Starke Beiträge. Tut richtig gut zwischendurch mal jemandes Beiträge zu lesen der a) Argumente hat und b) über ausreichendes Wissen der Interpunktion verfügt...Ktown2Xberg hat geschrieben: Für diese Saison gilt das gleiche, wie in den 90ern für den Betze: Die Schlussphase gehört uns! Wir müssen allerdings unsere Nerven im Griff behalten.

Ich befürchte jedoch, dieses Nervenspiel werden wir verlieren. Ich dichte jetzt mal aus meinen 0,02 € die ich dazu beitragen kann was dazu:
- 2007/2008, allen noch bekannt als das schlimmste Jahr der FCK-Geschichte, die Verpflichtung von Stefan Kuntz gibt irgendwie einen Ruck durch Mannschaft, Verein, Fans, "Region" etc. Nach dem 18.05.2008 wird der so gern wiederholte Betze-Mythos mit neuer Nahrung versehen und "ab jetzt" kann nichts mehr schief gehen...
- 2008/2009 nach gutem Saisonstart (AFAIR zwischenzeitlich Tabellenführer) kommt nach der Winterpause die Ernüchterung. Die ehemals gute Stimmung im Team bricht scheinbar kaputt, Milan Sasic scheint sich durch seine Feldherren-Manieren nicht nur in der Mannschaft keine Freunde mehr gemacht zu haben. Nicht nur Stefan Kuntz, nein, auch das Umfeld wird unruhig. Auf einmal ist "auf sie mit Gebrüll"-Fussball nix mehr, die Attribute die wir uns nach dem Heimsieg gegen Freiburg vor der Winterpause (ihr wisst schon, filigrane Breisgau-Brasilianer gegen Messerwetzende Pfalz-Matrosen) um die Ohren gehauen haben nichts mehr wert.
Es gibt Spieler, damals Anel Dzaka, die fallen in Ungnade bei den Fans und Seher, die aus Minenspielen der Ersatzspieler beim Bälle aufsammeln die Stimmung in der Mannschaft lesen können. Eine Trainerdiskussion zu einem eigentlich unbrauchbaren Zeitpunkt beginnt.
Mittlerweile ist auch auf dem Berg wieder etwas mehr Betrieb, einfach mal so ne Karte für den Betze in der West bekommen ist nicht mehr ohne weiteres möglich und auch auswärts muss man sich sputen überall eine zu ergattern. Kommen da die ersten wieder, die sich nicht Horrorspiele wie gegen Jena Ende 2007 antun wollten? Die wieder etwas von der "Betze-Luft" schnuppern wollen, die zwischendurch so abgestanden war?
Der Aufstieg wird eigentlich recht fahrlässig vergeigt, in Aachen, zu Hause gegen Duisburg, alles keine Offenbarungen.
- 2009/2010 wird wohl als das Jahr der Rasenmäher hier bei DBB in die Geschichte eingehen. Die TFK (Trainerfindungskommission) rund um Stefan Kuntz holt sich eine blutige Nase nach der andern. Foda, Herrlich, Labadia... wie sie alle hiessen die hier vorgesprochen haben (oder auch nicht), alle haben so richtig keinen Spass auf den Betzenberg.
Nach endlosen Wochen der Suche wird präsentiert: Marco Kurz. Wenn wir ehrlich sind, wie viele haben ihm am Anfang zugetraut, dass er länger als ein halbes Jahr bleibt? Zu schal war der Geschmack der 3. Wahl. Dazu noch eine durchwachsene Vorbereitung und schon war die Laune der meisten auf dem Tiefpunkt. DFB-Pokal in Braunschweig "so eben" geschafft und irgendwie in der Liga in Tritt gekommen. Und: AUFGESTIEGEN.
Und auf einmal waren wieder alle da. Alle, die halt schon IMMER da waren... und feierten mit 50.000 anderen in der Stadt, im Stadion und weiss ich wo den Aufstieg. Hatten sie doch die Berechtigung zu, weil sie halt schon immer da waren.
-2010/2011 JAAAA. Endlich wieder BuLi. Mit einem Auswärtssieg in Köln gestartet, gleich im ersten Heimspiel die Bazis. Konnte der Effekt "ausser Bayern" an dem Abend noch davon ablenken, hat es sich einige Spieltage später klarer den je gezeigt: Auf einmal waren in der West, in den x.1er Blöcken, Menschen die man da noch nie gesehen hat. Mädels (nix gegen Mädels, find ich super) mit Gucci-Handtäschchen die nach dem Ausgang fragen und Typen mit Smartphones die nicht klatschen konnten, weil sie die eine Hand für das Smartphone brauchten um für YouTube Videos vom "Event" zu drehen...
Irgendwie, auch mit viel Glück, schaffte man Platz 7. Wie, weiss vermutlich keiner so genau. Aber auf einmal war er wieder da: Der Betzenberg-Hochmut.
Hier im Forum waren mehr als einmal die Worte "europäischer Wettbewerb" zu vernehmen, tatsächlich ernst gemeint. Die wenigen, die versucht haben da gegen einzuwirken und auf das schwere 2 Jahr zu verweisen wurden oder wollten nicht gehört werden.
- und tja, da ist schon 2011/2012. Auswärts Bremen, erstes Spiel. 2:0 gegen die fallsüchtigen Fischbrötchen. Was nun?
Nüscht, eigentlich. In Bremen kann man verlieren, kein Halsab. Aber, erstes Heimspiel (ich hab Schwierigkeiten mich an Gegner und Ergebnis zu erinnern, kann aber noch Ergebnisse und Torschützen aus 2008 aufzählen) und das Stadion pfeift nach 30 Minuten.
Das gleiche Stadion, das noch 4 Jahre davor am Abgrund stand und sich die grösste Truthahnscheisse der Geschichte ansehen musste. Pfeift. Am ersten Spieltag. In der ersten Liga. Nach 30 Minuten.
Mittlerweile sind die Taten aus 2007/2008 vergessen, auch der Aufstieg ist vom Tisch (der FCK gehört ja halt in die erste Liga und zwar per Grundgesetz), der 7. Platz der Vorsaison wiegt schwerer denn je.
Dazu kommen unpopuläre Entscheidungen aus der Führungsebene, das Gefühl den Mythos "Fritz Walter" mit billigem Merchandise-Krempel zu verbimmeln und der Unmut über die fehlende Pferdewurst und das viel zu teure Bier.
Und ein Trainer, der vermutlich einfach seinen viel zu kleinen Kredit aufgebraucht hat.
Der FCK steht am Wendepunkt, im schlimmsten Spagat auch noch. Wie soll man die Brücke zwischen "Tradition erhalten und nicht verscherbeln" und "Massentaugliches Event BuLi-Fussball" schaffen? Wie soll man überhaupt hier auf Dauer 1. Bundesliga realisieren?
Der User Ktown2xberg hat es gesagt, viele haben es gesagt, etliche mir persönlich Bekannte haben es gesagt, eigentlich weiss es auch jeder.
Mit dem, was uns schon früher ausgemacht hat. Der Zusammenhalt. Das "Fickt Euch, wir geben nicht auf". Das "Du gibst einem unserer Spieler bei einem Heimspiel die rote Karte? Das machst DU nicht nochmal, Du Arschloch!" Verhalten. Das jetzt-erst-Recht.
Aber irgendwie scheinen wir (mich eingeschlossen, ich hab nicht aus Langeweile im Herbst des letzten Jahres meinen Account hier löschen lassen) das alles verloren zu haben. Inklusive unserer Nerven...
Ich würde gerne glauben wollen das wir mit Marco Kurz noch die Kurve kriegen. Ich mag ihn. Er gehört hier hin. Er hat den Betze ne Zeitlang für mich verkörpert, mit seinen Emotionen am Spielfeldrand.
Allerdings befürchte ich, dass er vom Umfeld keinen Kredit mehr kriegt. Die Pfiffe werden noch lauter, das Umfeld noch unruhiger.
Wenn ich mich dann daran erinnere, dass Eric Gerets, der bis dahin nix geleistet hat in der Saison 2002, auch nach verlorenen Spielen vor der West gefeiert wurde, kommt es mir vor wie Hohn...