Thomas hat geschrieben:Wenn das Eintrittsgeld sich mehr als auszahlt
In einer nervenaufreibenden Thriller gewinnt der 1. FC Kaiserslautern mit 2:1 bei Schalke 04 und verschafft sich etwas Luft im Abstiegskampf. Dieses Spiel hatte alles, was man normalerweise nur von den legendären Fights am Betzenberg kennt: Höchste Spannung, gute Stimmung, unzählige Torchancen, Rückschläge und neue Hoffnung für beide Seiten - und einen ganz schwachen Schiedsrichter.
Wenn ihr jemandem erklären wollt, warum ihr euch unsterblich in den FCK verliebt habt, zeigt ihm einen Mitschnitt dieses Spiels. All das, was diesen Verein so besonders macht, war in diesen 90 Minuten.
Der Hauptfilm hatte sogar die typische Vorgeschichte. Der schlechteste Saisonstart aller Zeiten - und das nach dieser tollen Aufstiegssaison. Hätte es nicht mal eine ruhige Runde werden können?! Um Gottes Willen, doch nicht beim FCK! Hier saust der Fahrstuhl nur runter oder rauf. Immer Anschnallpflicht.
Jetzt hatte also der Fußballgott mal wieder Keller gedrückt und die Sauerstoffmasken ausgelöst. Diese waren spätestens nach der Szene mit Shechter und Fortounis beim letzten Heimspiel auch bitter nötig. Dann die Vollbremsung: Vertragsverlängerung mit Kurz. Nicht wenige müssen sich übergeben. Und gleich mit Karacho und einem 2:1 auf Schalke wieder rauf Richtung erster Stock.
Man muss sich das mal im Zeitraffer anschauen: Da legt ein Sahan, ja - mit Verlaub - dieses Nervenbündel, einen Auftritt hin, dass man schon wieder Angst haben muss, dass er nächstes Jahr ein königsblaues Trikot trägt. Da läuft ein Tiffert mit einem Gesichtsausdruck zum Elfer an, dass man die Kinder vorher ins Bett bringen muss. Da spielt dieser Shechter tödliche Pässe als wäre er der israelische Iniesta und nicht sein Freund auf der Bank.
Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus, schöpfen Hoffnung, aber nach dem wir Chance um Chance liegen lassen, ahnen wir Schlimmes. Und dann landet Dicks knallharter Querschläger fast magnetisch am Schienbein von Rodnei und die FCK-Geschichte nimmt ihren gewohnten (Leer-)Lauf. Ausgleich. Gleichzahl. Jetzt dreht Schalke das Spiel, prophezeit der Kommentator. Verdammte Scheiße das gibt's doch nicht, was haben wir nur verbrochen, hören wir uns sagen. Wir wollen schon wegsehen, ausschalten, uns vergraben, aber wir sind Lautrer, wir können das nicht.
Wir sind zum Kämpfen geboren - wie dieser Kouemaha. Sein erster Versuch geht nicht rein. Natürlich nicht. Das wäre zu einfach. Der Puls muss erst auf 180. Und dann Dick, wir erheben uns, De Witt, wir hören auf zu atmen, am ersten vorbei, am zweiten, wir öffnen den Mund, die Flanke zu Kouemaha, wir spannen die Muskeln an, er köpft, der Ball fliegt. Der geht rein rein rein. Tor Tor Tor. JAAAAAAAAAAAAAA. Das ist unfassbar. Das gibt es nicht. DAS IST LAUTERN. DAS IST UNSER FCK. MEIN HERZ.
"Ich verliebte mich in den Fußball, wie ich mich später in Frauen verlieben sollte: plötzlich, unerklärlich, unkritisch und ohne einen Gedanken an den Schmerz und die Zerrissenheit zu verschwenden, die damit verbunden sein würden." (Nick Hornby, "Fever Pitch") #Unzerstörbar