell vorne rum springen hat, ist schon relativ großes Kino, so ungern, wie ich das sage.
Und dann brauchen die auch weder Spielkultur noch sonst was, die sind körperlich und individuell so stark, dass sie einfach mal auf Verdacht, den Ball hoch nach vorne flippern lassen können und es wird schon was passieren.
Diese individuelle Klasse heute hatten sie uns eben voraus.
Besser kann man es eigentlich nicht auf den Punkt bringen.
Ein paar Fragezeichen habe ich tatsächlich noch bei dem hier auch viel diskutierten Punkt, dass wir bei Ballbesitz des Gegners im Mittelfeld streckenweise sehr wenig bis gar keinen Zugriff bekommen. Sehr einleuchtend fand ich hier den Erklärungsansatz:
Olamaschafubago hat geschrieben:Mit Dreierkette werden Zimmer und insbesondere Puchacz in der Spielgestaltung Freiheiten gegeben, von denen unsere Offensive aktuell stark profitiert. Bei Ballverlust klafft dann allerdings zwischen der Mittellinie und der Dreierkette im Zentrum und den Halbräumen ein riesiges Loch, das Niehues und Raschl ohne intelligente Unterstützung durch ihre Mitspieler gegen Mannschaften mit spielstarkem Mittelfeld kaum abdecken können. Durch die hochstehenden Schienenspieler (Puchacz hat das mit viel Laufbereitschaft auch defensiv ordentlich gemacht, für mich man of the match) ist es dann auch relativ einfach, unsere IV auseinanderzuziehen, sodass Elvedi und Tomiak quasi den Außenverteidiger geben müssen, was auch nicht immer gut geht. So war es insbesondere in der ersten Halbzeit sehr wild, da die Nürnberger u.a. mit ihren wuseligen technisch starken Japanern diese Räume gut zu nutzen wissen.
Nach dem Umstellung auf 4-2-3-1 war das Zentrum dann erwartungsgemäß dicht, offensiv wirkte das immer noch gut, aber mit Redondo und Opoku fehlt uns dann im letzten Drittel oft noch die Präzision im Abschluss, bzw. manchmal die Sicht auf den besser platzierten Mitspieler.
………..
Aber in Zukunft muss sich da einiges im Defensivverbund tun. Die Abstände zum ballführenden Spieler, wer wann ein- bzw rausrückt, auch das Zustellen der Passwege im gegnerischen Zehnerraum durch unsere 6er - all das erfordert viel Übung, Abstimmung und Kommunikation auf dem Platz. Man darf nicht vergessen, dass unsere IV in dieser Form noch gar nicht so viel Wettkampferfahrung hat und auch Niehues aktuell manchmal überfordert wirkt. Vielleicht könnte da Aremu als klassischer Abräumer im Zentrum ein entscheidendes Puzzleteil werden. In den wenigen Aktionen gestern hat er mir - natürlich situativ unter ganz anderen Voraussetzungen als in der 1. Hz - schon gut gefallen.
Leuchtet mir zumindest ein. Und ich denke bzw. hoffe auch, dass Aremu als Abräumer das noch fehlende Puzzlestück wird, das diese Baustelle schließen kann.
@Olamaschafubago schrieb, dass Zimmer und insbesondere Puchacz momentan ziemlich viele Freiheiten für’s Offensivspiel gegeben werden. Das sehe ich auch so und finde das auch richtig und gut.
Was mich aber zu einer Szene am späten Samstag abend bringt, bei der mir echt das Blut in den Adern gefroren ist.
Und zwar war das die Szene auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, als Schuster sinngemäß folgenden Satz sprach: „uns hat heute die Liebe zum Verteidigen gefehlt. Daran müssen wir arbeiten“.
Das letzte Mal, dass ich diesen Satz von ihm gehört habe, war so etwa im ersten Drittel der letzten Rückrunde. Was dann folgte waren dann häufig rein auf defensive Stabilität ausgelegte Korsetts mit bekanntem Ausgang und gipfelte in der Reaktion auf unseren Ausgleich gegen St. Pauli am ersten Spieltag.
Ich weiß nicht was da in der Rückrunde genau passiert ist, ich schrieb ja schonmal, dass ich das Gefühl hatte als hätte man der Mannschaft die Eier abgeschnitten. Egal was es war, ich hoffe er tut das nicht wieder.
Denn seit Schalke sind die Eier wieder da. Größer als vorher und prima ergänzt durch „Mama Aches Eier“.
Als ich gestern den Cartoon gesehen habe, hab‘ ich vor meinem geistigen Auge schon die drei mit Schusters Super-Spezial-Defensiv-Zwangsjacken über den Platz laufen sehen. Das war kein schöner Traum. Ich hoffe es bleibt auch "nur" ein Traum.
