Fragen, Antworten und Anekdoten zur Geschichte des FCK.

Beitragvon Thomas » 06.09.2007, 19:43


Über 300 Tore für "seinen" FCK
von Altmeister

Am 06. März 1924 wurde Ottmar Walter in Kaiserslautern geboren. Damals konnte noch niemand ahnen, dass er und sein knapp vier Jahre älterer Bruder Fritz einmal Fußballgeschichte schreiben sollten und zum berühmtesten Fußball-Brüder-Paar zumindest ihrer Zeit werden würden – sowohl beim 1. FC Kaiserslautern als auch in der deutschen Nationalmannschaft.

Wie sein Bruder Fritz verbrachte Ottmar Walter quasi seine komplette Fußballerkarriere bei „seinem“ Verein, dem 1. FC Kaiserslautern. Er war ein spielender Mittelstürmer, der aber enorme Torgefahr ausstrahlte. So erzielte er in seinen 20 Länderspielen für die deutsche Nationalmannschaft zwischen 1950 bis 1955 immerhin 10 Treffer und in 321 Spielen für den FCK sagenhafte 336 Tore – so viele wie kein anderer in der Geschichte der Roten Teufel, die ihren Spitznamen übrigens auch in der „Walter-Ära“ erhielten. Dabei profitierte er natürlich von der genialen Spielkunst seines Bruders, war aber aufgrund seiner eigenständigen Persönlichkeit keineswegs von diesem abhängig.

Während des Krieges musste Ottmar, wie viele andere großartige Spieler seiner Zeit, seine eigentliche Karriere unterbrechen und schloss sich kurzfristig als Marinesoldat dem Cuxhavener SV an, mit dem er 1943 sogar einen Platz in der Gauliga, der damals höchsten deutschen Spielklasse, errang. In der Endrunde der deutschen Meisterschaft 1943 spielte er dann für Holstein Kiel, da er kurz zuvor eben nach Kiel versetzt worden war. Mit dem KSV Holstein erreichte er nach Siegen gegen Schalke 04 und Vienna Wien sogar den 3. Platz. Danach trug er im Kriegseinsatz eine Knieverletzung davon, setzte aber nach Kriegsende, inzwischen wieder zu Hause in der Pfalz, seine Karriere beim 1. FC Kaiserslautern fort.

Zusammen mit seinem Bruder Fritz begründeten sie dort sehr schnell die bald legendäre Walter-Elf, die zunächst den Südwesten Deutschlands fußballmäßig verzauberte und zweimal die französische Zonenmeisterschaft gewann. Überall, wo die Walter-Brüder mit dem FCK auftauchten, sorgten sie für Massenaufläufe und Zuschauerrekorde und waren bereits Superstars ihrer Zunft, lange bevor dieser Begriff überhaupt erst erfunden wurde.

Fast zwangsläufig errangen die Roten Teufel 1951, kurz nach Staatsgründung der Bundesrepublik Deutschland, ihren ersten deutschen Meistertitel durch einen 2:1-Sieg im Endspiel gegen Preußen Münster – beide Tore erzielte Ottmar Walter, der angeschlagen ins Spiel gegangen war, obwohl es damals noch keine Auswechslungen gab! 1953 wiederholte man dieses Kunststück durch einen Endspielsieg gegen den VFB Stuttgart. Die Walter-Elf hatte mittlerweile aufgrund ihres faszinierenden Offensivspiels zahllose Fans im ganzen Land gewonnen und so verwunderte es kaum mehr, dass fünf FCK-Spieler am sensationellen und legendären „Wunder von Bern“, also dem nicht für möglich gehaltenen Gewinn des Weltmeistertitels 1954 mit der deutschen Nationalmannschaft, beteiligt waren. Der damalige Bundestrainer Sepp Herberger stimmte Ottmar Walter mit den Worten: „Ottes, sie werden mich nicht enttäuschen“ auf das WM-Turnier ein und behielt damit recht. Mit vier Turniertreffern hatte Ottmar Walter maßgeblichen Anteil am Gewinn der Weltmeisterschaft.

Nachdem der FCK 1955 gegen Rot-Weiß Essen das Endspiel um die deutsche Meisterschaft dank der „Hilfe“ des Schiedsrichtergespanns verloren hatte, beendete Ottmar Walter seine Karriere in der Nationalmannschaft, da seine Kriegsverletzung ihm immer noch Probleme bescherte. Ein Jahr später musste er dann, im Alter von nur 32 Jahren, auch seine Laufbahn beim FCK beenden.

Im Leben „danach“ hatte Ottmar dann nicht immer so viel Glück und Erfolg wie sein Bruder.
Seine Tankstelle, die er eröffnet hatte, musste er nach einem Prozess mit einem Ölkonzern wieder schließen. Es folgten ein Autounfall und gesundheitliche Probleme, die zum Teil Nachwirkungen seiner Kriegsverletzung waren. Als er völlig mit den Nerven am Ende war, unternahm er sogar einen Selbstmordversuch, der glücklicherweise scheiterte. Im Nachhinein sagte er dazu: „Das war eine Kurzschlußhandlung, die mir heute unverständlich ist“. Aber die Stadt Kaiserslautern vergaß ihren berühmten Sohn nicht und bot Ottmar Walter eine Stelle in der Verwaltung an. Bis zu seiner Frühpensionierung im Alter von 58 Jahren arbeitete er dort. Jahrelang betrieb er zudem noch mit seiner Frau, der er wie dem FCK ein Leben lang treu blieb, eine Lotto-Annahmestelle.

Zusammen mit dem „Jungspund“ aus der 54er Mannschaft, Horst Eckel, ist Ottmar Walter noch heute oft auf dem Betzenberg zu sehen. Er ist der älteste noch lebende 54er-Weltmeister und freute sich auch sehr darüber, dass die Weltmeisterschaft 2006 in seiner Heimatstadt Station machte.

Heißt das Stadion oben auf dem Betzenberg schon seit langem Fritz-Walter-Stadion, so wurde der Eingang zur Nordtribüne anläßlich des 80. Geburtstages von Ottmar Walter in „Ottmar-Walter-Tor“ umbenannt. Im gleichen Jahr erhielt Ottmar Walter auch das Bundesverdienstkreuz und den Ehrenschild des Deutschen Fußball-Bundes, und auch die FCK-Fans ehrten „Ottes“ mit einer großen Choreographie in der Westkurve.

Ottmar Walter – einer der ganz großen seiner Zeit und des deutschen Fußballs insgesamt. Hätte es den zweiten Weltkrieg und in der Folge den internationalen Länderspielboykott gegen Deutschland bis 1950 nicht gegeben, hätten er und sein Bruder fraglos noch viele weitere Länderspiele bestreiten können. Dennoch dürfen nicht nur die FCK-Fans mit Stolz auf die Karriere und das Wirken auch des „kleineren“ der Walter-Brüder zurück blicken.
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)



Beitragvon Mathias » 06.09.2007, 19:50


Mal wieder super geschrieben, Jürgen! :applaus: :stimmung: :doppelhalter:
Weil Depressionen echt scheiße sind, schau Dir das Video an. (Quelle: br.de)
Kümmert Euch um Eure Freunde!



Beitragvon Westkurvenandreas » 06.09.2007, 20:11


:danke: für diesen super Bericht



Beitragvon Maxi!* » 06.09.2007, 20:18


..Geiler Bericht!! :danke:
Ein Leben lang Rot-Weis-Rot



Beitragvon Red Devil » 06.09.2007, 20:18


Guter Artikel!!! :danke:

Damals als Ottmar Walter die Tankstelle betrieb machte der folgende Satz die Runde: Willst Du unsrem Ottmar danken, musst Du fleißig bei ihm tanken. Habe den Spruch vor ein paar Jahren in einem Bericht über den FCK gehört.
Klagt nicht, kämpft!!!!!



Beitragvon hellsred » 06.09.2007, 20:46


wirklich schöner Bericht.



Beitragvon Teufel82 » 06.09.2007, 21:15


Sehr schöner Bericht Altmeister!
Klasse geschrieben!
Robert Enke 24.08.1977 - 10.11.2009
www.robert-enke.de



Beitragvon rote teufel mittelsachsen » 06.09.2007, 21:38


Sorry Altmeister aber nach 2 sätzen hab ich aufgehört zu lesen.

von wegen "der beste spieler seiner zeit"........

Zeig mir mal einen spieler der so fussball spielt wie es eigentlich sein sollte: Mit herz und verstand, völlig frei, ohne druck, mit liebe zum spiel !!!

Das findest du heute net mehr.Traurig aber wahr. :cry:

Und die, die so wären, dürfen net spielen, selbst wenn sie es versucht haben.

Darum weine ich keinen mehr nach, da es nix bringt.(ausser unseren helden)

Aber bestimmt en super bericht, gerade da es um unsere idole geht.

mfg silvio

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Beitragvon Dilo » 06.09.2007, 22:46


Sehr schöner Bericht!!! Großes Kompliment!



Beitragvon kepptn » 06.09.2007, 22:52


Danke Altmeister! Bild Und vor allem: DANKE Ottes! Bild
Es gibt immer was zu lachen.



Beitragvon odin » 07.09.2007, 07:28


Sehr guter Bericht!!
Ich sag nur Danke Ottmar!!

Aber was ich nur mal so fragen wollte unser bester Schütze aller Zeiten war doch Horst Eckel oder lieg ich da falsch?



Beitragvon OWL-Teufel » 07.09.2007, 08:16


Sehr schön geschrieben,Altmeister :)

Und Ottes,natürlich auch dir ein großes Dankeschön für alles,was du für unseren FCK geleistet hast!Mögest du uns noch möglichst lange erhalten bleiben!



Beitragvon der ilse » 07.09.2007, 08:42


odin hat geschrieben:Sehr guter Bericht!!
Ich sag nur Danke Ottmar!!

Aber was ich nur mal so fragen wollte unser bester Schütze aller Zeiten war doch Horst Eckel oder lieg ich da falsch?


da liegst Du leider etwas daneben. der eckel horst war mehr defensiv / läufer. selbst der fritz hat mehr tore als der horst erzielt. und an den ottes kam keiner dran.



Beitragvon FCK-Ralle » 07.09.2007, 08:52


Sehr schöner Artikel Altmeister! :verbeug:

Ich halts da wie OWL. Danke für alles Ottes, oder sollte ich sagen: "Danke Sieschmund" :wink: (ein weiterer Spitzname von Ottmar Walter), mögest du uns noch lange erhalten bleiben und die Spiele auf dem Betze verfolgen.

@Odin
Ne, du der Ottmar ist erfolgreicher. Der Horst Eckel war zwar ursprünglich auch Mittelstürmer wurde aber zum rechten Außenläufer umfunktioniert. Und da erlebte er auch seine Glanzzeiten.

@roteteufel Mittelsachsen
Frage: Wenn Ottmar Walter keiner unserer Helden ist, wer dann?
FCK 4-life
"Sieger zweifeln nicht und Zweifler siegen nicht!" (Gerry Ehrmann)



Beitragvon teufl » 07.09.2007, 11:30


Hab mich aus der Scheisse der letzten Tage herausgehalten, da ich des öfteren den Tränen nah war, als ich gelesen haben, was sich hier so abspielt und wieviel wirklich dumme Leute sich Dinge herausnehmen.
Von der Artikulationsweise ganz zu schweigen.

Heute war ich den Tränen wieder nahe, aber aus ganz anderen Gründen.
Es bleibt uns zur Zeit wirklich nicht viel anderes, als aus solchen Berichten (1a, Altmeister) Hoffnung zu schöpfen.

Es ist ein komisches Gefühl.
Stolz und Trauer zugleich.



Beitragvon Ray » 07.09.2007, 11:43


DAS waren noch Zeiten!!!!!
Man drehen die Zeit bitte um 60 Jahre zurück.



Beitragvon bengalokaiserslautern » 07.09.2007, 12:18


Nein bitte net zurückdrehn des kannich meien enkeln net zumuten in 60 Jahren die scheiße die grad um de verein abläuft mitzubekommen :lol:



Beitragvon zwicko » 07.09.2007, 13:20


..mal wieder en top artikel!!! :danke:
da bekommt man doch glatt gänsehaut beim lesen!!
EINER FÃœR ALLE - ALLE FÃœR LAUTERN



Beitragvon fr4gginator » 07.09.2007, 15:32


Klasse Bericht :danke:
Diese Helden darf man niemals vergessen.
Und egal wie tief der Fck steht ich bleibe treu bis in den Tod.

:doppelhalter: mfg
Forza Fck Rot Weiss Rot Oleeee



Beitragvon chris » 07.09.2007, 15:32


bengalokaiserslautern hat geschrieben:Nein bitte net zurückdrehn des kannich meien enkeln net zumuten in 60 Jahren die scheiße die grad um de verein abläuft mitzubekommen :lol:


:lol: :lol:
da hast du recht!!
super artikel!



Beitragvon betzeopa » 07.09.2007, 16:20


Hatte das Glück einmal in einer Mannschaft zu spielen, die von Ottes betreut wurde. Tolles Erlebnis!! Kenne Ottes auch noch von der Stadt KL.

Danke Ottmar Walter für ALLES. Ohne EUCH würde es unseren Verein nicht geben! Vielen, vielen Dank!!
Da sollten sich Alle heute mal eine Scheibe abschneiden!!

Danke für den Bericht, denn DAS macht den Betze aus !!



Beitragvon Simon7 » 07.09.2007, 16:33


Sehr sehr sehr sehr Geil !!!

:doppelhalter: :danke:



Beitragvon Hessischer Aussenposten » 08.09.2007, 06:34


In den letzten tagen ist ja bekanntlich viel über den fck geschrieben und diskutiert worden. Da gabs diverse artikel in diversen printmedien, an dem sich die gemüter erhitzt haben, die bislang überschaubare punkteausbeute aus den ersten vier spielen sowie einige transfers kurz vor ende der transferperiode. In diesem zusammenhang haben viele leute dinge über den fck und sein umfeld geschrieben und gesagt, so dass man quasi gezwungen war, selbst einmal zu reflektieren, was einem der fck bedeutet bzw. was das fck-fan-dasein ausmacht.
Sind es die (historischen) sportlichen erfolge? ist es die emotionale verbundenheit zu den ehemaligen fck-idolen (wie briegel, hellström, wuttke, kadlec, kuntz, labbadia, kuka etc.), die man selbst noch live im stadion gesehen hat? Ist es die regionale nähe zum einzigen wahren traditionsverein in rheinland-pfalz? Von allem vielleicht ein bisschen. Aber macht uns das als fck-fans wirklich aus? Die o.g. kriterien treffen bestimmt auch auf die fangruppen vieler anderer vereine zu.
Dein artikel, altmeister, hat mir wieder einmal vor augen geführt: für mich macht die walter-elf den unterschied! Kein anderer verein in deutschland darf auf solche spieler in seinen reihen zurückblicken, die so unendlich vielen leuten so unendlich viel gegeben haben in einer zeit, als es außer diesem wm-erfolg nicht viel anlaß zur freude gab! Wie ist es sonst zu erklären, dass einen der film „das wunder von bern“ heute noch zu tränen rührt, obwohl man selbst kein zeitzeuge ist? Man hat einfach gespürt: Diese spieler waren WIRKLICHE idole für eine ganze generation und haben großen anteil daran, dass das land aus dem schutt und der asche wieder auferstanden ist.
Dieser EINMALIGEN tradition sollten wir uns immer bewusst sein. Vor allem auch dann, wenn’s mal nicht so läuft (wie zb derzeit)!
Deshalb: am ende zählt nur der fck! Und nicht, was irgendwelche aussenstehenden über den oder zum fck schreiben! Und auch unabhängig davon, in welcher liga wir spielen oder welche spieler gerade das fck-trikot tragen...WIR ALLE, DIE SICH ZU DIESER EINZIGARTIGEN TRADITION BEKENNEN, WIR SIND DER FCK!!!!!



Beitragvon rote teufel mittelsachsen » 09.09.2007, 20:36


@Hessischer Aussenposten:
Genau SO sieht es aus.
Genialer Beitrag. :danke:



Beitragvon Thomas » 06.03.2011, 22:22


Alles Gute zum 87. Geburtstag, Ottmar Walter! :applaus:

Ganz besonders wünsche ich Dir natürlich Gesundheit und weiterhin Freude am Leben. Ich verneige mich vor einem der größten FCK'ler überhaupt!

:verbeug:
Der Verein führt als eingetragener Verein den Namen 1. Fußball-Club Kaiserslautern e.V. (1. FCK) und hat seinen Sitz in Kaiserslautern. Seine Farben sind rot und weiß. (...) Das Stadion trägt den Namen Fritz-Walter-Stadion. (Vereinssatzung des 1. FC Kaiserslautern e.V. - Artikel 1, Absatz 1)




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