Rheinteufel2222 hat geschrieben:Er scheint aber extrem unflexibel und ratlos, wenn seine Vorstellungen mal nicht funktionierem, was bei einem Zweitligateam aber regelmäßig immer wieder mal der Fall sein wird.
Das was Du Ratlosigkeit nennst, ist für mich eher Ausdruck der Tatsache, dass Runjaic nicht der Trainer ist, der einen vollkommen anderen Fußball als den eigenen umsetzen kann. Ein Streich, Klopp oder Guardiola - um mal die "Treppe" raufzusteigen - haben auch alle "ihr" System. Sie haben aber auch Vereine, deren Transfers voll darauf ausgerichtet sind, dieses System umzusetzen.
Wir spielen nicht mehr den Fußball von vor Weihnachten. Wir stehen tiefer. Die Spieler dürfen die Bälle länger halten. Es wird mehr Wert auf Ballbesitz gesetzt, wo im Herbst auch bei hohem Spiel nach 2, 3 Pässen das Spiel in die Spitze gesucht - und riskiert - wurde. Nach den unsäglichen "wer patzt heute"-Erfahrungen vor Weihnachten haben wir in der Rückrunde mehr und mehr "Wasser in den Wein" gegeben und auf "einfaches" Spiel gesetzt. Da kann man mMn nicht rufen "Runjaic weiß nicht mehr weiter". Er wüsste ja was - aber das kann/will man mit dem aktuellen Team eben nicht umsetzen. Ich kann mir vorstellen, dass das für ihn auch frustrierend ist, mit mäßigem Erfolg das 1x1 zu trainieren, wenn es eigentlich Integralrechnung bräuchte um die Aufgabe zu stemmen.
Und deshalb ist es mir zu einfach zu sagen "Runjaic kann nix anderes". In welchem Paralleluniversum ist denn diese Mannschaft in dieser Besetzung schon einmal aufgestiegen? Sie haben in einem komplexen System nicht (dauerhaft) die Punkte geholt, in einem einfacheren noch weniger. Wenn es jetzt wieder heißt "Laufwege einstudieren" usw. dann erinnert das
mich an die Foda-Zeit - an die Diskussionen hier. Was ist wahrscheinlicher: Dass auch Runjaic noch nie auf die Idee gekommen ist, Laufwege einzustudieren - oder dass es in der Besetzung der Mannschaft nicht klappt? Dass Runjaic - entgegen seines Verhaltens auf seinen früheren Stationen - plötzlich vergessen hat, dass zu viele Wechsel einer Mannschaft auf Dauer nicht gut tun, oder dass er mit dieser Mannschaft einfach keine funktionierende Mischung findet.
mMn haben wir mit Blick auf die Einzelspieler eine qualitativ gute Mannschaft (auch ein Matmour hat - in anderem mannschaftlichem "Kontext" schon gezeigt, wie wertvoll er in Liga 2 sein kann), die aber als Mischung
sportlich einfach nicht greift. Wir wollten unbedingt schnell wieder hoch, deshalb hat Stefan Kuntz versucht pragmatisch das beste rauszuholen. Das Ergebnis des ganzen Pragmatismus ist aber, dass die Puzzleteile sich nicht fügen wollen.
Ich kenne weder das Verhältnis von Stefan und Kosta Runjaic, noch weiß ich wie Runjaic (der, davon bin ich überzeugt, bei Fachleuten durch das Intermezzo bei uns nicht wirklich an Renommee eingebüßt hat) seine Karriereplanung sieht. Ich behaupte aber mal ketzerisch:
Ein Sportdirektor ist eigentlich so unnötig wie ein Kropf. Alles was wir brauchen, sind weitere Investitionen in ein professionelles Scouting.
Wenn SK Runjaic 100%ig vertraut, wenn Runjaic sich für die nächsten Jahre ebenso 100%ig beim FCK sieht, wenn die beiden miteinander können - dann brauchen wir eigentlich keinen Sportdirektor. Stefan ist ein Pragmatiker vor dem Herrn, der gut vernetzt ist und schon des öfteren gezeigt hat, dass er als Gesicht des Vereins Spieler für den FCK begeistern kann - aber er hat mMn keine "Spielidee" im modernen Sinne, wie man sie für Kaderplanung im deutschen Profifußball anno 2014 haben muss, wenn man "über seine Verhältnisse" Erfolg haben will (wir gehören vom Etat nunmal nicht mehr zwangsläufig zu den Top18 in Deutschland). Braucht er auch nicht - Runjaic hat diese Idee, sie war nach seinem Amtsantritt klar zu erkennen. Runjaic sagt klar welchen Spielertyp er auf welcher Postion sucht, die Scouts schauen sich nach machbaren Kandidaten um und Stefan macht nach Möglichkeit einen entsprechenden Spieler klar.
Keine Plan B-Verpflichtungen, keine "Gelegenheitskäufe" - Transferpolitik nach Schema F. Und wenn man keinen gesuchten Typ kriegt, dann lässt man es eben (so wie Runjaic es für den Winter angekündigt hatte) und versucht die eigenen Spieler zu formen.
Kurz:
Wir haben seit dem Weggang von Marco Kurz eigentlich nicht mehr systematisch eingekauft, sondern nach Qualität. Das ist auch nicht das "große Verbrechen", weil es niemanden im Verein gab, der ein erfolgsversprechendes System vorgegeben hat. Nur ist Qualität halt relativ, die Bayern haben in den 90ern mindestens 3 Freiburger Spieler gebraucht, die sie teuer gekauft und mit Verlust weggeschickt haben, bevor klar war dass die in Finkes System funktionieren aber ohne das nur Mittelmaß sind. Spielerqualität ist keine ontologische Größe, wie es Fußballmanager-Spiele suggerieren, sondern höchst kontextabhängig. Und dieser Kontext ist bei uns in den letzten Jahren zu kurz gekommen. Ich wünsche mir einen Trainer, der das ändern kann. Mit Runjaic sind wir dem mMn so nah wie noch nie (in Zeiten des Systemfußballs) gekommen.
Ich kann nur von außen hoffen - aber ich wünsche mir, dass Runjaic diese Aufgabe jetzt erst recht angehen möchte - und dass Kuntz erkennt, dass es keinen neuen Trainer braucht, sondern einen der die Kompetenz besitzt die Kaderplanung wesentlich vorzugeben. Für mich sind die nächsten Wochen auch bei Nicht-Aufstieg spannend. Für das Umfeld ist Runjaic verbrannt. Für mich müsste es heißen: Mehr Runjaic! Mal schauen, wie's kommt...