Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Schwarz oder Weiß.
Ein Zwischendrin existiert nicht mehr. Grautöne werden verkannt. Aber das ist ja keine neue Erkenntnis hier im Forum.
Während dem Spiels erging es mir ähnlich. Angetan von der kämpferischen Leistung unserer Mannschaft verfiel ich in Fluchtiraden, als sich Olivier Occean nach seiner Einwechslung nur durch plumpe Fouls einzubringen vermochte. Gegipfelt im zwei zu zwei Ausgleich, der so wahrscheinlich nicht fällt, wenn wir Mo zum verteidigen des Freistoßes noch auf dem Feld gehabt hätten.
Mein Opa, mit dem ich das Spiel zusammen schaute, fiel entgeistert vom Glauben ab, weil er seinen Enkel in den 22 Jahren in denen wir uns kennen wahrscheinlich noch nie so wütend erlebt hat.
Das alles wandelte sich sich dann wieder in pure Extase, als eben dieser Olivier Occean am eigenen Sechzehner den Ball erobert, über den engagierten Jean Zimmer den Gegenangriff einleitet, MK 37 á la Ronaldinho seinen Gegenspieler stehen lässt und Jenssen das Ding mutig verwandelt. Das Tor hatte ich live allerdings verpasst, weil ich meinem Frust im Hof Ausdruck verliehen habe und nur durch die Schreie im Wohnzimmer vom unmöglich geglaubten etwas mitbekam.
Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Wie gesagt. Während dem Spiel.
Aber jetzt sollte ein jeder doch in der Lage sein, das Spiel etwas diferenzierter betrachten zu können.
Für mich lassen sich folgende Schlüsse aus der Partie ziehen:
Torrejon ist ob seiner menschlichen sowie sportlichen Qualität und Ruhe auf dem Platz weiterhin enorm wichtig für uns.
Zoller ist seit Miroslav Klose unser bester Stürmer. Spielerisch und taktisch zwar nur schwer zu vergleichen, zeigt er aber immer wieder seinen Instinkt, diese Abgebrühtheit und Kaltschnäuzigkeit vor dem Kasten. Da geht mir das Herz auf, auch wenn es ihm gestern nicht vergönnt war eine Perle im Netz zu versenken. Das ist der Mann auf dem Platz, der das meiste Potential hat um ein Großer zu werden.
Löwe bleibt ein kämpferisches Vorbild. Quasi der Borysiuk links hinten. Was Ariel jedoch keineswegs überflüssig macht. Er wird so dringend benötigt.
Idrissou war für mich gestern der beste Mann auf dem Platz. Offensiv und defensiv Betrieb gemacht wie die Sau. Unruhestifter für den Gegner, kämpferisches Vorbild für das eigene Team. Hätte gestern jeder so „Trara“ gemacht, das wäre ein noch größeres Fußballfest geworden.
Matmour ist spielerisch unser bester Mann, solange er nicht selbst abschließt ist er ziemlich wertvoll.
Und genau auf diese Spieler sollte in der nächsten Saison gebaut werden, Liga unabhängig ist das meiner Meinung nach der Stamm, um den ein schlagkräftiges Team aufgebaut werden kann. Je nach finanziellem Spielraum sowohl für Liga eins als auch für Liga zwei.
Schwarz und Weiß auch bei Jean Zimmer. Engagierte und kämpferische Leistung hin oder her, in der Anfangshalbenstunde kamen 90% der Angriffe über seine Seite. Oftmals sah er trotz seiner noch jungen Jahre ziemlich alt aus. Das ist fehlende Erfahrung. Kämpferisch und läuferisch allerdings jetzt schon ein Vorbild für so manch gestandenen Profi.
Abschließend noch zur Torhüterdiskussion. Ich bin wahrlich kein Verfechter von Sippel. Fordere schon seit längerem einen Wechsel auf dieser Position.
Als ehemaliger Jugendtorhüter beim FCK, was mich übrigens keineswegs zur unantastbaren Meinung qualifiziert

, muss ich allerdings sagen, dass ihn zumindest beim Ausgleich keine Schuld trifft.
Es ist richtig, dass der Ball drei Meter vor ihm aufkommt, allerdings ist er auch schon sieben bis acht Meter vor ihm in „Kopfballhöhe“ für die Stürmer.
Vollkommen richtig also hier nicht auf den durchlaufenden Ball zu spekulieren, sondern bereit zu stehen um den Kopfball abzuwehren. Und um rauszukommen, ist der Ball noch zu weit enfernt. Das dann letzenendes keiner mehr die Kirsche berührt ist unglücklich, genau wie der Abpraller direkt zum Gegner.
Viel mehr hab ich ihm die Knochen verflucht, als in der Nachspielzeit ein Kopfball Paulis fast zum 3:2 geführt hätte. Den muss er haben, da muss er raus. Hier zeigt sich einmal mehr sein schlechtes Strafraumspiel. Hätten wir auf der Torhüterposition einen Hesl oder Orlishausen, würden wir zumindest da stehen wo Fürth jetzt steht, oder weiter oben.
Das ist meine feste Überzeugung.
Zuguterletzt noch ein paar nette Randerscheinungen:
Mir hat gefallen, wie Orban nach unserem Ausgleich anstatt zu feiern, gleich den Ball aus den Maschen geholt hat und als einziger direkt zurück gerannt ist um nachzulegen. Daumen hoch! Dessen gelb-rote Karte war übrigens, auf den zweiten Blick, vollkommen gerechtfertigt, weil er mit einem absichtlichen Handspiel eine klare Überzahlsituation des Gegners verhindert hat.
Schlau gemacht Willi!
Desweiteren fand ich interessant, dass noch beim Ballgewinn von Occean, der dann zum drei zu zwei führte, Runjaic bereit stand um einen dritten Wechsel zu vollziehen und Zeit von der Uhr zu nehmen. Gott sei Dank kam es nicht mehr dazu.
Von ihm hätte ich mir nach dem Spiel etwas mehr Aufbruchstimmung gewünscht. Kein „vielleicht wird uns das beflügeln“, sondern ein mikrofonzerfetzendes „wir packen das jetzt!“
Zumindest hätte ich so reagiert.
Wir können die nächsten vier Spiele nichts mehr verlieren, nur gewinnen. Müssen nur auf uns schauen, alle Spiele gewinnen.
Alles andere ist Kokolores und dann werden wir sehen, wo wir am Ende stehen. Der Druck liegt ganz sicher bei den anderen.
Ich schmeiß jetzt den Grill an und seit langer Zeit mal wieder mit einem Grinsen im Gesicht!
Schönes Wochenende!
