mal wieder bissel was Mainziges...jetzt will man dort dem Kommerz aber mal so richtig abschwören
Offene Worte an die Kurve und die Verantwortlichen des Vereins Mainz 05
Am Anfang, bevor wir gleich zum Kern der Sache kommen, ein paar grundsätzliche Worte, damit die folgende Stellungnahme richtig eingeordnet und nicht missverstanden wird: Uns allen ist bewusst, dass ein Stadionpublikum aus vielen verschiedenen "Typen" besteht, dass es Leute gibt, die ein Spiel eher passiv betrachten wollen und Menschen, denen nichts wichtiger ist, ihre Verbundenheit zu Mainz 05 im Stadion voll auszuleben und zu zeigen: Mit all ihrer Kraft, Kreativität und nach außen getragener Emotionalität. Dazwischen gibt es natürlich viele Abstufungen - Fans sind nicht "schwarz oder weiß".
Vereinigungen wie die Supporters haben die Aufgabe und das Ziel, Fanclub- und orientierungsübergreifend eine Brücke zu schlagen zwischen den vielen Möglichkeiten, sich als Fan einzubringen und für das Werben um Verständnis und Respekt der verschiedenen Gruppen untereinander. Natürlich auch, um auf Dauer zu einer besseren "Fußballstimmung" im gesamten Stadion zu kommen. Dabei ist völlig klar, dass die Südtribüne als ausgewiesene Fan- und Stimmungskurve anders funktioniert und andere Bedürfnisse hat als die anderen Tribünen. Hier sind die Fans, die ihre Stimmungen ausleben wollen, die mehr Freiräume brauchen und wollen als vielleicht anderswo im Stadion. Es ist unbestreitbar, dass die Stimmung auf der Südtribüne die Stimmung auf den anderen Tribünen mindestens so beeinflusst, wie der Spielverlauf auf dem Rasen - im Positiven wie im Negativen.
Und nun zum Thema:
Vermehrt wurden in letzter Zeit Klatschfächer, finanziert von Sponsor DBV-Winterthur oder Mainz 05 selbst, in der Fankurve verteilt.
Wir, die aktive Fanszene in Form der unterzeichnenden Gruppen oder Fanclubs, lehnen diese Fächer auf den Stehrängen ab, da sie auf diesen Plätzen der Stimmung deutlich mehr schaden als nützen. Durch das monotone Geklapper wird jeder Gesang im Rhythmus gestört, es ist nicht möglich im Takt zu bleiben, wodurch den Gesängen jede Durchschlagskraft genommen wird. Es bildet sich eine ständig gleichbleibende Geräuschkulisse, die jegliche Kreativität vermissen lässt und so auch keine Stimmung im eigentlichen Sinne entstehen lassen kann.
Zumindest in der Kurve, also auf der Südtribüne, herrscht ein etwas anderer Anspruch an die Unterstützung der Mannschaft und unter den Fans selbst. Auf den Sitztribünen mögen die Klatschfächer tatsächlich stimmungs- und aktivitätsfördernd auf die eher ruhigen Zuschauer wirken. Wir haben nichts dagegen, dort solche Fächer auszuteilen, aber die Kreativität und die Freude der Fankurve am Support wird durch den Einsatz von Klatschfächern heftig ausgebremst, wenn sie auch dort zu finden sind. Dabei wollen wir keinesfalls verschweigen, dass ja niemand "gezwungen" wird, die Klatschdinger zu benutzen, aber wenn auf der Südtribüne auch nur einige wenige diese Fächer im Gebrauch haben ist es schon schwer, anderen, gesangsorientierten Supportformen zu folgen, sie aufzunehmen und weiterzutragen. Daher: die Südtribüne muss fächerfrei bleiben!
Im Prinzip ist eine solche Aktion ja vom Verein sicher gut gemeint, allerdings wird unser aktuelles Problem der ohnehin zu großen Passivität in der Kurve dadurch nur noch gefördert. Der Schuss geht nach hinten los, die Arbeit der aktiven Fans, andere zu mehr eigenem Engagement zu bewegen, wird untergraben.
Diese Argumente wurden bereits in mehreren Gesprächen dem Verein vorgetragen (
schon nach der himmelblauen Winkehand-Aktion in Kaiserslautern) mit der Bitte, Fanaktionen, die der Verein oder Sponsoren planen, in Zukunft mit den Fans - vertreten durch die Supporters - abzusprechen. Der Verein schien unser Problem verstanden zu haben und versprach, es in Zukunft so zu handhaben. Beim Heimspiel gegen Cottbus wurden jedoch ohne vorherige Absprache plötzlich Klatschfächer im gesamten Stadion verteilt, auch in der Kurve.
Nochmals wurde der Verein in Gesprächen darauf hingewiesen, keine Fanaktionen ohne Absprache durchzuführen, und dabei wurde auch konkret auf die spezielle Problematik der Klatschfächer für die Stimmung auf der Südtribüne eingegangen. Das funktionierte bei den kommenden Heimspielen: Wenn Fächer verteilt wurden, dann nur auf den Sitztribünen. Bis dann die Klatschdinger plötzlich in Stuttgart massenhaft wieder auftauchten, in den Bussen und vor dem Gästeblock verteilt wurden. Ohne Anfrage, ohne Absprache - sicher "nur" wieder eine Gedankenlosigkeit des Vereins, die er sich und uns so leicht hätte ersparen können ... In diesem so wichtigen Spiel wurde damit eine durchgängig gute Stimmung, ein Miteinander der verschiedenen Fangruppierungen, die auswärts nun einmal in einem gemeinsamen Block stehen, praktisch unmöglich gemacht. Jeder Rhythmus, jedes Lied, wurde durch die andauernde Monotonie des Fächerklatschens zerstört. Vielen aktiven Fans war damit die Lust endgültig genommen, vor allem fühlten wir uns (wieder mal) vom Verein übergangen.
Eine Trotzreaktion in Form eines Stimmungsboykotts halten wir in der sportlich prekären Lage nicht für das richtige Mittel, das wäre sicher überzogen und würde Mannschaft und Trainer nicht gerecht. Lasst uns die Saison gemeinsam mit Würde zu Ende bringen, wo immer sie uns hinführt: Mit unseren Mündern und unseren Händen, mit gemeinsamem, lauten, kreativen Support!
Aber dennoch wollen wir hier vom Verein abermals und öffentlich Grundlagen einfordern, die für uns jetzt und für die Zukunft von enormer Wichtigkeit sind:
1. Fanarbeit ist Fansache! In der Fanszene bestehen Institutionen, die in der Lage sind, Fanaktionen aus eigener Kraft durchzuführen. Verein wie Sponsor sollten den eigenen Fans das Vertrauen schenken, zumindest ihre Kurve, die Südtribüne, eigenständig, bunt, laut und kreativ zu gestalten.
2. Faninstitutionen tatsächlich für voll nehmen und unsere Kompetenz in Sachen Fußballstimmung anerkennen! Mit den Supporters ist eine Organisation geschaffen worden, die in der Lage ist, große Fanmassen zu mobilisieren und diese hinter sich weiß. Auch bei der Demonstration und dem Einwohnereintrag für ein Stadion wurde dies ausdrücklich unter Beweis gestellt. In zukünftigen Gesprächen sollte der Verein die Supporters als wirklich gleichberechtigten Partner und als Sprachrohr der Fans anerkennen - vor allem als Fachleute in Bezug auf Fanbelange, -befinden und Stadionstimmung. Leider vergisst der Verein noch zu oft, diese Kompetenz zu nutzen und im Zweifel mal von sich aus auf diese Institution zuzukommen, sich zu informieren und Absprachen zu treffen, und - noch wichtiger - getroffene Absprachen einzuhalten! Es darf nicht länger sein, dass die Supporters bei Fanaktionen des Vereins übergangen werden und erst im Nachhinein davon erfahren.
Bisherige Unterzeichner:
Supporters Mainz e.V., Ultraszene Mainz, Meenzer Metzger, Fanatics Mainz, Partysan, Homeground Support, Wilde Jungz Mainz, Flagrantia Moguntia, Netzwerk, 86er Dinos, Red Side Mainz, Moguntia Rot Weiss, Mainz 05 United, Taunus Madness,
Subciety Mainz a.k.a. Stadionbeschmierer, Riesling City
Noch ein paar Details... :
Purer Lärm ist in unseren Augen keine Stimmung, es kann bei Standardsituationen eine gewisse Atmosphäre aufbauen... Aber Stimmung über 90 Minuten zeichnet sich doch eher dadurch aus, dass die Leute vor Emotion austicken, herumhüpfen, Fahnen schwenken, brüllen und schreien. Man schwimmt mit im Puls der Gesänge und vergisst für kurze Zeit alles, da einen die Faszination, den die Gesänge auslösen, vollkommen eingenommen hat. Ein stures Geklatsche lässt solche Emotion nicht zu, es entbehrt auch jeglicher Kreativität.
Kreativität. Ein Begriff, der unsere Fanszene einst prägte und für den wir oft über den grünen Klee gelobt wurden. Unser Anspruch als Fankurve des FSV Mainz 05 muss es doch sein, unserer Liebe zum Verein einen besonderen Ausdruck zu geben. Deshalb gibt es neue Lieder, deren Texte wir auch immer wieder auf Flyern mitteilen, wir versuchen in diesen Texten unserer Liebe zum Verein in Worte zu fassen. Solche Gesänge bringen Leidenschaft mit sich, man kann voll hinter dem stehen, was man singt. Nicht ein Lied wie Lalalala + Vereinsname, das genauso gut beim VFL Wolfsburg gesungen werden könnte, nein, es gibt uns einen eigenen Touch, eine Besonderheit, Individualität! Genau diese Eigenheit ist um so vieles mehr wert als oberflächlicher Lärm, weil es von uns selber kommt.
Die Zeit, das Geld und Herzblut, was viele Fans in diesen Verein stecken, hat sich in der Vergangenheit schon oftmals in grandiosen Choreographien oder eben in der Stimmung ausgezahlt. Wir haben bewiesen, dass wir auch ohne Hilfe vom Verein oder Sponsoren etwas besonderes in der Kurve schaffen können. Vor allem aber der ideelle Wert einer Aktion von Fans für Fans ist höher zu bewerten als eine Aktion, in der ein Geldgeber eine Firma beauftragt, Klatschfächer herzustellen.
Neben dem Argument, dass diese Fächer für die Stimmung konkret schädlich sind, bergen sie vor allem langfristig eine Gefahr. Wir mühen uns seit einiger Zeit intensiv darum, dass alle ein wenig mehr Engagement für die Fankurve zeigen. Jeder soll Eigeninitiative entwickeln, sich in Organisationen wie den Supporters einbringen, versuchen sich zu informieren und Gedanken machen über seine Fankurve. Nun bekommt man aber wieder Sachen vor den *** getragen und die Bequemlichkeit bei vielen Fans steigt. Wenn der Verein dann langweiliges Geklapper noch als gute Stimmung verkauft, stellen sich bestimmt viele die Frage: "Warum soll ich denn dann noch was machen, wenn die Stimmung eh so gut ist?" Aber Leute, das kann es ja wohl nicht sein. Wenn wir es realistisch sehen, wird unsere Stimmung seit etwa 2 Jahren immer schlechter und dagegen können wir nur etwas tun, wenn wir alle die Ärmel hochkrempeln und von alleine das Problem anpacken.
Wir hoffen, ihr könnt unseren Standpunkt nun etwas besser verstehen und auch nachvollziehen. Wenn ihr Fragen habt, Anregungen, Kritik, Ideen, egal was, dann geht zu den Supporters oder zum USM-Stand. Da sitzen Leute, die sind für euch da und wollen etwas für euch und die Fankurve tun, das funktioniert nur wenn ihr Fans diese Anlaufpunkte auch nutzt und ein gewisses Feedback gebt!"
Quelle:
http://www.ultraszene-mainz.de/
gähn
