Hallo in die Pfalz,
nach den heftigen Ereignissen vom Samstag würde ich als langjähriger Fan vom KSC gerne die Chance wahrnehmen und ein paar Worte dazu verlieren/ein paar Eindrücke dazu loswerden.
Zunächst, auch wenn es leider mittlerweile leider fast schon schier unterging, sei euch nochmal zum Derbysieg zu gratulieren, war vollkommen verdient und letztlich sind wir mit dem 0:2 noch gut weggekommen. Erinnerte einen Moment lang an das Spiel der letzten Saison als wir uns, wie auch immer, zu einem 2:2 mogelten, diesmal war leider absolut nichts drin.
Leider bleibt nur zu sagen, dass das ganze Drumherum es geschafft hat, dies derartig in den Hintergrund zu stellen, dass man sich schon fragen muss wie weit es mittlerweile schon gekommen ist.
Ich fasse nochmals zusammen:
- Am Tag vorm Spiel wird der Mannschaftsarzt ( ! ) und Sportdirektor Jens Todt vor dem Hotel in dem der KSC sich aufhielt von ca. 20 FCK-Leuten ( Fans/Ultras/Hools?keine Ahnung ) bepöbelt und sie darauf hingewiesen, dass sie sich in „ihrer Stadt“ nicht aufzuhalten haben, daraufhin wurden sie genötigt, sich ins Hotel zu begeben.
- Bei der Ankunft der beiden Sonderzüge aus Karlsruhe wurden die Anhänger des KSC mit Beuteln gefüllt mit Tierblut beworfen, es flogen Flaschen, Feuerwerkskörper ( vornehmlich aus Reihen des FCK Anhangs…wollten die dort auch schon jemanden „beschützen“ ? ). Am Rande bemerkt sei noch, dass exakt diese Stelle am Kreisel für zum Stadion gehende Gästeanhänger teils als lebensgefährlich einzustufen sei, weil aus diesem Harz-4-Bunker ( das dort angrenzende Wohnhaus ) schon seit Jahren stets Leute meinen, Flaschen und Gegenstände ( gipfelte darin, dass im Montagsspiel 2007 ( ? )gar Plastikstühle angeflogen kamen ) von den Balkons werfen zu müssen. Seit exakt diesem Spiel damals hat sich das Thema „Auswärtsspielbesuch in Kaiserslautern“ für etliche Bekannte von mir gänzlich erledigt.
Beängstigend. 6 verletzte Polizisten durch Feuerwerkskörper, die von FCK Seite aus versucht wurde, auf den Gästeanhang zu werfen.
- Nach dem Abpfiff des Spiels verließ der allergrößte Teil des Anhangs vom KSC die Kurve. Lediglich eine Gruppe meinte wohl, die Westkurve stürmen zu müssen. Ich kenne euer Stadion nun auch ein wenig und weiß ungefähr wo der „Familienblock“ liegt. Für mich sieht das auf den Videos aus, als ob der ziemlich leer war. Was da auf der Haupttribüne abging, dazu kann man nur sagen dass die Videos und Fotos eigentlich gar nicht mehr kommentiert werden müssen, das spricht für sich und wird wohl leider heftige Konsequenzen mit sich tragen. „Leider“ schreibe ich, weil wie so häufig der Verein für solche Dinge die Rechnung zu tragen hat und nicht diejenigen, die sie hervorgerufen haben. Was ich nicht glaube ist, dass die dort auf irgendwelche Familien / Rentner Jagd gemacht haben, die wollten wohl viel eher gezielt zur Westkurve rüber. Und dass sich dann Leute entgegenstellen ist für mich mehr als nur vertretbar, warum ihr euch da nun fast schon in die Haare kriegt verstehe ich nicht ganz. Meiner Meinung nach, wenn ich mir die Videos so anschaue, ist es aber so, dass es maximal der „erste Schwung“ der Lautern-Fans war, der dort gezielt hinrannte, um „irgendwelchen Leuten zu helfen“, die sich den Vermummten in den Weg stellen wollten. Machen wir uns nichts vor: eine große Menge des heranstürmenden Restes hat die Situation willkommen geheißen um ebenfalls austeilen zu können. Was ja letztlich auch verdient war, es wurde ja herausgefordert, man hätte ja auch einfach das Stadion verlassen können oder in der Ostkurve bleiben. Aber der Vorsänger auf dem Zaun spricht ja diesbezüglich auch eine mehr als deutliche Sprache...Ergebnis hier: Zahlreiche (leicht-) Verletzte, und das geht einzig und allein auf die Kappe der Karlsruher!
Hätten sie sich doch untereinander irgendwo auf einem Acker getroffen und sich verdroschen, dann wären wenigstens keine anderen Leute mit reingezogen worden und die Vereine hätten nichts mit dem Mist zu tun gehabt.
- Nach dem Spiel hat es scheinbar mehrfach draußen gekracht zwischen KSC Leuten und der Polizei, in der Stadt wurden diverse Karlsruher Fans ( übrigens auch völlig normale Leute ) von Lauterern umgehauen, als sie auf dem Weg zu ihren Fahrzeugen waren. Wieder Verletzte.
Über dieses ganze Verhalten, von Anfang bis Ende, von Lauterern und Karlsruhern, muss man glaube ich nicht diskutieren, normale Menschen machen so etwas meinem Empfinden nach nicht. Ich gehe fest davon aus, dass man das hier genauso sieht.
Und Dinge wie den Torjubel oder winkende Taschentücher lasse ich da nicht gelten, dass muss zwar in so einer Begegnung nicht sein dass man die hitzige Stimmung noch mehr anheizt als Spieler und dadurch provoziert, jedoch sollte man als vernünftiger Mensch mit so etwas entsprechend umgehen können und drüber hinwegsehen. Klar kann man sich darüber aufregen und sich diesbezüglich auch lautstark verbal äußern, aber alles was darüberhinaus geht kann einfach nicht sein.
Was ich nicht verstehe ist folgendes:
- Warum räumt man den Weg am Kreisel im Rahmen der Ankunft der Fanzüge der Gäste nicht ein Stück weiter für die auf Krawall wartende Anhänger der Heimmannschaft?
- Wieso verlässt die Polizei geschlossen das Stadion obwohl in dem Gästeblock noch etliche Leute stehen, die offensichtlich nicht zu den friedfertigsten Leuten gehören
- Wie kann es sein dass in solch einem Riesenstadion einfach problemlos von der einen zur anderen Kurve spaziert werden kann und als Sicherheitsdienst Rentner, Frauen usw. eingesetzt sind?
- Wieso legt man ein Spiel vom Freitag Abend auf den Samstag Mittag, wo doch vorsorglich genau aus kalkuliertem Grund das Spiel ursprünglich auf den selben Tag gelegt wurde wie die Party Hertha – Stuttgart, um ein hinzukommen der Anhänger befreundeter Fan-Gruppierungen weitgehend zu vermeiden ( wenn man am Ende dann sowieso kläglich versagt? )
- Wieso stellt man eigentlich solch ein Ordnerpersonal dort hin? Stehen da ein paar andere Kaliber an den Blöcken überlegen es sich manche vielleicht doch noch ein zweites mal, ob sie eine Tribüne stürmen oder ob sie nicht lieber doch im eigenen Block bleiben.
Was mich ärgert sind auch Berichte wie „die Polizei habe die Schlägerei mit Verspätung aufgelöst“. Die hat gar nichts aufgelöst, die war nämlich gar nicht da, das sieht man doch auf den Videos ganz genau, die Schlägerei hat sich aufgelöst weil die Karlsruher gemerkt haben dass mittlerweile eine geschätzte 3 – 4 fache Überzahl an Lauterern auf der Tribüne angekommen war und dann sind sie halt abgehauen. Wären da einfach lumpige 10 Polizisten in der Kurve zum Gästeblock gestanden, wäre da gar niemand erst rübergekommen. Stattdessen kesselt man lieber draußen 4.800 friedfertige Leute ein und lässt die anderen wüten im Stadion. Was mich ebenfalls ärgert sind Berichte wie „die Karlsruher haben den Familienblock gestürmt“. Soll man halt mal dazu schreiben, dass der leer war….Da haben wir halt wieder das Problem der Mediengeilheit, das sind halt Dinge die so etwas gleich noch viel lesenswerter machen.
Was mich aber am allermeisten ärgert ist folgendes:
Am vergangenen Samstag waren knapp 40.000 Leute im Stadion. Davon 5.000 Leute aus Karlsruhe. 100 Typen meinten, im Stadion nach Spielende auszuflippen. 2 % des kompletten Anhangs. Nimm draußen nochmal 100 Chaoten, dann hast meinetwegen 200 Leute. Von den 4.800 Leuten, die sich ein Fußballspiel anschauen wollten und sich im Nachhinein über die ganze Scheiße nur aufregen und vielleicht aus diesem Grunde nicht mehr wieder zum Fußball gehen, schreibt keiner mehr. Genauso auf der Gegenseite: „Kaiserslautern-Fans prügeln sich mit KSC Fans auf der Tribüne!“ Das ist die Schlagzeile in diesen Tagen. Dass da vielleicht 300,400 sich prügeln wollten und draußen vielleicht nochmal 100,200 und 34.500 völlig normale Leute sind, kommt mir im Moment ein wenig zu kurz.
Ebenfalls zum kotzen auch wenn es nur eine Randerscheinung darstellen mag: es werden Spiele bei RB Leipzig boykottiert, vor wenigen Wochen bei uns, demnächst bei Euch, es wird von Tradition gesprochen usw.: durch diese Aktion hat man Herrn Mateschitz, Herrn Hopp und Konsorten einen Bärendienst erwiesen. Die werden sich die Hände reiben und wenn die fehlende Traditions ihrer Clubs beim nächsten mal thematisiert wird, werden sie exakt mit dem Ablauf des traditionsreichen Südwest-Derbys kontern. Abwarten, kommt so... Was hätte man das Spiel anders nutzen können um den Unterschied eines Südwestderbys zum Projektduell Hoffenheim-RedBull einmal mehr zu verdeutlichen, aber nein? Ein paar Wenige haben diese Chance ziemlich versiebt.
Als Fazit bleibt echt nur zu hoffen, dass die Verletzten wieder wohlauf sind und dass die Bestrafung der Vereine ( und die WIRD kommen ) mit Bedacht ausgewählt wird, denn es kann eigentlich echt nicht mehr sein dass stets die Vereine und die überwältigende Zahl ihrer Fans dafür bluten müssen weil einige wenige meinen, durchdrehen zu müssen. Und weil die Polizei sich meiner Ansicht nach an dem Tag einfach selten dämlich angestellt hat. Wobei: bei so viel asozialem Verhalten an einem einzigen Tag fällt es schon irgendwie schwer, noch irgendwelche Schuldfragen zu stellen...
Und dann bleibt letztlich nur zu hoffen, dass man solche Spiele in Zukunft wieder anders gestaltet. Das was im Rahmen rund um dieses Spiel ablief sind Dinge die absolut kein Mensch braucht.
Wünsch euch einen sportlich wertvollen vierten Tabellenplatz zum Saisonende, wenn RedBull und Audi die Liga verlassen haben kann man das im nächsten Jahr ja durchaus wieder geraderücken
Sportlichen Gruß aus KA