Ktown2Xberg hat geschrieben:MarcoReichGott hat geschrieben: ... Selbst ein Chris Löwe, der nach vorne zwar wenig auf die Reihe bekommt aber in bester Lautern Manier sich nach hinten den Arsch aufreißt ist doch durch seine Freistöße im Ansehen schwer beschädigt. ...
Entschuldige, dass ich aus Deinem langen, sehr differenzierten und lesenswerten Beitrag nur diese Stelle herausgreife - aber sie ist einfach zu sehr auf den Punkt. Ich bin über das heutige Spiel (mehr über die Konsequenz des heutigen Ergebnisses als über die heutige Leistung, aber geschenkt) auch maßlos enttäuscht. Aber der Blick ins Forum entwickelt sich für mich zunehmend deprimierender als es unsere Spiele je sein könnten.
Löwes Ansehen ist schwer beschädigt? Weil seine Freistöße seit einer Weile nicht kommen? Bezeichnend.
Tatsache ist: Wir sind ein Verein, der von den faktischen Voraussetzungen (Etat, Stadion, Fanbase) bei guter "Performance" aktuell in die unter Bundesligahälfte vorstoßen kann, sich bei weniger guter Performance auch mal schnell in Liga 2 wiederfindet. Jetzt haben wir (das war's heute, leider) 2x das Klassenziel knapp verpasst. 2x mit großen Ähnlichkeiten (verhältnismäßig große Namen als Neuzugänge, schelmisch-lustvolles "der FCK ist Favorit" von allen Seiten, gebauchpinselte Übernahme dieses Selbstbildes im Umfeld, hoffnungsvolle und erfolgreiche Phasen, unnötige Rückschläge die zu leisen Zweifeln die zu zynischer Distanz werden), aber auch 2x mit großen Unterschieden (einer Kontertaktik die zu zurückhaltenden Gegnern die zu schlechter Stimmung die zu Verzweiflung und rustikalem Fußball als Not-Plan führt vs. einer radikalen Offensivtaktik die zu individuellen Fehlern die zu konternden Gegnern die zu schlechter Stimmung die zu Verzweiflung und rustikalem Fußball als Not-Plan führt; einer Liga, in der zwei Teams sich kaum Fehler leisten und uns zum "Best of the Rest" degradieren vs. einer Liga, in der gerade mal ein Team auf den letzten Metern wirklich Abstand gewinnt und der komplette Rest sich in "mal so, mal so" ergeht) [BTW: das gilt immer als Beweis für die "schwächste 2. Liga überhaupt", die unsere magere Bilanz gerade noch so kaschiert - umgekehrt kann man darin aber auch eine Stärke der Liga sehen, die diese Bilanz erst hevorbringt; die Fakten besagen nix anderes, als dass es sehr ausgeglichen zugeht - meine These: Athletik und Raumdeckung haben in den letzten Jahren einen großen Sprung gemacht, sind in Liga 2 angekommen, demgegenüber ist aber das kreative Element nur noch in der absoluten Spitze der ersten Liga "schlagend" und damit nicht zuletzt deutlich teurer geworden].
Warum ich das so stakkatohaft runterratter: All das könnte man trefflich diskutieren. Leider setzen sich hier jedoch zunehmend Affektabbau und die Suche nach einfachen Lösungen für komplexe Probleme ("Sportdirektor!" - "Neuer Trainer!" - Und wenn die dann nichts ändern? "Anderer Sportdirektor! Anderer Trainer!") durch.
Und wie mit den eigenen Spielern umgegangen wird ist da einfach das bezeichnendste Beispiel. Wir meckern über den sich anbahnenden 3. Neuanfang im dritten Jahr hintereinander (ob im letzten Sommer ein Neuanfang vollzogen wurde ist für mich strittig, aber abermals: geschenkt) - aber nicht mal ein Chris Löwe hat noch Kredit? Bloß nicht immer Neuanfang! - Aber bei Misserfolg alle weg? Wir wollen Spieler, die sich identifizieren - aber nur erfolgreiche? Wer erfolglose Freistöße tritt oder sich 3x festdribbelt kann sich bitte woanders identifizieren?
Ich weiß nicht.
Das ist nicht mehr mein FCK.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Mir geht es nicht darum, den schwarzen Peter den Fans zuzuschieben. Aber dieses Nullsummenspiel (grob verkürzt: "der Sonnenkönig ist Schuld" vs. "die Ratten sind schuld", und eins von beidem muss ja stimmen) verdeckt mMn das wahre Problem.
Wir haben eine Kreuzung erreicht. In den nächsten Wochen steht wieder einmal der Erfolg des gesamten nächsten Jahres auf dem Spiel. Die Waage, wohin es mit dem FCK geht - Underdog im Spiel der Großen oder prollender War-mal-groß der sich auf Fahrten in die sportliche Bedeutungslosigkeit auf die große Vergangenheit einen runterholt - wird sich (wenn auch nicht morgen, nichtmal zwangsläufig in diesem Sommer) wenn wir nicht aus dem "knapp daneben" rauskommen, irgendwann einmal in die eine oder andere Richtung neigen.
Und in dieser Situation weiden wir uns am eigenen Untergang. Wir zeigen mit dem Finger aufeinander, lassen den Frust über die ein oder andere Beleidigung aneinander aus und versuchen uns (sorry) mehr schlecht als recht durch Sarkasmus über die Dinge zu stellen.
Was mir Angst macht sind nicht die Ergebnisse. Teures Stadion hin oder her, ein knapp verpasster Aufstieg ist nicht der Sargnagel des FCK. Was mir Angst macht ist der sich verbreitende Gestank des Niedergangs. Und das wilde Gehechel, das meint dagegen anzugehen und doch nur den Gestank verstärkt. Alles spricht davon, dass ein
System den Bach runterginge ohne auch nur noch einen Gedanken daran zu verschwenden, dass der FCK kein System, sondern eine
Kultur ist. Eine Kultur, die wie jedes idelle Gut gleichermaßen gefestigt, gewachsen und doch - das lehrt die Geschichte - so fragil ist, dass sie in der falschen Konstellation zum falschen Zeitpunkt schneller weg ist als man es sich je hätte erträumen können. Diese Kultur wird mMn gerade aus Enttäuschung über sportliche Ergebnisse und den "Lustfaktor" der gebotenen Leistungen einfach weggeworfen. Dass sich diese Tendenz mit - berechtigten - Einwänden über konkrete Entwicklungen im Verein verbindet, macht die Diskussion nicht leichter. Nur: Eine missglückte Kaderzusammenstellung kann den Verein teuer zu stehen kommen, wird den FCK dessen Fan ich einmal geworden bin aber
niemals vernichten können. Die Stimmung die sich aktuell breit macht, die scheint mir persönlich jedoch in der Lage alles wegzuspülen, wofür der FCK ideell mal stand.
Deshalb diskutiere ich hier so leidenschaftlich mit Leuten wie @wai oder @szymaniak. Und deshalb steht mir auch gerade der Sinn mehr denn seit langem nach Forumspause - weil der FCK für mich mehr ist, als die Frage wer entscheiden darf, wie's Spiel ausgeht und ob's ein schöner Tag war.
Sportdirektor? Neuer AR? Neuer VV? Wieder ein anderer Trainer?
Von mir aus gerne - wenn Ihr meint es bringt was, lasst es uns probieren. Aber ich persönlich habe keine Lust mehr mich - hier oder draußen - mit Leuten darüber auszutauschen, die in (ob nun fahrlässiger oder wasauchimmer) Verkennung der Identität des Vereins dessen Seele auf dem Altar der strategischen Ausrichtung opfern, die ein Forum als Gelegenheit zur anonymen und konsequenzlosen Beleidigung auffassen oder die meinen von Spielern die Werte von Fritz Walter einfordern und im gleichen Zug jemanden auf die Tribüne oder zum Pfeffer schicken zu können, dessen Flanken unseren Ansprüchen nicht gerecht werden.
Der FCK ist kein System, er ist eine Gemeinschaft. Wenn wir die Gemeinschaft hinkriegen, dann können wir mMn über das System reden. Die Tatsache, dass wir uns in die Favoritenrolle haben reden lassen wirkt sich in meiner subjektiven Wahrnehmung tödlicher aus als jeder Fehlgriff auf dem Transfermarkt.
2010 herrschte eine komplett andere Stimmung als wir aufgestiegen sind. Seitdem wir uns in die Favoritenrolle geredet haben, haben wir mit jedem Tag in Liga 2 nix mehr zu gewinnen, nur noch zu verlieren. Und wir zerbrechen daran.
EDIT:
paulgeht hat geschrieben:Was seit Monaten emotional mit dem FCK passiert ist noch viel schlimmer. So viele Leute wenden sich ab, das Stadion wird leerer, Gegentore nimmt man inzwischen gelangweilt "zur Kenntnis", eigene Tore werden höchstens beklatscht. Wo führt das hin? Können wir es uns erlauben, das Fanpotential im wahrsten Sinne des Wortes zu verspielen? Denn die Fans sind irgendwann - nicht nur wenn es um eine Fananleihe geht - die letzte Reserve, die diesem Verein noch bleibt.
Und Du glaubst "der große Schnitt" (woauchimmer) wird das ändern? Ich wünschte, Du hättest recht. Ich glaube es braucht mehr, um Leute emotional zu binden. Wahrscheinlich sogar mehr als Erfolg.