Ich finde dieses Interview sehr sehr erschreckend.
Warum? Weil man es leider lesen muss wie ein Politiker-Interview. Wenn man das dann gemacht hat, kommt man doch wohl zu folgenden Ergebnissen:
1) Die Ultras vom PI haben beschlossen, dass sie in 8.2 ziehen. Da die Ultras von der GL dort oben das Sagen haben, konnten auch genug Karten besorgt werden. Ich werfe einfach mal in den Raum, dass das vom PI so viele Leute gar nicht sein können, da dieser Fanclub so allerlei Probleme mit Stadionverboten haben dürfte.
2) Die Ultras von FY haben beschlossen, dass sie mit Sack und Pack in 7.2 ziehen.
3) Da es zum jetzigen Zeitpunkt keine Karten für den 7.2 gibt, müssen sie es auf nächste Saison verschieben.
4) Um an diese Karten zu kommen, soll auf der "Fanversammlung" diese ominöse Supporterzone verabschiedet werden. Man darf davon ausgehen, dass der Beschluss auf der Versammlung ohne Probleme gefasst wird - die Ultras werden einfach mit allen ihren Leuten kommen und haben automatisch die Mehrheit.
Was bewirkt dieser Beschluss? Ganz klar - damit ist der FCK aus der Schusslinie: wenn dann ein Fan kommt und sich beschwert, dass er überhaupt keine andere "bessere" Karte will, sondern einfach auf seinem Platz in seinem Block stehen bleiben will - dann kann der FCK wunderbar sagen: "ja, sorry, aber dann hättest Du abstimmen müssen. Ihr Fans habt doch den Beschluss gefasst auf der Fanversammlung!"
Im Grunde will man hier doch nur gut Wetter machen. Schön dem Volk was vom Pferd erzählen, von großen Vorsätzen und "dass dann alles besser wird". "Leute, zieht mit, sonst blockiert ihr unser großes Ziel der besseren Stimmung - wollt ihr das verantworten??"
Ekelhaft! Ich gehe auf den Betze, um die ganze Scheiße die ich unter der Woche von Chefs und Politikern zu hören bekomme, zu vergessen und mit meinen Freunden und Bekannten einen Ausgleich zu haben! Wenn ich mir die Lunge für den Betze aus dem Leib schreie, dann mache ich das auch deshalb so laut, weil es mein Ventil ist. Andere machen Sport oder gehen in den Garten, ich geh auf den Betze. Und da will ich, ganz besonders nicht von den Leuten aus meiner FCK-Familie, so eine verblümte verlogene Scheiße nicht hören!
Sorry, aber da habe ich keine Lust, irgendwelche anderen unpassenderen Worte für zu suchen.
Aber mal zurück zum Thema. Okay, PI und FY wollen in 7.2, bzw 8.2. Gut. Und dann? Wird dann wirklich alles besser? Ich wage es zu bezweifeln!
1. Es wird gesagt, diese Blöcke wären die besten für einen Stimmungskern. Das stimmt doch schon von grundauf überhaupt nicht! Wenn ich mir alleine das Titelbild anschaue (
http://www.der-betze-brennt.de/images/a ... _gross.jpg), sehe ich doch schon, dass es für einen propagierten "zusammenhängenden" Stimmungskern nur einen Platz geben kann: Unter und über der GL. So wie es jetzt geplant ist, ist doch wieder so ein dämlicher Eingang dazwischen. DC und GL singen doch jetzt schon oftmals aneinander vorbei, wieso sollte das besser werden, nur weil sich die Gruppennamen ändern? Die bauliche Gegebenheit bleibt doch für einen "Stimmungskern" weiterhin katastrophal!
Aber wieso denn 8.2 für PI und 7.2 für FY? Hier mal mögliche Antworten, wenn man soweit selbst sein Hirn bemühen darf:
- der Platz unterhalb der GL wäre perfekt. Man bräuchte nichtmal Karten wechseln. Aber man hätte wohl keine Möglichkeit, seine Zaunfahne vor sich zu hängen, richtig? Oh weh oh weh, Ultras, die nicht hinter ihrer heiligen Zaunfahne stehen, das kann es nicht geben. Nein, nein, nein, schnell weg von diesem Gedanken.
- der Platz oberhalb der GL wäre ebenso perfekt. Aber das ist ja ganzschön weit weg vom Spielfeld und das Licht ist sicher auch nicht so gut für Fotos und Videos. Hört sich witzig an, aber ich wette, solche Gedanken spielen eine Rolle! Hier gibt es nun ein Karten-Problem, dafür kann man aber seine Zaunfahne aufhängen.
Nunja, der Platz über der GL wird der GL selbst aber nicht gepasst haben. Man möchte sich ja ausbreiten. Bei den Begebenheiten kann sich die GL ja eigentlich nur "nach oben" ausbreiten - das geht natürlich nicht, wenn da schon der nächste Ultrahaufen der FY oder des PI steht.
-> Konsequenz: man muss sich nebeneinander stellen. Dann kann jeder seine Fahne vor sich hängen und alle können sich "nach oben ausbreiten". Macht Sinn, aus Ultrasicht.
Aber genau ab dieser Stelle ist es ein Hohn, hier im Interview zu fordern, dass andere Fans doch bitte "kompromissbereit" sein sollen! Das ist doch lächerlich. Sich alles selbst so zurechtgebogen wie es einem passt und dann behaupten, man wäre der Gutmensch schlechthin. Pfui!
Also, aus Ultrasicht klingt's nun schlüssig, aber für den propagierten STIMMUNGSKERN macht es keinen Sinn.
Es macht keinen Sinn, wenn dann jetzt ein Megaphonmann in 8.2 steht, ein Megaphonmann in 7.2 und ein Mann an der Megaphonanlage unten.
Wenn ich mich schon so komisch hinstelle wegen den ganzen Einschränkungen, die ein echter Stimmungskern mir bereiten würde (so viel dann übrigens zu Kompromissbereitschaft), dann darf ich es auch nur von einer Stelle "koordinieren". Das wäre dann der Mann, der jetzt an der Megaphonanlage steht, der müsste sich zwischen 7.2 und 8.2 postieren. Und die Megaphonanlage würde aus bleiben - so wie es viele Fans seit Jahren fordern.
Aber was würde dann passieren? Dann besteht ja die Gefahr, dass die vielen Leute, die jetzt in den unteren Blöcken stehen, plötzlich nicht mehr alles aufdiktiert bekommen? Scheiße, am Ende fangen die wieder an zu machen, was sie wollen? Ne ne ne, das geht nicht. Wir Ultras müssen das alles im Griff haben! Kempf bleibt unten und wir ziehen oben unser Ding durch. Und Kempf schaut dann, dass er unsere Gesänge denen aufzudrücken versucht, die eben noch nicht mitsingen.
Also, Standortproblem geklärt. Denn das mit den leidigen DK-Besitzern, die in den Blöcken stehen die wir jetzt wollen, das regeln wir über die Fanversammlung. Und dann schreiben wir noch ein paar Flyer und machen nette Bildchen in's Internet, dann machen die Leute schon mit. Das kriegen wir hin.
Aber jetzt nochmal: wird es besser?
Ist die schlechte Stimmung, das "Aneinander vorbei singen" denn wirklich ein Standortproblem?
Oder liegt es nicht eher daran, dass
- viel zu schnell gesungen wird (bei melodischen Liedern)?
- viel zu schnell angefeuert wird (Schlachtrufe zu schnell geklatscht werden)?
- viel zu oft das, was gesungen wird, nichts mit dem zu tun hat, was auf dem Feld passiert?
- das Fahnengeschwenke dem Pulk Menschen hintendran die Sicht, damit auch der Spaß und die Lust genommen wird, mit einzustimmen?
Ich persönlich denke, dass es genau daran liegt! Die Ultras machen ihr Ultra-Ding, alle anderen sollen gucken wo sie bleiben.
Das Problem ist doch aber: die vielen "Neu-Ultras" kommen doch inzwischen über Ultra auf Fußball auf Lautern in die Westkurve. Die vielen anderen, nein - die überwiegende Mehrheit - kommt über Lautern auf Fußball in die Westkurve.
Und die Minderheit hat die größte Macht. Weil sie bloggen, Spruchbänder malen, laut Kritik üben und Stimmung machen wenn ihnen was quer steckt. Nur deshalb.
Und der FCK steht Pate, DBB anscheinend mit diesem Interview ebenso. Bloß keinen Stress mit den Ultras. Lieber ein paar andere Fans vor den Kopf stoßen. Das bekommt kaum einer mit und in 6 Monaten wird sich niemand mehr dran erinnern.
Und wenn sie dann in 5 Jahren merken, dass sie lieber wieder unten hinter's Tor wollen, weil man sie da besser im TV sieht - dann fängt das gleiche Spiel nochmal von vorne an. Dann ist das große Argument aber "wir müssen näher an's Spielfeld, damit die Mannschaft uns auch hört!"..
Ne Leute, so nicht
