vorderpfalz1988 hat geschrieben:@superweini und die die ihm zustimmen
Es wird sich immer mit den Argumenten zu Wort gemeldet,dass wir ohne Kurz jetzt nicht in Liga 1 wären. Und auch der Satz "überlegt mal wo wir am 18.05.2008 standen, und wo wir jetzt stehen..."
Wenn ich ehrlich bin kann ich diesen Satz nicht mehr hören. Er soll den Kritikern jeden Wind aus den Segeln nehmen.
JA, auch ich bin dankbar dafür.Auch ich beschwere mich nicht, dass wir unten drin stehen. Auch ich bin der Meinung Kurz hat erheblichen Anteil daran, dass wir in Liga 1 sind.. Er hat seine Arbeit BISHER hervorragend gemacht.
Lieber @vorderpfalz1988, entschuldige, dass ich Deinen Post hier mal als Aufhänger rausgreife.
Aber ich glaube nicht, dass jede Erwähnung des 18.05.2008 den Kritikern "den Wind aus den Segeln nehmen" soll. Mir für meinen Teil geht es vielmehr darum, zwei Dinge zu trennen:
Natürlich lässt sich über vieles, was Kuntz, Kurz, die Spieler auf dem Platz usw. entscheiden durchaus streiten. Ich finde es allerdings schade, dass man hier im Forum mittlerweile den Eindruck gewinnt, dass die Kritik an genannten Personen zwangsweise damit verbunden werden muss, dem FCK gegenüber nur noch Frust und Enttäuschung zu empfinden - und das auch zum Ausdruck zu bringen. DAS ist schade.
Wir haben diese Saison noch 14 Erstligaspiele vor der Brust (hoffentlich geht's im August munter weiter). Die sind schnell vorbei. Natürlich kann (soll!) jeder hier äußern, wenn er meint, beim FCK etwas zu sehen, das in die falsche Richtung geht. Wenn er/sie überzeugende Argumente hat, werden sie auch gehört werden. Ich denke nur, dies sollte keine Auswirkungen darauf haben, dass man sich als Teil einer Gemeinschaft (FCK) sieht und alles eigene Tun darauf bündelt, die Mannschaft (Transfer-Fenster ist zu - wenigstens hier sind wir uns wohl alle einig: das sind jetzt bis Mai unsere Helden, die müssen's sein) zu unterstützen.
Wäre schade, wenn der Mai 2008 zum Totschlagargument verkommt - er ist einfach eine wichtige Erfahrung, aus der wir lernen können. Wir alle (ich inklusive) hatten im Frühjahr 2008 doch Momente, ja vielleicht auch Phasen, in denen man diesen Niedergang einfach nicht mehr mit ansehen wollte. Das beeindruckende ist doch, dass aller-allerspätestens am 18.5. JEDER hier gebrannt, gezittert und die Daumen wund gedrückt hat. Ich für meinen Teil denke, dass es im Zweifelsfall in den letzten Spielen dieses Jahr wieder so sein wird. Es sei denn, dann ist es bereits zu spät. Daraus ergibt sich für mich die Frage: Wenn ich jetzt schon weiß, dass am 34. Spieltag, in der Relegation, wann auch immer, alle Unstimmigkeiten für 90 Minuten sowas von scheißegal sein werden - dann kann ich doch am besten gleich diese Haltung einnehmen. Das ist wie in einer Familie. Natürlich passt mir vieles nicht, was mein Bruder macht (und ich sage ihm das auch). Aber wenn jemand auf offener Straße auf ihn los geht, werde ich dazwischengehen - egal ob wir ein Herz und eine Seele oder im Streit sind.
Kurz gesagt: Es geht mir nicht um das WAS (die Kritik), sondern das WIE (die damit verbundene emotionale Haltung). Ich kann Kuntz, Kurz, einzelne Spieler usw. kritisieren und trotzdem geil auf Siege und den Klassenerhalt bleiben.
In diesem Sinne meine persönliche Meinung zu Kurz:
Besetzung der Aufstiegself hin oder her, 09/10 waren wir taktisch einfach immer super eingestellt. Kann mich an kein Spiel erinnern, wo wir wirklich an der Nase rumgeführt wurden. Dazu tolle Standards (schon ohne Tiffert), die 4 Offensiv-Positionen (Sam und Illicevic/Steinhöfer außen, Jendrisek hängend und Nemec/Lakic vorne) waren optimal aufeinander eingestimmt.
Letzte Saison wollte man mit der gleichen Taktik starten (Amri/Rivic und Illicevic außen, Hoffer hängend, Lakic vorne) - und hat festgestellt, dass die Kombination aus individueller Unterlegenheit (die wir den meisten Mannschaften gegenüber zu diesem Zeitpunkt hatten, die Liga war meiner Meinung nach letztes Jahr stärker) und Unterzahl im Mittelfeld (spätestens seit der WM 2010 ist das 4-5-1 als Grundtaktik bei gegenerischem Ballbesitz auf Top-Niveau einfach das Maß der Dinge) uns zum Verhängnis werden könnte. Also wurde umgestellt: 4-5-1 und tief stehen, dazu schnelle Außen, einen Stoßstürmer als zentrale Anspielstation und Konzentration auf Standards. Die Umstellung hat etwas gedauert, dann aber umso besser gezogen. Wir hatten einen kurzen Hänger als die zentrale Figur dieses Systems (Lakic) ne Krise hatte, alles in allem haben wir aber nach der Systemumstellung eine tolle Saison gespielt.
Diese Saison ist etwas schief gelaufen. Kuntz wollte unbedingt Schechter (was ich verstehen kann, eine funktionierenden Mannschaft wird viel Freude an Itay haben - hoffentlich werden wir das sein), einen flinken Techniker, der mit Anlauf aus dem Halbfeld kommt. Quasi der Edel-Jendrisek. Ich habe erwartet, dass man nun die Qualität (*duck*) sammelt, um Kurz' erfolgreiche Aufstiegstaktik auch eine Etage höher spielen zu können. Dann wurde Itay jedoch als Stoßstürmer eingesetzt, die fehlenden Lakic-Qualitäten sollte SuPa von der Außenbahn einbringen. Ich habe keine Ahnung warum das so entschieden wurde (mein Verdacht: Fehse hat in den polnischen Medien erzählt, dass wir seit einem Jahr nach einem Typ wie Ariel fahnden - evtl haben die Absagen von Ottl, Feulner und Co im Sommer dazu geführt, dass man sich (berechtigte) Sorgen um die Qualität unseres defensiven Mittelfelds gemacht und die Systemumstellung verschoben hat). Auf jeden Fall ging's in die Hose. Unser 4-5-1 von 10/11 zeichnet sich dadurch aus, dass die Mannschaft sehr tief steht. D.h. Itay reibt sich nicht nur in der Regel gegen physisch stärkere Innenverteidiger auf, er ist dabei auch noch meist alleine. Wir kriegen mit dieser Grundhaltung einfach bei Ballbesitz nicht genügend Spieler vor den Ball. Hohe Bälle spielen wir nicht mehr - also wird quergespielt und auf die Lücke gewartet. Nach 3 Spieltagen hatten unsere Gegner das durchschaut, jeder stellte sich hinten rein, nach dem Motto "Gegen Lautern mauern, wenn sie keinen Fehler machen gibt's das 0:0, wenn einer patzt gewinnen wir das Ding". DAS hat mich die Hinrunde über enorm gewurmt, spätestens vor Weihnachten habe ich mich auch wirklich gefragt, wie lange das so weiter gehen soll.
Dann wurde jedoch die Basis für dieses Dilemma mMn absolut nachvollziehbar und konsequent angegangen: Keinen langsamen IV mehr in die Kette (einer ohne Tempo reicht, damit man den ganzen Riegel nach hinten ziehen muss), ein 6er der Pressing, d.h. aktives Draufgehen UND schnelles Weiterleiten erlaubt (wer als Mannschaft weit vorne steht muss auch pressen, sonst geht's nach hinten los), dazu noch ein Wagner, der die Nemec/Lakic-Rolle der Aufstiegself par excellence spielen kann. DESHALB tut die Niederlage von Sonntag mir so weh. mMn die richtige Reaktion in der Winterpause - und als man dann das erste Mal mit der kompletten neuen Elf spielt geht's so in die Hose.
Fazit:
Ich bin der Meinung, dass in der Sommerpause einige falsche Entscheidungen getroffen wurden. Ich hab's damals selbst nicht kommen sehen, aber so ab Spieltag 10 war klar wohin die Reise geht - und mein Blick auf unsere Taktik (und Kurz als verantwortlichen) zunehmend kritischer. Ich bin aber durch die Maßnahmen in der Winterpause und die Systemumstellung wieder optimistisch gestimmt. Wir sind nun da, wo wir nach den ersten Spieltagen der letzten Saison waren. Wir haben reagiert, doch es wird ein paar Spieltage dauern, bis die Umstellung greift. Das wird diesmal zeitlich sehr eng. Aber mMn würde ein neuer Trainer mindestens die gleiche Zeit brauchen, um etwas umzustellen (s. Remis-Fink in Hamburg).
Und um auf die oben als Aufhänger genommene Diskussion zurückzukommen: Ich habe meine Überlegungen hier dargelegt. Ich lese auch sehr gerne die Argumente derer, die in gleicher Weise darzulegen versuchen, warum wir einen neuen Trainer brauchen. Nur lasst uns nicht zu viel Kraft und Emotionen in diese Diskussion stecken. Am 05.05. wird das total egal sein, dann geht's nur um drin oder draußen.
Egal wer auf der Bank sitzt - I'm not going down without a fight!