Mac41 hat geschrieben:@Mario
Du sprichst 2 Dinge an, die in der Zukunft liegen, aber als Entwicklung im Hic et Nunc begründet sind.
Ich bin, was die Stimmung im Stadion angeht nicht so optimistisch, Stuttgart als Initialzündung für die weitere Zukunft zu sehen und zu glauben "Jetzt geeehts loo-oos"
Früher war das leider auch nicht so, das wir regelmäßig das Tier vom Betzenberg wecken konnten, viele Spiele dümpelten auch dahin, ohne das wir den berüchtigten 12 Mann so richtig losließen. Hilfreich waren auf jeden Fall Flutlichtspiele, bei denen das Gefühl der Enge und Geschlossenheit des Stadions noch verstärkt wurde. Denn der Betze eines der wenigen reinen Fußballstadien, die meisten anderen, insbesondere die größeren Schüsseln hatten eine Laufbahn und dann kamen die Bayern halt aus dem luftig-leichten und weiten Olympiastadion auf den engen Betzenberg.
In den letzten Jahren war es so, immer wenn der Hype im Vorfeld am größten war, tat sich die Stimmung am schwersten. Vor Stuttgart war es erstaunlich ruhig, das war ein wohl "gutes Zeichen". Aber das Ganze wäre nicht möglich gewesen, wenn der Zorn nicht durch Rafatii geweckt worden wäre, wenn nicht Ivo schon mit einem gewissen Zorn eingewechselt worden wäre und wenn nicht ..... Dazu kommt, die Spontanität der Masse kann nicht geplant werden. Nicht das nette Trällern von DSDS Knabenchören, wie hardy68 richtig bemerkte, macht das besondere Feeling, sondern der furor palatinus, der allerdings aus dem Spiel heraus entsteht und erst entfesselt werden muss. (Übrigens: wer PC predigt wird dieses Tier nicht wecken). Dazu gehört die Aktion auf dem Spielfeld und sei es der eingesprungene Harry oder die briegelsche Walze.
Das muss die Mannschaft auspacken und dann springt auch der Funke als Feuer von den Tribünen zurück.
Christian, oder dann den ganzen Nickname bitte, Mac...
Ich sehe das etwas entspannter als du. Warum? Nun, jedem sollte m.E. klar sein, dass eine solche Stimmung kein Selbstläufer ist, nix Planbares (@bene667: du hast Recht). Aber die Beispiele, die ich genannt hatte, die zeigen auch: die berühmte Westkurve ist nicht tot. Und ich lasse sie mir auch nicht totreden, nur weil ich weiß, dass dies nicht immer so sein wird wie gegen Stuttgart.
Den angesprochenen Furor Palatinus (der sehr wohl auch mit PC geht, oder hast du in den letzten 20 Minuten des Furors auch nur einmal AWH gehört? Da war nur Krach und Schimpfen auf den Schiri, Nachvornetreiben und Gegner auspfeifen <-- alles weitgehend sogar im Rahmen einer gewissen PC!) zu entfachen, das wird nicht immer gelingen, ganz klar.
Aber jeder dürfte am Samstag gesehen haben, dass es geht. Die Männer in Rot, die das wohl noch nie oder nur als Fan (Sippel, Abel) miterlebt haben, die sich mit Sicherheit noch mehr zerreißen werden, um diesen Furor zu entfachen, weil sie wissen, dass dann noch mehr geht als sonst. Der Trainer, der daraus vielleicht (ich hoffe es, komme aber auch gleich noch mal separat auf ihn zu sprechen) mehr Mut für die Heimspiele schöpft und damit seinen eigenen Teil dazu beiträgt, dass der Furor entfacht wird. Die gegnerischen Teams, die nach Miterleben dieses Spiels (und hoffentlich einiger Wiederholungen) merken, dass es den alten Betzegeist immer noch gibt und dann (hoffentlich) wieder mit mehr Respekt auf den Berg fahren. Und letztlich auch wir Fans, die am Samstag gemerkt haben sollten, was möglich sein KANN, wenn die Rahmenbedingungen stimmen und eben nicht nur der Gesangsverein Lyra den Ton angibt.
Und wenn es halt den Rafati braucht, dass wir den Furor entfachen, gut, dann her mit dem. Wo ist das Abo zur Unterschrift...?
Mac41 hat geschrieben:Eine zweiter Aspekt den du ansprichst, ist die Entwicklung des Trainers. Schon letztes Jahr hatte ich gefordert, das er sich freischwimmt und seinen Weg, auch emotional, geht. Das tat er damals gegen 1860, als er seine Emotionen in der berühmt Faust endlich herausließ. Das war auch gegen den Frust mit seinem alten Arbeitgeber, die PC-Tante Ewald beklagte das ja öffentlich. Gegen Stuttgart hatte der Trainer wohl anfangs noch die anerzogene Beißhemmung, er hatte die Mannschaft zwar umgestellt und den geforderten Petsos gebracht, aber mit Schulz quasi auch einen Gegenpart! (Ich weis es nicht, aber manchmal hab ich den Eindruck, als würden gewisse Spieler wg. "übergeordneter Interessen" eingesetzt.) Die taktische Umstellung fand ich im Prinzip garnicht so schlecht, da sie den Schlüsselspieler Tiffert in eine zentralere Rolle brachte. Doch die desolate IV, in Verbindung mit dem fehlenden Abfangjäger Bilek führte zu den 2 dummen Gegentoren und für Amedick galt der alte Philosophenspruch: Hast du Scheisse am Fuß - hast du Scheisse am Fuß!
Im Gegensatz zu den Medien, die den Trainer bei diesem Spiel als eine Art Tuchel vom Betzenberg darzustellen versuchten, würde ich eher sagen, das Kurz echte Emotionen endlich rausließ und dann auch noch seine Entscheidungen vor dem Spiel kippte und "emotional" wechselte.
Ich hatte schon früher geschrieben, das bei uns das überraschende Moment fehlt, das das alles zu kontrolliert abläuft und sich jeder Gegener darauf einstellen kann. In den letzten 30 Minuten war nichts logisch und kontrolliert, das war überraschend und emotional.
Das ging gut, aber wenn die Stuttgarter cleverer gewesen wären und nicht gerade erst selbst sich aus der Scheisse ziehen würden, dann hätten die auch gut noch 2 Tore draufsatteln können und dann würden wir hier die Depression pflegen und die Rufe aus der Halbzeit, die dem Trainer galten würden weiter im Raum stehen und die morgige JHV wäre alles andere als entspant.
Aber: Wer jetzt erwartet, das das jedesmal so geht und das das jedesmal auch so klappt, weckt Erwartungen, die so nicht erfüllt werden können.
Ein Tuchel vom Betzenberg? Wo kam das denn? Muss mir entgangen sein, obwohl ich außer DSF und Sky nahezu jede Zusammenfassung gesehen habe von diesem Spiel...
Nein, das ist er nicht. Marco Kurz ist ein gescheiter Mann, den v.a. folgende Punkte auszeichnen: eine entwaffnende Ehrlichkeit und Geradlinigkeit und damit eine Authentizität, wie ich sie bei kaum einem anderen Trainer so erlebt habe.
Der hat es nicht nötig, nach dem Spiel noch stundenlang auf den Schiri einzudreschen, da sucht er lieber die Fehler in den eigenen Reihen, auch wenn er allen Grund hätte, auf den Schiri einzuhauen. Der lässt sich nicht reinreden in seine Arbeit, allerdings ist er auch nicht so borniert und stur wie der ein oder andere Vorgänger von ihm, an Leuten oder Systemen festzuhalten, wenn es nicht läuft.
Wie komme ich darauf? Wir haben ja nun den ein oder anderen Systemwechsel miterlebt. In Leverkusen hat er Lehr(lings)geld bezahlt, in Hamburg und Freiburg hätte er fast einen Überraschungscoup gelandet, gegen Gladbach ging die Taktik auf. Nur bei den blutleeren Auftritten gegen Frankfurt, Hannover und Dortmund spielten die Taktikänderungen kaum oder keine Rolle. Grundvoraussetzungen für Erstligafußball sind nun mal Einsatzwille und Konzentration. Die müssen aber die Spieler erbringen, da kann man nicht am Trainer meckern. Unterm Strich hat nicht alles zum Erfolg geführt, aber er hat nun (im Gegensatz zum letzten Jahr) gleich mehrere Optionen und mehr Flexibilität innerhalb eines Spiels. Auch das sehe ich als einen Entwicklungsfortschritt an.
Er ist sich auch nicht zu schade, "große" Namen draußen sitzen zu lassen, wenn es nicht läuft. Wie am Sa. mit "Opfer" Bilek, wo er sich mit Schulz mehr Spielkultur bei der Spieleröffnung versprochen haben dürfte, was in der Tat eine von Schulz' Stärken ist, dieser jene aber am Sa. überhaupt nicht zeigen konnte, ein ganz übles Quer- und Rückpassgeschiebe geboten hat (um das Wortspiel zu bringen: "der Schulz ging nach hinten los

). Er hat auch den nicht 100%ig fitten Ilicevic draußen gelassen, obwohl der nach den meisten, bis jetzt gezeigten Leistungen eigentlich hätte spielen müssen. Stattdessen hat er einen Rivic gebracht, der sein Potential mindestens angedeutet hat, zumindest MIR sehr viel Spaß gemacht hat, auch wenn Aufwand und Ertrag in einem krassen Missverhältnis standen. Dann hat er Kirch wieder von der RV-Position verschoben und stattdessen einen 19-Jährigen eingebaut. De Wit wieder eine Pause gegeben (wirkte in Leverkusen unfrisch), ebenso Nemec.
Auch zuvor gab es schon einigermaßen interessante Personalspiele, v.a. im Sturm, wo bis jetzt aber noch keiner durchweg überzeugte, Hoffer im Pokal beim VfL, gegen die Bayern und gegen Hoffenheim, Micanski jetzt zum ersten Mal im Pflichtspiel und Nemec gegen Bayern und gegen Gladbach. Aber auch dem Aufstiegshelden Bugera hatte er eine Denkpause verschafft, nachdem dessen Leistungen gelinde gesagt grottig waren. Und ihn aber auch wieder eingebaut, als dessen Vertreter gleichsam anfing zu schwächeln.
Natürlich macht Kurz nach wie vor Fehler. Die macht jeder Trainer, auch die ganz Großen des Fußballs. Die wird er auch weiter drin haben. Er hat aber m.E. die Fähigkeit diese zu erkennen und zu lernen daraus, es beim nächsten Mal anders zu machen (was dann vielleicht nicht immer besser wird, aber immerhin auch schon zur Besserung beiträgt). Die ein oder andere Umstellung/Korrektur auch im Spiel hat ja auch durchaus gefruchtet. Vielleicht muss er manches Mal noch etwas schneller reagieren, weniger zauderlich, aber auch das ist etwas, was mit zunehmender Erfahrung und besserem Wissen zum Kader (bei 10 Neuzugängen pro Saison brauchts nun mal Zeit) immer besser funktionieren kann. Ich traue es ihm definitiv zu und kann auch die allzu kritischen Stimmen zum Trainer nach wie vor gar nicht nachvollziehen (ich vermute mal, die punktausbeuteorientiert sind, die Arbeit des Trainers aber nicht würdigen)!
Mag sein, dass er ab und an noch mehr aus sich rausgehen müsste, dass er etwas gebremst wirkt. Auch das wird er noch ablegen, wenn sich Erfolgserlebnisse einstellen. Wobei ich grade seine analytische Nüchternheit schätze und die Art, wie er manches auf den Punkt bringt. Einen Selbstdarsteller an der Seitenlinie der Marke Toppmöller brauche ich nicht.
Am Samstag war ich nach dem Spiel erleichtert, dass Gladbach gewonnen hat, Frontzeck damit erst mal gerettet scheint. Warum? Ich halte von Frontzeck nicht viel, der hat das Zeug dazu, dass die in die Zweite Liga abrauschen werden. Als ich das meinem Kumpel sagte, meinte ein älterer Herr, dass das genauso wäre wie bei unserem. Konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen und teilte dem das auch entsprechend mit...
Nein, ich bin nach wie vor überzeugt, dass die magere Punkteausbeute definitiv nicht am Trainer liegt. Da war einiges an Unvermögen/individuellen Fehlern im Spielermaterial, was zu den Niederlagen führte. Dazu ein gerüttelt Maß an Pech (wir haben mal wieder die meisten Alutreffer) und Versagensängsten. Lediglich in Leverkusen sehe ich den Trainer in der Verantwortung, mit der falschen Taktik losgelegt zu haben. Ansonsten bin ich nach wie vor überzeugt davon, dass der einen sauguten Job macht!